Die prächtigste aber auch die größte der hiesigen öffentlichen Thermen lag nahe der Thamesis, und dort fand ich mich kurz vor der neunten Stunde nur durch meine Sklavin Rosula begleitet, ein und begab mich schnurstracks zu den Umkleiden. Dort ließ ich meine Kleidung von einer Badesklavin bewachen, der ich ein paar Münzen gab; Rosula aber, die mein Badebesteck und Sportutensilien in einem Korb trug, würde mit mir kommen. Ich selbst trug nur ein paar Sandalen mit dicken Holzsohlen, die mit kleinen Perlen bestickt waren, Perlenohrringe und ein Collier und ich wartete noch ein wenig. Kiki hatte Agamedes, dessen beseeltes Lächeln noch nicht einmal erstorben war, als er mir den Brief überreichte, postwendend ihre Antwort mitgegeben.
"Dir gefiel wohl die Dame Kiki?", fragte ich ihn, und da schmunzelte mein alter Hauslehrer und antwortete: " Die Stoa kritisiert nicht, seine Augen an Schönheit zu weiden, solange man die Jagd danach nicht zu seinem Lebensinhalt macht"
Geweidet hatte mein alter Hauslehrer vermutlich ausführlich, so vergnügt wie er wirkte.
Aber auch ich hatte vor, meine Augen zu weiden.
Kiki hatte mir nämlich geschrieben:
"....Nein, ich werde gerne auf der Palaestra wandeln und mir ganz ungeniert und unverhohlen die schwitzenden Jünglinge ansehen. Ganz ohne Ball. Und ich werde es genießen, wie sie mich im Gegenzug ansehen.
Ich treffe dich dann zur neunten Stunde, aber lass uns im Apodythe
rium treffen und nicht draußen auf der Straße. Weniger neugierige Blicke und weniger zu erklären....",
es würde auf der Palaestra von meiner Seite aus
viele neugierige Blicke geben und
einiges zu erklären, obwohl ich davon ausging, dass Kiki sich schon einen Reim auf meine neu entfdeckte Liebe zur Körperertüchtigung machte.
Nun war das hiesige Apodyterium größer als das in Iscalis, so dass ich Rosula, die Kiki gut kannte, am Eingang postierte, während ich noch auf einer Bank saß.
Meine schweigsame Germanin wich nicht von ihrem Posten, obwohl der viele Publikumsverkehr sie bestimmt einschüchterte. Unerschütterlich stand sie da, die Ersehnte abzufangen.