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Die Barracken der Minenarbeiter
10-21-2022, 11:44 PM,
Beitrag #1
Die Barracken der Minenarbeiter
Auf einer Anhöhe über dem Eingang zum Minenschacht befinden sich die Barracken der Arbeiter und Sklaven. Im Schichtwechsel schuften sie entweder unablässig unter Tage oder ruhen sich hier für den nächsten Arbeitstag aus. Die Räume sind spärlich eingerichtet und verfügen kaum über das Nötigste. In jedem Fall will man hier nicht länger verweilen als nötig… nun, es sei denn, die einzig andere Alternative sind die Minen…
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10-23-2022, 11:00 PM,
Beitrag #2
RE: Die Barracken der Minenarbeiter
Das seltsame Gebahren des ehemaligen Sklaven amüsierte Varro insgeheim. Der aufkeimende Funke der Autorität des Besuchers war wohl wieder verloschen und er wirkte geradezu verschreckt. Varro konnte sich selbst gegenüber zugeben, dass ihm das fast schüchterne Verhalten des hübschen Medicus gefiel. Er hatte etwas übrig dafür, diese Verhaltenheit, die geradezu danach lechzte, geführt und an die Hand genommen zu werden.
Nun jedoch konnte er sich derlei Gedanken nur am Rande erlauben, denn der Besuch von Phyteas war schließlich aus einer ernsten Grundlage erwachsen. Das merkte man auch daran, dass Varro, der normalerweise niemals die Barracken betrat, nun die Krankenräume aufsuchte.
Die Sklaven erfuhren dieser Tage unüblichen Luxus. Längere Pausenzeiten an der Luft, sauberes Wasser und besseres Essen. Und auch wenn das die Zustände verbessert hatte, die Krankheit an sich schienen diese neuen Maßnahmen nicht einzudämmen, wenngleich die Zahl der Neuansteckungen zurückgegangen war.
"Bitte, hier sind deine Patienten", sagte er in gewohnt geschäftiger Manier. Wenn ihn das Schicksal der Männer berührte, so ließ es der Ritter sich nicht anmerken. Stattdessen beobachtete er Phyteas' Reaktion auf das alles.
"Was denkst du? Und was benötigst du für deine Arbeit hier?"
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10-25-2022, 10:11 PM,
Beitrag #3
RE: Die Barracken der Minenarbeiter
Die Sklaven waren allesamt von der Bleikrankheit befallen und soweit es Pytheas beurteilen konnte, auch die meisten moribund. 
Der Medicus erkannte das am "Bleikolorit", das war die gelblichgraue Verfärbung der Haut, ab und zu krampfte einer von ihnen und die, die zu schwach waren, sich zu erheben, hatten unter sich gemacht. Ihr Urin verursachte dunkelbraune Flecken.
Der Geruch nach Krankheit, Tod und ungewaschenen Leibern war infernal. Pytheas holte ein Riechfläschchen mit Mastix aus seiner Tasche, dann reichte er es jedoch dem Ritter.
Er selbst war blass geworden, aber er trat an das Lager eines der Erkrankten, der nur noch lethargisch da lag. Ab und zu wölbte sich sein Bauch, das waren die Krämpfe:

"Dieser Mann ist schon dem Tode nahe", sagte er: "Ich will dir dennoch an ihm die ersten Anzeichen zeigen, auf die deine Aufseher achten können. Sobald ein Arbeiter sie zeigt, bringe ihn nach oben. Dann werde ich versuchen, ihn noch zu retten",

während er sprach öffnete er den Mund den Patienten und hob die graue Oberlippe an. Er zeigte eine Verfärbung, die einen  blauschwarzen Saum um die Zahnhälse bildete, zog an einem Zahn und hielt ihn sofort in der Hand, achtlos warf er ihn zu Boden:
"Diese blauschwarze Verfärbung ist der Bleisaum", sagte er, und hob den dürren Arm des Bergwerksklaven an:
"Wenn du ihm befiehlst, die Hand zu heben, wird er es nicht können. Das ist eine Lähmung, die sogenannte Fallhand. Sie ist eine der ersten Anzeichen. Jetzt ist er lethargisch, aber am Anfang sind einige von ihnen streitsüchtig, niedergeschlagen oder sogar verrückt",
behutsam legte er den Arm des Mannes wieder ab:
"Wie heißt du? Wie alt bist du? Etwa Zwanzig?", fragte er.

" Alix  "antwortete krächzend der Bergwerkssklave: "Neunzehn Jahre,  Herr"

"Sein Herz wird versagen. So schwerkrank nützen sie mir übrigens nichts, Eques Balventius Varro. Ich brauche deine Sklaven noch gesünder, damit ich verschiedene Verfahren an ihnen ausprobieren kann",
er richtete seinen grauen Sperberblick auf den Herren über das Bergwerks, er selbst war nicht viel älter als dieser Junge, der nun so elend sterben musste:

"Ich kann Leid nur noch lindern", sagte Pytheas: " Erlaubst Du mir bitte, Alix hier Nepenthes zu geben? Dann schläft er"

Nepenthes bedeutete "Ohne- Leid" und war eine Opiumtinktur. Sie brachte heitere Stimmung, sie brachte Schlaf, sie brachte aber auch Erlösung vom irdischen Leben.

Der Medicus senkte den Blick: "Und sag mir wie viel", bat er. Der Ritter war der Eigentümer all dieser Menschen hier. Auch jetzt noch lag ihr Schicksal in seinen Händen. Darüber konnte sich auch ein Freigelassener des Kaisers nicht hinwegsetzen, doch er hoffte so sehr, dass man den Kranken wenigstens ihren sanften Schlaf gönnte.
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Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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10-29-2022, 08:05 PM,
Beitrag #4
RE: Die Barracken der Minenarbeiter
Varro war hart. Er war streng und er verlangte diesen Männern alles ab. In die Minen kamen viele nicht durch. Und den Männern, die dieses Schicksal durch ihre Taten verdient hatten, weinte niemand hinterher.
Das hieß aber alles nicht, dass ihn die Szene vor seinen Augen nicht berührte. Wenngleich Varro natürlich ein Experte darin war, sein Entsetzen zu verschleiern.
Er war ein wenig überrascht von der Kaltschnäuzigkeit, mit der Phyteas dem Jungen einen Zahn auszog und Gift vorschlug, um sein Leiden zu beenden.
Es war keine Überlegung nötig. Der Bursche würde nicht mehr aufstehen. Er würde nicht mehr arbeiten und er würde nicht mehr leben. Varro sah keinen Grund, der dagegen sprach.
„Tu es“, sagte er knapp. „Tu, was du tun musst.“
Wie betäubt blickte er hinab auf den jungen Mann, der auf ihn nicht wirkte wie ein abgebrühter Sträfling. Wie ein verlorener Knabe eher. Mitleiderregend und viel zu früh am Ende des Weges angelangt.

Varro wandte sich von der Szene ab, die ihn gleichermaßen entsetzte wie anekelte. Es mochte zu einem Teil Selbsthass sein, dass er den Hauptmann der Minenwachen so anschrie, doch packte er den Mann am Kragen und machte ihn zur Sau, dass man Angst bekommen konnte.
„Hörst du? Haltet nach Männern mit diesen Symptomen Ausschau und befrei sie vom Dienst, bis sie untersucht werden konnten! Außerdem will ich, dass ihr die Minen leert!“
„Sie… Sie leeren?“
„Sie leeren! Hast du Lauch in den Ohren? Schaff die Männer dort raus und vergewissere dich ihrer Gesundheit! Und macht hier sauber! Götter, bei diesem Gestank kann niemand gesund werden!“
Ihm war klar, dass er hier Verlust machen würde. Doch wenn ihm alle Arbeiter starben, waren ein paar Tage Verdienstausfall das geringste seiner Probleme.
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11-01-2022, 07:22 PM,
Beitrag #5
RE: Die Barracken der Minenarbeiter
Pytheas tat, was er tun musste; und als der Junge eingeschlafen war, stellte er sich neben Varro und warf ihm einen prüfenden Blick zu. Etwas zog ihn an an diesem Ritter; sie, die so ungleich waren, hatten etwas, was sie teilten: Es existierte eine Distanz zwischen ihnen und ihren Mitmenschen. Ritter Balventius schuf sie durch Hochmut und Strenge. Er selbst durch kühle Sachlichkeit. Aber tief in ihnen lauerten Gefühle, die so überwältigend waren, dass es besser war, sie im Innersten zu begraben.
Der Auftrag des Flavianus Pytheas hatte einen zweiten Teil, und er musste ihn Ritter Balventius gestehen, auch wenn dieser gerade andere Befehle gegeben hatte:
"Meine Forschungen über die Bleikrankheit.... sie dürfen die Produktion auf keine Weise behindern oder einschränken", sprach er bedächtig:
"Das ist ein direkter Befehl des Caesar Augustus Vespasianus. Wenn ich die Sklaven zeitweilig nicht für arbeitsfähig halte, so müssen sogleich neue her. Keltische Zwangsarbeiter, Verurteilte, durch eine Strafexpedition der Legion frisch Versklavte, ganz gleich woher"
Es war alles ganz anders, als Pytheas es sich gewünscht hatte. Er hatte das Vertrauen der Kelten gewinnen wollen. Nun sollte er sie für den Zustrom iscalischen Silbers nach Rom verheizen. Ganz leise sagte er:
"Du bist ein Ritter, du kennst den Caesar Augustus doch auch"
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Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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11-12-2022, 02:44 PM,
Beitrag #6
RE: Die Barracken der Minenarbeiter
Kaum hatte er die Befehle gebrüllt und die Wachen in Aufruhr versetzt, also Phyteas schon anderes sagte. Der Bengel (Bengel? Waren sie nicht gleich alt?) hatte ja Eier, als Freigelassener einem direkten Befehl eines Ritters zu widersprechen. Doch Varro hatte den Kopf heute woanders, als den vorwitzigen Medicus zurechtzuweisen. Stattdessen stieß er zwischen den Zähnen hervor:
"Ich kenne Caesar Augustus, natürlich tue ich das. Der Mann will sein Silber. Und neue Sklaven beschaffen, das ist hier oben nicht so einfach. Natürlich sind die keltischen Völker uns unterlegen, aber sie können uns das Leben nichtsdestotrotz schwierig machen. Sie hassen uns ohnehin schon. Wenn ich nun noch die halbe Bevölkerung von Iscalis zum Zwangsdienst in den Mienen verpflichte, könnte Jupiter selbst uns nicht helfen. Hat Caesar eine Ahnung, wie delikat das Gleichgewicht in den Kolonien hier oben aufrechterhalten wird?"
Varro schnaubte frustriert. Er war immer ein Anhänger der römischen Überlegenheit gewesen und hatte für Sklaven fremder Völker nicht viel übrig. Doch abgesehen davon, dass er nicht bar jeglichen Mitleids war, mussten hier durchaus auch politische Konsequenzen bedacht werden.
"Der Abbau in den Tunneln mit besonders vielen Erkrankten sollte vorerst zugunsten neuer Tunnel eingestellt werden", überlegte er. "Und womöglich kann man den freien Kelten eine Anstellung hier schmackhaft machen, zumindest sofern die Vergütung stimmt. Dadurch könnte man zumindest Ersatzarbeiter heranschaffen. Auch sollte ich mal mit den Verantwortlichen in Iscalis sprechen, was die Gefangenenquote im Carcer sagt. Ein paar Mördern und Dieben wird niemand hinterhertrauern."
Varro seufzte unhörbar und straffte dann die Schultern.
"Gut, du hast hier alles, was du benötigst? Für alles weitere wende dich an Flavian. Und ich erwarte regelmäßige Berichte. Das bedeutet wohl, wir sehen uns dann häufiger. Wenn du wünschst, richte ich dir hier ein Quartier ein."
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11-15-2022, 05:00 PM,
Beitrag #7
RE: Die Barracken der Minenarbeiter
Pytheas wusste, dass er sich auf dünnem Eis bewegte. Aber noch einmal widersprach er:

"Das ist dem Caesar Augustus egal, edler Ritter Balventius Varro. Meinst du, er wird mit irgendjemandem nachsichtig sein, wenn weniger Silber aus Iscalis kommt? Weißt du, wie viele Jahre es noch dauert, diesen völligen Ruin auszugleichen, in dem Kaiser Nero die Staatskasse hinterlassen hat?"

Acht Jahre war der umsichtige und effiziente Caesar Augustus Vespasianus nun an der Macht. Acht Jahre, in denen er hatte Kriege führen und die Legionen bezahlen müssen. Und er hatte große, prestigeträchtige Bauprojekte begonnen wie das Kolosseum in Rom. Der stetige Zustrom aus den Provinzen war wie Blut, das in seinen Adern floss und ihn an der Macht hielt. Und nachsichtig, nein, nachsichtig war Vespasian keineswegs.

Der Medicus atmete tief durch. Betrachtete das männliche Profil des Ritters, das von ihm abgewandt war. Zwing mich bitte nicht, einen nachteiligen Bericht nach Rom zu schicken, dachte er.

Da kamen schon die ersten Vorschläge, woher man Arbeiter bekommen konnte, und er nickte Zustimmung. 

Vermutlich kannte Balventius auch den Centurio Octavius Fronto, der verantwortlich für die Sanktionierung von verdächtigen Umtrieben in der Gegend war.  Wenn ein Widerstandsnest durch die Legion ausgehoben wurde, konnte man die Beteiligten ohne große bürokratische Hemmnisse versklaven. Und dann ab ins Bergwerk mit ihnen.

Auch dem Griechen fiel eine Bezugsquelle für Sklaven ein:
"Da jetzt der Winter naht, werden viele Landarbeiter gar nicht für die Landarbeit benötigt. Du könntest also auch über die dunkle Jahreszeit  vermehrt von den Landgütern Sklaven für die Minen ausleihen, edler Eques Balventius Varro " 

Doch wenn das nicht genügte? Nein, zuvor würde er, Pytheas, ein Heilmittel gegen die Bleikrankheit finden müssen:

"Ein Quartier hier im Bergwerk wäre hervorragend. Ich danke dir für deine überaus große Kooperationsbereitschaft. Ich werde meine Experimente so schnell wie möglich beginnen. Vielleicht gibt es in wenigen Wochen schon eine Lösung",

Noch während er sprach, dachte er daran, dass auch die Kooperation ihren Preis haben würde. Balventius Varro wirkte nicht wie ein Mann, der aus reiner Menschenfreundlichkeit etwas gab.
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Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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11-29-2022, 10:51 PM,
Beitrag #8
RE: Die Barracken der Minenarbeiter
Varro versprach sich von dieser Kooperative vor allem, dass seine Arbeiter ihm nicht mehr wegstarben. Er hatte die Zukunft dieser Siedlung im Blick und die Kelten waren ein schlummernder Riese. Sie mochten ihre Kraft nicht nutzen können, im Moment jedenfalls. Doch wenn sie ihre Landsleute reihenweise in den Tod schickten, dann...
Nun, davon abgesehen war Varro nicht begeistert von dem Gedanken, sich die Landwirte zum Feind zu machen, indem er ihre Sklaven ruinierte.
Freie Arbeiter würden ihn kurzfristig mehr kosten, aber wenigstens solange Resultate einbringen, bis er die Situation wieder unter Kontrolle hatte. Es war eine verzwickte Angelegenheit.
"Mach dir keine Sorgen über den Nachschub", sagte er kühl zu dem Medicus. "Sorg du nur dafür, dass die Seuche eingedämmt wird.
Also schön, ich lasse dir ein Quartier hier sowie auf meinem Landgut einrichten. Ich verlange regelmäßige Berichte, lasse dir ansonsten jedoch freie Hand. Und jetzt... entschuldige mich. Ich muss diesen Ort verlassen. Der Gestank bringt mich um."
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11-30-2022, 05:35 PM,
Beitrag #9
RE: Die Barracken der Minenarbeiter
Eques Balventius schien den Ernst der Lage nicht so gravierend einzuschätzen wie Pytheas selbst. Er und der Medicus wussten aber natürlich, dass Krankheiten entweder durch Miasmen, giftige Ausdünstungen, oder kleine unsichtbare Sporen, die in den menschlichen Körper eindrangen, verursacht wurden.
Doch wenig gebildete Menschen hielten Erkrankungen für Flüche oder gar den Zorn der Götter. Zur Minensklaverei verurteilte Straftäter konnten sich über ihr Dahinscheiden schlecht 
beschweren. Freie Arbeiter jedoch würden gar nicht erst im Bergwerk anfangen, oder schnell wieder kündigen.
Ihnen beiden saß der Kaiser jetzt im Nacken. 

"Ich danke dir nochmals für deine Großzügigkeit", wiederholte Pytheas, und als der Bergwerkspächter meinte, dass er gehen musste, weil er den Gestank nicht mehr aushielt:
"Es gibt nichts zu entschuldigen, Eques Balventius Varro. 
Dir ist es aber wohl? Ich meine... wir wissen nichts über das Kontagion - ob das Blei die Gabe hat auch andere anzustecken als bloße Arbeiter", er schaute den Mann besorgt an:

"Sollte es mit deiner Gesundheit nicht zum Besten bestellt sein, untersuche ich dich selbstverständlich auch"
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Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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01-22-2023, 08:18 AM,
Beitrag #10
RE: Die Barracken der Minenarbeiter
Madocs Schlafplatz
Hier war ich also nun! Mit den anderen Sklaven, die der Minenbesitzer gekauft hatte, hatte man mich hierher gebracht. in einer der trostlosen Barracken, die mehr als spärlich eingerichtet waren, hatte man mir einen Schlafplatz zugewiesen. In einer Ecke des Raumes, den ich mit gut einem Dutzend Arbeiter teilte, verbrachte ich meine Nächte auf einem mit Stroh gefülltem Sack, der als Matratze diente. Eine müffelnde zerschlissene Decke schenkte mir ein wenig Wärme. Viel mehr brauchte man auch nicht, wenn man erst einmal hier gelandet war. Hierher kam man lediglich zum Schlafen nach einem langen harten Arbeitstag. Ein paar Stunden Regeneration, dann begann alles wieder von neuem. Die Aufseher trieben uns hinunter in die Miene, wo wir im Dämmerlicht über Stunden schwerste Arbeit leisten mussten. Viel Zeit zum Nachdenken hatte man dabei nicht, denn die Arbeit war gefährlich. Eine Unachtsamkeit konnte einen Unfall verursachen oder den Tod.

Sollte so der Rest meines Lebens aussehen? Dann wünschte ich mir doch lieber einen schnellen Tod! Doch der, so erzählten mir meine Leidensgenossen, die schon eine Weile hier waren, käme nur zögerlich auf leisen Sohlen angeschlichen. Sie erzählten mir von einer Seuche, die früher oder später fast jeden der Arbeiter dahinraffte. Es begänne mit Kopf- und Gliederschmerzen. Dann folgten meist Bauchschmerzen und Krämpfe, bis hin zum Delirium und schließlich dem Tod. Doch sollte ich mich davor fürchten? Nein, ich fürchtete nicht den Tod. War der doch hier wie ein guter alter Freund, der einem von jeglicher Schinderei befreite.

Ich war schon fast eine Woche hier, als plötzlich ein Gedanke durch meinen Kopf huschte. Ich erinnerte mich wieder an den Römer, der mich gekauft hatte und an seine Worte, er wolle mich nach einer Woche wieder sehen, um zu überprüfen, ob ich mich gefügt hatte oder aufmüpfig gewesen war. Nun ja, ich gab nicht viel auf das Wort eines Römers. Wahrscheinlich würde ich den Kerl nie wieder sehen, außer er verirrte sich einmal hierher. Trotzdem hatte ich mich relativ friedlich benommen und keine Rebellion unter den Sklaven angezettelt. Auch hatte ich keinem der Aufseher den Schädel eingeschlagen, obwohl ich manchmal wirklich große Lust dazu gehabt hätte. So erwachte ich dann am siebten Tag trotz allem mit einer gewissen Erwartungshaltung. Doch der begann wie jeder andere auch. Ein Schälchen fader Getreidebrei, die antreibenden Rufe der Aufseher, der stickige dämmrige Schacht der Mine.

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