Forum

[Louarn]

Nachdem ich noch zwei Römer erschreckt hatte, um mich durchzufragen, wo ich hinmusste, fand ich endlich einen Kelten, der nicht gleich dachte, ich wollte ihn fressen, und der mir dann auch das richtige Haus zeigte. Ich bedankte mich und ging zu diesem steinernen Ungetüm hinüber. Wie viele Leute wohnten hier? Zwei Dutzend? Ich war mir nicht wirklich sicher, was ich erwarten sollte. Oder ob das hier eine gute Idee war. Oder ob die Stelle noch zu haben wäre. Oder ob sie mir gefallen würde. Was machte ein Türsteher überhaupt?
Egal, ich klopfte trotzdem mal an und hatte eigentlich keine besonderen Erwartungen daran. Wahrscheinlich war das auch wieder ein Römer, der dachte, ich wollte ihn auffressen oder so.

[Flavianus Pytheas]

L. Fadius Paetus, der Veteran, der nun Türsteher war, rief: "Die Tür steht offen!", machte sich aber dann daran, nachzusehen. Gerade Leute niedrigen Standes waren oft schüchtern. Sein Dienstherr hatte ihm aber eingeschärft, dass gerade ihnen diese Scheu genommen werden sollte. Die richtige Mischung aus Selbstsicherheit und Freundlichkeit auszustrahlen, war oft gar nicht so leicht.
Paetus ging also zur Tür. Er war ein großer Mann für einen Römer, doch was da vor der Tür stand, überragte ihn mindestens um einen Kopf. Es war ein großer langhaariger kupferroter Barbar, der Paetus an die Feinde in den Schlachten erinnerte, denen er gegenüber gestanden hatte. Aber der da lief nicht brüllend und mit einem Schwert bewaffnet auf ihn zu, sondern schaute nur ganz neugierig.
"Salve", sagte Paetus: "Komm ruhig herein und nimm im Atrium Platz. Vor dir sind allerdings noch fünf Patienten dran, so dass du dich auf Wartezeit einstellen musst" 
Der Typ sah eigentlich nicht krank aus, sondern wie ein keltischer Krieger. Was mach ich nur, wenn der gar nicht warten will?, dachte Paetus. 

[Louarn]

“Was sind Patienten?“ murmelte ich halblaut und trat vorsichtig in diesen steinernen Koloss ein, als könnte das Haus mich mit Haut und Haaren verschlucken. War der Mann hier derjenige, der den Aushang angebracht hatte? Sah nicht so aus. Vielleicht war DAS ja ein Türsteher und die Arbeitsstelle schon vergeben. Ich hatte zwar keine Ahnung, was der Kerl machte oder wer er war, aber ich wusste ja auch nicht, was genau die angepriesene Arbeit war.

Ich entschloss mich dazu, lieber zu fragen, bevor ich unser aller Zeit verschwendete. “Ich bin deshalb hier“, sagte ich und hielt ihm die mitgenommene Tafel unter die Nase. “Gilt das noch?“ Wenn nicht, musste ich niemandes Zeit hier verschwenden.

[Flavianus Pytheas]

" Patienten kommt von patiens, das heißt leidend, und so nennt man die Leute, die kommen, vom Medicus behandelt zu werden", erklärte Paetus: 
"Also ja, ich bin der Türsteher. Aber mein Chef weiß, dass ich schon sehr lange zu meinem Sohn nach Glevum ziehen möchte. Wir suchen einen Nachfolger für diese Stellung"
Der Veteran schaute den großen Keltenkrieger etwas zweifelnd an:
"Sechs Denare in der Woche und Kost frei" 
Ihm gingen schon Gedanken durch den Kopf: Ist der der Richtige? Werden sich die kranken Kinder nicht zu Tode erschrecken, wenn sie ihn sehen? Und die Frauen? Und - ist er denn vertrauenswürdig?
" Ich stelle dich am besten dem Medicus vor. Der muss es entscheiden. Wie heißt du überhaupt?", sagte er laut. 
Mit geübtem Blick schaute er, welcher Behandlungsraum gerade frei wurde und gab Louarn ein Zeichen:
"Jetzt! Komm einfach mit"  >>>>

[Wicho]

Wicho kam vom Einkauf zurück. Er stolperte mit einem Korb, voller verschlissener Bettwäsche, zur Türe herein. Diese hatte er quasi umsonst bekommen, um daraus Verbandsmaterial herzustellen. Verdutzt schaute er auf Louarn, wer war denn das, der stand doch auf den Platz von Paetus. „Was machst du hier? Wo ist der Medicus?“ Voller Misstrauen kam seine Frage, denn der Kerl da vor ihm erinnerte ihn an einen Krieger. Ihm war bewusst der da vor ihm war viel größer und stärker als er. Bestimmt hatte er auch Kampferfahrung und er wäre machtlos. Außer loszurennen und nach Hilfe rufen hatte er eine Möglichkeit, wenn der schon Paetus aus dem Weg geräumt hatte.

[Louarn]

Nachdem Flavianus Pü wieder in sein Zimmer verschwunden war zusammen mit einem Mann mit, wenn ich raten müsste, Eiterbeule an einer ungünstigen Stelle, war ich mit dem alten Soldaten allein. Der beäugte mich noch eine Weile, als erwarte er, dass ich im nächsten Moment eine Waffe zückte und alle hier abschlachtete. Ich lehnte mich einfach nur gegen eine Säule, verschränkte die Arme und ignorierte den Kerl, bis es ihm zu langweilig wurde und er mich mit einer letzten Drohung dann doch verließ.

Danach gehörte der Raum wohl mir. Flavianus Pü holte einen weiteren Kranken in sein Zimmer, und eigentlich war nur noch ein weiterer Mann nun da, als es an der Tür klopfte und eine ältere Frau mit einer noch viel älteren Greisin zum Medicus wollte. Ich öffnete die Tür und machte Platz. “Brauchst du Hilfe, um zu dem Stuhl zu kommen?“ fragte ich die alte Frau freundlich, erst auf Latein, da ich sie für eine Römerin hielt, nach einem kurzen, scharfen Blick dann auf keltisch, was ihr ein Lächeln ins Gesicht zauberte. “Ja, gerne, junger Mann“, meinte sie und ergriff meinen Arm. Die junge Frau hinter ihr schaute verwirrt, wie sich die Greisin von mir führen ließ und mir dabei ziemlich häufig über den Arm fuhr, bis sie saß.
Die jüngere der beiden beugte sich grinsend zu mir. “Eigentlich ist sie noch sehr gut zu Fuß“, gestand sie mir grinsend.
“Das hab ich mir schon fast gedacht“, flüsterte ich zurück und schenkte der älteren ein kurzes Zwinkern, was diese selig aufnahm. Ich hatte nichts dagegen, wenn eine Großmutter sich so nochmal kurz wie ein junges Mädchen fühlte, nur weil sie an meinem Arm ging.

Ich schlenderte ein wenig summend durch den Raum, als die Tür aufging und wohl noch ein Patient reinkam. Warum auch immer der einen riesigen Korb mit sich rumschleppte, den ich mal schnell stützte, bevor der noch runterfiel. “In pass auf die Tür auf und der Medicus ist in seinem Zimmer. Sind aber noch zwei Leute vor dir dran. Setz dich“, deutete ich auf den jetzt noch freien Stuhl und fragte mich, woher die Leute wissen sollten, wann sie nicht mehr kommen durften, weil so hörte das ja am Ende nie auf mit diesen - wie hießen sie noch? - Patienten.

[Wicho]

Wie ich pass auf die Tür auf? Was redete der? Warum sollte ich mich hinsetzen. „Wo ist Paetus?“ Wicho hatte nicht gerade sanft seinen Korb auf den leeren Stuhl abgesetzt und ziemlich energisch nachgefragt, wo denn nun Paetus war. Ohne eine Antwort abzuwarten, drängelte er sich an den Riesen vorbei, bis vor das Behandlungszimmer. „Patron bist du da drin? Ist alles in Ordnung?“ Der Kerl war Kelte unverkennbar, aber das war ja kein Freibrief, dass der hier drin schalten und walten konnte wie er wollte. Außerdem hatte Wicho gerne einen aufmerksamen Blick auf seinen Patron. Der war ihm manchmal zu vertrauensselig, weil er nur an das Gute in den Menschen glaubte. Obwohl er ein Freigelassener war, hätte er es doch besser wissen müssen.

[Louarn]

Ich war es ja durchaus gewohnt, dass Römer mich pauschal wie einen Verbrecher behandelten, aber der Kerl hier redete zumindest keltisch und schaute nicht übertrieben römisch aus, weshalb ich eigentlich annahm, dass er zumindest zur Hälfte Kelte vielleicht war. Und die behandelten mich eigentlich nicht… so!
“Wenn das der ältere Typ ist, der davor Türsteher war, dann kauft der gerade Zeug für seine Schwiegertochter“, versuchte ich, geduldig zu sein, auch wenn es schwer fiel. Dann aber drängelte der Typ sich einfach an den anderen wartenden vorbei und wollte gleich zum Medicus.
Ich griff nach seiner Schulter und zog ihn erstmal zurück. Soweit kam es grad noch! “Also erstens bin ich mir ziemlich sicher, dass der Heiler Flavianus heißt, und nicht Patron. Und zweitens wird sich hier nicht vorgedrängelt. Die anderen waren vor dir da, und du siehst nicht so aus, als bräuchtest du dringend einen Heiler. Also setz dich hin und warte, bis du dran bist.“ Vielleicht war das doch ein Römer, wenn der so wenig Respekt vor den Alten und Kranken hatte, dass er meinte, sich vordrängeln zu müssen.

[Wicho]

 Welche Schwiegertochter? Der Kerl war doch irre. Nun grapschte der ihn auch noch an. Wicho einer der friedensliebendsten Menschen, neben seinem Patron, verlor langsam die Geduld. Der wollte ihn doch wirklich daran hindern mit seinem Patron zu sprechen. „Nimm gefälligst deine Griffel von mir. Du hast doch wohl nicht alle Latten auf dem Zaun. Ich arbeite hier und ich kann da sehr wohl rein.“ Wütend trat ihm Wicho auf seinem rechten Fuß, nahm seinen Korb und ging damit weiter in zur Küche. Das war ihm wirklich zu blöde. Vielleicht fand er dort jemanden der ihm erzählen konnte was hier los war.

[Louarn]

Scheiße, da passte man eine Sekunde nicht auf, und der Kerl stampfte einem auf den Fuß! Zum Glück war mein Stiefel recht dick und der Kerl vor mir jetzt nicht so kräftig, aber weh tat es trotzdem. “Aua?“ meinte ich fragend, während der Kerl schon maulte, er würde hier arbeiten, und mit dem Korb weiter nach hinten stapfte. So langsam glaubte ich, dass hier nur Verrückte arbeiteten. Das konnte ja noch lustig werden.