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Am Brunnen vor dem Tore~
06-27-2025, 05:27 PM,
Beitrag #11
RE: Am Brunnen vor dem Tore~
Ganz flach hatte sich Cassia auf das Dach des kleinen Tempels gekauert. So dass man nur ihren gelockten Haarschopf erkennen konnte, wie sie über den Rand des Tempels linste. Und verzweifelt nach Bran Ausschau hielt. Denn der Tempelwächter wedelte viel zu sehr mit seinem Holzstock herum und Cassia starb auf dem Tempeldach tausend Tode. Wieso war sie nur so feige und hielt sich weiterhin auf dem Dach verborgen? Wieso war sie nicht an Brans Seite geeilt und hatte mit ihm gemeinsam die Tracht Prügel erduldet? Weil ihr der etwas ältere Sklave gesagt hatte, dass sie sich im Verborgenen halten sollte. Und genau daran hatte sich Cassia gehalten. Hatte sie doch, oder? Wieso fuchtelte der Tempelwächter dann ausgerechnet in ihre Richtung und bedeutete ihr mit seinem Stock, dass sie sofort vom Dach herunter zu kommen hatte? Sie hatte sich doch extra ganz flach auf das Dach gepresst, um nicht entdeckt zu werden. “Nein.“ Zischte die furische Sklavin in Richtung des Tempelwächters und wischte sich dabei über ihre Augen. Jetzt nur nicht ins schwanken geraten und riskieren vom Dach des Tempels zu purzeln.

Erneut hob der Tempelwächter seinen Stock an und holte damit aus, um nach Cassias Fingern zu schlagen, die sich in das Stroh verkrallt hatten. Jedoch hatte der Wächter wohl nicht mit dem bockigen Sklavenjungen gerechnet. Denn Bran stürzte sich mit gesenktem Kopf, so dass er aussah wie ein wilder Widder, auf den Tempelwächter. Und stieß ihm seinen Kopf in den Bauch, oder versuchte dies zumindest. “Bran….“ Wisperte es tonlos über Cassias Lippen. Denn durch diesen Angriff hatte Bran die Aufmerksamkeit des Tempelwächters auf sich selbst gezogen. Und Cassia hatte somit die Gelegenheit zu flüchten.

Ganz vorsichtig, rutschte sie auf dem Bauch über das Dach. Um sich im nächsten Moment nicht minder vorsichtig zu Boden gleiten zu lassen. Mit ihren Füßen stemmte sie sich gegen die Mauer des Tempels. Und ließ sich die letzten Meter dann doch zu Boden fallen. Autsch! Das tat wirklich weh, als sie unten auf dem Boden aufkam. Schmerzverzerrt das Gesicht der Sklavin, als sie sich etwas umständlich auf die Füße stemmte. Oh man. Das hatte wirklich weh getan. Da würde sie mit Sicherheit einige blaue Flecken davon tragen. Und wo steckte überhaupt Bran? Für einen kurzen Augenblick spürte Cassia wie sich die eisigen Finger der Furcht nach ihr ausstreckten. Ihre Angst um Bran pulsierte ungehindert durch ihre Adern und ließ Cassias Augen dann doch in Tränen schwimmen.

“Bran.“ Wimmerte die furische Sklavin leise. Denn den claudischen Sklaven konnte sie nun nirgends mehr erblicken. Während sie selbst sich eng gegen die Wand des Tempels presste. Dann jedoch wurde ein dunkelhaariger junger Mann auf sie aufmerksam. So dass sich Cassia noch enger gegen die Tempelwand presste und inständig hoffte, mit dieser zu verschmelzen. “Wo ist Bran?“ Wollte Cassia mit heiserer Stimme von dem dunkelhaarigen jungen Mann wissen und blickte diesen mit tränenfeuchten Augen an.
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06-30-2025, 02:32 PM,
Beitrag #12
RE: Am Brunnen vor dem Tore~
Gut, dass wir jetzt in einem ganz gewöhnlichen  Wohngebiet waren. Hier gab es Ziegen, Schweine und Hühner  und alles sonst, was den Speiseplan lebenswert machte. In der foinen Villa Furia hätten wir so etwas nicht gefunden. Denn jetzt sagte der Typ: "An der Mauer hinter'm Hühnerstall ist rechts eine unverschlossene Tür. Warte da. Ich hol deine Freundin."

"Danke!", stieß ich hervor: "Ich heiße übrigens...." Aber da war schon, bevor wir uns bekannt machen konnten, fort.

Ich rannte in die richtige Richtung und hörte bereits von Nahem erbostes Gackern. Das musste der Hühnerstall sein. Es roch auch danach. Dann sah ich die Tür. Sie war schief, und sie war wirklich unverschlossen. Das prüfte ich nach. Wenn der Typ, den ich ja immer noch für einen Vielleicht - Sklavenjäger hielt, nämlich den Schlüssel dazu besaß, wäre unsere Reise hier zu Ende. Dann fingen sie Cassia ein und beide säßen wir schön in der Falle. Dann ginge es huckepack zu den Furiern zurück. Aber diese Tür hatte entweder nie ein Schloss besessen oder jemand hatte es geklaut. Alles gut.

Mit klopfendem Herzen wartete ich in meinem Versteck. Arme Cassia! Der Schwarzhaarige wollte sie nur holen und mir bringen, doof nur, dass Cassia das ja nicht wusste und bestimmt Todesangst ausstand.

Durch einen der Türspalten, durch die das trübe noch - Tageslicht sickerte, konnte ich nun hören, dass der Tempelwächter einen Legionär aufgetrieben hatte und sich bei dem beschwerte. Dabei wies er immer wieder auf das Tempeldach. Wie der Soldat reagierte, konnte ich aber nicht sehen. Ich hoffte nur, dass er wichtigeres vorhatte, als ein paar Blagen zu jagen. Er könnte ja beispielsweise auf den Feldzug nach Norden gehen und richtige Feinde abmurksen.

Mittlerweile wurde der Strom, der durch das Stadttor wollte, zu einem dünnen Rinnsal. Der Abend kam, und bald wurden die Tore geschlossen. Dann kamen Cassi und ich nicht mehr weiter. ...
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06-30-2025, 11:04 PM,
Beitrag #13
RE: Am Brunnen vor dem Tore~
Warum nur befasste er sich mit diesen Gören? Fintan wusste nicht, was ihn dazu veranlasst hatte. Vielleicht das Heulen des Mädchens, das einfach nicht damit aufhörte. Auch jetzt nicht.
"Beruhig dich!", zischte er und blickte sich um. Dass der Wächter zurückkam, konnte er nicht brauchen. "Ich bring dich zu deinem Liebchen, aber hör doch auf zu plärren. Ihr habt schon den halben Platz aufgescheucht, also reiß dich mal zusammen."
Der Weg zu dem Hühnerstall war glücklicherweise nicht allzu schwierig zu bewältigen. Er hörte den Wächter noch schimpfen und sich bei einer Wache beschweren, die ihn jedoch nicht für voll zu nehmen schien.
"Wo sind denn deine fliegenden Kinder? Vielleicht hältst du mal Wache, statt dich in einer Taberna zu besaufen!", lachte der Legionär, sehr zu Fintans Schadenfreude, der das Mädchen hinter das Haus winkte, wo er auch recht schnell den Hühnerstall ausmachte.
"Na mal sehen, ob dein Freund so schlau war, ihn zu finden", seufzte er und öffnete die Tür.
Tatsächlich, da kauerte er, der Bub.
"Hier ist sie."
[Bild: 1_22_10_22_8_56_52.png]
Falke
[Bild: 3_15_08_22_9_38_19.png]
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07-03-2025, 06:11 PM,
Beitrag #14
RE: Am Brunnen vor dem Tore~
Cassia liefen zwar noch immer die Tränen über ihre Wangen. Aber heulen tat sie schon lange nicht mehr. Dann und wann entkam ihr zwar noch ein ersticktes schluchzen. Jenes unterdrückte sie jedoch, in dem sie ihre Lippen fest aufeinander presste und nun gar trotzig dreinblickte. “Ich weine doch schon gar nicht mehr.“ Murrte Cassia an den Dunkelhaarigen gewandt, nachdem dieser gemeint hatte, dass sie sich beruhigen sollte. Ein tiefer Atemzug folgte und Cassia wischte sich über ihre Augen, die Tränen hinfort. Denn sie wollte vor dem fremden Mann garantiert nicht als Heulsuse dastehen. Auch wenn sie Angst um Bran hatte. Nicht auszudenken der claudische Sklave wäre geschnappt worden. Was würde dann aus ihr werden? Sollte sie sich alleine nach Londinium durchschlagen?

Nein. Ohne Bran würde sie die Provinz nicht verlassen. Und dies bedeutete im Umkehrschluss, Cassia würde alles daran setzen, um Bran zu befreien. “Du weißt wo sich Bran versteckt hält?“ Sprudelte es im nächsten Moment über Cassias Lippen, die nun mit großen Augen zu dem Dunkelhaarigen blickte. Hm. Hier hatte sie es wohl nicht mit einem Kelten oder einem Einheimischen zu tun. Doch dies war der furischen Sklavin in diesem Augenblick gelinde gesagt, absolut egal. Sie wollte nur noch zu Bran. Ihrem Freund.

Bei den Worten des Tempelwächters zuckte Cassia schließlich zusammen und presste ihre schmalen Finger gegen ihre Lippen. Damit ihr auch kein verräterisches Geräusch entwich. Bei der Handbewegung des Dunkelhaarigen reagierte Cassia augenblicklich und eilte sich an Fintans Seite. Um gen des Hühnerstalls zu blinzeln. Hastig pochte der jungen Sklavin das Herz bis zum Hals. Am liebsten hätte sie selbst die Türe geöffnet, doch Fintan übernahm dies für sie und öffnete die Türe des Hühnerstalls. Wildes gackern schallte Cassia entgegen, als sie sich an Fintan vorüber drängte und ..Bran auf dem Boden sitzend erblicken konnte. “Bran…“ Wisperte die furische Sklavin und kniete sich sogleich an Brans Seite. Ihre Arme schlang sie um den Nacken des Größeren und schmiegte sich an ihn heran. “Ich dachte schon du wärst weg.“
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