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Tablinum
11-25-2024, 11:04 PM,
Beitrag #31
RE: Tablinum
Ich hörte Nicander mit einer Mischung aus Faszination und Verlegenheit zu. Seine Worte waren so ungewohnt direkt, dass sie meine Wangen glühen ließen, doch zugleich sprachen sie in seiner typischen poetischen Weise von einer Welt, die mir noch fremd war. Er hatte recht – ich hatte die Statuen betrachtet, die so offen und stolz den männlichen Körper zeigten. Doch das war Kunst. Keine Realität.
Als er vom Schlüssel sprach, musste ich unwillkürlich schlucken. Der Gedanke an Priapus ließ mich beinahe schaudern, und ich war dankbar, dass Nicander sofort versicherte, es würde nicht so überwältigend sein. Doch seine Worte, so sanft er sie auch wählte, entfalteten eine Schwere in mir.
"Ein Schatzkästchen…", murmelte ich, als wollte ich das Bild für mich greifbar machen. Doch die Vorstellung, dass mein Körper etwas sei, das man aufschließen musste, fühlte sich seltsam an.
Ich versuchte, meine Gedanken zu sortieren. 
"Also sagst du… es wird nicht schmerzen?", fragte ich unsicher. Doch meine Stimme verriet, dass ich seine Antwort bereits ahnte. Nicanders vorsichtige Umschreibungen ließen keinen Zweifel daran, dass es zumindest unangenehm werden könnte.
Seine Erwähnung von Kindern ließ mich innehalten. Natürlich hatte ich mir vorgestellt, einmal Mutter zu werden! Das war doch schließlich auch meine Pflicht als Ehefrau. Doch der Weg dorthin… ich hatte nie darüber nachgedacht, wie er tatsächlich aussehen würde. "Ich will meinen Mann ehren und ihm Kinder schenken", sagte ich schließlich leise, mehr zu mir selbst als zu Nicander.
Als er dann begann, über Zeus und Danaë zu sprechen, konnte ich nicht anders, als zu lächeln – ein Lächeln, das jedoch nicht ganz frei von Bitterkeit war. "Du findest also, die Sterblichen sind zu plump für solche göttlichen Künste?", fragte ich und versuchte, den Scherz in meinen Worten zu betonen, obwohl mich seine Sichtweise auf Männer insgeheim beunruhigte.
"Vielleicht hast du recht", fügte ich hinzu und richtete meinen Blick auf ihn. "Aber ich hoffe dennoch, dass es zumindest… ein wenig mehr ist als nur ein Akt der Pflicht." 

Ich zögerte einen Moment, bevor ich Nicander direkt ansah. Seine Worte über die Sterblichen, über die eher plumpen Annäherungen der Männer und die manchmal trostlose Realität der Ehe, hatten mich nachdenklich gemacht. Leander war zweifellos ein edler Mann, klug und rechtschaffen. Aber Leidenschaft? Diese lebendige, flammende Energie, von der die Dichter schrieben? Das hatte ich bei ihm bisher nicht gespürt.
"Nicander", begann ich vorsichtig, "du bist ein Künstler der Worte, ein Schauspieler, ein Mann, der die Seele der Menschen berührt." Ich hielt kurz inne und ließ meinen Blick zu Boden sinken. "Plautius Leander ist... anders. Nüchtern, pragmatisch... vielleicht sogar ein bisschen langweilig. Ich weiß, dass er mich respektiert, und das ist mir wichtig. Aber... was kann ich tun, um... um mehr Leidenschaft in ihm zu wecken?"
Ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden, doch ich zwang mich, ihn weiter anzusehen. "Ich will nicht nur eine gute Ehefrau sein, die ihm Kinder schenkt und sein Haus führt. Ich will..." Meine Stimme wurde leiser, als ich die Worte suchte. "Ich will, dass er mich wirklich will. Dass er mich sieht – nicht nur als Pflicht oder Partnerin, sondern als Frau. Als jemanden, der sein Herz berührt."
Ich wusste, dass ich Nicander damit eine schwierige Frage stellte, aber wenn jemand mir helfen konnte, dann er. "Sag mir, was ich tun kann", fügte ich schließlich hinzu. "Wie kann ich seine Leidenschaft entfachen?"
[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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11-27-2024, 03:51 PM,
Beitrag #32
RE: Tablinum
Sie, Norbana Orestilla, fragte mich, wie sie mehr Leidenschaft erwecken konnte? Dabei war alles, alles an meiner süßen Domina höchster Leidenschaft wert. Ihr liebliches Antlitz mit den großen, wimpernbekränzten Augen, ihr braungelocktes Haar, das so dicht über ihre Schultern fiel, ihr schwanengleicher Hals mit dem Halsansatz, worunter sich Rehzwillingen gleich die apfelförmigen Brüste wölbten, ihre feine Taille, ihre Füßchen, ihre liebliche Gestalt und ihre sanfte Stimme.... war ich aus Stein, nein! 
Ich schluckte und senkte den Blick, die vielleicht zu lange auf ihren...Rehzwillingen verweilt hatte:
"Domina", sprach ich: " Ich kenne den werten Plautius Leander ja nicht. Doch du wirst viel Gelegenheit haben, ihn zu beobachten. Und ich weiß, dass ein Mann von einer Ehefrau anderes erwartet, als ihm nur eine Gefährtin seiner Lenden zu sein. Erforsche stets, was dein Ehemann gerne mag. Lobt er einen Duft, benutze ihn als Parfüm! Liebt er ein Schälchen Mandeln auf seinem Arbeitstisch? Lass es täglich hinstellen! Sammelt er korinthische Vasen - überrasche ihn mit einer! Spricht er gerne über... Jura, dann höre ihm zu und schlafe nicht ein dabei. Am besten ist es, ab und an eine kleine kluge Zwischenfrage zu stellen. Das schmeichelt ihm, und er wird es schätzen.
Bevorzugt  er....",
jetzt wurde es heikel, doch wohlhabende Römer, und Leander war zumindest ein wohlhabender Erbe, machten aus ihren Gelüsten wenig Geheimnnis, solange es im Rahmen der Gesetze blieb:
".... mandeläugige zierliche Diener aus den Wüsteneinöden Syriens oder blonde grobschlächtige Germaninnen so hochgewachsen wie die Eichen ihrer kalten Heimat, dann besorge sie ihm auf dem Sklavenmarkt. Sei stets geduldig und liebenswürdig und verwöhne ihn mit vielen kleinen Details. Ein Ehemann wird das lieben, und er wird Dich dafür auf seine Weise lieben"

Mir fiel noch etwas ein: 
" Noch ist auch gar nicht nicht entschieden, ob euer Eheleben wirklich so nüchtern und pragmatisch verlaufen wird, wie Du befürchtest, Domina.
Es kann nämlich sehr gut sein, dass Herr Plautius Leander seinen Sinn noch ändert und leidenschaftlicher wird, und ich sage Dir auch , weshalb noch Hoffnung besteht:
Dein zukünftiger Ehemann musste, verzeihe Herrin, dass ich das erwähne, als Knabe und Jüngling einst Sklavendienst leisten. Ein Sklave tut jedoch, was man anordnet. Er unterdrückt seine Leidenschaften und sagt nie, was er fühlt. Ja, er gestattet es nicht einmal sich selbst, allzu viel zu fühlen, um nicht zu leiden wie Tantalos, der nach dem Wasser des Lebens lechzte, so nahe, so wunderschön, und doch weiter entfernt und unberührbarer als der silberne Mond.....


Jetzt hatte ich schon zu viel gesagt, fürchtete ich, aber es quoll aus meinem Mund und davor aus meinem übervollen Herzen. Ich liebte Norbana Orestilla. Ich liebte sie so sehr, dass ich nicht an mich dachte - lass uns durchbrennen, Schatzi - sondern nur an sie, ihren Ruf und ihr Wohl. Es war schwer und gleichzeitig von solcher bitteren Süße, so entsagend zu sein. O Musen, nehmt dies Opfer...
[Bild: 1_26_01_24_4_43_25.jpeg]
[Bild: 3_15_08_22_9_43_44.png]
"Scheinsklave" Numerius Norbanus Paullus
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