04-23-2025, 01:28 PM,
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Druide
NSC

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[Nemeton] Spätwinter - Ein Kind für die Göttin?
CORIO
Es war Corio, der vom Norden gekommen war, und auch wenn er und seine Schüler auf getrennten Wegen wie einfache Reisende aufgetreten waren, änderte sich das doch, sobald sie den Heiligen Wald betraten. Unterwegs hatte sich ihnen Cenmonoc angeschlossen, der ihnen die Kunde brachte, dass auch die Falken nichts über den Verbleib von Meister Cathbad zu wissen schienen, dass er aber den Eindruck hatte, dass die Cathbadschüler in alle Winde zerstreut worden waren. Corio nahm Cenmonocs Aussage zur Kenntnis; es war nun einmal so, dass es zwar möglich war, dass sich zwei Druiden bis auf das Blut bekämpften, aber niemals hätte einer den anderen kritisiert oder ihm seinen Rang abgesprochen. Daher sagte er nicht, dass von ihm aus Cathbad bleiben konnte, wo er auch immer war.
Nun bei der Heiligen Quelle der Brigid hatten sie trotz der noch winterlichen Kälte ihre Schuhe ausgezogen, ihre weißen Gewänder angelegt und sich mit Kränzen aus Eichenlaub bekränzt. Ihr Atem malte weiße Wolken in der feuchten Luft. Die jungen Schüler gingen vor ihnen her. Die Nachhut bildete der Druidenschüler Cenmonoc, der einen Stecken trug. Meister Corio ging in ihrer Mitte. Unerschütterlich trotzte er jedem Wetter, und sorgfältig setzte er seine Schritte.
Dies war ein Ort der Frauen, der Priesterinnen. Sie dienten der großen Göttin. Es war nicht immer so, dass ein Kind einer Priesterin, selbst wenn es aus einer Großen Ehe stammte, wieder Priesterin wurde. Es musste gesund und intakt an allen Gliedern sein, klug und schön. Es war die Obliegenheit von Meister Corio, dies zu prüfen.
Die Delegation blieb stehen. Der jüngste, nicht der älteste Schüler, wurde geschickt, um den heiligen Frauen zu verkündigen
"Meister Corio ist gekommen, um Mutter Dierna und ihre älteste Tochter zu sehen!"
Eine Priesterdienerin antwortete: "Ich hole sie herbei, junger Schüler. Doch sage den Vätern, dass sie ans Feuer treten und unsere Gäste sind"
Sie verneigte sich ehrfurchtsvoll, denn nur noch selten kamen noch Druiden so tief in das Römerland.
Corio hörte es selbst und lächelte ein wenig: "Ich werde hier auf sie und ihre Tochter Úna warten"
Erst nachdem er das Kind gesehen hatte, wollte er sich ausruhen. Seine Begleiter mussten notgedrungen mit ihm ausharren.
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06-20-2025, 01:36 PM,
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Dierna
Junge Priesterin
  
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RE: [Nemeton] Spätwinter - Ein Kind für die Göttin?
Dieser Tage war es ziemlich voll an der Quelle und viele der alten Hütten waren wieder in Benutzung. Erst im Sommer hatten wir gleich fünf neue Novizinnen aufgenommen, drei davon hibernische Fürstentöchter und zwei aus dem Norden. Zusammen mit ihnen war eine Jungpriesterin namens Eilis aus Tor Uisneach gekommen und die Gemeinschaft war lebendiger denn je. Auch die Geburt meiner Tochter lag erst einige Wochen zurück und vor allem Eilis kümmerte sich rührend und die neugeborene Tochter der Göttin. Eilis war nur drei Jahre jünger als ich und brannte selbst darauf zu den Feuern gehen zu dürfen am kommenden Beltane und gesegnet zu werden. Ich konnte die Sehnsucht in ihren Augen sehen, wenn sie die kleine Muirenn wiegte und mit Úna und Liadin spielte. Ich konnte sie gut verstehen.
Ich hatte gerade getrocknete Kräuterbündel sortiert um etwas für den Husten der Frau des Holzfällers Menard zu brauen, als Eilis schwer atmend in meine Hütte stürzte. "Dierna...Druiden...sind da" presste sie zwischen schweren Atemzügen hervor. Das Mädchen musste aus vollen Leibeskräften zu mir gerannt sein und es dauerte einige Sekunden, bis sie sich gefangen hatte. "Du sollst mit Úna zum Nemeton kommen sofort." Ich runzelte kurz die Stirn und nickte dann, ehe ich meinen blauen Mantel über mein Priesterinnengewand zog. Úna sah mich ein wenig ängstlich an, aber ich ging in die Hocke vor ihr und beruhigte sie.
Während ich ihr in ihren schweren Wollumhang half, redete ich beruhigend auf sie ein, während Eilis mich beobachtete. "Du musst keine Angst haben, mein kleines Lämmchen. Alles ist so wie es sein soll. Die Göttin bestimmt unser Leben, wie ich es dir erklärt habe. Erinnerst du dich?" Únas große Augen schauten mich an und langsam nickte sie. Nachdem Úna eingepackt war, ging ich auch daran das Baby fest in eine dicke Wolldecke einzuwickeln. Ich ging davon aus, dass sie Muirenn auch begutachten wollten, da sie das Resultat einer Großen Ehe war. Nachdem ich Liadin zu Hilda geschickt hatte, war ich bereit zu gehen. "Eilis, nimm Muirenn und folge mir. Sprich nicht und lausche nur, verstehst du?" Das Mädchen nickte ernst und tat wie ihr geheißen wurde.
Ich machte mich zügig mit Úna an der Hand und Eilis und dem Baby im Schlepptau auf den Weg zum Nemeton. Es war nicht allzu weit und als wir den Rand des Nemeton erreichten, bedeutete ich Eilis hier in Sicht- und Rufweite der Druiden zu warten, während ich mit Úna die letzten Schritte vor die ehrwürdigen Druiden in den Kreis um den Altar im Eichenhain trat. Normalerweise war das Verhältnis von Druiden und Priesterinnen oft sehr ungezwungen, aber dies war ein formaler Rahmen und eine rituelle Begutachhtung mit besonderen Regeln.
Als wir vor den Druiden standen, half ich zuerst meiner Tochter zu knien und kniete mich dann selbst hin. "Ich grüße dich, ehrwürdiger Vater Corio. Zwei gehorsame Töchter der Göttin treten dir unter die Augen. Dies ist Úna, Tochter der Beltanefeuer und ich bin Dierna, Tochter der Bébinn und des Lorccán." Wir verharrten auf dem kalten Boden, bis wir angesprochen wurden und ich hoffte so sehr, dass Úna heute von den Druiden als zukünftige Priesterin auserkoren wurde. Die Wasser hatten es als eine mögliche Zukunft gezeigt, als ich noch mit Úna schwanger gewesen war.
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06-30-2025, 03:29 PM,
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Druide
NSC

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RE: [Nemeton] Spätwinter - Ein Kind für die Göttin?
CORIO
Corio wandte sich zuerst Muirenn zu, tätschelte ein wenig das Umschlagtuch und lächelte sogar:
"Sie wird glücklich sein", sprach er, doch er wollte sie nicht für den Priesterinnendienst. Aber dann war er ernst. und er beugte sich zu Úna hinunter, die trotz ihres zarten Alters und der herrschenden Kälte kniete und sich nicht gerührt hatte, während der Druide das Schwesterchen betrachtete. Das sprach für eine gute Erziehung, aber auch gleichermaßen für eine innere, starke Haltung.
"Úna, Diernastochter, Tochter des Beltanefeuers, ich möchte dir eine Frage stellen. Die Frage ist schwer für ein kleines Ding, wie du es bist, und du darfst mir sagen, dass du darüber eine Nacht schlafen willst, bevor du mir deine Antwort gibst ", sagte er langsam und hob dann den Kopf des Mädchens, bis sie ihm in die Augen sehen musste. Sein Blick war nicht unfreundlich, aber forschend:
"Was würdest du wählen, wenn du die Wahl hättest: Ein bequemes, schönes Leben mit deiner eigenen Familie in einer großen Hütte mit einem schmucken Ehemann, in der du kochst und deine Kinder hütest, so wie es sich viele Frauen wünschen?
Oder ein Leben voller Lernen und Entbehrungen, der von sehr wenigen nur beschritten werden kann und dennoch seine eigene Freude mit sich bringt, weil du ganz und gar der Großen Göttin gehören wirst?"
Der Druide verschränkte die Arme. Er sah, dass es hinter der Stirn der kleinen Úna arbeitete. Sie war nicht nur schön und stark, sie war auch intelligent. Was für eine prächtige Priesterin würde sie sein, wenn sie diesen Weg wählte.
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07-09-2025, 10:51 PM,
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Dierna
Junge Priesterin
  
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RE: [Nemeton] Spätwinter - Ein Kind für die Göttin?
Während ich auf dem kalten Boden kniete, musste ich an die Nacht denken, in der Úna gezeugt wurde. Es war das erste Mal gewesen, dass ich als frische Jungpriesterin zu den Feuern gegangen war. Alle Jungpriesterinnen brannten darauf zu den Feuern zu gehen, so wie auch Eilis sehnlich auf das kommende Beltane wartete um zu den Feuern zu gehen. Nicht alle von ihnen wurden mit einem Kind der Göttin gesegnet, aber ich gehörte zu den Glücklichen. Als der Zauber der Nacht von mir abfiel und ich mich von dem Mann löste, der dem Gott seinen Körper geliehen hatte, hatte ich den Druiden Caradoc erkannt. Auch wenn er offiziell Úna niemals als seine Tochter anerkennen durfte, so hatte er es sich nicht nehmen lassen, mich höchstpersönlich von Tor Uisneach hierher zur Quelle zu bringen, als ich schon mit Úna schwanger war.
Auch nach Únas Geburt war Caradoc immer wieder bei der Quelle vorbeigekommen um nach mir und dem Kind zu sehen, bis er von den Römern grausam ermordert wurde. Ich hatte ihm von meiner Vision erzählt, die ich kurz vor meiner Niederkunft gehabt hatte, dass Úna eines Tages eine große Priesterin der Göttin werden würde und ich hatte das stolze Leuchten in seinen Augen nie vergessen, auch wenn er niemals hätte laut sagen können, dass er Úna als seine Tochter betrachtete und sie als solche liebte. Vielleicht hatte er auch etwas für mich empfunden und nicht nur die Göttin in mir gesehen, auch wenn er das nie ausgesprochen hatte und nun war es ohnehin müßig an diese Nacht der göttlichen Ekstase zurückzudenken.
Ich hielt meinen Blick gesenkt und versuchte diese Erinnerungen zu vertreiben, während meine Tochter lautstark über die ihr gestellte Frage nachdachte. Es dauerte nur einige Momente allerdings, bis sie dem Druiden eine Antwort erteilte. "Nein, nein. Ich weiß schon, was ich machen will, wenn ich groß bin. Ich will gerne immer artig der Göttin dienen so wie meine Mama. Das hat mir die nette Frau in meinen Träumen auch erzählt und dass ich einmal auf einer Insel leben werde, die nur der Göttin gehört." Ich musste mir verkneifen, ein wenig verwirrt zu Úna hinüberzusehen. Hatte sie bereits in so einem jungen Alter schon das zweite Gesicht oder die Stimme der Göttin gehört? Bei mir hatte es sich erst fast doppelt so alt eingestellt und ich sah nur Bilder und hörte nie die Stimmen der Götter.
Es war in jedem Fall eine ungewöhnliche Antwort, aber ich war stolz darauf, dass meine Älteste in meine Fußstapfen treten wollte. Es würde aber auch bedeuten, dass die Druiden sie wahrscheinlich sehr bald zu sich holen würden und ich sie vielleicht nie wieder sehen würde. Auch wenn ich sie geboren hatte, so gehörte Úna der Göttin und gegen die Entscheidung der Druiden würde ich nicht aufbegehren können oder wollen, auch wenn mein Herz sicher bluten würde.
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07-14-2025, 01:49 PM,
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Druide
NSC

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RE: [Nemeton] Spätwinter - Ein Kind für die Göttin?
Corio
Die Frage des Druiden war nicht einfach gewesen, zu beantworten, nicht einmal für eine erwachsene Frau. Doch Úna antwortete ohne zu Zögern, mit schlafwandlerischer Sicherheit. Dieses Kind war von der Göttin berührt.
"Ich sehe Freundlichkeit", die blauen Augen Corios versenkten sich kurz in die Diernas, der Mutter: "Ich sehe Weisheit. Sie hat viel von Caradoc...", etwas wie ein tiefer Schmerz zuckte in seinem Blick auf. Caradoc, ihn hatten die Römer ermordet, wie so viele aus ihren Reihen. Warum die Götter ihnen so eine harte Prüfung auferlegten? Cathbad hatte gemeint, dass dies daran läge, dass die Kelten sich den fremden Herren gebeugt und ihre alten Sitten vergessen hätten, doch war es wirklich das? Meister Caradoc war durch und durch ein Mann des alten Glaubens gewesen:
"Du hast deine Tochter gut erzogen, Priesterin Dierna", dann wandte sich Corio an das kleine Mädchen. Seine Stimme wurde sanfter, fast freundlich:
"Ja, wir werden Mona wieder aufbauen, und du wirst dort mit den anderen Schülerinnen leben, so wie es einst war."
Wenn der Aufstand der Kelten gegen Rom gelänge, dann würde Mona, die Insel der Druiden und der Priesterinnen, in altem Glanz wieder auferstehen:
"Wenn du im siebten Jahr bist, komme ich wieder und dann kommst du mit mir, Úna Diernastochter, um zu lernen, was du lernen musst, um der Göttin zu dienen. Es ist fein, dass du dich auf den Dienst, der dir beschieden sein wird, freust"
Wieder sah Corio Dierna an:
"Das macht den Abschied leichter", sprach er.
Sein Begleiter Cenmnoc schnaubte leise. Seiner Ansicht nach zeigte Meister Corio zu viel Mitgefühl. Der junge Druidenkrieger lebte im Bewusstsein seiner eigenen Stärke, das machte ihn zuweilen arrogant und unvorsichtig. Er senkte aber den Blick, als Corio ihn scharf ansah.
Die Druiden zogen von dannen. Ein Stück entfernt vom Heiligtum nahmen sie ihre Kränze ab, zogen grobes Zeug über ihre weißen Gewänder und schnürten ihre Schuhe. Sie wirkten nun wieder wie eine Gruppe gewöhnlicher Wanderer, und die Römer würden nicht wissen, wer sie waren.
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