Und während Cormac wie ein Verrückter davon galoppierte, verblieb Rhian bei dem Unglücklichen. Streichelte Declan immer wieder beruhigend über die Stirn und wisperte leise Worte. Declan unterdessen verweilte absolut regungslos in Rhians Armen, die den armen Jungen sachte stützte. Ihn jedoch nicht allzu sehr bewegt hatte. Schließlich sollten sich seine nicht ersichtlichen Verletzungen nicht noch verschlimmern. Denn ein Sturz vom Pferd konnte einen zum Krüppel machen und war bei dem anderen bereits tödlich. Bei diesem Gedanken spürte Rhian wie ihre Kehle eng wurde und sie blinzelnd in die Ferne blickte. Sie hatte die Kinder ihres Gemahls lieb gewonnen. Und dennoch wusste sie instinktiv, dass dieser arme Junge nicht mehr lange am Leben bleiben würde. Die Göttin würde ihn sich holen. Hoffentlich hatte Cormac sein Pferd nicht zu Schaden geritten und war dennoch rechtzeitig bei seinem Vater angekommen. Und hoffentlich wusste Cahir um die Dringlichkeit dieses Ritts und machte sich umgehend auf den Weg.
Alles Gedanken die Rhian nicht zur Ruhe kommen ließ. Auch wenn sie nach außen hin einen absolut abgeklärten Eindruck zu vermitteln versuchte. Schließlich wollte sie nicht, dass sich Declan allzu sehr aufregte. Auch wenn ihm Tränen über die Wangen liefen und er haltlos schluchzte, während Rhian ihm immer wieder zärtlich über die Wange streichelte und ihn zu beruhigen versuchte. So glitt ihr Blick über die Hügel und endlich konnte sie einen Reiter erblicken. Einen Reiter der sich im gestreckten Galopp der Unglücksstelle näherte.
“Endlich Cahir.“ Murmelte die junge Frau mit leiser Stimme, als sie die Stimme ihres Ehemanns vernahm, als dieser aus dem Sattel sprang und zu seinem verunfallten Sohn stürzte. Bei seiner zarten Berührung, die er ihr gegenüber aufwartete, nickte Rhian kaum merklich. Während sie Declan weiterhin in ihren Armen hielt und sie Cahirs Stimme lauschte. Dieser sprach beruhigend auf seinen Sohn ein. Wie es wohl nur Väter konnten und Declan wurde tatsächlich ruhiger.
Tatsächlich vergingen einige Minuten, die sich wie Stunden anfühlten, als Cormac mit dem Wagen am Hügel ankam. Vorsichtig wurde Declan auf das Strohlager im Wagen gebettet, während es Cahirs Ältester war der sogleich zurück auf den Kutschbock kletterte und nach den Leinen griff. Die Pferde mit einem schnalzen der Zunge anspornte, so dass sich diese in Bewegung setzten. Kurz ruhte Rhians Blick mit einem nachdenklichen Schimmer auf dem verletzten Declan. Bevor sie sich wieder unter Kontrolle hatte und ebenfalls zu ihrem Pferd gehen wollte. Doch wurde sie von ihrem Gemahl davon abgehalten und blickte fragend in Cahirs Richtung. Was gab es denn noch? Ihr Ehemann wirkte auffallend nervös, was kein Wunder war, bei den Schrecknissen die soeben über ihn hereingebrochen waren. Schweigend ließ sie sich von Cahir auf ihre Stute helfen und blickte anschließend in seine Richtung. Der Wagen mit dem Verletzten war bereits etwas entfernt, so dass sie wohl etwas Privatspähe für sich hatten. Als Cahir erwähnte, dass die Götter ihre Hand auf Declan gelegt hatten, sog Rhian scharf die Luft ein. Nickte dann jedoch. Lediglich ihre Finger, die sie etwas zu fest um die Zügel gekrallt hatte, verriet ihre innere Unruhe.
“Die Göttin hat gerichtet mein Gemahl.“ Antwortete Rhian mit einer Art Singsang auf die gesprochenen Worte des Königs. Und fast könnte man meinen, dass der Zeitpunkt des Unfalls und die Opferung perfekt aufeinander abgestimmt waren….
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