Willkommen im Forum, Bitte Anmelden oder Registrieren

Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
12-04-2024, 09:39 PM,
Beitrag #31
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Als er sagte, dass er nach draußen zu den Gästen gehen würde,schnürte sich mein Magen zusammen. Er wollte, dass ich hier zur Ruhe kommen konnte, weil er dachte, er mache mich nevös. Ich sah, wie er sich erhob, und mein Herz schlug schneller. Er wollte gehen. Einfach gehen. Und ich wusste, wenn ich ihn jetzt gehen ließ, würde ich später bereuen, nichts gesagt zu haben.

"Leander!" Meine Stimme zitterte, als ich mich erhob und ihm meine Hand entgegenstreckte, als wolle ich ihn zurückhalten. Ich holte tief Luft, obwohl mein Herz wie verrückt pochte. "Bitte... bleib bei mir!"
Ich hoffte, nicht nur meine Worte, auch meine Körpersprache und mein bittender Blick würden ihn zum Bleiben bewegen. "Du machst mich nicht nervös," versicherte ich ihm. "Jedenfalls nicht so, wie du es vielleicht denkst. Es ist nicht deine Gegenwart, die mich aus der Fassung bringt. Es ist..." Ich hielt inne und suchte nach den richtigen Worten, nach einer Möglichkeit, ihm zu erklären, was in mir vorging. "Es ist alles andere. Ich... ich weiß einfach nicht, wie ich mit diesen Gefühlen umgehen soll. Mit dir... mit uns. Ich hatte vor diesem Tag so viel Angst, etwas falsch zu machen. Nachdem nun alles anders ist, wie ich es mir vorgestellt habe und wie man es mir gesagt hat, hatte ich nur noch mehr Angst etwas falsch zu machen und am Ende mache ich genau das."
Ich spürte, wie meine Kehle sich zuschnürte. Liebend gerne hätte ich nun einen Schluck Posca zu mir genommen, aber ich zwang mich, weiterzusprechen. "Ich will, dass wir uns verstehen, wirklich verstehen. Und ich will, dass du hierbleibst, auch wenn ich mich manchmal so ungeschickt anstelle. Ich weiß, ich bin noch unerfahren. Vielleicht mehr, wie ich es sein sollte, aber... ich will es versuchen. Nur... bitte geh jetzt nicht."
Meine Stimme brach am Ende, und ich fühlte, wie meine Augen wieder brannten.  Aber dieses Mal hielt ich die Tränen zurück. Ich wollte ihm zeigen, dass ich es ernst meinte, dass ich bereit war, mich anzustrengen, wenn er mir nur die Chance dazu gab.
"Ich brauche dich," fügte ich schließlich leise hinzu. "Nicht nur, um mir zu helfen, sondern... einfach, weil ich will, dass du bei mir bist." Langsam setzte ich mich wieder, in der Hoffnung, dass er sich auch wieder zu mir setzte.Nun griff ich nach dem Becher und trank einen großen Schluck. Dann begann ich, etwas zu essen.
[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
Zitieren
 
12-05-2024, 04:41 PM,
Beitrag #32
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Vielleicht hätte Leander einfach weitergehen sollen und sich eingestehen, dass diese hochzeit ein Fehler war. Norbana Orestilla war einfach zu jung, um eine Ehe in so kurzer Zeit einzugehen. Eine ältere, erfahrenere Braut hätte vermutlich nicht so viele Unsicherheiten offenbart und wäre etwas selbständiger. Und Leander überlegte durchaus, ob es sich überhaupt lohnen würde, in diese Beziehung Energie und Zeit zu stecken, oder ob er mittelfristig weitersuchen sollte. Bis dahin hatten sie beide ja ein für beide Seiten vorteilhaftes Bündnis. Er hatte eine Ehefrau, wie das Gesetz es vorsah, und sie musste sich um ihre Versorgung und die ihrer Sklaven bis auf weiteres keine Gedanken machen. Zumindest, solange diese Ehe hielt.

Aber vielleicht war Leander zu höflich, um so schnell schon Tatsachen zu schaffen und vielleicht war dies nur der Stress der ersten Tage, der Norbana Orestilla so dermaßen bedürftig werden ließ. Ein klein wenig Hoffnung, dass es sich noch einruckeln könnte, bestand jedenfalls.
Leander nahm also einen tiefen Atemzug und blieb einstweilen, während Norbana Orestilla versuchte, ihm zu gefallen, indem sie aß. Leander glaubte keine Sekunde an eine Beruhigung ihrerseits, oder an echten Appetit. Er nahm noch einen zweiten tiefen Atemzug und fuhr sich wieder über das Gesicht.
“Ich kann dir nicht helfen, Orestilla. Diesen Knoten musst du selber lösen und mit dir ausmachen. Ich kann dir nicht mehr sagen, als ich schon gesagt habe. Ich habe keine Erwartungen an dich, würde es aber sehr wertschätzen, wenn du dich beruhigst. Jetzt ist die Situation neu und sie kam ziemlich schnell, da verstehe ich, dass du Zeit brauchst, um dich daran zu gewöhnen. Also bitte ich dich auch, dir diese Zeit zu nehmen. Ich werde heute definitiv nicht mit dir Coitus haben, und auch erst dann, wenn du wirklich bereit dafür bist und es willst und nicht nur, weil du deine Stellung gefährdet siehst oder alles richtig machen willst. Und wenn du nie bereit dafür bist, nun, dann würden wir auch dafür Lösungen finden. Aber erst einmal musst du hier ankommen und aufhören, zu versuchen, mir unbedingt gefallen zu wollen. Ich will kein Bild einer Ehefrau, ich will eine echte Ehefrau. Ich kann dich allerdings nicht kennenlernen, wenn du dich versteckst.“
Zitieren
 
12-06-2024, 05:09 PM,
Beitrag #33
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Ich atmete tief ein und richtete mich ein wenig auf. Leanders Worte hatten etwas in mir ausgelöst. Einen Entschluss, der sich langsam formte und mir ein kleines Stück Sicherheit gab. Er stimmte, was er sagte. Ich musste nicht alles sofort verstehen oder können. Vielleicht musste ich wirklich einfach Zeit haben, um herauszufinden, wie ich in diese neue Rolle hineinwachsen konnte.
"Du hast recht," sagte ich schließlich, und meine Stimme klang fester, als ich erwartet hatte. „Ich muss das mit mir selbst klären. Und ja, ich brauche Zeit. Ich kann nicht alles von heute auf morgen wissen oder richtig machen. Und ich will mich dabei auch nicht verstellen, um es dir recht zu machen Leander. Ich werde einfach... ich selbst sein. Ich denke, das bekomme ich hin," sagte ich lächelnd und blickte zu ihm, wie er auf meine Worte reagieren würde.

"Vielleicht könnten wir jetzt einfach zusammen weiter essen?" schlug ich vor. "Nicht, weil ich dir irgendetwas beweisen will, sondern weil ich wirklich großen Hunger habe und mein Magen knurrt." Ich griff nach einem weiteren Stück Brot und lächelte vorsichtig. "Und weil ich denke, dass es uns beiden guttun könnte, wenn wir den Abend einfach ein bisschen normal verbringen." Das klang so simpel, so banal, aber in meinem Inneren fühlte es sich an wie ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Ich wollte nicht mehr nur darüber nachdenken, was er von mir erwartete oder was ich tun sollte. Ich wollte einfach hier sitzen, mit ihm, und einen Moment der Ruhe finden. Vielleicht war das der erste Schritt, uns wirklich kennenzulernen. „Wir müssen doch nicht mehr hinaus zu den Gästen gehen, oder?“ In meiner Stimme war deutlich das Unbehagen zu hören, dass ich keinen gesteigerten Wert darauf legte, heute noch in ein anderes Gesicht zu blicken, als in das meines Ehemannes.
Nun nahm ich mir ein Stück Fleisch und legte es auf mein Brot. "Vielleicht kannst du mir noch etwas von dir erzählen? Über Dinge, die du wirklich magst. Also außer Gesetzestexten, die ich... naja, ziemlich langweilig finde," fragte ich schließlich, vorsichtig, aber hoffnungsvoll und grinste dann. "Vielleicht gibt es ja ein paar Dinge, die wir beide mögen."
[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
Zitieren
 
12-07-2024, 01:40 PM,
Beitrag #34
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Vertrauen war ein brüchiges, kleines Ding, und Leanders Vertrauen war fürs erste verspielt. Dennoch setzte er sich wieder und nahm nach einer kurzen Weile auch seine Mahlzeit wieder auf. Sie bemühte sich, und er wollte das nicht kaputt machen, indem er sein Misstrauen zeigte.
Als sie fragte, was er noch gern mochte, zuckte ganz kurz sein Mundwinkel. Wenn er jetzt Sex antwortete, war das wahrscheinlich für sie wieder ein Grund, sich zu verschließen und zurückzuziehen. Sie war einfach zu verklemmt, um über dieses Thema offene Gespräche zu führen, das hatte er nun durchaus gemerkt. “Ich fürchte, da gibt es nichts zu erzählen, was ich dir nicht schon erzählt habe. Ich mag die Arbeit als Anwalt, und ich mag meine Arbeit im Archiv. Ich mag es generell, wenn die Dinge ihre Ordnung und ihren Platz haben. Mit einer geheimen Sammelleidenschaft von sicilianischem Terracotta oder ähnlichem kann ich fürchte ich nicht dienen.“ Da es die Höflichkeit gebot, fragte er aber auch nach: "Abgesehen von romantischen Geschichten und Gedichten, hegst du irgendwelche Leidenschaften?"
Zitieren
 
12-08-2024, 04:30 PM,
Beitrag #35
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Ich spürte, wie mein Gesicht leicht warm wurde, als Leander mir die Frage nach meinen Leidenschaften stellte. Dabei fühlte ich mich sehr an das Gespräch erinnert, das ich am Vorabend mit Nicander geführt hatte. Seine Worte hallten in meinem Kopf wider: 'Zeig ihm, dass du Interesse an ihm hast. Finde heraus, was ihn bewegt.' Leichter gesagt als getan, dachte ich, aber ich wollte es zumindest versuchen.

"Katzen," antwortete ich nach einem kurzen Moment des Nachdenkens und lächelte vorsichtig. "Ich mag Katzen. Ich liebe ihr Schnurren. Sie sind sehr anschmiegsam, wenn sie wollen. In Massilia hatten wir eine. Ich gab ihr den Namen Luna, weil sie in ihrem schwarzen Fell einen weißen Fleck in Form eines Halbmonds hatte. Manchmal schlief sie nachts in meinem Bett zu meinen Füßen, wenn ich es schaffte, sie an meiner Mutter vorbei in mein Zimmer zu schmuggeln,“ erzählte ich etwas wehmütig, aber mit einem Lächeln auf den Lippen. Luna hatte ich zurücklassen müssen, als ich Vater nach Britannia begleitet hatte.
"Ich mag es auch, barfuß am Strand spazieren zu gehen, wenn der feuchte Sand zwischen meinen Fußzehen hervorquillt. Ich weiß gar nicht, ob man das hier auch in Britannia tun kann. Oder ist das Wasser dafür zu kalt?," überlegte ich, denn nachdem wir an Land gegangen waren, war ich nie wieder am Meer gewesen. 

Ich warf ihm einen schnellen Blick zu, um seine Reaktion zu sehen, aber er schien mich nur ruhig anzusehen. Das ermutigte mich, weiterzusprechen. "Und Blumen. In Massilia hatten wir auch einen Garten. Neben Kräutern für die Küche, gab es dort auch viele schöne Blumen, die im Frühling wunderbar dufteten." 
Ich brach ein Stück Brot ab und spielte einen Moment damit, bevor ich es aß. "Ich weiß, es klingt nicht besonders beeindruckend. Aber das sind Dinge, die ich mag. Sie machen mich... glücklich." Dann hob ich den Blick und traute mich, ihm eine ähnliche Frage zu stellen. "Und du? Gibt es irgendetwas... abgesehen von Arbeit und Ordnung, das dir Freude bereitet? Etwas, das dich entspannt?" Ich wollte Leander wirklich kennenlernen. Und vielleicht gab es ja doch noch etwas, was uns beide verband.
[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
Zitieren
 
12-09-2024, 02:05 PM,
Beitrag #36
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Leander hob leicht die Augenbrauen. Natürlich wusste er, dass es Katzen gab, aber die allerwenigsten Leuten besaßen sowas. Den Ägyptern waren sie heilig und ihre Ausfuhr aus der Provinz war streng verboten aufgrund irgendwelcher religiösen Gesetze. Natürlich hielten sich die Schmuggler genau deshalb nicht daran, aber aus diesem Grund waren Katzen sehr teuer. Und obendrein nutzlos. Sie ließen sich nicht trainieren wie Hunde, und ihre Fähigkeiten bei der Jagd nach Mäusen war nicht besser als die von Schlangen oder Frettchen, die in Rom genau deshalb schon sehr viel länger gehalten wurden. “Katzen?“, fragte er also etwas überfordert nach. “Da die Tiere aus Ägypten kommen, nehme ich an, dass es ihnen hier in Britannia vermutlich zu kalt und zu nass wäre“, meinte er, um ihre Hoffnungen auf so ein völlig überteuertes Tier zu bremsen. “Ich wüsste zumindest niemanden hier, der eine besäße.“ Leander tat zwar gerne etwas dazu, dass sie sich hier wohlfühlte, aber sinnlos Geld zum Fenster hinaus zu werfen kam dann doch nicht infrage. “Aber wenn du möchtest können wir dir einen kleinen Hund besorgen.“ Frauen mochten eher die kleinen Hunde, die gelehrig irgendwelche Kunststückchen lernten und gerne auf dem Schoß saßen, nicht die schlanken Jagdhunde oder die massigen Wachhunde, die es sonst noch gab. Gegen einen Hund hatte Leander keine Einwände. Die waren auch nicht so teuer.

Sie zählte noch ein paar Dinge auf, die Leander interessiert zur Kenntnis nahm, auch wenn sie in ihm nun keine besondere Begeisterung wach riefen. “Hinter dem Haus ist ein kleiner Garten. Im Moment bauen wir dort nur Gemüse und Kräuter an, aber wenn Gartenarbeit dir Freude bereitet, kannst du sicherlich auch eine Ecke für Blumen für dich beanspruchen und dort welche pflanzen.“ Jeder Römer berief sich auf eine Tradition als Bauer. Selbst in den Mietshäusern der Subura gab es an den Fenstern festgemachte Kästen, in denen Menschen Gemüse zogen. Deshalb war eine Hausfassade im allgemeinen grüner, als man denken mochte bei dem Begriff Armenviertel.

Als sie ihre Frage dann so stellte, wie sie sie stellte, hob Leander noch einmal die Augenbrauen. Nein, er würde mit ihr nicht noch einmal über Sex sprechen. Wie gesagt, Vertrauen war ein brüchiges Konstrukt, und im Moment hatte sie seines bezüglich dieser Sache verloren.
“Nichts allzu spezielles. Was die meisten Menschen wohl so entspannt“, antwortete er also nur ausweichend und trotzdem wahrheitsgemäß. Seine Vorlieben waren sicherlich in dem Rahmen, der von den meisten Menschen als akzeptabel eingestuft würde, da sie weder den Einsatz von bestimmten Werkzeugen, noch die Anwesenheit von Tieren erforderten. Und im allgemeinen nahm Leander diesbezüglich gerne Rücksicht auf die Vorlieben seiner Partnerin – wenngleich er nicht unglücklich war, wenn diese selbst etwas offener war.
Zitieren
 
12-09-2024, 11:37 PM,
Beitrag #37
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Seine Reaktion auf das Thema Katzen ließ mich ein wenig enttäuscht lächeln. Es war schade, dass das Wetter in Britannien so ungeeignet für sie war. Wobei ich mir nicht sicher war, ob dies nur ein Vorwand war, weil er Katzen nicht mochte. Andererseits konnte ich mir durchaus vorstellen, dass es für diese Tierchen hier einfach zu kalt war. Dennoch hatte ich so gehofft, auch hier wieder eine Katze zu haben, die ich streicheln konnte und ihrem Schnurren zuzuhören. Doch vielleicht gab es ja wirklich Alternativen. "Vielleicht wäre ein Hund ein guter Ersatz. Auch wenn er nicht schnurren kann," sagte ich schließlich und versuchte, meine Enttäuschung hinter einer praktischen Überlegung zu verbergen. Innerlich aber seufzte ich.

Als er von dem kleinen Gärtchen sprach, in dem ich auch Blumen pflanzen konnte, hellte sich meine Stimmung sofort wieder auf. "Aber wenigstens kann ich Blumen pflanzen," rief ich erfreut, während ich Leander anlächelte. "Gleich im kommenden Frühling will ich damit anfangen." Die Vorstellung, etwas Lebendiges und Schönes zu schaffen, das unter meinen Händen wuchs, erfüllte mich mit Vorfreude. Die Feuchtigkeit dieses Landes würde die Blumen ganz gewiss sprießen lassen. 

Als Leander seine Antwort mit einer Art nüchternem Pragmatismus vorbrachte, war ich schon ein wenig frustriert. Es gab keine versteckten Leidenschaften, keine Lieblingsbeschäftigungen, nichts, das ihn wirklich in Begeisterung versetzte. Oder zumindest wollte er nichts davon preisgeben.
Natürlich hatte ich Verständnis dafür. Nicanders Ausführungen zu diesem Thema waren sehr deutlich gewesen. Ich konnte mir nur ausmalen, wie das Leben in solcher Abhängigkeit sein musste. Sicher war es schwierig, sich als Sklave persönliche Interessen zu bewahren. 
"Weißt du, ich kann das gut nachvollziehen." entgegnete ich ihm und sah ihn dabei an. "Als du noch Sklave warst, war da sicher kein Raum, um Leidenschaften oder Freizeitbeschäftigungen zu entwickeln. Es tut mir leid, wenn dich meine Frage bedrängt hat. Es war nicht meine Absicht."
 Ich hoffte, dass er meine Worte als das verstand, was sie waren: Ein Versuch, ihm zu zeigen, dass ich ihn akzeptierte und dass ich nichts von ihm erwartete, was er nicht geben konnte. "Vielleicht finden wir ja gemeinsam etwas, das dir genauso viel Freude bereitet wie mir," fügte ich hinzu, in der Hoffnung, einen versöhnlichen Ton zu treffen.
[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
Zitieren
 
12-10-2024, 05:58 PM,
Beitrag #38
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
“Ich werde mich umhören, ob jemand gerade Welpen hat.“ Die meisten Hunde wurden im Frühjahr geboren und sollten dann noch mindestens drei Monde lang bei ihrer Mutter bleiben, sonst wurden die Hunde später aggressiv, auch gegenüber ihren Herren. Aber manchmal gab es auch Herbsthunde und vielleicht hatte Orestilla ja Glück und jemand mit einem entsprechend lieben Schoßhund hatte gerade Welpen, die noch nicht alle versprochen waren. Wobei hier in diesen Gefilden die meisten Menschen eher große Hunde bevorzugten. Die der Kelten waren meistens irgendwelche grauen Monster, dafür gezüchtet, die Fahrer von Streitwagen herunterzuholen. So etwas wollte Leander lieber nicht in seinem Haus.

Auch über die Gestaltungsmöglichkeit eines Beetes schien sie erfreut, und das wiederum stimmte Leander erfreut. Als sie dann allerdings auf sein Leben als Sklave zurückkam, musterte er sie doch noch einmal etwas kritisch. Das dachte er von ihr oder von diesem Haus? Nicht unbedingt schmeichelhaft, aber solange er nichts bestätigte oder dementierte erst einmal ein Weg, weiterer Diskussion aus dem Weg zu gehen.
“Ich fühle mich nicht bedrängt, keine Sorge“, sagte er also, anstatt alles abzustreiten und beendete inzwischen sein Mahl.
“Und wie bereits gesagt, wir haben noch viel Zeit, einander kennen zu lernen. Für heute genügt es, hier in diesem Zimmer zu schlafen, ohne dass du es als bedrohlich wahrnimmst. Und ab morgen kannst du dich als Hausherrin einleben. Meine Köchin wird dir helfen, einen Überblick über die Vorräte zu erhalten und dich einzuweisen, wie diese effektiv zu führen sind. Und als verheiratete Matrona finden sich sicher in den Thermen auch ein paar Damen zum reden.“ Auch wenn Orestilla bei einem Thema definitiv nicht würde mitreden können.
Zitieren
 
12-14-2024, 09:50 PM,
Beitrag #39
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Als Leander sagte, er werde sich umhören, ob jemand gerade Welpen habe, fühlte ich, wie sich meine Stimmung noch etwas hob. Ein kleiner Hund war zwar keine süße schnurrende Katze, doch je länger ich darüber nachdachte, gefiel mir die Idee. "Das wäre wundervoll," sagte ich, während ich mir vorstellte, wie ein kleiner, verspielter Welpe durch den Garten tollte. "Vielleicht findest du ja tatsächlich einen. Wenn ich im Frühling ohnehin Blumen pflanzen will, wäre ein Hündchen die perfekte Gesellschaft dafür."

Ich nahm mir noch etwas vom Fleisch und aß es langsam, während ich über Leanders Worte nachdachte. Es war beruhigend, dass er sich nicht wegen meiner Worte bedrängt fühlte. Gewiss musste dieses Kapitel seines Lebens für ihn wie ein wunder Punkt sein, über den er sicher nicht gerne sprach. Ich selbst konnte mir nicht vorstellen, wie man sich fühlen musste, wenn man so lange kein eigenes Leben gehabt hatte, keinen eigenen Willen, keine Freiheit. Wie tief musste das in einem Menschen verwurzelt sein, wenn er jahrelang nur nach den Befehlen anderer handeln durfte?

Als er schließlich von meinen neuen Aufgaben und den Thermen sprach, nickte ich. Der Gedanke, schon bald meine Rolle als Hausherrin auszufüllen, bereitete mir Freude. Und vielleicht würde ich in den Thermen tatsächlich ein paar Damen kennenlernen aus denen neue Freundinnen werden konnten, so wie ich sie in Massilia hatte. "Das klingt wirklich sehr gut," sagte ich und fühlte eine wachsende Vorfreude auf den morgigen Tag.

Ich schob meinen Teller zufrieden zur Seite und richtete mich ein wenig auf. "Das Essen war sehr gut! Deine Köchin versteht etwas von ihrem Handwerk," sagte ich schließlich und blickte ihn an. Meine Augenlider wurden schwer. Der Tag war doch sehr anstrengend gewesen. Nun, da alle Anspannung von mit abgefallen war, spürte ich die die Müdigkeit. "Ich glaube, ich würde jetzt gerne schlafen gehen. Morgen wartet viel auf mich, und ich möchte frisch sein." Hinter vorgehaltener Hand begann ich zu gähnen, um damit meine Worte zu bekräftigen. Mit einem letzten Lächeln erhob ich mich. Mein Blick fiel hinüber zu meinem Bett. Einen Moment überlegte ich, ob ich mich jetzt in Gegenwart meines Ehemannes entkleiden sollte. Andererseits konnte ich ihn ja wohl schlecht aus seinem eigenen Zimmer hinausbitten.  Natürlich konnte ich aber auch in meiner Untertunika schlafen. Das war wohl die eleganteste Lösung.
[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
Zitieren
 
12-15-2024, 05:01 PM,
Beitrag #40
RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Damit war das also beschlossen und Leander würde sich nach einem kleinen Hund für seine Ehefrau umsehen. Nicht ganz der Ausgang der Hochzeitsnacht, den er sich erhofft hatte, aber ein Anfang.
Orestilla war dann nun auch von den Eindrücken des Tages ermüdet und wollte schlafen. Im Grunde war Leander noch wach und er überlegte auch schon, ob er ihre Müdigkeit nicht als Vorwand nehmen sollte, sich dann nun zu entschuldigen und sich erst einmal noch in das Officium des Hauses zurückzuziehen. Eventuell wäre ihm Innogen dabei behilflich, vor dem Schlafen noch etwas zu seiner Entspannung beizutragen. Und in den nächsten tagen würde er hiervon sicherlich Gebrauch machen, aber für heute entschied er sich dagegen, um Orestilla wenigstens die Hochzeitsnacht zu lassen und nicht zu mehr Gerede beizutragen. Das fehlende Seufzen und Stöhnen würde ohnehin schon zu Getuschel geführt haben. “Dann sollten wir schlafen.“

Also erhob Leander sich nur und öffnete die Tür, um die Sklaven hereinzurufen, damit diese abräumten. Dies dauerte nicht übermäßig lange und er ignorierte die neugierigen Blicke, wenngleich der Blick, den Innogen ihm beim hinausgehen zuwarf, ihn kurz in seiner Entscheidung wanken ließ. Die Sklavin und er hatten durchaus ähnlich gelagerte Freuden was einzelne Praktiken und deren Härte anging, und sie wusste es. Aber Leander schätzte sie klug genug ein, diesen Umstand still zu genießen und sich nicht in eine vermeintliche Konkurrenzsituation zu begeben. Innogen wusste, dass sie nicht als Ehefrau in Betracht kam aufgrund ihrer Unfruchtbarkeit, denn sonst hätte Leander sie geheiratet und sich einige Mühen erspart.

Als schließlich alles abgeräumt und die Tür geschlossen war, fing Leander an, die Lampen zu löschen. Nur eine kleine Öllampe in der Mitte des Tisches würde Nachts brennen bleiben und so ein rudimentäres Licht zur Orientierung bieten, beim Schlafen aber nicht weiter stören. Gänzlich ohne Lichtquelle bei geschlossener Tür wäre es sonst zu dunkel, und für eine geöffnete Tür war das Jahr zu weit fortgeschritten und das Wetter zu kalt.
Als alle Lampen also außer dieser einen gelöscht waren, begab sich also Leander zu seiner Seite des Zimmers vor sein Bett und zog sich aus. Er wandte Orestilla dabei den Rücken zu, aber seine Bewegungen zeugten von keinerlei Scham. Und er fand auch nicht wirklich etwas dabei. Nacktheit war nichts verwerfliches und kam andauernd vor. Allein schon in den Thermen. Sklaven wurden grundsätzlich nackt verkauft, damit der Käufer sah, was er bekam, und trugen eher in Ausnahmen Kleidung dabei. Im Sommer spielten Kinder nackt in den Straßen. Nacktheit war nichts schambehaftetes. Zumindest für aufgeklärte Menschen wie Leander. Bei seiner Ehefrau war er sich dessen nicht sicher, da diese aus jedem Ding etwas schambehaftetes gemacht hatte. Weshalb er sich von ihr abgewandt auszog, damit sie ihre Privatsphäre hatte und sich nicht von ihm irgendwie belästigt fühlte, während er fein säuberlich seinen Gürtel aufrollte und seine Tunika zusammenfaltete und auf der Kleidertruhe verstaute, ehe er zuletzt die Schuhe ablegte und in sein Bett schlüpfte.
Zitieren
 


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 8 Gast/Gäste