03-01-2025, 08:13 PM,
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Bibliothek | Der neue beste Freund der Hausherrin
Nach dem unerwarteten Aufschub aufgrund der Beerdigung, versuchte Leander, dennoch im Zeitplan für seine Reise nach Londinium zu bleiben, so gut es ging. Dennoch hatte er die gemietete Kutsche für eine Woche später umdisponieren müssen, was sich natürlich auf den Preis auswirkte, weshalb Leanders Laune ein wenig angeschlagen war. Er hasste Geldverschwendung, auch wenn er jetzt genug davon hatte. Zudem den Teil, den er von Seneca erhalten hatte. Hierfür musste er auch nach Londinium, um die ganzen Papiere und vor allen Dingen das Testament beglaubigen zu lassen, die anfälligen Steuern zu bezahlen und um bei verschiedenen Banken Wechsel auszustellen, so dass Senecas Töchter ihren Teil der Barwerte in Rom, Baiae und Ostia einlösen konnten. Zum Glück war das bei den festen Erbwerten wie Grundstücken und Sklaven etwas einfacher, da die Urkunden dieselben blieben und nicht zwangsläufig umgeschrieben werden mussten.
Ebenfalls später als geplant war Leander nun auch zu seinem ehemaligen Arbeitskollegen gekommen, der den Hund glücklicherweise nicht anderweitig vergeben hatte und großes Verständnis für die Verspätung zeigte, da ihm die gründe ja bekannt waren. Senecas Tod hatte sich ja doch herumgesprochen.
Und so kam Leander nach einem ziemlich langen Tag voller Vorbereitungen nun doch am späten Nachmittag in der Begleitung eines schwarzweißen Welpen nach Hause. Den größten Teil des Weges hatte er ihn tragen müssen, da die kurzen Beine die lange strecke nicht zu bewältigen schienen. Da der Hund aber praktisch nichts wog und nur etwas mehr als eine Hand voll maß, war das kein Problem.
Zuhause angekommen setzte Leander ihn wieder ab und lockte ihn an der dünnen, feinen Leine mit sich. Da es der gemütlichste Raum im Haus war, ging er in die Bibliothek mit ihm und ließ nach seiner Ehefrau schicken, ihn doch bitte dort zu treffen. Sicher würde sie sich über die Einhaltung des Versprechens freuen, und so hatte sie zumindest Gesellschaft, während er weg war und würde diese Nachricht hoffentlich ohne zu viel kindischen Trotz akzeptieren.
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03-02-2025, 08:37 AM,
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RE: Bibliothek | Der neue beste Freund der Hausherrin
Als die Nachricht kam, dass Leander mich in der Bibliothek erwartete, legte ich die Stickerei zur Seite und atmete tief durch. Endlich. Nun, da die Trauerzeit vorüber war, endete auch damit die lange Zeit der Zurückhaltung. Nun konnte ich meinem Ehemann zeigen, was ich in den vergangenen Wochen bei Nicander gelernt hatte. Ich stand auf und strich unwillkürlich den Saum meiner Tunika glatt, während mein Blick zu Nicander wanderte. Mit einem fingerzeig bedeutete ich ihm, dass er mich begleiten sollte. Mann konnte ja nie wissen. Womöglich schwächelte ich wieder, wenn ich vor Hades ... äh Leander stand und ihm erklären wollte, dass ich seine Frau war und mich nun traute, dies auch in allen Belangen zu sein.
Mit schnellen, aber bedachten Schritten durchquerte ich die Domus Plautia. Auf dem Weg ging ich im Geiste noch einmal durch, was ich sagen wollte, wie ich es sagen wollte. Jede einzelne Nuance und die richtigen Pausen. Ich hatte alles vorbereitet. Hades... äh Leander sollte beeindruckt sein. Ja, er sollte spüren, dass ich nicht mehr nur das unerfahrene Mädchen war und dass ich es ernst meinte, was ich zu ihm sagen würde. Er sollte spüren, dass ich nun bereit für ihn war.
Doch dann betrat ich die Bibliothek – und vergaß alles.
Mein Blick fiel zwar sofort auf Leander, aber noch bevor ich etwas sagen konnte, bemerkte ich das kleine, schwarz-weiße Wesen zu seinen Füßen. Ein Welpe. Ein überraschter Laut entfuhr mir, dann breitete sich ein strahlendes Lächeln auf meinem Gesicht aus. "Oh, ist der aber süß!" rief ich entzückt.
Ohne zu zögern eilte ich auf Leander zu, legte meine Arme um ihn und drückte ihn fest an mich. "Danke!", rief ich begeistert. "Er ist so wundervoll! Vielen Dank!"
Nach einigen Herzschlägen löste ich mich ein wenig, um Leander anzusehen, dann wandte ich mich wieder dem tapsigen kleinen Hund zu. Mein Herz schlug schneller, als ich mich hinabbeugte und vorsichtig die Hand ausstreckte. Der Welpe schnupperte neugierig daran, ehe er meine Finger mit seiner kleinen, feuchten Nase berührte und die dann mit seiner rauhen Zunge abschleckte.
Ein Lachen stieg in mir auf, und mit leuchtenden Augen sah ich zu Leander. "Ich hätte nicht gedacht, dass du es wirklich tust," gestand ich, während mein Blick wieder auf den Welpen fiel. "Aber ich bin so froh, dass du es getan hast." Nachdem ich mich wieder aufgerichtet hatte, wandte ich mich wieder Leander zu. Da er um einiges größer war als ich, stellte ich mich auf meine Fußzehen und legte sanft meine Lippen auf seine, um ihn zu küssen.
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Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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03-02-2025, 10:53 AM,
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Nicander
Schauspieler
  
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Beiträge: 92
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RE: Bibliothek | Der neue beste Freund der Hausherrin
Den Vormittag hatte ich angenehm verbracht. Ich war Innogen zur Hand gegangen und hatte kleine Gedichte auf sie gemacht, was sie damit quittierte, dass sie mir einen Lappen hinterher warf: "Verrückter Kerl!". Es war das Gefühl heiterer Kameradschaft, was uns seit jenem Nachmittag verband. Am Mittag hatte ich aber damit verbringen dürfen, meiner Domina vorzulesen, während sie stickte. Ich wählte eine Liebesszene zwischen der Hetäre Phryne und ihrem Geliebten, dem berühmten Redner Hypereides, die weniger durch Details als durch anmutige Worte bezeichnet war, und gerade als ich zum Höhepunkt der Werbung gelangte, wurde meine Domina zu ihrem Mann gerufen. Schon lange Zeit hatte er sie nicht zu sich rufen lassen.
Bevor wir gingen, richtete ich die Falten ihres Gewandes, damit es sich an ihren Körper schmiegte, ihre Locken und bat um Erlaubnis, sie in ihre Wangen zu kneifen, damit sie sich zart röteten. Vor Überraschung war meine liebste Domina Norbana Orestilla nämlich blass geworden.
Erst als ich zufrieden mit dem Ebenbild der jugendlichen Hebe war, folgte ich ihr in die Bibliothek. Da stand der Herr, und ich muss gestehen, dass auch sein Anblick mir die süßesten Erinnerungen in den so gerne abschweifenden Geist trieb. oh ja, König Hades.
Was aber nun auf uns zukam, war nicht Kerberos, der Höllenhund, sondern ein kleines schwarzweißes Bündel auf der Erde. Ein Welpe, ein gar niedliches Tier. Es konnte gar nicht anders, als rührend zu sein, so dass ihm die Herzen zuflogen. Auch mir zauberte er ein Lächeln auf mein Gesicht, und um so mehr, als meine Persephone nun ihre königliche Zurückhaltung vergaß und sich so voller Freude bedankte.
Ach, diese Freude kam aus übervollem Gemüt. Wie lieblich meine Herrin war. Ich kniete mich aber schnell hin und ließ das Hündchen an meinen Fingern schnuppern, während ich sein seidiges Fell streichelte und Norbana Orestilla zu ihrem Gatten sprach. Solange würde ich mich um den Welpen kümmern, damit die Herrin nicht abgelenkt vom Tun, welches nun vor ihr lag.
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03-02-2025, 12:31 PM,
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RE: Bibliothek | Der neue beste Freund der Hausherrin
Leander hatte erwartet, dass Orestilla sich freute. Allerdings hatte er gehofft, dass diese Freude sich mehr auf den Hund konzentrieren würde und weniger auf ihn. Nachdem er sich einmal hatte fest drücken lassen, dachte er auch, es überstanden zu haben, allerdings kam sie noch einmal zurück, um sich auf die Zehenspitzen zu stellen und den Mund zu spitzen. Leander tat so, als hätte er es nicht bemerkt, während er sich leicht abwandte und schließlich einen schritt beiseite trat. “Nun, ich habe versprochen, einen kleinen Hund zu besorgen, und im Allgemeinen halte ich mein Wort“, meinte er etwas verwirrt angesichts der Tatsache, dass sie tatsächlich eine derart niedrige Meinung von ihm zu haben schien, dass sie ihm nicht einmal diese Aussage geglaubt hatte.
Er schob es auf ihre Sprunghaftigkeit und Jugendlichkeit und beschloss, es nicht als Beleidigung anzusehen, während er auch gleich fortfuhr. “Es ist ein Rüde und du musst ihm noch einen Namen geben und darauf trainieren, darauf zu hören. Leine und Halsband ist er bereits gewohnt und laut Aussage meines Arbeitskollegen ist er auch bereits stubenrein, allerdings würde ich mich darauf nicht allzu sehr verlassen. Du oder einer der Sklaven sollten also mehrfach täglich mit ihm nach draußen gehen. Wenn du ihn selbst spazieren führen möchtest, solltest du aber immer einen Sklaven als Schutz mitnehmen.“
Damit war das hoffentlich alles geklärt und Orestilla hinreichend beschäftigt in der nächsten Zeit. “Ich werde in vier Tagen dann auch nach Londinium fahren. Die Betriebe und Immobilien, die Plautius Montanus mir netterweise geschenkt hat, müssen in Augenschein genommen werden und einige Dinge geregelt. Ebenso muss ich noch einige Veranlassungen bezüglich des Erbes meines Vaters treffen, was hier in Iscalis nicht möglich ist. Ich werde also drei bis vielleicht vier Wochen abwesend sein, und ich nehme Innogen und vermutlich Hector mit. Mit Phineas habe ich das entsprechend der Verteilung der Haushaltspflichten auch schon abgesprochen und der Köchin ein Budget für den nächsten Monat zugeteilt. Es sollte also keinerlei Probleme deswegen geben.“ Und nachdem seine Frau nun auch eine Beschäftigung hatte, noch viel weniger, dachte Leander.
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03-03-2025, 10:58 PM,
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RE: Bibliothek | Der neue beste Freund der Hausherrin
Leander wich mir leicht aus, als ich ihn küsste. Ich ließ es geschehen, ließ mir die Freude nicht nehmen und wandte mich stattdessen dem Welpen zu, der neugierig an meiner Tunika schnupperte.
"Er ist perfekt", sagte ich sanft und ging in die Hocke, um ihm eine Hand hinzuhalten. "Oh ja, wir brauchen noch einen Namen für dich. Was hältst du von Felix … oder Argos?" Der Kleine war zwar kein Jagdhund, aber ich war mir sicher, dass er genauso treu war wie Odysseus’ Hund. "Oh, du hast schon ein Halsband und kannst an der Leine laufen? Ja, du bist ein feines Hündchen!"
Während ich mit dem Hund sprach, hörte ich Leanders Worte über die Pflege und Verantwortung, die der Kleine mit sich brachte. Ich nickte eifrig. "Ich werde mich darum kümmern", versprach ich. "Ich werde regelmäßig mit ihm hinausgehen. Vielleicht begleitet mich Nicander manchmal. Aber ich will, dass er sich an mich gewöhnt, nicht nur an die Sklaven."
Als Leander mir dann plötzlich eröffnete, dass er in vier Tagen nach Londinium reisen müsse, richtete ich mich abrupt auf. "In vier Tagen schon?", wiederholte ich mit einem Anflug von Enttäuschung. Ich wusste, dass er nach Londinium musste – aber so bald schon? Drei oder sogar vier Wochen würde er fort sein. "So lange?" Meine Enttäuschung war kaum noch zu verbergen.
Mein Blick wanderte zu Nicander, als suchte ich dort Halt, während meine Unsicherheit erneut in mir aufstieg. Dabei hatte ich doch eigentlich Leander zeigen wollen, dass ich nun bereit für meinen Ehemann war.
Doch dann straffte ich die Schultern und zwang mich zu einem Lächeln. "Nun, ich werde mich nützlich machen, während du weg bist. Das Haus … der Hund …" Ich lächelte, obwohl mir ganz und gar nicht danach war. Auch meine Stimme verlor ein wenig an Festigkeit, doch ich ließ es mir nicht anmerken. "Und wenn du zurückkommst, wirst du sicher staunen, was ich alles …"
Ich zögerte einen Moment, dann fasste ich einen Entschluss. "Vielleicht sollte ich mitkommen. Nach Londinium. Ich könnte mich dort ebenfalls nützlich machen. Es gibt gewiss Dinge, bei denen ich helfen kann." Mein Blick suchte Leanders, während ich gespannt auf seine Reaktion wartete.
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Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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03-04-2025, 11:18 AM,
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Nicander
Schauspieler
  
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Beiträge: 92
Themen: 5
Registriert seit: Oct 2023
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RE: Bibliothek | Der neue beste Freund der Hausherrin
Die Herrin Orestilla suchte meinen Blick. Ich nickte ihr aufmunternd zu.
Ich sprach nicht, es sei denn, mir würde befohlen, mich einzumischen. Doch meine Gedanken waren bei ihr.....
Oh, liebste Domina, dein Gemüt ist so rein, du bist so harmlos, dass du dich von einem Hündchen becircen lässt. (das zweifelsohne liebenswürdig ist) Erinnere jedoch an Kore, die achtete nicht der Geschenke von Hades. Ein freundliches Geschenk für ein Kind ist das, und auch wenn es Gefallen findet; es ist nicht das, nach was du heute streben solltest.
Der Herr, er weicht deinen lieblichen Lippen aus. Schon umwölkt sich die Stirn, als du sprichst: ich hätte nicht gedacht, dass du es wirklich tust! Denn was der Herr auch sein mag, er hält sein Wort. Du hättest sagen können: Ich hätte nicht gedacht, dass du dich über all den Pflichten, die dich von mir fernhalten, an solch eine Kleinigkeit erinnerst!
Er weicht dir aus o Domina, denn die Wahrheit ist, dass der Herr Plautius Leander nicht liebt. Vielleicht liebt er niemanden außer sich selbst. Doch gerecht ist er, über alle Maßen, und so appelliere du nicht an seine Liebe - eher erweichst du kalten Marmor oder die grausigen Harpyen - sondern rufe seine Gerechtigkeit an.
Du. bist. die. Domina! Wenn der Herr nach Londinium will, so wünsche ihm gute Reise und Du wirst zu Iuno beten, dass er dir heil zurückkommt. Wenn er die Sklavin mitnimmt, die dich kränkt, so frage, ob sie nicht ein neues Kleid braucht für die weite Reise. Zeige dich nicht enttäuscht, Flehen lohnt er dir nicht.
Dagegen: Die Schlüssel der Domus verlange! Du bist die Domina seines Hauses. Wenn er dir fern bleibt, ist das seine Sache. Doch Grund, dich schlecht zu stellen, gabst du ihm nie.
Und wenn er fürchtet, dass deine Jugend im Wege stehen sollte, weise zu wirtschaften,
so bitte ihn, dir einen erfahreneren Sklaven zur Seite zu stellen. Da er dein Mentor nicht sein möchte, so soll er dir einen anderen wählen.
Denn Du hast ein Wesen von eigenem Verstand und Willen. Persephone, die Frau, nicht Kore, das Mädchen, sucht ihren Platz in der Welt.
Kore ist erwacht, wie dein armer Nicander nur zu gut aus verschwiegenen Nächten weiß
Erinnerst du dich, wer du warst....habe nie wieder Angst. Du kannst fliegen, Norbana Orestilla....
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03-04-2025, 12:30 PM,
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RE: Bibliothek | Der neue beste Freund der Hausherrin
Der Hund erfüllte seinen Zweck und lenkte Orestilla wieder ab, die gleich nach einem passenden Namen suchte. Leander fand Argos vielleicht einen etwas großen Namen für einen so kleinen Hund, aber er würde sich um nichts in der Welt einmischen. Selbst wenn sie ihn Lailaps nennen sollte, oder Peritas.
Allerdings war die Ablenkung nicht ganz perfekt, als er auf seine Reise zu sprechen kam. Sie klang fast enttäuscht, so dass Leander es auch beinahe glauben mochte. Aber eben nur beinahe. Und sie willigte auch erst einmal ein, ohne trotzigen Anfall deswegen, bis sie es sich doch anders überlegte und mitkommen wollte.
“Da all die Dinge, die ich erledigen muss, lediglich mein privates Vermögen und die Erbschaft, deren Vollstrecker ebenfalls ich bin, betreffen, wüsste ich nicht, wie du helfen könntest“, versuchte Leander es diplomatisch. “Außerdem dauert die Reise drei Tage, in einer kalten und dunklen Kutsche. Und du wolltest dich um deinen Hund kümmern“, gab er ebenfalls zu bedenken. Das war dann kein hartes Nein, sondern eher der Hinweis, dass sie hier besser aufgehoben war. Auch wenn Leander das harte Nein doch auch dachte.
“Und auf letzteren kannst du dich auch konzentrieren, da wie gesagt mit Phineas und der Köchin schon alles besprochen ist.“
Kurz überlegte Leander, ob diese Aufgabe und ihre Liebelei mit Nicander sie ausreichend von allen kritischen Dingen ablenken würde. Glücklicherweise fiel ihm noch etwas ein. “Achja, da mein Vater nun verstorben ist, kannst du in meiner Abwesenheit in aller Ruhe wieder dein altes Zimmer beziehen und die Sklaven zurück in ihre Zimmer. In dem kurzen Zeitraum bis zu meiner Abreise möchte ich den Sklaven keine unnötige Arbeit machen, aber in den vier Wochen sollte sich dafür ja Zeit finden. Dann hast du wieder einen hübscheren Raum für dich und den Hund.“ Leander hatte durchaus gemerkt, dass sie nicht glücklich gewesen war, in den hinteren Teil des Hauses umzuziehen. Da er in der kurzen Zeit, die er noch in Iscalis zu bleiben gedachte, auch in Senecas Cubiculum schlafen konnte, war das nun aber kein Problem mehr, wenn sie den Raum daneben wieder zurückbekam.
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03-04-2025, 11:44 PM,
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RE: Bibliothek | Der neue beste Freund der Hausherrin
In Nicanders Blick lag eine stumme Ermahnung, eine unausgesprochene Erinnerung an das, was er mich gelehrt hatte. Ich hatte mich ablenken lassen. Der kleine Hund. Leanders Geschenk war eine freundliche Geste, ja, aber nicht das, was zählte. Kore war erwacht, hatte Nicander gesagt. Und doch hatte ich gezögert, hatte beinahe alles wieder vermasselt.
Meine Finger glitten noch einmal über das weiche Fell des Hundes. Er war ein Geschenk für ein Kind. Doch ich war kein Kind mehr. Ich war eine Frau.
Langsam richtete ich mich auf.
Leanders Worte hallten in mir nach. Er würde nach Londinium reisen und seine Angelegenheiten regeln, ohne mich. Er würde mich hier zurücklassen, mit einem hübscheren Raum und einem Hund.
Doch ich war nicht zurückgelassen. Ich war hier. In meinem neuen Heim. In meiner Stellung.
Ich hob den Blick und lächelte ruhig und gefasst.
"Mein Leander, du hast recht. Es ziemt sich nicht, dass ich mich in deine Pflichten einmische. Ich werde hierbleiben und mich um das Haus kümmern. Möge Fortuna dich auf deiner Reise begleiten und Iuno dich wohlbehalten zu mir zurückführen."
Ich ließ meine Worte einen Moment lang wirken. Dann fügte ich mit fester Stimme hinzu:
"Wenn du zurückkommst, wirst du ein geordnetes Heim vorfinden. Dafür werde ich sorgen."
Mein Blick wanderte durch den Raum, als würde ich bereits überlegen, wo Ordnung geschaffen werden musste. Schließlich war ich die Domina dieses Hauses. Es würde in guten Händen sein.
Dann trat ich an Leander heran, legte leicht die Hand auf seinen Unterarm.
"Ich werde dich erwarten."
Meine Stimme war ruhig und mein Griff sanft – doch ich ließ ihn los, bevor er es tat.
![[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]](https://adlerchronik.de/gallery/3_15_08_22_9_37_19.png)
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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03-05-2025, 11:57 AM,
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RE: Bibliothek | Der neue beste Freund der Hausherrin
Eigentlich hätte Leander erleichtert reagieren können, dass sie nicht wieder trotzig und bockig reagierte, sondern im Gegenteil geradezu reserviert. Aber genau deshalb machte sich ein unruhiges Gefühl in ihm breit. Der erste Satz klang ziemlich einstudiert, weshalb er einen halben Seitenblick auf Nicander warf. Was ihn aber viel eher beunruhigte, war der Inhalt, den Orestilla von sich gab, und der in seinen Ohren eher wie eine Drohung als eine Beruhigung klang. Noch dazu nannte sie ihn mein Leander, eine Anrede, die sie so noch nie gewählt hatte, soweit er sich erinnerte, und die angesichts ihrer beider Distanz zueinander nicht richtig klingen mochte.
Anstatt also zufrieden zu lächeln und sie ihrem Hund zu überlassen, verschränkte Leander etwas misstrauisch die Arme und musterte die Frau, die ganz anders erschien als die Orestilla, die er bislang kennengelernt hatte. “Was genau meinst du damit: Du wirst dafür sorgen?" Auch bei der Wiederholung klang es irgendwie unheimlich.
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03-05-2025, 07:38 PM,
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RE: Bibliothek | Der neue beste Freund der Hausherrin
Ich hielt Leanders Blick stand, der mich prüfend musterte. Seine Worte waren keine bloße Nachfrage. Nein, darin schwebte ein Zweifel. Um genauer zu sein, war es ein Argwohn, den ich fast belustigend fand.
"Was genau ich damit meine?" Ich ließ mir Zeit mit der Antwort, legte bedächtig die Hand auf die Rückenlehne eines Stuhls. "Nun, dass du in einigen Wochen zurückkehren wirst und ein Haus vorfindest, in dem Ordnung herrscht."
Ich neigte den Kopf leicht zur Seite, musterte ihn ebenso, wie er mich gemustert hatte. "Ist das nicht das, was du dir wünschst? Ein geordnetes Heim? Eine pflichtbewusste Ehefrau, die ihre Aufgaben kennt?"
Meine Stimme war ruhig, fast sanft, doch in meinen Worten lag ein feiner, kaum spürbarer Widerhall von Ironie.
"Du bist doch deswegen nicht beunruhigt?" fragte ich mit gespielter Besorgnis. Da hob ich das Kinn ein wenig und ließ die Worte erklingen, die Nicander mir gegeben hatte: "Auch wenn ich jung bin, habe ich doch ein Wesen mit eigenem Willen und eigenem Verstand."
Ich schmeckte den Satz auf meiner Zunge und fühlte, wie er mit jeder Silbe mehr zu meinem eigenen wurde. Er war keine bloße Wiederholung, sondern eine Wahrheit, die sich tief in mir verankert hatte.
"Du kannst beruhigt nach Londinium reisen, mein Leander", fuhr ich fort und sprach das mein mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie zuvor. "Ich werde mich hier um alles kümmern." Oh ja, das würde ich! Er würde sicher Augen machen, wenn er wieder da war.
Dann ließ ich einen Moment verstreichen. "Ach ja, braucht Innogen nicht noch ein neues Kleid für die Reise?" fragte ich beiläufig und hob dabei eine Braue.
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Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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