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Basilica
08-09-2023, 04:08 PM,
Beitrag #1
Basilica
Die große Basilica ist der öffentliche Empfangsraum. 
Mehrere Säulen tragen das Kuppeldach des großen Raumes. Der Boden ist mit Mosaiken ausgelegt. Die Säulenhalle erlaubt den Empfang von größeren Gesandtschaften und dient darüber hinaus als Prestigeraum für Gastmähler und andere Anlässe. Sie ist immer entsprechend des Anlasses eingerichtet.
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02-17-2025, 08:29 PM,
Beitrag #2
RE: Basilica
Gerichtstag Februar DCCCXXXIII


Lucius Petilius Rufus saß an diesem Tag dem Gericht vor.


Die Basilica des Statthalterpalastes war dementsprechend vorbereitet, so dass alle Leute, die die verschiedenen Anhörungen verfolgen wollten, auch Platz fanden und auf den langen Holzbanken während der Wartezeit sogar sitzen konnten.
Auf einem leicht erhöhten Podest befand sich die Sella Curulis, der curulische Gerichtsstuhl, der die Macht eines Prätors von Rom symbolisierte. Dort saß Rufus in vollem Amtsornat und entschied darüber, ob Klagen heute als berechtigt an die jeweiligen Gerichte weitergegeben wurden oder mangels Substanz direkt abgewiesen werden würden. Zum Glück musste er nicht auch noch alles gleich hier und heute verhandeln, dafür war er im Allgemeinen gar nicht zuständig. Deshalb konnten auch eine Vielzahl an Anhörungen an einem Tag erfolgen, ohne die mühseligen, stundenlangen Plädoyers der Anwälte ertragen zu müssen. Rufus war durchaus sehr dankbar, dass sich damit vornehmlich die Volksversammlung herumschlagen musste und er nur schnell und effizient Entscheidungen treffen konnte.


Das meiste waren Erbschaftsfragen und Eigentumsdelikte, insbesondere was die Freilassung von Sklaven oder die Vormundschaft von Minderjährigen und Frauen anging. Dies verschlang zwar viel Zeit, war aber nicht so schwierig und vieles konnte auch gleich geregelt werden, ohne die Gerichte zu verstopfen.
Da es aber auch immer mal wieder heftigere Auseinandersetzungen gab, waren etliche Legionäre im Raum an den Rändern verteilt, um die Ruhe sicherzustellen, und die Leibwache des Legaten stand in einer Reihe zwischen Rufus und den Bänken für Ankläger und Beklagten.


Ein Ausrufer stand vorne und rief nacheinander die Fälle.
“Fall Siebenundzwanzig, Ankläger Tiberius Furius Saturninus, Angeklagter… Name gerichtlich festzustellen. Bürgerrechtsstreitigkeit.“, verkündete also der Herold den nächsten Fall von seiner Liste.
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02-19-2025, 02:32 PM,
Beitrag #3
RE: Basilica
Die ehrwürdige Sella Curulis und der LAPP dämpften die allgemeine Stimmung. Mehr als bei anderen Gelegenheiten empfand Saturninus, das das hier Rom war. Andere Völker hatten andere Dinge geschaffen, doch das Recht thronte über ihnen, wie der LAPP auf dem Sella Curulis, dem zwar prachtvollen, aber nicht sonderlich bequemen Gerichtsstuhl, thronte.
Saturninus hatte seinen Angeklagten unter Ladungszwang bis nach Londinium geschafft, Alun war bei ihm.
Der Furius erhob sich und sprach, nachdem er den Statthalter gegrüßt hatte, die Anklage:

" Ich, Tiberius Furius Saturninus, Princeps Officii in der Civitas Iscalis klage diesen Mann an, der sich Alun nennt und kein Bürger Roms ist, sich unter falschem Namen als römischer Bürger ausgegeben zu haben. Wenn es sich erweist, dass diese Aneignung geschehen ist, so verurteile ihn o Richter  für dieses Verbrechen nach dem Gesetz", endete er mit der Klageformel.
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Honoratior von Iscalis
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02-19-2025, 03:22 PM,
Beitrag #4
RE: Basilica
Lucius Petilius Rufus hörte zu.

Zum Glück schaffte der Ankläger es, den Sachverhalt sehr schnell zusammenzufassen, ohne bei seiner Erzählung bei Romulus und Remus anzufangen. Es ging also darum, dass sich jemand als römischer Bürger ausgegeben hatte. Sowas kam selten vor, da spätestens bei einem Zensus so etwas auffiel. Und außer in so neuen Provinzen wie Britannia fand ein Zensus regelmäßig alle fünf Jahre statt. Wenn nicht irgendwas dazwischenkam wie ein Bürgerkrieg. Aber im großen und ganzen war es ein erhebliches Risiko, erwischt zu werden. So wie vermutlich auch jetzt.

“Nun denn, Angeklagter. Nenne deinen Namen und was du zu den gegen dich vorgebrachten Vorwürfen zu sagen hast, so dass ich entscheiden kann, ob eine Verhandlung nötig ist oder nicht.“
Üblicherweise bestritten die Leute solche Vorwürfe, wodurch es dann zur Verhandlung kam. Nur selten gestand jemand seine Schuld, da die Strafe in diesem Fall in einer öffentlichen Hinrichtung bestand: Der Verurteilte wurde nackt ausgezogen und an eine Furca gebunden, mit Peitschen durch die Straßen zum Richtplatz getrieben, dort noch einmal öffentlich gegeißelt und anschließend geköpft. Im allgemeinen versuchten die meisten Leute, eben genau das zu vermeiden.
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02-22-2025, 11:54 PM,
Beitrag #5
RE: Basilica
Furius Saturninus hatte mich bis hierher geschleppt, in Ketten gelegt und in einen Käfig gesperrt wie ein wildes Tier. Er hatte alles dafür getan, dass ich nicht an Hunger oder Kälte starb. So viel Aufwand für einen wie mich, der ihn bei seiner Ehre gepackt hatte. Er wollte mich nicht einfach sterben sehen. Er wollte mich gerichtet sehen.
Ich hob den Blick und ließ ihn auf dem Mann ruhen, der über mein Leben entscheiden würde. Der Statthalter. Ich kannte ihn. In Iscalis hatte ich eine Keltin vertreten, deren Sohn von einem Römer erschlagen worden war. Er hatte für die Mutter entschieden und ihr eine großzügige Entschädigung zugesprochen. Als könnte Silber das Leben eines Kindes aufwiegen.
Erinnerte er sich an mich? Wohl kaum. Ich war nur eine Randnotiz in seiner Aktenrolle, genauso wie dieser Fall in Iscalis. Jetzt jedoch stand ich selbst vor ihm. Angeklagt. Ohne Hoffnung. Ohne Gnade.
Ich atmete tief ein. Dann sprach ich.
"Mein Name ist Alun. Ich bin der Sohn einer jungfräulichen Priesterin von Mona und eines römischen Vergewaltigers."
Meine Stimme war ruhig. Klar. Die Worte kamen mühelos, als hätte ich sie schon unzählige Male gesagt.
"Ich habe mir einen Namen genommen, der mir nicht gehört, um meine Mutter zu rächen. Ich bin kein Bürger Roms."
Die Wahrheit war schlicht, kalt und unausweichlich. Ich sah keinen Sinn darin, mich herauszureden oder zu verteidigen. Kein Wort würde meine Ketten lösen, keine Erklärung den Lauf der Dinge ändern. Furius Saturninus hatte mich hierhergebracht, und sein Wille würde geschehen.
Ich wusste, was nun folgte. Ein Schauspiel für die Stadt. Ein Exempel für all jene, die glaubten, sie könnten sich unerkannt als Römer ausgeben.
Meine Schultern sanken. Die Angst war verschwunden, fortgespült von der bleiernen Gewissheit.
"Ich weiß, ich werde sterben. Mein Leben war bereits bei meiner Geburt verwirkt."
Ich ließ die Worte in den Raum sinken.
"Also spart euch die Mühe einer Verhandlung."
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Als "Lucius Tarutius Corvus"
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Falke
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02-23-2025, 12:00 PM,
Beitrag #6
RE: Basilica
Lucius Petilius Rufus hörte zu.

Diese verdammte Insel machte wirklich immer wieder Ärger. Glücklicherweise war sie nun endlich nach zwanzig Jahren befriedet und würde es hoffentlich auch bleiben. Und die Legionen hatten durchaus dazugelernt und waren diesmal nicht ganz so rigoros gegen die Kelten vorgegangen. Natürlich gab es immer ein paar Sadisten, aber wenn Rufus dieser gewahr wurde, sorgte er üblicherweise dafür, dass diese eine geringe Überlebenschance in dieser Provinz hatten.

Der junge Mann wollte sich allerdings nicht verteidigen, schob nicht alles auf irgendeinen Formfehler in den Archiven oder wollte auch nur mildernde Umstände den Geschworenen der Volksversammlung darlegen. Er gab einfach alles zu und schien bereit, zu sterben.

Rufus schaute kurz zu Furius Saturninus. “Der Vollständigkeit halber: Welchen römischen Namen hat er sich gegeben und hat er mit diesem dem römischen Volk Schaden verursacht?“ Rufus wollte wissen, wie schlimm der Vorfall war oder ob der junge Bursche am Anfang seines Planes bereits gescheitert war, bevor er sich Posten und Leistungen erschleichen konnte.
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02-23-2025, 05:25 PM,
Beitrag #7
RE: Basilica
Alun gestand. Er gestand, obwohl ihn ein grauenvoller Tod erwartete, und Saturninus konnte dies nur einem gerüttelten Maß an Fanatismus zuschreiben, der seinen ehemaligen Freund offensichtlich beseelte. 
Saturninus warf dem jungen Mann einen kurzen Blick zu. Wieviele fanatische Aluns gab es wohl in diesem Moment noch in Britannien?
Dann stellte Petilius Rufus die Frage, die Saturninus gerne hatte umgehen wollen. Wie weit war er selbst in die Umtriebe des Angeklagten involviert? (Ziemlich! Saturninus hatte Corvus unter seine Fittiche genommen, ihm vertraut, ihn protegiert. Ein Griff in die Latrina!)
Der Verrat wog schwer, aber was auch schwer wog, war Hintergangenzuwerden. Erbitterter als er eigentlich wollte, antwortete der Furius:

"Dieser Mann hat die Identität eines gewissen Lucius Tarutius Corvus aus Calleva Atrebatum angenommen. Der Bürger dieses Namens  ist jedoch schon seit zehn Jahren tot, schon als Knabe verstorben. Dann hat sich dieser Mann in der Zivilverwaltung in Iscalis als Dolmetscher beworben. Er hatte von früheren Stellen  Empfehlungsschreiben, die  unzweifelhaft echt sind, unter anderem vom Veteranen Sabinius Merula. 
Dieser Mann bekam also die Stelle und hatte sie fast zwei Jahre inne. Du selbst hast ihn während deines Besuches in Iscalis  damals kennen gelernt o Legat Augusti. Er verteidigte die Keltin Verctissa, deren Sohn durch einen Soldaten getötet worden war"
,

Saturninus rang mit sich selbst. All das, was er noch zu sagen hatte, fiel auf ihn selbst zurück. Aber er musste es aussprechen, weil Roms Sicherheit wichtiger war als er selbst, und auch wichtiger als Petilius Rufus, mochten die Konsequenzen ihm auch schaden:

"Dieser Mann teilte sich das Büro mit meinem Stellvertreter. Alles, was ich und was jener zu Gesicht bekamen, hat er auch gesehen. Er hat mir gegenüber während der Hinreise nach Londinium gestanden, dass er von - Druiden ausgebildet und absichtlich in die Zivilverwaltung eingeschleust wurde"

Er hätte von dort aus weiterempfohlen werden können. Zum Beispiel von ihm, Saturninus, an seinen Verwandten Pertax, der immerhin der Vertraute des Statthalters war. Corvus beherrschte die hiesigen Keltensprachen und Latein in Wort und Schrift. Er galt als fleißig und zuverlässig. Dann wäre er, der Spion, im Zentrum der Macht in Britannien angekommen, wäre er nicht rechtzeitig enttarnt worden. Aber der Furius maß sich dabei wenig Verdienst zu. Er fühlte sich eher wie jemand, der ein Feuer nachträglich löschte, nachdem er eine Fackel ins Öl geworfen hatte.
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Honoratior von Iscalis
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02-23-2025, 06:20 PM,
Beitrag #8
RE: Basilica
Lucius Petilius Rufus unterdrückte ein Stöhnen.

Das hatte ihm gerade noch gefehlt, dass er jetzt eine größere Untersuchung anleiern musste wegen irgendeines jungen Idioten, der sich als Römer ausgegeben hatte. Diese verfluchte Kleinstadt am Rande der Provinz machte wirklich nur Scherereien und Rufus war einmal mehr gewillt, sie einzustampfen, da sie offensichtlich sehr schlecht verwaltet war. Er würde das einmal mit seinen Beratern durchsprechen, ob er nicht zumindest die kritische Infrastruktur von dort abziehen konnte. Er fragte sich ohnehin, was die dort mitten im Nirgendwo zu suchen hatte. Das war irgendein Überbleibsel der Verwaltung seines Vorgängers.

“Im Namen des Imperator Titus Caesar Augustus divi Vespasiani filius Vespasianus Augustus, Pontifex Maximus, Primus Senatus, Tribunus Plebis Perpetua, Pater Patriae, unter Übereinstimmung mit den Consulen und dem römischen Senat erkläre ich, Lucius Petilius Rufus, als sein Stellvertreter:
Die Anklage gegen Alun, sich unberechtigt und in bösem Willen als Bürger Roms ausgegeben zu haben, ist zulässig. Da der Angeklagte die Tat eingeräumt hat und auf eine Verteidigung seines Falles verzichtet, ist die Verhandlung vor Geschworenen nicht nötig und das Schuldeingeständnis wird akzeptiert. Die strafe für das angeklagte Verbrechen ist das Abschlagen des Kopfes.“


Rufus stand auf. “Folgendes ist mein Urteil: Der Angeklagte Alun, der sich als Lucius  Tarutius Corvus ausgegeben hat, soll nackt ausgezogen an eine Furca gebunden werden und so durch die Straßen getrieben werden bis zur Hinrichtungststätte vor der Stadt. Auf dem Weg mag jeder, der ihm begegnet, ihn mit so viel Schimpf und Unrat bewerfen, wie er mag. An der Hinrichtungsstätte angekommen soll er an den Schandpfahl gebunden und ausgepeitscht werden. Schlussendlich soll er in den Dreck gestoßen werden, wo der Henker ihm mit einem Beil den Kopf abschlägt. Der Kopf soll aufgespießt vor den Toren als Warnung dienen, bis die Krähen sich an ihm gütlich getan haben, und dann ohne Zeremonie an einem ruhmlosen Ort verscharrt werden. Dies ist mein Urteil als Legatus Augusti pro Praetore.“

Sodann setzte sich Rufus wieder und gab seiner Wache einen Wink, auf dass diese Beginnen möge. Die Furca musste herbeigeschafft werden, dem Carnifex musste Bescheid gegeben werden, und natürlich brauchte die Stadtbevölkerung auch die nötige Zeit, bis sich das Urteil herumgesprochen hatte. So gab es also eine kleine Pause, während der schon einige Zuschauer nach draußen gerannt waren und draußen lauthals verkündeten: “Der Legat hat einen zum Tode verurteilt! Ein Betrüger wird geköpft!“

Der Legat ließ sich eine Wasserschüssel reichen, um sich die Hände zu waschen, da ein Todesurteil auch den urteilenden immer befleckte und er so symbolisch das Blut von seinen Händen wusch, um weiterhin rein zu sein. Er war zwar schon gnädig gewesen und hatte das Beil anstelle des Schwertes - oder jeder anderen ihm genehmen Waffe - gewählt, weil damit sauberere Schnitte möglich waren und meistens nur zwei oder drei Hiebe nötig waren, bis der Kopf abgeschlagen war. Dennoch musste Rufus mit dieser blutigen Angelegenheit nichts zu tun haben.

Unterdessen hatten die Legionäre die Furca aufgetrieben und fingen an, Alun grob auszuziehen und dann an das Y-förmige Gebilde zu binden. Die Furca war schwer und unhandlich und die meisten Gefangenen fielen damit auf dem Weg ein paar Mal ziemlich unsanft hin und mussten dann von den Legionären erst wieder mühevoll auf die Beine gezogen werden. Aber auch diese Demütigung gehörte zu einem Todesurteil, um der ganzen Welt zu zeigen, dass Verbrechen sich nicht lohnten und Rom immer die Oberhand gewann.
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02-24-2025, 05:09 PM,
Beitrag #9
RE: Basilica
Saturninus hatte auf dieses Todesurteil hingearbeitet. Geld, Zeit und Energie hatte er hineingesteckt, Corvus, seinen ehemaligen Freund, den er gefördert hatte, vor dem Richter zu sehen. Über den Ausgang des Verfahrens hatte er sich keine Illusionen gemacht.

Er warf Alun einen Blick zu: Du hättest dich niemals mit uns anlegen sollen, dachte er.
Mit uns meinte er Rom, nicht Petilius Rufus. Dem war er offensichtlich lästig, obgleich er ihm einen Hochstapler und eine eventuelle Verschwörung gleich mit ans Messer geliefert hatte. Das Gefühl der Abneigung, welches Saturninus seinem Vorgesetzten gegenüber empfand, war entschieden beidseitig, und der Furius achtete darauf, alle Formalitäten penibel einzuhalten, weil er schon ahnte, dass Petilius ihn lieber Heute als Morgen als Privatmann gesehen hätte. 

Petilius Rufus ließ sich zwischenzeitlich eine Wasserschale reichen, um seine Hände zu waschen und seine kultische Reinheit wieder herzustellen, die befleckt worden war, weil er soeben einen Menschen zu Tode gebracht hatte.

Diese Geste dämpfte merkwürdigerweise Saturninus Enthusiasmus über seinen Sieg.  Blut klebte im Grunde auch an seinen Händen, die des Anklägers. Plötzlich dachte er an Sabinius Merula und dessen Frau, an ihre rührende Rechtschaffenheit. Sie hatten den jetzt Verurteilten gerne gehabt... Nein, verbesserte sich Saturninus: Sie hatten Tarutius Corvus gerne gehabt, den Römer, der schon seit zehn Jahren tot war.
Diesen Mann hier kannten sie gar nicht...

 Saturninus trat in die Reihe zurück, nachdem er den Statthalter noch einmal soweit es nötig war, die Ehre erwiesen hatte. 

Das Urteil duldete, da der Angeklagte gestanden hatte, keinen Aufschub. Schon wurde Tarutius Corvus entkleidet und an die Furca gefesselt. Saturninus fühlte sich unbehaglich, zwang sich aber, hinzusehen, als wollte er niemals vergessen, was die Konsequenzen ein jeden Handels sein konnten.

Dann trat er, von Valentinus, dessen Augen verdächtig gerötet waren, und seinen vier Sklaven begleitet, hinaus ins Freie:
"Ich werde bis zum Ende zusehen", sagte er und vermied Valentinus traurigen Blick. Der Provinzschreiber war zu weich für einen Römer; einer Hinrichtung beizuwohnen, würde ihm nicht schaden. 

Vor der Basilica hatte sich schon viel Volk versammelt 
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Honoratior von Iscalis
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02-24-2025, 11:04 PM,
Beitrag #10
RE: Basilica
Als das Urteil gesprochen war, spürte ich die Blicke auf mir lasten. Das Volk wollte ein Schauspiel, und der Statthalter hatte es ihnen gegeben. Mein Tod würde eine Warnung sein, mein Kopf ein Mahnmal, mein Leib ein Spielzeug für die Menge.

Ein Raunen ging durch die Versammelten, ein leises Flüstern, das anschwoll, während einige sich bereits nach draußen drängten, um die Nachricht zu verbreiten. Ich hörte ihre Worte – Ein Betrüger wird geköpft! – als wären sie weit entfernt.
Mein Körper fühlte sich taub an, meine Gedanken seltsam klar. Es gab keinen Sinn, sich zu wehren, keine Möglichkeit, zu entkommen. Ich hatte mein Urteil gehört. Und ich hatte gewusst, dass es so enden würde.

Einer der Legionäre trat vor und packte mich am Arm. Seine Hand grub sich in meinen Arm, grob und fest, als fürchtete er, ich könnte noch fliehen. Aber wohin hätte ich gehen sollen?
"Los, du Hund", knurrte er.
Jemand brachte die Furca. Ich sah das schwere Holz, an die sie mich binden würden. Der erste Schritt zur Demütigung. Ein Zeichen für alle, dass ich nicht mehr als ein Verbrecher war, ein Nichts.
Finger griffen nach meiner Kleidung. Sie zerrten an dem Stoff und rissen ihn auseinander. Die Luft fühlte sich eisig auf meiner Haut an, doch ich zeigte keine Reaktion. Nicht als sie mir den letzten Rest von Würde nahmen. Nicht als das Lachen um mich anschwoll.
"Seht ihn euch an! Ein falscher Römer – und nicht mal ein ganzer Mann!" Ein Faustschlag in den Magen ließ mich keuchen, aber ich blieb stehen.

Ich stand da, nackt und bloßgestellt vor den gaffenden Augen der Menge, während sie über mich lachten, mich beschimpften, als wäre ich nichts als Abschaum. Ich spürte das Brennen auf meiner Haut, nicht wegen der Kälte, sondern wegen der Scham, die sie mir aufzwingen wollten. Doch ich würde mich nicht beugen.
Ein Ruck an meinen Armen zwang mich nach vorn. Die Furca wurde mir über die Schultern gelegt, schwer und unbequem. Seile schnitten in meine Haut, während sie meine Handgelenke daran banden. Sie mochten mich erniedrigen, mich dem Spott der Stadt preisgeben, aber ich würde ihnen nicht den Gefallen tun, zu flehen oder um Gnade zu winseln.

Mein Blick wanderte durch den Raum, über die Gesichter der Zuschauer hinweg, die in erwartungsvollem Eifer auf das warteten, was nun folgen sollte. Der Statthalter ließ sich eine Wasserschale reichen, um sich seine Hände zu waschen. Und dann sah ich ihn.

Furius Saturninus.

Hatte er nicht auch Blut an seinen Händen? Mein Blut? Doch er stand da, aufrecht wie immer, sein Gesicht unleserlich. Kein Triumph in seinen Augen, keine Befriedigung, keine Wut. Nur diese kalte Unnachgiebigkeit, die ich kannte, die er zur Schau trug wie eine zweite Haut.
Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte. Dass er vielleicht doch noch zögern würde? Dass sich hinter seiner Maske ein Funken Zweifel regte? Nein, Saturninus war nicht der Mann, der sich von Mitgefühl leiten ließ. Ich hielt seinem Blick einen Moment zu lange stand. Vielleicht, um zu sehen, ob er mich noch als Mensch betrachtete. Vielleicht, um ihm zu zeigen, dass ich nicht gebrochen war.
Dann lachte einer der Soldaten und riss mich mit einem harten Stoß in die Wirklichkeit zurück. "Los, du Bastard! Zeit, sich den Leuten zu zeigen."
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Als "Lucius Tarutius Corvus"
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Falke
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