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[Norbana Orestilla]

DIE PORTA DER CASA NORBANA

Hier wacht Corax, der Ianitor der Casa Norbana. Wer um Einlass bittet, muss an ihm vorbei!

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Bildquelle: Tilman2007, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

[Caius Plautius Leander]

Wie Leander angekündigt hatte, hatte er nach Ausstellung sämtlicher Urkunden und Abschriften dann auch einen Boten zum Haus von Orestilla Norbana geschickt und mehrere Terminvorschläge übermitteln lassen, wann er kommen könnte und wann es ihr recht wäre, dass er dies täte. Zur vereinbarten Zeit stand er dann auch vor der Tür zu ihrem Zuhause und klopfte an.
Besonders herausgeputzt hatte er sich hierfür nicht. Zum einen, da Leander ohnehin immer auf eine tadellose Garderobe achtete und seine dunkelblaue Tunika ebenso makellos war wie seine lederne Paenula, die den immer häufiger aufkommenden Herbstregen abhielt. Das einzige Zugeständnis an die hiesigen Begebenheiten war, dass er wie die meisten Römer hier mittlerweile Socci in den Schuhen trug, um die Füße etwas wärmer zu halten.

Geduldig und mit einer Abschrift der Urkunde in einer geschützten Lederhülle unter dem Arm wartete er also auf Einlass.

[Norbana Orestilla]

 | Corax
Corax, der schwarzhaarige Ianitor der Casa Norbana erhob sich von seinem Bänkchen, als er an der Tür ein Klopfen vernahm. Seitdem der Dominus nicht mehr in Iscalis weilte, gab es nur noch wenig für ihn zu tun. Aus diesem Grund hatte er mit Schnitzen begonnen,  wenn er nicht gerade bei einer anderen Arbeit gebraucht wurde.  
Er öffnete und blickte in das Gesicht eines hochgewachsenen Mannes mittleren Alters mit einer Ledermappe unter dem Arm. Dies musste wahrscheinlich der Termin sein, den die junge Domina hatte. Denn wer sollte sonst an der Tür klopfen? Doch um sicher zu gehen, fragte er lieber noch einmal nach.
"Salve! Wer bist du und was willst du?"

[Caius Plautius Leander]

Der Ianitor erhielt kurz den Blick eines jahrelangen Maiordomus, als er eine Ansprache wählte, die nach Leanders Meinung eher für Bettler und Gesindel geeignet war und nicht für gut erkennbar römische Bürger von mindestens mittlerem Stand. So ganz sicher war sich Leander auch nicht, wie sein Stand wäre, da Plautius Seneca zwar durchaus vermögend war, aber geradezu arm verglichen mit seinem Vetter Montanus.
Nun, aber es war nicht an ihm, den Ianitor auf diese Feinheiten, die er unter seiner Herrschaft als Maiordomus nicht geduldet hätte, aufmerksam zu machen, denn zum einen war er kein Maiordomus mehr, und zum anderen in diesem Hause Gast. Weshalb Leander seinerseits formvollendete Manieren zeigte und sich nichts weiter anmerken ließ, als er einfach nur freundlich erwiderte: “Mein Name ist Caius Plautius Leander. Die edle Norbana Orestilla erwartet mich.“ Das wieso und warum war nicht von Belang, weshalb Leander es auch nicht erwähnte.

[Norbana Orestilla]

 |Corax
Corax bemerkte den kurzen, abschätzenden Blick des Mannes und spürte, dass seine Begrüßung als zu gewöhnlich angesehen wurde. Doch er zuckte innerlich nur mit den Schultern. Er war ein einfacher Ianitor, und in Abwesenheit seines Herrn war es selten nötig, mit solchen feinen Gästen umzugehen. Außerdem hatte ihn niemand je angewiesen, besondere Formen zu wahren, wenn es um Besucher ging, selbst wenn diese ihren Stand so klar zur Schau stellten wie dieser.
 
Caius Plautius Leander - hieß so nicht der Termin der Domina? Ja, das war er! Na dann, rein mit ihm in die gute Stube. Danach konnte er sich wieder seiner Schnitzerei widmen. 
"Oh," rief Corax und räusperte sich. "Der edle Caius Plautius Leander! Die junge Domina erwartet dich bereits. Bitte tritt ein und folge mir!" sagte der Ianitor in einem wesentlich freundlicherem Ton.

Die junge Domina hatte angeordnet, ihren Gast ins Tablinum zu bringen, wo sie bereits auf ihn wartete.

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