11-16-2024, 08:12 PM,
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RE: Speisezimmer (Triclinium)
Peigi war erschüttert. Wäre sie jünger gewesen, hätte sie vielleicht sogar so etwas wie Abscheu empfunden - nicht vor Louarn persönlich, sondern vor dem Frevel, der begangen worden war. Sie hatte nicht geglaubt, dass eines dieser Kinder der Gewalt am Leben geblieben war. Die Göttin, die Mutter, sie war das Leben, und ihre Priesterinnen zu schänden, war ein Verbrechen gegen die heiligsten Kräfte des Lebens selbst....
Und nun war hier Louarn, der heimatloser war als es je ein Kind gewesen war; weder Kelte, weder Römer, verlassener als selbst ihre, Peigis eigene Kinder in ihrer Sterbestunde, als sie nach ihrer Mutter riefen, die nicht da war. Doch wenigstens wussten sie, wer sie waren, wenigstens konnten sie in die Anderswelt gehen und wiedergeboren werden. Peigis Herz floss über. Die Haushälterin weinte, sie konnte nicht anders, helle Tränen flossen über ihre Wangen.
Sie streichelte Louarns Hand:
"Du siehst nicht römisch aus", sprach sie dann: "Aber Atreus schon!" Louarn hatte den Bruder nicht verraten, doch Peigi konnte Zwei und Zwei zusammenzählen:
"Wie viele Jungen wart ihr denn? Und eure Mütter -sie alle wurden gezwungen, sich zu töten? Und die kleinen Mädchen...? Was hat man euch allen nur angetan", flüsterte sie.
Dann erzählte Louarn von Niamh und vom Hin- und Her ihrer Liebe, und alles wäre vielleicht gar nicht so tragisch gewesen, wenn Louarn eben nicht der gewesen wäre, der er war.
Peigi stubste Louarn liebevoll an:
"Wäre ich nur dreißig Jahre jünger", sagte sie mit einem sehr wehmütigem Lächeln: "Ich war ansehnlich, Lou, groß und mit Rundungen an den richtigen Stellen, auch wenn man das nicht mehr glaubt. Und ich lachte und tanzte gerne und ließ nicht viel anbrennen. Aber als ich mir meinen Ehemann auswählte, habe ich andere nicht einmal mehr mit dem Hintern angeguckt", jetzt gruben sich kleine Lachfältchen um ihre Augen:
"Nun - angeguckt schon", gab sie zu:
" Deine Niamh ist vielleicht nur ein Wirrkopf. Doch Leichtsinn und Übermut einer Frau haben schon mehr als einen guten Mann den Kopf gekostet", forschend schaute sie Louarn an. Wie viel hatte er dieser Niamh preisgegeben?
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11-16-2024, 10:03 PM,
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Louarn
Schlechter Druide, guter Krieger
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RE: Speisezimmer (Triclinium)
Ich zuckte ein wenig zusammen, als sie mir erst versicherte, dass ich nicht römisch aussah. Cathbad hatte mir das immer vorgehalten, weil ich deshalb nutzlos für ihn war. Nicht, dass ich glaubte, dass ich mit dunklen Haaren ein guter Spion gewesen wäre. Aber nachdem auch sein scheußliches Mittel das Rot meiner Haare damals nicht hatte überdecken können, hatte er mir sehr deutlich gemacht, wie nutzlos ich doch war. Es war also für mich kein Kompliment, dass ich eben nicht römisch aussah.
Dass sie Atreus in dem Zusammenhang erwähnte, ließ mich noch einmal leicht zusammenzucken. Peigi war nicht dumm. Die Chancen standen gut, dass sie meine Ausrede durchschaut hatte. Was nur ein weiterer Beweis wäre, wie nutzlos ich war, denn dann hätte ich Calum am Ende aus Dummheit doch verraten. Und alles, weil ich nicht stark genug war. Ich verachtete mich noch ein wenig mehr.
Ich wand mich etwas, unwohl bei dem Gedanken, darüber zu sprechen. Diese Dinge waren geheim, und ich hatte schon viel zu viel erzählt. Aber ich wollte Peigi auch nicht einfach so abbügeln. Sie war keine Spionin, da war ich mir ziemlich sicher, und sie würde mich nicht verraten.
“Meine Mutter war krank und starb vorher. Die anderen sprangen bei einer Zeremonie von einer Klippe, vor den Augen von uns Jungs“, erzählte ich daher, ohne aber Zahlen zu nennen, und tat so, als hätte ich die frage nicht richtig gehört.
Als sie meinte, wenn sie dreißig Jahre jünger wäre, würde sie mich anbaggern, schenkte ich ihr ein schiefes Grinsen. “Ich glaube dir, Peigi, aber mein Problem ist nicht, dass mich Frauen nicht in ihrem Bett haben wollten. Das Problem ist eher, dass ich für nichts anderes tauge.“ Und ich wollte ja auch nichts anderes. Naja, nicht so richtig. Ich konnte mir eine Familie und Kinder nicht leisten. Wenn die Römer sie nicht gegen mich verwenden würden, Cathbad würde es ganz sicher.
Dass Peigi Niamh verteidigen wollte, gefiel mir irgendwie auch nicht. Niamh hatte mich tiefer verletzt, als ich je gedacht hätte, und das mehrfach. Natürlich hätte es mir auch nicht gefallen, wenn Peigi Niamh verdammt hätte, weshalb ich ja so ein riesiger Idiot war. Aber es als einfach nur Leichtsinn und Übermut abzutun, fühlte sich auch falsch an, und ich schnaubte abfällig.
“An meinem Kopf hänge ich nicht mehr so sehr, er ist ohnehin zu nichts zu gebrauchen. Und warum trifft so ein Verhalten nie die, die es verursachen? So ist es nicht gerecht.“
Falke
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11-21-2024, 05:09 PM,
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RE: Speisezimmer (Triclinium)
Wäre Louarn irgendein Junge gewesen, so hätte Peigi ihm geantwortet: "Du weißt doch nicht, was das Leben für sie bereit hält!" Aber einem Druiden gegenüber erschien ihr das nicht recht. Er wusste viel mehr als sie je in ihrem Leben lernen würde. Vielleicht hatte er das Schicksal jener Niamh im Wasser gesehen oder im Wind gehört.
"Als ich traurig war, mein Lieber, hat mich dein Lied so getröstet. Mein Herz wurde ganz leicht. Du bist gut, Louarn...", sie zögerte, dem Urteil des Druiden zu widersprechen:
"Auch die Weisen können nicht immer wissen, wer leben und wer sterben soll. Du hast viel gelitten, doch du bist gut, was auch immer man versucht hat, dir einzureden"
Kein Kind sollte mitansehen müssen, wie seine Mutter in den Tod sprang. Später hatte man die Jungen großgezogen und ausgebildet, aber Peigi bezweifelte, dass man sie lieb gehabt hatte. Hätte sie etwas zu sagen gehabt, hätte sie Einspruch erhoben. Louarns Mutter war freilich vorher gestorben, aber dennoch. Es war grausam gewesen. Nicht alles Böse kam nur durch die Römer, dachte Peigi. Sie streichelte weiter Louarns Hand:
"Wie stolz ich wäre, einen Sohn zu haben, der dir gleicht", sagte sie:
" Der nach Hause kommt und einfach nur essen und schlafen will ", Peigi schaute in die Dämmerung, die sich über das stille Haus senkte. Halblaut sang sie:
Ein sehr hungriger kleiner Fuchs,
süßer kleiner Fuchs
süßer kleiner Fuchs.
träumt von einem Huhn,
das ihm sein Bäuchlein füllt.
Fuchs, kleiner Fuchs,
komme lieber nach Hause,
hier wird nicht mehr gejagt.
jeder hat dich schon gesehen
und deine schlauen Tricks
Ich will dir lieber Eier geben
und süßen Brei.....*
* ist zwar ein spanisches Kinderlied, aber passte so gut zum Namen Louarn
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Vor 3 Stunden,
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Louarn
Schlechter Druide, guter Krieger
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RE: Speisezimmer (Triclinium)
Ein Muskel in meinem Kiefer zuckte leicht, weil ich wieder über Niamh nachdachte. Es tat einfach immer noch weh, auch wenn ich wusste, dass es gut war, dass wir nicht mehr zusammen waren. Das ich, auch wenn ich eigentlich nichts verdient hatte im Leben, doch etwas besseres hätte verdienen sollen. Und dass ich trotzdem mir nicht wünschen konnte, dass es Niamh deshalb schlecht ergehen sollte. Es war einfach ungerecht.
“Ach, Peigi, ich bin eine Katastrophe! Du weißt ja nicht… einer meiner Brüder dir jede Pflanze und ihre Wirkung benennen. Ich bin froh, wenn ich Salbei von Beifuß unterscheiden kann. Ein anderer kennt Zauber und Tränke, die selbst die Meister nie erdacht haben und kann dich die unsichtbare Welt sehen lassen, wie er es will.“ Dunduvan und Ciaran wären unter anderen Umständen gefürchtete und große Druiden geworden. Aber Dunduvan war nun tot, und Ciaran… ich glaube, selbst Cathbad fürchtete sich vor dem, was in Ciaran wohnte. Der einzige, der keine Angst davor hatte, war Cinead, der fast sowas wie sein Wächter war.
Die anderen Falken waren auch keine großen Druiden. Aber sie waren gute Spione und damit für Cathbad nützlich. Alun lebte schon seit Jahren unbemerkt als Römer, und Calum… nun, der wurde wohl jetzt wirklich einer. Aber sie waren eben nützlich. Nur ich war nutzlos für unsere Aufgabe. Und ich konnte nicht einmal die Aufgaben ausführen, die man mir trotzdem gab. Ich hätte alle zusammenhalten sollen. Aber nicht einmal das konnte ich. Egal, was Peigi sagte.
Aber sie tröstete mich und sang sogar für mich. Noch nie hatte jemand für mich gesungen. Also, nicht so. Irgendwelche Sauflieder, oder Schmählieder, ja, das schon. Aber so ein kleines Kinderlied, für mich? Ohne Hintergedanken, ohne versteckten Spott, ohne Fallen? So etwas kannte cih nicht, und es bildete einen Klos in meinem Hals und ein leichtes Brennen in meinen Augen. Ich räusperte mich und wischte sie mir unauffällig, auch wenn das total albern war, weil ich gerade geflennt hatte wie ein kleines Kind. Trotzdem wollte ich nicht, dass Peigi mich so sah. Heute war wohl der Tag der Widersprüche.
“Danke, Peigi. Ich erinnere mich nicht mehr an meine Mutter, aber wenn ich es könnte… würde ich hoffen, sie wäre ein wenig wie du.“ Das war aufrichtig gemeint. Peigi war in diesen paar Monaten und der letzten Stunde mehr Mutter gewesen als alles, woran ich mich erinnern konnte. Noch so ein Loch in meiner Seele, das nicht zu füllen war.
Ich atmete tief durch und rappelte mich hoch. “Ich sollte mich dann mal wieder auf den Weg machen. Ich wohn bei Alan im Stall, falls du mal vorbeischauen willst. Ich würde mich freuen. Ich hab dich sehr lieb, Peigi. Ich hoffe, dass du das weißt.“ Ich traute mich nicht, sie anzusehen, für den Fall, dass sie jetzt auch weinen würde. “Nimm du ruhig das Geld von Flavianus Pü. Ich will es nicht, aber es würde mir gefallen, wenn du damit ein paar gute Monate hast.“
Falke
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