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Brigids Quelle
10-03-2022, 12:50 PM,
Beitrag #1
Brigids Quelle
Die heilige Quelle war ein natürlich geformtes fast kreisrundes Steinbecken, in welches das Wasser aus einem kleinen Wasserfall sprudelte und sich dann in den Fluss unterhalb des Beckens ergoss. Das Wasser war nur etwa einen Fuß tief, glasklar und eisig kalt. Am Grunde des Beckens funkelten die Kiesel, die Einschlüsse aus Mineralien wie Bergkristall enthielten. An sonnigen Tagen war der Anblick fast schon gleißend hell und blendend. 

Über die Jahre opferte Generation um Generation an dieser Quelle und die Priesterinnen, die die Quelle betreuten, waren über die nähere Umgebung hinweg bekannt. Vor allem an Beltane und Samhain pilgerten viele Menschen zu dieser Quelle um das Orakel für die kommende Jahreszeit zu hören. Es war eines der letzten Geheimnisse, das den Römern noch nicht in die Hände gefallen war. 

Waren keine Bittsteller und Gläubige der Göttin Brigid in der näheren Umgebung, so war es fast schon unnatürlich still. Kein Fisch oder Frosch lebte in der heiligen Quelle und selbst Vögel und Insekten mieden das klare, kalte Wasser. Das Wasser selbst wurde nur für Weissagungen durch die Priesterinnen geschöpft und man sagt, dass es Uneingeweihte wie flüssiges Feuer verbrannte.
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10-08-2022, 04:01 PM,
Beitrag #2
RE: Brigids Quelle
Das Heim der Priesterin >>>>

Der heilige Wald war wirklich ein Ort wie aus einer anderen Welt. Calum war nicht gern allein hier, denn der Nebel ließ dieses verlassene Fleckchen aussehen als trieben sich hier allerhand Geister und Feenvolk herum. Doch er wusste ja, dass die Quelle mitten darin lag. Es war ein wenig wie eine Prüfung, bevor man dann jenes Becken vor sich sah, in dem der Segen der Göttin ruhen sollte.
Der junge Kelte lächelte, als er vom Pferd abstieg – in gebührendem Abstand zur Quelle natürlich – und das kleine Körbchen mit den Opfergaben auf die Arme nahm. Dieses stellte er behutsam neben dem Steinbecken ab und kniete sich auf den Boden, von wo er auf den Boden unter dem Wasser starrte.
„Ehrwürdige Göttin. Bitte verzeih mein Eindringen in die Ruhe und die Einsamkeit deiner Quelle. Doch ich brauche einen Rat, denn ich weiß nicht weiter und bin innerlich zerrissen. Ich… weiß einfach nicht, ob ich tun kann, was von mir verlangt ist. Ich weiß, ich bin das Kind eines schändlichen Römers und verdiene das Leben nicht. Doch ich hatte gehofft, dass du mir… vielleicht, nur ein wenig… von deiner Gnade zu Teil werden lässt.“

Calum beklagte seine Ängste. Dass er nicht wusste, ob er so weitermachen konnte. Das Auftauchen dieses Falkenmädchens namens Raven, das so lange von ihnen versteckt gehalten worden war und das nun die Gunst ihres Lehrmeisters zu besitzen schien. Und wie sehr er sich wünschte, nur einmal nicht gehasst zu werden. Der innere Zwiespalt zwischen dem Blut seines Volks und jenem ihrer Feinde machte ihn fertig. Es war doch sein Lebenssinn, gegen die Römer zu kämpfen, warum fiel es ihm dann so schwer? Oh wenn er doch nur zu seinen Brüdern darüber sprechen könnte, die doch dasselbe Schicksal teilten. Doch nichts anderes würde er ernten als Verachtung, dessen war er sich sicher.

Er brauchte eine ganze Weile, um die Worte zu finden, alles was in ihm tobte auszusprechen. Er wusste nicht, ob die Göttin ihn überhaupt beachten würde. Niemand dachte von ihm wie über einen Volksbruder. Er war ein Werkzeug. Nützlich, aber nicht vertrauenswürdig.
Doch wenn ihm schon keine Lösungen aufgezeigt wurden, so beruhigte es doch wenigstens, darüber sprechen zu können. Nach über eine Stunde erhob er sich schließlich. Der Boden war kalt und die Luft klamm, sodass er in seiner römischen Tunika doch recht fror. Länger konnte er nicht bleiben. Immerhin sollte er doch Gilda noch einen Gefallen tun. Und der Ritt würde auch noch länger dauern. Er wollte keinesfalls in die Nacht hineinreiten.

>>>> Das Heim der Priesterin
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Falke
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10-28-2022, 08:49 AM,
Beitrag #3
RE: Brigids Quelle an Samhain
>>> Kurz vor dem Hein machten sie noch Rast und Raven zog sich um. Als sie hinter dem Busch hervortrat war sie wie verwandelt.
Ihre Harre hatte sie geöffnet, weit reichten es herunter bis zu ihren Lenden, nur mit einem goldenen Band um die Stirn gehalten. Um ihren Hals hin die Kette mit dem Halbmond, den jede junge Novizin bekam und auch später noch als geweihte Priesterin trug. Ihr blaues traditionelles Kleid wurde nur mit einem einfachen Gürtel geschnürt der sie als Novizin auszeichnete.
An den Füßen hatte sie nur einfache Sandalen.
Es war noch früh am Morgen und der Nebel war noch nicht ganz aus den Wäldern gekrochen. „Lass und weiter reiten, ich möchte noch zur Quelle und du kannst schon zum Feuer.“ Sagte sie ruhig zu dem jungen Falken, der den Mund vor Staunen weit aufriss. Er nickte nur, denn sagen konnte er nichts mehr. An der Lichtung angekommen übergab sie ihm ihr Pferd und ging zur Quelle.
 
Raven kniete nieder und berührte leicht das Wasser der Quelle, ein paar Ringe bildeten sich auf der Oberfläche und sie sah hinein. "Mutter der Erde, Mutter des Feuers, Mutter der Luft und Mutter des Wassers. Deine Dienerin sendet dir Ihre Liebe und Ehrerbietung. Deine Wille und deine Stimme soll mich leiten." Leise sendete sie der Göttin ihre Ehrerbietung und wartete, ob sie ihr antwortete.
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10-28-2022, 01:00 PM,
Beitrag #4
RE: Brigids Quelle
>>>

Als sie mit Dunduvan zusammen bei der Quelle ankam, entdeckte sie jedoch ein junges Mädchen, das sie nicht kannte. Ein wenig verdutzt sah sie Raven an, die wie eine Novizin gekleidet war. Sie hatte das Wasser berührt, also musste sie eine Eingeweihte der Mysterien sein.  

Ich wartete kurz, bis das Mädchen mit ihrem Gebet fertig war und unterhielt mich leise mit Dunduvan. "Ein schönes Opfer hast du dabei. Für wen ist es vorgesehen?"
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10-29-2022, 03:33 PM,
Beitrag #5
RE: Brigids Quelle
Dunduvan starrte einen Moment Raven an, die er überhaupt nicht hier erwartet hatte. Sie hatte sich in eine römische Familie eingeschlichen, und römische Haustöchter pflegten nicht alleine durch die Wälder zu ziehen. Irgendwie musste sie es geschafft haben, die Römer an der Nase herumzuführen, und in ihm stieg widerwillige Bewunderung auf: Raven bewegte sich in beiden Welten wie ein Fisch im Wasser.
Die Raven von heute trug das blaue Priesterinnengewand, und als sie die Quelle der Brigid berührte und mit der Göttin Zwiesprache hielt, spürte Dunduvan ein leichtes Schaudern. 

Bei Dierna hatte er dieses Gefühl nicht; vermutlich weil sie und auch Gilda so ganz und gar mit sich im Reinen waren. Fast hörte er ihre Frage überhört, dann antwortete er ihr jedoch sofort:

"Das Opfer ist für den Herren der Bergwerke bestimmt. ich brauche seinen Beistand"

Mit "Herren der Bergwerke" meinte er nicht etwa Ritter Balventius, der glaubte, dass die Minen ihm gehörten, weil er sie vom Kaiser in Rom gepachtet hatte. 
Er sprach vom geheimnisvollen Gott der Unterwelt, Tigernmas, Hüter aller unterirdischen Reichtümer und damit auch der Minen. Die Römer nannten den Gott Pluto und opferten ihm nur  schwarze Tiere. Denn im Gegensatz zu Tigernmas war Pluto auch der Herr der Toten. Die keltischen Toten jedoch mussten nicht hinab in eine trostlose Unterwelt.
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Falke
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10-30-2022, 09:58 AM,
Beitrag #6
RE: Brigids Quelle
Raven war tief in das Zwiegespräch mit der Göttin vertieft und hatte nicht bemerkt das jemand auf die Lichtung an der Quelle gekommen war. Sie hoffte auf eine Antwort oder zumindest ein Zeichen.
Noch nie hatte sie sich so zwiegespalten gefühlt als jetzt in diesem Augenblick.
Seit 10 Jahren lebte sie mehr als Keltin  und weniger als Römerin. 
Zwar besuchte sie ihre Eltern oft und dann tauchte sie auch gelungen in die römische Welt ein, doch ihre Eltern wussten wer sie war. Jetzt war das vollkommen anders. 
Ständig hatte sie Sorge aufzufallen, sich für irgendetwas rechtfertigen zu müssen. 
Sie verstand ihre Aufgabe und sie legte ihre Identitäten ab und an wie einen Mantel und doch fragte sie sich warum gerade sie.

Jetzt, unter den Falken, war ihr das erste mal bewusst geworden das sie das einzige Mädchen war, alle ihre "Schwestern" waren gestorben. 
Warum sie nicht? 
Was hatte die Mutter mit ihr vor? 
Hatte sie  überhaupt etwas vor oder war ihre Überleben ein Fehler gewesen?

Raven starrte in das Wasser, sah wie sich die Ringe bildeten und ihr Blick wurde verschleiert...aber mehr tat sich nicht. 
Sie sah keine Bilder, nichts von ihrem Schicksal oder auch von anderen. Alles war wie hinter den Nebeln der heiligen Insel verborgen.
Langsam tauchte sie aus ihrer Trace auf und jetzt hörte sie auch die leise Stimme hinter sich, war das Daimos?

Raven richte sich auf und wendete sich vom Wasser ab. 
"Ich grüße euch Mutter und auch dich Daimos, Schüler Cathbads." 
Raven legte ihre Fingerspitzen zum Gruß auf ihr Herz.
An die Priesterin gewandt sagte sie 
"Ich bin Raven, Novizin von Mutter Eilan im weisen Turm. Die Göttin möge dir ihren Segen schenken."

Sie musste an Fabata denken, wie ging es ihr jetzt mit den beiden Kindern? Die Geburt war schwer gewesen aber die Wirtin hatte sich inzwischen recht gut erholt.
Namen haben Macht.
[Bild: 1_22_10_22_8_54_26.png]Falke
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10-30-2022, 04:01 PM,
Beitrag #7
RE: Brigids Quelle
(10-29-2022, 03:33 PM)Dunduvan Deimos schrieb: "Das Opfer ist für den Herren der Bergwerke bestimmt. ich brauche seinen Beistand"
Ich hob eine Augenbraue bei der doch sehr eigenwilligen Wahl des Ansprechpartners für dieses besondere Opfer, aber es war nicht meine Art solche Dinge zu hinterfragen. Ich nickte nur ein wenig später, da ich nicht allzu laut sein wollte um Raven nicht zu stören. Zumindest war der Zeitpunkt des Opfers korrekt gewählt, war Samhain doch auch Tigernmas' Todestag. 

(10-30-2022, 09:58 AM)Raven schrieb: Raven starrte in das Wasser, sah wie sich die Ringe bildeten und ihr Blick wurde verschleiert...aber mehr tat sich nicht. 
Sie sah keine Bilder, nichts von ihrem Schicksal oder auch von anderen. Alles war wie hinter den Nebeln der heiligen Insel verborgen.
Langsam tauchte sie aus ihrer Trace auf und jetzt hörte sie auch die leise Stimme hinter sich, war das Daimos?

Raven richte sich auf und wendete sich vom Wasser ab. 
"Ich grüße euch Mutter und auch dich Daimos, Schüler Cathbads." 
Raven legte ihre Fingerspitzen zum Gruß auf ihr Herz.
An die Priesterin gewandt sagte sie 
"Ich bin Raven, Novizin von Mutter Eilan im weisen Turm. Die Göttin möge dir ihren Segen schenken."

Ich faltete die Hände vor meinem Leib und nickte dem Mädchen zu, das etwa so alt wie ich sein musste. In ihrem Alter sollte sie eigentlich auch schon eine geweihte Priesterin sein und die Feuer besucht haben, aber dem schien nicht so. "Ich grüße dich, Schwester Raven. Ich bin Dierna, Priesterin am Tor von Uisneach, ausgebildet von Mutter Nieva. Möge Sie dich auf allen Wegen leiten und begleiten." Der Tor, oder auch Hügel, war eine der ältesten und bekanntesten Kultstätten im Herzen von Eriu (Irland) und im Gegensatz zu dem Massaker von Mona verschont geblieben, da die Römer nie so weit vorgedrungen waren. Uisneach war einer der letzten Orte, außer vielleicht dem Turm, wo noch Priesterinnen ausgebildet wurden.

Danach fiel mein Blick auf den jungen Druiden neben mir und mir wurde klar, dass die beiden sich anscheinend bereits kannten. Bevor ich aber noch mehr sagen konnte, umfegte uns ein gewaltiger Windstoß und das seichte Wasser der Quelle war unruhig und voller Ringe für einen Moment, doch ein Moment war genug. Das Mädchen sollte hier sein, wie es mir schien und mir wurde direkt klar, dass sie das dritte Gesicht der Göttin heute Nacht sein würde und sobald ich den Gedanken zu Ende gedacht hatte, konnte ich sie auch schon mit der Haselnusskrone ganz in weiß vor meinen Augen sehen. Ich schüttelte kurz den Kopf um das Bild zu vertreiben. 

"Du solltest Haselnusszweige schneiden, Schwester, und sie zu Gilda, der Hüterin der Quelle, bringen." sagte ich nur kryptisch zu ihr und ging dann an ihr vorbei zum Wasser, wo ich mich am Rand der Quelle hinkniete und auf Daimos mit dem Hasen wartete.
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10-30-2022, 07:59 PM,
Beitrag #8
RE: Brigids Quelle
(10-30-2022, 04:01 PM)Dierna schrieb: Ich faltete die Hände vor meinem Leib und nickte dem Mädchen zu, das etwa so alt wie ich sein musste. In ihrem Alter sollte sie eigentlich auch schon eine geweihte Priesterin sein und die Feuer besucht haben, aber dem schien nicht so. "Ich grüße dich, Schwester Raven. Ich bin Dierna, Priesterin am Tor von Uisneach, ausgebildet von Mutter Nieva. Möge Sie dich auf allen Wegen leiten und begleiten." Der Tor, oder auch Hügel, war eine der ältesten und bekanntesten Kultstätten im Herzen von Eriu (Irland) und im Gegensatz zu dem Massaker von Mona verschont geblieben, da die Römer nie so weit vorgedrungen waren. Uisneach war einer der letzten Orte, außer vielleicht dem Turm, wo noch Priesterinnen ausgebildet wurden.

Danach fiel mein Blick auf den jungen Druiden neben mir und mir wurde klar, dass die beiden sich anscheinend bereits kannten. Bevor ich aber noch mehr sagen konnte, umfegte uns ein gewaltiger Windstoß und das seichte Wasser der Quelle war unruhig und voller Ringe für einen Moment, doch ein Moment war genug. Das Mädchen sollte hier sein, wie es mir schien und mir wurde direkt klar, dass sie das dritte Gesicht der Göttin heute Nacht sein würde und sobald ich den Gedanken zu Ende gedacht hatte, konnte ich sie auch schon mit der Haselnusskrone ganz in weiß vor meinen Augen sehen. Ich schüttelte kurz den Kopf um das Bild zu vertreiben. 

"Du solltest Haselnusszweige schneiden, Schwester, und sie zu Gilda, der Hüterin der Quelle, bringen." sagte ich nur kryptisch zu ihr und ging dann an ihr vorbei zum Wasser, wo ich mich am Rand der Quelle hinkniete und auf Daimos mit dem Hasen wartete.

Ein Schauder lief ihr über den Rücken und sie drehte sich zu dem aufgewühlten Wasser um. War dass das Zeichen auf das sie gewartet hatte?
Haselnusszweige? Raven überlegte nicht lange und nickte nur. Sie nahm ihr kleines rituelle Messer vom Gürtel und ging von der Lichtung in den Wald.
Sie war schon oft bei den Ritualen anwesend gewesen, doch die dreifache Mutter war etwas seltenes. Ob die junge Priesterin sich nicht getäuscht hatte? Raven war nicht von reinem Blut, sie hatte nicht geglaubt das sie jemals aktiv an den Ritualen teilnehmen durfte. Als Beobachterin, als Wissende aber doch nicht als das Gesicht der Mutter.
Sie war sich sicher dass es so war den nur das Gesicht der Mutter durfte vor dem Ritual die Haselnusszweige schneiden. Nur das Gesicht der  Mutter wusste welcher Zeig der richtige war und welcher nicht.
Nach einiger Zeit hatte sie einen kleinen Arm voller schöner, gerader Zweige und ging damit zu Gilda.
Namen haben Macht.
[Bild: 1_22_10_22_8_54_26.png]Falke
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10-30-2022, 08:02 PM,
Beitrag #9
RE: Brigids Quelle
"Ich grüße Dich, Raven", sagte Dunduvan, und da sprach Dierna von Haselnusszweigen, als könne Raven ein Aspekt der Göttin sein, was zumindest ihn aufhorchen ließ. War die Göttin denn so viel größer als er glaubte?
Er nahm nun den Käfig mit dem Hasen. Er wollte ihn rasch töten, aber bevor er ihn töten konnte, bemerkte er, dass das Tier in seinen Händen ganz schlaff geworden war. Der Druidenschüler erkannte, dass die Zeit des Tieres gekommen war, und das just in diesem Moment. 
Was war das für ein Vorzeichen? 
Ein kurzer Schnitt, und Blutstropfen fielen auf sein Gewand. Er stippte den Finger ein und zeichnete sein Gesicht damit. Dann wandte er sich an Dierna:

"Ich bitte Dich, deute mir dies o Priesterin", sprach er.
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Falke
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10-30-2022, 08:22 PM,
Beitrag #10
RE: Brigids Quelle
Zumindest stellte das Mädchen meine Anweisung nicht in Frage - clever. Nachdem sie die Lichtung der Quelle verlassen hatte, kümmerte Daimos sich um den Hasen und auch ich tauchte meine Finger in das Blut des Tieres und strich es auf meine Lippen und meine Augen. Kurz schloss ich meine Augen und bereitete mich vor, indem ich meinen Geist leerte und mein inneres Auge öffnete. Leise wiegte ich mich auf Knien am Rande des Wasser für zwei, drei Minuten, ehe mein Geist so weit war. 

Ich atmete einmal tief durch und beugte mich dann über das Wasser und ließ mein Gesicht ins Wasser eintauchen. Ich zählte meine Herzschläge, beruhigte meinen Geist und öffnete mich der Eingebung der Göttin. Diese Art des Sehens schenkte mir oft Bilder, aber sie waren flüchtig und ich hatte nur einen Atemzug Zeit. Für einige Sekunden passierte nichts, bis die Kälte mein Gesicht ein wenig taub gemacht hatte und das bekannte Prickeln in meinem Nacken erschien. 

Dann prasselten Bilder auf mich ein, die ich gar nicht versuchte zu sortieren, sondern sie einfach nur aufzunehmen. Die letzten Luftblasen erhoben sich von der Wasseroberfläche und ich wusste, dass ich nun auftauchen musste, aber ich hatte das Gefühl, dass das noch nicht alles gewesen war. Ruckartig setzte ich mich wieder auf und schnappte nach Luft, da meine Lungen brannten und um meine Botschaft zu verkünden, ehe sie verblasste wie ein Traum.

"Ein verendeter Falke ohne Augen...Blut in der Dunkelheit unter der Erde...eine Wegeskreuzung mit einem Wegweiser aus Weidenzweigen und Misteln...ein Schwarm schwarzer Vögel am Himmel, die den Weg zu Erfolg und Tod weisen...Feuer überall" Die Bilder begannen bereits zu verblassen, aber sie schaute den jungen Mann neben ihr an. "Folge nicht dem schwarzen Raben...folge dem Weg aus Weiden- und Mistelzweigen oder du rennst in dein Verderben. Du darfst nicht vom Weg abkommen, Daimos, oder alles ist verloren." Sie hatte eindringlich sein Handgelenk gepackt mit ihren blutverschmierten Fingern. "Wir müssen das große Ritual abwarten. Lass uns den Hasen vergraben. Schnell."
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