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Empfang der Verlobten
11-07-2024, 12:58 PM,
Beitrag #21
RE: Empfang der Verlobten
Leander hoffte wirklich, dass er sich im Streit um die Küche nicht einmischen musste und die beiden Frauen das wie Erwachsene regeln konnten – wobei das bei Frauen mitunter schwierig war. Er tat also so, als würde er den Machtkampf nicht mitbekommen und auch nicht die kurze Erinnerung von Norbana Orestilla, dass sie miteinander auskommen sollten, und wartete stattdessen, ob Orestilla zur Küche irgendwelche Fragen hatte. Die konnte er zwar wahrscheinlich nicht beantworten, aber zumindest an die Person delegieren, die sie beantworten konnte: Seine Köchin.

Da allerdings keine Fragen kamen, konnte sich Leander darauf zurückziehen, dekorativ herumzustehen, bis sie mit ihrer Inspektion fertig war. Nach einigen Augenblicken wollte Orestilla dann auch weiter und fragte nach dem Tablinum und dem Schlafzimmer. “Und die Wirtschaftsräume im Anschluss?“ fragte Leander, da sie ursprünglich erst diese hatte sehen wollen. Aber anders herum war es etwas praktischer, am Tablinum kamen sie so oder so vorbei.

Er führte sie also nach draußen und durch das Atrium auf das dem Eingang gegenüber liegende Tablinum zu. Es war nicht allzu besonders, zwar mit Wandbildern hübsch verziert, aber sonst eher zweckmäßig und klein. Leander hatte keine Klienten und Seneca wollte keine, und zum Arbeiten war eine Schreibstube neben den Wirtschaftsräumen weitaus ruhiger und praktischer. Hier gab es also außer einem bequemen Stuhl und einem hübschen Schreibtisch mit Blumenvase darauf, der an der Seite stand, nicht wirklich viel zu sehen. “Das Tablinum wird eher selten für seinen eigentlichen Sinn benutzt. Mein Vater empfängt wie schon gesagt keinen Besuch, und für alle alltäglichen Belange sind das Atrium, oder im Winter die Bibliothek komfortabler. Für offizielle Anlässe bringen wir Stühle von dort ins Tablinum, wenn es nötig ist.“

Leander wartete, bis sie sich alles angesehen hatte, und führte sie dann weiter. “Durch diesen Gang geht es in den hinteren Bereich mit den Räumen der Sklaven und den sonstigen Wirtschaftsräumen. Hier direkt daneben ist das Schlafzimmer meines Vaters.“ Welches sie natürlich nicht betraten. Zwar gab es darin auch nichts zu sehen, was es nicht in hundert anderen Häusern auch gab, aber die Privatsphäre war eben dennoch zu wahren. Zumindest bei der ersten Hausbegehung.
“Dann folgt hier das Lararium“, wo Leander sie einen kurzen Blick in die schön ausgestaltete Nische mit dem Hausschrein werfen ließ. Die Wände waren mit bunten Schlangen bemalt und auf dem kleinen Altar standen zwei tanzende Laren und eine Iustitia neben einem thronenden Iuppiter, ein Schälchen mit Weihrauch und ein paar vertrocknete Blumen, die ausgetauscht werden sollten.
“Und hier schließlich ist mein – also bald unser – Cubiculum“ sagte er und öffnete die Tür.

Der Raum an sich war ebenfalls wie die meisten hier: Sauber, ordentlich und klar strukturiert. Es gab ein Bett, eine große Holztruhe und einen Regalschrank an einer Wand. Die Wände selbst waren hell bemalt mit Satyrn und Nymphen, die tanzten und bei viel Phantasie an manchen Stellen auch andere Dinge taten, die Nymphen und Satyrn zu tun pflegten, ohne dabei vulgär explizit eben jenes zu zeigen, dazu als Trennlinien immer wieder gerankter Efeu als mäanderndes Muster.
“Zur Hochzeit werden wir natürlich noch ein zweites Bett und eine Truhe für deine persönlichen Dinge ergänzen.“ Ursprünglich hatte Leander ja geplant, ein breiteres Bett für sie beide zu besorgen, aber nachdem sie nicht bereit für körperliche Nähe war, waren zwei getrennte betten für ihrer aller Seelenfrieden besser.
Leander blieb neben der Tür stehen, um Orestilla den Raum zu geben – im wahrsten Sinne des Wortes – die Örtlichkeit zu betrachten, die sie bald bewohnen würde.
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11-07-2024, 04:23 PM,
Beitrag #22
RE: Empfang der Verlobten
Die Räume, die wir durchschritten, waren wirklich schön. Ich bemühte mich, jeden Winkel aufmerksam zu betrachten und  in mir aufzunehmen. Leander führte mich geduldig herum, und allmählich spürte ich, wie mein Herz ruhiger wurde. Vielleicht konnte ich mich hier tatsächlich wohlfühlen. Alles war ansprechender eingerichtet, als ich erwartet hatte. Sicher, es fehlten ein paar verspielte Details, vielleicht ein paar Blumen mehr oder ein Hauch mehr Farbe. Ein kleiner Drang keimte in mir auf, den Räumen später etwas von meiner Vorstellung von Gemütlichkeit zu verleihen, wenn ich erst einmal hier eingezogen war.

Hin und wieder nickte ich Leander zu und zeigte ihm ein schüchternes Lächeln während ich versuchte, mir  die verschiedenen Räume einzuprägen. Das Haus war nicht übermäßig groß, und ich würde mich hier gewiss nicht verlaufen.

Schließlich öffnete er die Tür zu dem Zimmer, das unser gemeinsames Cubiculum sein würde. Ein wenig beklommen betrat ich den Raum, spürte den kühlen Boden unter meinen Schuhen und sah mich um. Die Möbel waren dezent, aber sorgfältig ausgewählt. Alles schien so angeordnet, dass es ein ruhiger, angenehmer Raum für die Nacht sein könnte. Doch als Leander von einem zweiten Bett sprach, runzelte ich verwundert die Stirn. Ich hatte angenommen, dass wir uns ein Bett teilen würden, so wie es Eheleuten doch taten.  Ein gemeinsames Ehebett bedeutete doch, auch gemeinsam zu ruhen und … Wollte er denn keine Kinder von mir?

"Aber …" entfuhr es mir, bevor ich mich rasch korrigierte und möglichst gefasst fragte: "Ich dachte, Eheleute teilen sich ein Bett?" Ich sah zu ihm, suchte in seinem Blick nach einer Antwort, die meine plötzlich aufkommende Unsicherheit beschwichtigen würde. Wenn ich schon heiraten musste, wollte ich doch nicht in der Schmach leben, unberührt zu bleiben. Das hatte mir meine Mutter jedenfalls immer wieder deutlich gemacht, dass dies meine Pflicht sei.
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Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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11-07-2024, 06:57 PM,
Beitrag #23
RE: Empfang der Verlobten
“Nicht erforderlicherweise und nicht erforderlicherweise jede Nacht. In den gehobenen Kreisen der Gesellschaft haben viele Eheleute sogar getrennte Zimmer. Was für jeden, dessen Partner schnarchen sollte, wohl ein Segen ist.“ Der kleine Scherz zum Schluss sollte die Stimmung wieder etwas lockern.  Bevor das aber falsch ankommen konnte, versicherte Leander noch: “Wobei mir noch niemand selbiges vorgeworfen hätte.“

Leander hoffte ein wenig, dass sie die Angelegenheit damit fallen lassen würde, denn er wollte nicht unbedingt jetzt das Gespräch darüber führen, dass die Dinge, auf die sie vielleicht oder vielleicht auch nicht anspielte sehr viel mehr körperliche Nähe erfordern würden, als ein Kuss, und dass er wohl kaum in dem Wissen neben ihr ruhig schlafen konnte, dass sie wahrscheinlich vor Anspannung wach lag. Um auch nur nebeneinander in einem Bett schlafen zu können benötigte es ein gewisses Maß an Vertrauen, das Orestilla ihm noch nicht entgegenbrachte und vielleicht auch nie würde. Leander wusste aus seinem Leben als Sklave ziemlich genau, wovon er hier sprach.
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11-07-2024, 10:29 PM,
Beitrag #24
RE: Empfang der Verlobten
Leanders Worte ließen mich stutzen. "Getrennte Zimmer?" Ich hatte nicht gewusst, dass das bei Eheleuten in gehobenen Kreisen üblich war, geschweige denn, dass manche sich sogar in verschiedenen Zimmern aufhielten. Meine Verwirrung musste mir deutlich ins Gesicht geschrieben stehen, denn er bemühte sich sofort, mit einer Bemerkung über schnarchende Partner die Situation mit einem kleinen Scherz aufzulockern. Doch ich schnarchte nicht – das war ich mir sicher!
 "Also ich ... äh, ich schnarche nicht... glaube ich," erwiderte ich leise, ein Hauch von Verlegenheit lag in meinen Worten, als hätte ich mich selbst davon überzeugen müssen, dass es für ein zweites Bett gar keinen Anlass gäbe. Doch bevor ich noch etwas entgegnen konnte, versicherte er mir, dass ihm selbst ebenfalls noch nichts dergleichen nachgesagt worden sei. Ich fühlte mich ein wenig erleichtert, als ginge es hier bloß um eine praktische Notwendigkeit und nicht um seine Zuneigung oder sein Vertrauen in mich.
 
Aber seine Worte ließen mir keine Ruhe. Was bedeutete das für uns als Ehepaar? Der Gedanke, dass man als Mann und Frau wenigstens in der Hochzeitsnacht dasselbe Bett teilte, war für mich bisher selbstverständlich gewesen. Es gehörte schließlich dazu, nicht wahr? Man war sich nah, vertraut, und alles andere … ja, es folgte eben daraus. Ich hatte mir vorgestellt, dass ich es irgendwann als selbstverständlich empfinden würde, mit meinem Ehemann das Bett zu teilen und ihm nah zu sein. Meine Mutter hatte mir oft gesagt, dass ich selbst gar nicht viel dazu beitragen musste. Ich musste einfach nur bei ihm liegen, alles andere würde dann von selbst kommen, denn mein Ehemann wüsste schon, was zu tun sei. Aber nun spürte ich eine tiefe Unsicherheit. Hatte er sich bereits entschieden, diese Nähe zu mir zu meiden?
 
"Ich dachte nur …" begann ich zaghaft und wich seinem Blick aus, bevor ich mich doch dazu zwang, ihn wieder anzusehen. "Ich dachte, es sei eben …" Wie sollte ich es nur erklären, dass das alles so verwirrend war, und ich so ... unbeholfen war?
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Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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11-08-2024, 12:05 PM,
Beitrag #25
RE: Empfang der Verlobten
Die Ehe würde vermutlich etwas anstrengender werden, als Leander gedacht hatte, da Orestilla scheinbar einen Hang dazu hatte, alles als Kritik an sich aufzufassen. Leander beschloss, seine Worte noch sorgfältiger zu wählen und auf Scherze zu verzichten.
Aber natürlich ließ sie das Thema auch nicht fallen, wie er gehofft hatte. Er atmete also einmal ruhig durch, ehe er den Satz für sie vervollständigte. “Du dachtest, es sei deine Pflicht, mit deinem Ehemann das Bett zu teilen, nicht nur im metaphorischen, sondern im wörtlichen Sinne. Und ich weiß, dass die Gesellschaft dahingehend auch eine Erwartung an junge Frauen heranträgt und werde nicht so tun, als gäbe es diese nicht. Aber ich kann dir nur erneut versichern, dass ich keine solchen Erwartungen an dich stelle und auch nicht gewillt bin, eine Ehe mit einem Akt zu beginnen, der das Vertrauen nachhaltig zu erschüttern imstande ist. Die körperliche Nähe, die zur metaphorischen Teilung eines gemeinsamen Bettes notwendig wäre, übersteigt die eines Kusses erheblich. Und ich achte deine Grenzen, wenngleich du sie nicht verteidigst. Die einzige Notwendigkeit zur Schließung einer Ehe besteht darin, dass die Braut ins Haus des Ehemannes ziehen muss und beide ihren Willen hierzu bekunden. Wäre der Platz hier im Haus ausreichend, allen Bewohnern ein eigenes Zimmer zuzugestehen, bekämest du auch dein eigenes Cubiculum, nur haben wir diesen Platz nicht, sofern wir den Sklaven nicht nur zwei Räume zugestehen wollen, was bei acht Personen doch recht beengt wäre. Daher werden wir uns dieses Zimmer teilen, ohne weitergehende Pflicht deinerseits.“
Und auch, wenn Leander sich sicher war, dass sie dahingehend wohl doch noch widersprechen oder vielmehr versichern würde, dass sie die körperliche Nähe wohl doch wollte, konnte er ihrem Wort da im Moment schlicht nicht vertrauen, dass sie wusste, was sie wollte, und nicht nur sagte, was sie dachte, sagen zu müssen.
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11-08-2024, 04:07 PM,
Beitrag #26
RE: Empfang der Verlobten
Leanders Antwort verwirrte mich nur noch mehr, auch wenn ich spürte, wie sehr er sich bemühte, meine Unsicherheit zu lindern. Ich hatte immer gedacht, dass alles ganz klar geregelt sei: Eheleute teilten ihr Leben, ihr Haus – und ihr Bett. Mutter hatte mir oft genug eingeschärft, wie wichtig es war, meinem Mann Kinder zu schenken, ihm eine Familie zu geben. War das nicht der eigentliche Sinn einer Ehe?   Vorausgesetzt,  mein Ehemann  begab sich nicht für lange Zeit auf eine Forschungsreise zu den Barbaren. So wie es mein Vater getan hatte und meine Mutter, mich und meine Geschwister zurückgelassen hatte. Bei Leander vermutete ich jedoch eher das Gegenteil. Er wirkte bodenständig und würde vermutlich wie sein Vater am liebsten hierbleiben, in seinem Zuhause.
Doch er hatte mir gerade unmissverständlich klargemacht, dass er an diese „Pflicht“ keinerlei Erwartungen knüpfte und die Entscheidung ganz mir überließ. Auf so viel Freiraum war ich gar nicht gefasst gewesen.

"Es macht mir nichts aus, mit dir in einem Raum zu schlafen… oder in einem Bett", erwiderte ich leise, als er den begrenzten Platz im Haus erwähnte. "Und ich bin froh, dass du keine Erwartungen an mich hast." Doch dann zögerte ich, unsicher, ob ich meinen nächsten Gedanken wirklich aussprechen sollte. Würde es ihn verletzen, wenn ich ihn fragte, ob unsere Heirat nur eine Farce war, um womöglich Problemen aus dem Weg zu gehen? Schließlich sollte er vor dem Ableben seines Vaters verheiratet sein, wie er mir erzählt hatte. Aber vielleicht lag es auch daran dass er mir vielleicht nicht genug zutraute, ihm jemals Vertrauen schenken zu können?
Schließlich holte ich tief Luft und sprach leise weiter: "Aber ich frage mich… ob du dir nicht auch Kinder von mir wünschst?" Es war ein zarter, fast scheuer Satz, der kaum über meine Lippen kam. "Denn das gehört doch dazu, oder? Dass wir eine Familie gründen?"
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Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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11-08-2024, 04:45 PM,
Beitrag #27
RE: Empfang der Verlobten
Leander fing so ein ganz klein bisschen an, zu verstehen, warum Seneca sich ungern mit seiner Frau unterhalten hatte. Er würde es nie in derart drastische Phrasen kleiden oder gar von einer wirklichen Abneigung dagegen sprechen, aber er konnte sich wirklich angenehmere Gesprächsthemen vorstellen als das aktuelle.
“Wie gesagt, das mag die gesellschaftliche Erwartung sein, aber es ist für das erste nicht die meine. Um Kinder zu zeugen, wäre Beischlaf vonnöten, und ich habe grundsätzlich keinen Beischlaf gegen den Willen der Frau, mit der ich ihn vollziehe. Und ich weiß, dass du denkst, dass du den Willen dazu haben musst und keine andersartige Meinung darüber haben darfst, weil dir selbiges sicher so beigebracht wurde. Allerdings hat mir die Situation im Triclinum vorhin ebenfalls klar gemacht, dass du zumindest im Moment nicht wirklich dafür bereit bist und es nur aus Pflicht, nicht aber aus Freude tun würdest. Und ich werfe es dir auch nicht vor, denn du kennst mich immerhin auch noch gar nicht. Aber ich werde unsere Ehe definitiv nicht mit einer Vergewaltigung beginnen, ganz egal, was auch die gesellschaftlichen Erwartungen hierbei sein mögen.“

Das war für ihn schon geradezu unüblich deutlich in der Wortwahl, aber er hoffte, dass Orestilla verstand, dass er nicht gewillt war, ihr Gewalt anzutun, nicht einmal auf ihre Einladung hin, und sie deshalb bis auf weiteres getrennte Betten haben würden.
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11-08-2024, 06:40 PM,
Beitrag #28
RE: Empfang der Verlobten
In aller Deutlichkeit erklärte er mir nun, was seine Vorstellungen und Erwartungen hinsichtlich meiner Rolle als seine Braut und unserer Hochzeitsnacht waren. Das verschaffte mir zwar eine gewisse Erleichterung, doch etwas in mir blieb dennoch angespannt. Was, wenn sich zwischen uns niemals wirklich wahre Gefühle entwickeln würden? Würde diese Ehe dann zu einem trostlosen Gefängnis für mich werden? Natürlich könnte ich mich wieder scheiden lassen. Aber was käme dann? Wenn mein Vater nicht mehr zurückkehrte und ich ohne Mann da stünde – ganz schutzlos. Dieser Gedanke war zu beunruhigend, um ihn weiter zu verfolgen.

"Ich verstehe", sagte ich schließlich leise und schenkte ihm ein zaghaftes Lächeln. Noch wollte ich die Hoffnung nicht aufgeben, dass es kein Fehler war, ihn zu heiraten. Bis zur Hochzeit waren es noch ein paar Tage. Mir blieb also noch genug Zeit, um nachzudenken und mehr über uns beide zu erfahren. Vielleicht auch darüber, was ich mir wirklich von dieser Ehe erhoffte.

"Also…" Ich atmete tief ein und versuchte, das Thema zu wechseln,das mir plötzlich ebenfalls durch den Kopf schoss. Die Bibliothek hatte ich noch nicht gesehen. Ob sein Vater immer noch schlief? "Wäre es nun an der Zeit, deinen Vater kennenzulernen?"
Ich versuchte, nicht allzu neugierig zu klingen, doch in mir regte sich ein echtes Interesse daran, endlich  zu erfahren, wie sein Vater wohl so war.
[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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11-09-2024, 01:50 PM,
Beitrag #29
RE: Empfang der Verlobten
Leander war sich nicht wirklich sicher, ob sie verstanden hatte, was er ihr gesagt hatte, aber er war glücklich, dass die Unterhaltung damit beendet schien. Auch wenn sie nun seinen Vater kennenlernen wollte, was sich als ebenso schwierig herausstellen könnte.
“Wir können nachsehen, ob er wach ist“, stimmte Leander also zu und führte sie langsam wieder zurück in Richtung der Bibliothek, wo sein Vater geschlafen hatte. Die Zeit des Weges nutzte er noch einmal, sie ein wenig darauf vorzubereiten.
“Ich habe dir ja schon erzählt, dass mein Vater etwas ruppig sein kann, aber lass dich davon bitte nicht beeindrucken. Und manchmal ist er ein wenig verwirrt, weshalb es sein könnte, dass er dich mit einer anderen Person verwechselt.“ Das war eigentlich die größte Gefahr, die Leander sah. An manchen Tagen war Plautius Seneca gänzlich normal und so brillant wie gehässig, aber an anderen Tagen wusste er nicht mehr, dass seine Frau schon lange gestorben war und sie sich nicht mehr in Rom befanden. Leander war sich nicht sicher, welcher Zustand ihm im Moment lieber gewesen wäre.

Leise öffnete er die Tür zur Bibliothek und bemerkte schon am süßen Geruch der Pfeife, der in der Luft hing, dass Seneca wach sein musste. Denn obwohl er inzwischen jeden Tag von heftigem Husten geschüttelt wurde, konnte der alte Mann es nicht sein lassen, dennoch immer wieder zu rauchen – und dadurch noch mehr zu husten. Wie auch gerade.
“Vater?“ machte Leander auf sich aufmerksam und wartete einen Augenblick, ob sich so etwas wie Erkennen in seinem Blick breit machte, ehe er fortfuhr. “Ich möchte dir meine Verlobte vorstellen. Orestilla Norbana, das ist mein Vater, Caius Plautius Seneca.“
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11-09-2024, 02:23 PM,
Beitrag #30
RE: Empfang der Verlobten
Mir war kalt. Irgendwie bekamen die Sklaven es nicht hin, hier drin vernünftig zu heizen, so dass ich hier dauernd diese ranzige Decke brauchte. Und dieses junge, blonde Ding, das bei mir im Zimmer stand, war so furchtbar begriffsstutzig. Keine Ahnung, warum meine Frau die gekauft hatte. Ansonsten kaufte sie lieber junge Burschen. Die waren zwar genauso begriffsstutzig, aber die sahen einen dann wenigstens nicht mit so riesigen, runden Augen an.

Gegen alle Widerstände hatte ich mir also meine Pfeife besorgt und angesteckt und paffte jetzt extra stark, nur um zu zeigen, dass ich es konnte, als Leander hereinkam. Ganz kurz stutzte ich, als er mich Vater nannte. Ich meine, seine Mutter war ein fesches Ding gewesen, als ich jung war, und es wäre theoretisch im Bereich des Möglichen. Aber weil sie so ein fesches Ding gewesen war, waren auch eine Menge andere Männer im Bereich des Möglichen. Aber nach einem Augenblick erinnerte ich mich wieder daran, dass ich ihn ja adoptiert hatte.
“Ja, ja“ brummte ich und winkte mit der freien Hand. “Du weißt, ich mag keine Besucher“ brummelte ich und nahm noch einen Zug von meiner Pfeife, woraufhin ich erst einmal husten musste, dass ich mich fühlte, als käme jeden Moment meine Lunge mit heraus. Oh, alt werden war wirklich kein Spaß.
Ich sah also zu einem jungen Ding hinüber, das verschreckt dreinschaute. “Tertia, du sollst doch nicht in der Bibliothek rumlungern“ schimpfte ich sie. Es war schwer genug gewesen, für das Mädchen jemanden zu finden, der sie wirklich heiraten würde. Das wurde nicht besser, wenn sie dauernd in der Bibliothek herumsaß und lesen wollte!
[Bild: 3_15_08_22_9_36_30.png]

Honoratior von Iscalis
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