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[Louarn]

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Vollgepackt mit Niamhs Korb und mit Alun und seinem Pferd im Schlepptau näherten wir uns der Quelle und dahinter dem Dorf der Priesterinnen, als ich plötzlich eine laute, mit wohlbekannte Stimme hörte. Oh, verdammt, ich hatte es verpasst. Ich stieß Alun kurz mit dem Ellbogen in die Seite und grinste ihn an, ehe ich den Weg leicht änderte und direkt zur Quelle ging. Wenn Dunduvan schon da war, mussten wir ihn schließlich auch gleich begrüßen, auch wenn ich mich wohl hüten sollte, ihn auch Bruder zu nennen, solange Niamh mit dabei war. Aber der drang, ihn wiederzusehen, zu begrüßen und vor allen Dingen zu necken war stärker als irgendwelche Geheimhaltungsabsichten. Also ging ich zielstrebig das letzte Stück zur Quelle und setzte dort Niamhs Korb ab, ehe ich zu Dunduvan rüber ging.

“Sag nicht, dass ich es verpasst habe?“ meinte ich schelmisch schmollend, als ich auf Dunduvan zuging und ihn auch noch einmal erstmal in eine Bärenumarmung zog, um ihn zu drücken. “Ich wollte noch extra ein Stück Seife besorgt haben, wenn du dir schon den Mund auswaschen musst, aber Gilda wollte mir einfach keins geben“, grinste ich ihn an, als ich ihn wieder losließ.

Dann trat ich einen Schritt zurück, so dass er auch Alun – und wohl eine ziemlich verwirrte bis angefressene Niamh – sehen konnte. “Schau mal, was der Fuchs im Wald gefunden hat“, sagte ich – was in unserer Muttersprache ja durchaus zweideutig war, war doch mein Name das Wort für Fuchs – und gab ein kurzes Kopfnicken in Richtung Alun. Auch Dunduvan hatte ihn zwei Jahre nicht mehr gesehen und freute sich sicherlich ebenso wie ich, dass unser verlorener Bruder wieder zurück war. Auch wenn er keine Hose anhatte.

[Dunduvan Deimos]

Dunduvan wand sich ein wenig wie ein Aal in Louarns dampfender Vitalität. Aber er freute sich, den Rothaarigen zu sehen:
"Cartivel hat keine Seife erwähnt", erinnerte er ihn lachend: "Das hätte mir gerade noch gefehlt! Alun, du bist es doch?! Es tut gut, dich zu sehen", mit einem Satz war er bei ihm. Alun war seiner Meinung nach der Bruder mit dem klarsten Verstand. Er sah aus wie ein Römer, wenn er sich entsprechend kleidete, und vielleicht waren auch seine Vorfahren kluge und bewusste Mittler des Bösen gewesen. Er war sich sicher, dass Alun sofort die strategischen Vorteile des Pyr Automaton, das er in der Höhle gebunkert hatte, erkennen würde. 
Er hatte fragen wollen, wo Alun die letzten beiden Jahre gewesen war, um dann vom Plaudern zu Kriegsgesprächen überzugehen, aber Louarn hatte ein Mädchen dabei. Natürlich hatte er, dampfende Vitalität eben wie ein Bär, die raus musste. Dunduvan wusste nichts über Niamh. Er hielt sie für irgendeine junge Frau aus Iscalis oder Umgebung, einen Ersatz für Raven. Louarn tat allerdings gut daran, sich über Raven hinweg zu trösten.
Blöd war nur, wenn dieses junge Ding sich jetzt die ganze Zeit an Lou klammern würde, so dass man mit ihm kein vernünftiges Wort reden konnte.
Dunduvan  zwang sich zu einem Lächeln, das nicht bis zu seinen Augen vordrang:
"Ich heiße Dunduvan", sagte er: "Ein... Freund", er schaute zu Lou, ob er ihm die Frau vorstellte. Oder ob sie es selbst tat. Er nannte sich nicht Bruder, das ging die Fremde nichts an.

[Calum]

Calum hatte sich während Dunduvans Ritual im Hintergrund gehalten. Er war gebeten worden, ihn zu begleiten und das hatte er getan. Doch die Göttin um Vergebung konnte er nur selbst bitten.
Doch sie schien heute in versöhnlicher Stimmung, denn seine Stimme kehrte zurück. Das eine, das verhinderte, dass sein Bruder vernünftig zuhörte. Obwohl, selbst dann verstand er nur das, was er wollte. Ihre Reise hatte die Missverständnisse nicht aus dem Weg geräumt. Im Gegenteil eher...

Doch ehe sie miteinander sprechen konnten, kamen weitere Personen herbei, eine davon ihm lieber als alles andere. Louarn erhielt einen warmen Blick von Calum, der die Hand hob. Leider hatten sie eine Zeugin, die allzu vertrautes Verhalten womöglich befremdlich finden würde.
Doch die Überraschungen hörten nicht auf. Er hätte ihn fast nicht wiedererkannt, doch es schien tatsächlich Alun zu sein!
"Alun!", rief auch er und trat vor. Er musste an sich halten, nicht all seine Freude über die Ankunft seines Bruders auf einmal rauszulassen. "Das ist ja lange her! Ich hab schon gedacht, du kommst nie wieder!"

[Alun]

Wir hatten zunächst den Weg zur Quelle gewählt. Ich nahm an, dass Louarn dafür seine Gründe hatte. Es war der Tatsache geschuldet, da Niamh bei uns war, dass ich nicht danach fragte. Der Grund dafür eröffnete sich mir aber dann, als wie tatsächlich die Quelle erreicht hatten! Die Stimmen zweier Männer hatte ich schon kurz zuvor gehört. Sie kamen mir seltsam vertraut vor, jedoch hatte ich sie nicht wirklich zuordnen können. Als mich dann Louarn anstieß und ich in dem einen Mann Dunduvan erkannte, wurde mir mit einem mal das Herz leicht. Ich wollte ihn schon ganz übermutig begrüßen, konnte mich aber im letzten Moment gersde noch beherrschen. Niamh sollte nicht noch mehr erfahren, als sie eh schon wusste.
Dafür war aber Louarn umso überschwänglicher, als er unseren Bruder sah. Ich sah etwas verwirrt aus. Offenbar war während meiner Abwesenheit sehr viel passiert. "Was hast du verpasst?", fragte ich und Louarn erzählte etwas vom Mund auswaschen mit Seife. Aber ich hatte keine Gelegenheit mehr dazu, denn Louarn trat ein wenig zur Seite und lenkte die Aufmerksamkeit auf mich und Niamh.
Dunduvan erstrahlte, als er mich sah und auch meine Freude, ihn wieder zu sehen, wollte schier überschwappen. Doch dann wurde ich auch auf den zweiten Mann im Hintergrund aufmerksam. Es war Calum! Nun konnte ich mich nicht mehr halten und stürzte auf die beiden los und umarmte sie. "Dunduvan! Calum! Es ist so lange her! Ich freue mich wahnsinnig, euch wieder zu sehen!" Wir hatten jede Menge zu bereden, denn mich interessierte es brennend, wie es den anderen ergangen war. Hin und wieder hatte ich Neuigkeiten aus Iscalis gehört. Zuletzt dass ein Druide aufgetaucht sei, der jedoch getötet worden war. Die ganze Zeit über hatte ich gehofft, dass es keiner von meinen Brüdern gewesen war!

[Furiana Nivis]

Auf dem Weg zurück zur Quelle hatte Niamh kaum ein Wort gesprochen. Noch immer beschäftigten sie Aluns Worte über seinen und Louarns gemeinsamen Vater, der angeblich eine Affaire mit Louarns Mutter gehabt hatte. Ihr war diese Erklärung nicht ganz geheuer. Normalerweise merkte sie recht schnell, wenn jemand sie anflunkerte. Genauso hatte es sich angefühlt, als Alun von ihrem gemeinsamen Vater gesprochen hatte. Aber sie hatte nichts darauf entgegnet. Sie legte diese Geschichte einfach zu all den anderen Ungereimtheiten, die sich angesammelt hatten, seit sie Louarn begegnet war. 
Dieser Alun war noch um ein Vielfaches geheimnisvoller. Warum zum Beispiel verkleidete er sich als Römer, wenn er doch angeblich ein waschechter Kelte war und wo war er die ganze Zeit gewesen? Irgendetwas war hier gewaltig im Busch! Nur was? Niamh würde geduldig darauf warten, bis sie eine Antwort darauf fand. Aber vielleicht würde es die auch niemals geben.
Gemeinsam mit den beiden Brüdern erreichte sie die Quelle. doch dort waren sie nicht allein. Zwei junge Männer, die ungefähr in Louarns und Aluns Alter waren, hielten sich dort auf. Beide waren sie dunkelhaarig und ihr Teint schien ein wenig dunkler zu sein, wie es allgemein hierzulande üblich war.
Inzwischen wunderte sich Niamh über gar nichts mehr. Auch nicht, dass die beiden Fremden die beiden Brüder kannten. Was war das hier? Diese Zusammenkunft. Das konnte doch kein Zufall sein!
Einer der beiden Fremden, ein gewisser Dunduvan, richtete schließlich das Wort an sie. "Freut mich, dich kennenzulernen! Ich bin Niamh. Aus Éire." Sie zwang sich zu lächeln. Am liebsten aber hätte sie ihn gefragt, ob die beiden nicht auch Aluns Brüder waren. Der eine, dieser Calum sah ihm doch sehr ähnlich!

[Louarn]

Ich grinste vor mich hin, während Alun unsere Brüder begrüßte. Calum wurde von meiner Begrüßung allerdings auch nicht verschont und ich wuschelte ihm einmal mit einem brüderlichen “Na?“ durch die Haare. Einen Augenblick lang war das Leben gut und vier von uns wieder vereint. Wann war das zuletzt der Fall? Über zwei Jahre musste das her sein.
Erst Dunduvans Blick und seine Begrüßung brachten mich aus diesem glückseligen Zustand, denn Niamh war ja auch noch da. Und sie guckte, als hätte sie gerade eine Horde nackt tanzender Elfen überrascht. Mist. Alun’s Lüge vorhin war schon nur marginal besser gewesen, als wäre sie von mir gekommen, das hier jetzt musste auf Niamh schon sehr befremdlich wirken.
“Wir stammen alle vom selben Dorf“, sagte ich als Erklärung, warum wir uns so herzlich benahmen. Das war ja auch nicht einmal gelogen. Wir waren alle in Mona gezeugt und in der näheren Umgebung geboren worden und hatten einen guten Teil unserer Kindheit und Jugend miteinander verbracht. Ich hoffte einfach, dass Niamh das schlucken würde, denn hier an Brigids Quelle wollte ich wirklich vermeiden, zu lügen. Irgendwie erschien es mir falsch.

“Ich trag dir gern den Korb noch bis in deine Hütte, Niamh. Dunduvan, schau dir vielleicht mal Aluns Schulter an, der… hat 'nen Kratzer abgekriegt auf dem Weg hierher. Ich bin dann gleich wieder da“ versuchte ich auch gleich, die Situation aufzulösen und Niamh unauffällig wegzulocken, so dass wir miteinander reden konnten. Denn verdammt, ja, es gab einige Sachen zu bereden. Zum Beispiel das Ableben eines Tuchhändlers in Iscalis.

[Dunduvan Deimos]

"Sei gegrüßt Niamh von der schönen Freien Insel", sagte Dunduvan. Eine Irin also hatte sich Lou mitgebracht. Warum sie wohl hier war? Normalerweise war die Fluchtroute gerade andersherum: Kelten setzten nach Éire über, um Roms langem Arm zu entkommen:
"Lass mal sehen, Alun. Ich habe unterwegs ein paar Kräuter gesammelt. Es gab ganz frischen Bärlauch", sagte Dunduvan und warf Louarn einen prüfenden Blick zu: "Als Calum und ich von Iscalis hergewandert sind, stießen wir auf Spuren eines Kampfes. Auf Calums Rat hin, uns um unsere eigenen Angelegenheiten zu kümmern, haben wir einen Bogen geschlagen, um die Stelle weitläufig  zu umgehen. Erst dachte ich ja....", 
er brach ab: Die Zwillinge seien in der Nähe, hatte er sagen wollen. Aber dann beruhigte er sich:  Die beiden Falkenbrüder waren sicher bei Cathbad, und er behielt sie im Auge. So wie man Arawns Hunde im Auge behalten sollte:

"Nun, wisst ihr vielleicht was Näheres darüber: Alun? Lou?", fragte er.

Wie so Calum und Alun beieinander standen, sahen sie sich wirklich verflucht ähnlich. Vielleicht waren sie wirklich vom gleichen Römerschwein gezeugt worden. 
Zur Erklärung von Louarn, dass sie aus dem gleichen Dorf kamen, nickte er. Ja, so konnte man es ausdrücken.

[Louarn]

Gut, so schnell kam ich wohl doch nicht weg, denn Dunduvan stellte noch eine Frage. Und die war wichtig. Wenn es Kämpfe in der Nähe gab, waren die Priesterinnen unter Umständen in Gefahr. “Wo genau?“ fragte ich und ließ mir die Stelle beschreiben. Ich nickte.
“Ja, auf dem Weg von Iscalis nach hier haben uns – also Niamh und mir – ein paar Sklavenjäger aufgelauert. Ich erzähle es dir nachher gerne ausführlicher. Aber inzwischen sollte von ihnen nichts mehr zu finden sein, ich hab mich darum gekümmert, dass die Tiere des Waldes sie gut entsorgen konnten.“ Und nach mittlerweile über zehn tagen sollte auch der lausigste Dachs das tote Fleisch gefunden und vertilgt haben, zusammen mit allen Füchsen, Raben, Wölfen, Wespen und Ameisen.

Ich nahm jetzt trotzdem besser schnell den Korb, um Niamh zu ihrer Hütte zu bringen, bevor noch etwas dazwischen kam.

[Furiana Nivis]

Louarns Erklärungsversuche wurden immer fadenscheiniger.Nun kam die vier also alle aus dem gleichen Dorf und seltsamerweise waren sie sich alle hier über den Weg gelaufen. "Na klar!", antwortete sie. Überhaupt hatte sie, je länger sie nun hier war, das Gefühl, fehl am Platz zu sein. Irgendwie schienen alle wegen ihr gehemmt zu sein, was sie sich überhaupt nicht erklären konnte. Auch Louarn wollte sie unbedingt zu ihrer Hütte begleiten, damit sie den ach so schweren Korb nicht selber tragen musste. Doch zuvor antwortete er noch auf Dunduvans Frage, ob ihnen unterwegs etwas aufgefallen war, da es in der Nähe wohl einen Kampf gegeben hatte. Aber das waren wohl die Überreste ihrer unliebsamen Begegnung mit Erwans Männern gewesen.
"Der Mann, der mich von Érin hierhergebracht hat, verfolgt mich, weil ich aus seinem Haus fortgelaufen bin. Ich hatte gehofft, ich könnte mich hier vor ihm verstecken. Aber ja, vielleicht ist es jetzt bessen, wenn ich in meine Hütte zurück gehe. Gehabt euch wohl!" Sie warf Louarn einen auffordernden Blick zu, dass sie nun bereit war, zu gehen.

[Louarn]

Bevor Niamh es sich noch anders überlegte oder plötzlich noch weitere Brüder aus dem Nichts auftauchten, schnappte ich mir den Korb und ging mit ihr. “Bin gleich wieder da“ sagte ich zu meinen Brüdern, in der Annahme, dass sie hier bleiben und sich unterhalten würden. Aber das Dorf war ja nicht groß und eigentlich nur die große Hallte groß genug für uns alle vier, also würde ich sie schon finden.

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