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[Haus der Fabia Tertia] Ferien mit Kiki
09-21-2024, 04:44 PM,
Beitrag #1
[Haus der Fabia Tertia] Ferien mit Kiki
[Bild: Salon-Londinium.jpg]

Furia Bassa hatte keine Wohnung gemietet. Ihre Mutter Fabia Tertia zog so lange zu ihr und überließ mir ihr Stadthaus. Ob Petilinius Pertax sich darüber freute, Fabia Tertia so nahe zu haben, wusste ich nicht. Aber es war ein Zeichen dafür, dass die so ahnenstolze Tertia angefangen hatte, Pertax zu akzeptieren. Es machte sich auch für eine Fabia gut, ins beiläufig Gespräch einflechten zu können "Mein Schwiegersohn, der Princeps Praetorii"

Das Stadthaus war nicht groß, aber zweistöckig; hell und freundlich, mit Hypocaustum und allen Annehmlichkeiten. Im Erdgeschoss waren zwei Tabernae, die aber nichts mit dem Haus zu tun hatten, sondern zur Straße offen waren. Nach der Eingangstür kam ein Raum, der als Sklavenschlafzimmer und Abstellkammer diente und Atrium und Peristyl waren von der Lage her vertauscht; das Atrium war sehr klein. Dafür gab es ein zweites Stockwerk mit mehreren Cubicula, deren Fenster, wenn sie welche hatten, sämtlich eine Aussicht auf das gepflegte Gartenperistyl boten. 

*


(09-20-2024, 01:59 PM)Kiki schrieb: Ich bezweifelte ein bisschen, dass Iulius Cato so dumm gewesen wäre, seine Ehefrau deshalb umzubringen oder auch nur öffentlich anzuzeigen, weil er dann ja auch die Umstände rundherum hätte erklären müssen, aber wahrscheinlich war Claudia Sabina so einer ziemlich unangenehmen Auseinandersetzung entgangen. Und das Thema war jetzt auch nicht so ergiebig, dass wir da noch Stunden hätten darüber reden können.

Dann lieber die Reise planen, wo Claudia Sabina sich eine Geschichte zurecht sponn, die ich ein wenig übertrieben fand, aber wenn es sie glücklich machte, durfte sie gerne so viel erfinden, wie sie wollte. “Ich bin Nubierin“, bestätigte ich Sabina, auch wenn ich nie in Nubien gelebt hatte. Aber meine Kindheit interessierte nicht und ich wüsste auch keinen Grund, ihr darüber auch nur annähernd die Wahrheit zu erzählen. “Und ich war zwar noch nie in Alexandria, aber mein griechisch ist sicher gut genug dafür. Wenn du meinst, dass sie nicht allzu genau nachhaken wird, kannst du ihr das gerne erzählen.“
Ich stand nun auf und ließ mich von den Badesklavinnen in ein weiches Tuch einschlagen, ehe ich mich zu einer der Liegen begab, um dort in Ruhe auszutropfen. Sabina blieb noch etwas im Wasser und wurde ganz niedergeschlagen bei der vermeintlichen Aussichtslosigkeit ihres Wunsches.
“Du denkst zu sehr in Konventionen. Macht hat er selber, einen Erben benötigt er nicht mehr und einen großen Namen haben viele. Damit macht man Verträge, die förmlich ausgehandelt werden, ja. Aber einen Mann verrückt macht man mit den Dingen, die man mit Macht und Geld eben genau nicht kaufen kann. Jetzt müssen wir nur herausbekommen, was das bei Petilius Rufus ist. Wer weiß, vielleicht steht er vollkommen auf handgefertigte Holzentchen? Dann sehnt er sich sicher nach jemandem, der so eine obskure Leidenschaft teilt.“
Für Petilius Rufus und sein Verlangen war die Verbindung zu Flavia Iulia uninteressant, für mich aber war das eine nützliche Information, auf die ich vielleicht nochmal zurückkommen würde, wenn die Freundschaft zu Sabina halten würde. Man konnte nie wissen, wann man eine Verbindung zum Kaiserhaus mal gebrauchen konnte.




Die ganze Fahrt über grübelte ich über handgefertigte Holzentchen. Nicht wirklich, aber ich verstand schon, dass die Holzentchen eine Metapher für alles Mögliche sein konnten:

"Petilius Rufus mag das Theater genau so sehr wie ich. Und er mag Stücke, die ihn zum Lachen bringen, und ruhig frivol sein dürfen. Ich habe ihm damals gesagt, dass ich, wenn ich nichts Geeignetes für die Theatereinweihung finde, selbst ein Stück für ihn schreiben würde, und das fand er amüsant. ich glaube, eine kecke Schauspielerin könnte Rufus gefallen" Das "Holzentchen" wurde so langsam zu einer Redensart bei mir, wenn ich mir Gedanken über Petilius Rufus machte:
" Doch ich bin natürlich keine Schauspielerin" Im Gegenteil, ich hoffte eher dass ich die verhängnisvolle Schwäche für die Bühne, die manche Claudier befallen hatte, nicht irgendwie vererbt bekommen hatte - gerade weil ich sie so gut nachvollziehen konnte:
"Es ist jedenfalls sehr spannend, zu sein können, wer man will. Zumindest zeitweise. Ob es Rufus auch so gehen könnte?"
Die "Holzentchen" und das beinahe sinnliche Vergnügen, welches es mir brachte, seinen Namen auszusprechen,  lenkten mich auch von der holprigen Fahrt ab. Rosula, die germanische Sklavin, die ich mitgenommen hatte, weil sie zu stumpf und auch zu neu war, um etwas zu verstehen, hockte zu meinen Füßen. Wenn Kiki oder ich etwas brauchten, musste man laut und deutlich sprechen, ja fast schreien. Manchmal dachte ich, dass das Mädchen vielleicht etwas an den Ohren hatte.

*

Es waren fast sieben Reisetage vergangen, als wir endlich in Londinium  ankamen. Bassa hatte uns vom Stadttor abholen lassen, war nun selbst anwesend und sorgte gut für uns. Uns empfingen Wärme, Licht, heißes Wasser und Essen. Ein Sklavenpaar stand, um uns zu bedienen,  bereit, und die halbtaube Rosula hatten wir ja auch. Als ich beim Hausrundgang das obere Stockwerk besichtigt hatte, kniff ich Kiki jedoch vor lauter Freude fast in den Arm. Es gab hier dicke Matratzen und seidene Laken! Unsere Hintern würden jubeln.

Aber die kuschligen Cubicula mussten noch warten. Bassa wollte natürlich alleNeuigkeiten wissen. Besonders an Kiki blieben ihre Augen hängen. Ich stellte ihr meine neue Freundin als "Kiki, Adoptivtochter von Prinzessin Amanikhata, einer Tante der regierenden Kandake des Königreiches Meowe vor. Das ist in Nubien. Ihre Familie ist mit meiner Mutter Cloelia befreundet, weshalb die liebe Kiki schon oft in Alexandria unser Gast war" , was Bassa ganz runde Augen bekommen ließ. Künftig nannte sie Kiki Prinzessin oder Hoheit. Ich musste so tun, als bekäme ich einen Hustenanfall, um mir das Lachen zu verbeißen. 

Nachbohren tat Furia Bassa nicht weiter. Sie wollte lieber von sich erzählen. Sie hatte wie gesagt Petilinius Pertax geheiratet. Er behandelte sie wohl gut, und sie war von ihm begeistert und auch schon im vierten Monat. Ich fragte mich, ob es ihn störte, dass sie nicht sehr schlau war, doch dann rief ich mich zur Ordnung. Furia Bassa war äußerst gastfreundlich, und ich lästerte insgeheim über sie. Gerade begann jede ihrer Sätze aber mit "MEIN bester Pertax"....
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09-21-2024, 08:36 PM,
Beitrag #2
RE: [Haus der Fabia Tertia] Ferien mit Kiki
Die Reise war lang und holperig und fürchterlich unbequem. Ich hatte ganz vergessen, wie unbequem das Reisen doch war, und war wieder ein bisschen mehr versucht, einfach in Londinium zu bleiben. Hier gab es so viel mehr zu erleben, so viel bessere Geschäfte und so viel einflussreichere Männer zu bezirzen, dass mir gerade wirklich kein guter Grund einfiel, jemals nach Iscalis zurückzuwollen. Nun, außer um mein Geld zu holen. Wobei man das, wie man so schön neugriechisch sagte, outsourcen könnte. Sollte sich doch jemand anderes den Hintern wundscheuern lassen.

Aber jetzt war diese Reise erst einmal vorbei und wir waren der engen Kutsche und dem schlammigen Weg und den fürchterlichen Gasthäusern am Wegrand entkommen und konnten wieder wie zivilisierte Menschen unterkommen: In einem richtigen Haus bei Freunden, verwandten oder sonstigen ehrbaren Leuten. Auch wenn Claudia Sabina zwischendrin selbst zu den weniger ehrbaren Leuten zu gehören erwogen hatte.

“Ich glaube nicht, dass du selbst schauspielern solltest. Aber ihm ein Stück schreiben und es von deinen Sklaven aufführen lassen, nur für ihn, das wäre sicher etwas, das er nicht alle Tage von einer Frau bekommt. Dann müssten wir es nur noch hinbekommen, ihn zu so einem exklusiven Abend einzuladen“, hatte ich irgendwo zwischen Wald und Wiese eingewandt und hoffte, dass Sabina die Idee besser gefallen hatte. Selbst schauspielern war immer ein Risiko, und dafür hatten wir noch zu wenig Informationen, fand ich.

Aber erst einmal waren wir angekommen und bekamen sehr viele Informationen. Nicht über Petilius Rufus, sondern über seinen Stellvertreter, Petilinius Pertax. Viele Informationen. Sehr viele Informationen. Zwischen verschiedenen Hoheitsbezeichnungen mir gegenüber hörte Furia Bassa gar nicht mehr auf, über ihren Mann zu schwärmen.
“Wie viel Griechisch versteht deine Cousine?“ fragte ich Sabina irgendwann dazwischen leise auf griechisch, um eine Möglichkeit auszuloten, mich mit ihr vielleicht über etwas anderes zu unterhalten oder wenigstens ein ganz klein wenig zu lästern.
Andererseits tat sich hier vielleicht auch eine Möglichkeit auf. Furia Bassa erzählte gerade wieder von ihrem besten Pertax, wie hoch dieser in der Gunst des Statthalters stand, als ich ganz unschuldig fragte: “Dann speist ihr sicherlich oft mit ihm und seiner Frau?“ Eine Essenseinladung zu so einem Event herauszuschlagen, wo wir den Mann schonmal begutachten konnten, war sicherlich nicht die dümmste Idee. Ich hoffte, Sabina kapierte, worauf ich hinauswollte. Furia Bassa, das hatte ich schon herausgefunden, war eine ziemlich hohle Nuss, die es bestimmt nicht durchschaute.
[Bild: 1_27_01_24_7_06_00.jpeg]
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09-23-2024, 03:13 PM,
Beitrag #3
RE: [Haus der Fabia Tertia] Ferien mit Kiki
"Ich habe tatsächlich schon mit dem Stück angefangen. Aber Kiki: Ich würde nicht selbst schauspielern. Oh, nicht wegen der Infamie. Sondern weil ich es schlimm finde, wenn Leute schamlos dilettieren. Hast du schon einmal erlebt, wie eine Tochter reicher Leute bei einer Abendeinladung die Leier zupft und dazu singt, obwohl es sich anhört, als würde jemand eine Katze am Schwanz ziehen?
Wenn ich ein Stück geschrieben habe, hätte ich am liebsten, dass es Leute aufführen, die etwas davon verstehen. Schade, dass wir Paris nicht hierherbekommen können. Ich habe ihn in Rom im Theater gesehen. So viele weibliche Geschöpfe lagen ihm zu Füßen", ich schüttelte den Kopf:
"Ich jedoch keineswegs! Pantomimen sind nicht mein Typ" Tat ich wirklich nicht. Mir waren diese Schauspieler zu hübsch und zu mädchenhaft. Ein Mädchen war ich schließlich selbst. Mir gefielen reifere Männer mit breiten Schultern wie Peti... hach ja. Ich sprach es nicht aus. Kiki hatte schon lange verstanden und überlegte, was ich Rufus bieten konnte, um hervorzustechen.

Ich klatschte in die Hände: "Ein intimes Soiree! Welch wunderbarer Einfall! Und dabei wird ein Stück vorgetragen, dass ich extra für Petilius geschrieben habe. Nichts langes, etwas kurzes. Etwas, das meine Gefühle offenbart, ohne schwülstig zu sein. Leicht, beschwingt, fröhlich sollte es sein. Rufus muss doch so viel arbeiten. Ich hätte große Lust, mit meinen Fingerspitzen seine Schläfen zu massieren...", ich unterbrach mich, als die Kutsche einen besonders heimtückischen Hopser machte:
"War das nun ein Omen der Zustimmung oder wollte das Schicksal Bescheid sagen, dass lieber nicht?", fragte ich Kiki.

Während Bassa von ihrem Gatten schwärmte, fragte mich Kiki flüsternd, ob Bassa Griechisch verstände.
"Man hat es versucht", flüsterte ich meiner Freundin zu.
"Redet ihr etwa heimlich Griechisch?", fragte Bassa sofort. 
"Äh nein, Kiki ist nur so beindruckt von dem, was du erzählst, da war sie glatt mit ihrem Latein am Ende", sagte ich freundlich.

"Ja, das kann ich aus vollstem Herzen verstehen. Wartet, bis ihr ihn kennen lernt. Mein Pertax ist eine solche Koprophäe"
Ich musste wieder husten: "Koryophäe", flüsterte ich heiser. Kopros hieß Dung.

"Sagte ich doch" 

Zumindest wusste Kiki jetzt, auf welcher Basis sich Bassas Griechischkenntnisse bewegten. Bevor meine Verwandte einschnappen konnte, griff ich aber nach ihrer Hand:
"Und die Ehe bekommt Dir so gut. Du siehst so vornehm und blühend aus. Ich habe leider die Statuen für die Musen schon in Auftrag gegeben, sonst hätte ich dich gebeten, mir für die göttlichen Schönheiten Modell zu stehen, meine Furia Bassa"
Während ich schmeichelte und Konversation führte (Das Lügen wurde immer leichter), näherte sich Kiki aber meinem Anliegen so, wie der Kapitän eines Schiffes zielsicher den gewünschten Hafen ansteuerte:

“Dann speist ihr sicherlich oft mit ihm und seiner Frau?“ fragte sie.
Bassa konnte schlecht den Rückzieher machen. Ein wenig errötete sie jedoch:

"Ja, das tun wir selbstverständlich oft. Petilius Rufus fragt meinen Pertax ständig um Rat, musst du wissen, Hoheit. Solange ihr hier seid, müsst ihr auch unbedingt einmal zu einem Abendessen mitkommen. Mein Pertax stellt euch dem Statthalterehepaar vor, wenn ich ihn darum bitte. Schließlich bist du, liebe Sabina, eine Verwandte und du, werte Kiki, eine Prinzessin, von Geblüt.
Entweder speisen wir dann im Praetorium oder in unserer kleinen glücklichen Welt. So nenne ich mein und Pertax Zuhause. Das Praetorium selbst ist freilich prächtig und eine Besichtigung wert"

"Das würde ich zu gerne sehen", warf ich ein: "In Iscalis wird sie der Neid fressen, wenn ich dort den Honoratiorengattinnen erzähle, wie vornehm Furia Bassa es getroffen hat und wie ihr einflussreicher Mann ihr jeden Gefallen tut", ich schlenkerte etwas mit den Füßen.

"Ihr Armen, dass ihr in der Provinz leben müsst", sagte Furia Bassa bekümmert: "Londinium ist doch der einzige Ort in Britannien, in dem es eine kultivierte Dame aushält! - Wenn ich euch eine Einladung verschaffe, werde ich euch etwas zum Anziehen leihen müssen. Das tu ich aber gerne. Ihr könnt schließlich nichts dafür, dass ihr aus Isengard kommt"

"Iscalis heißt der Ort. Und danke für deine große Freundlichkeit. Du bist wie eine Schwester zu uns, teuerste Bassa" 
Ich hätte Bassa liebend gerne einen Tritt gegen das Schienbein versetzt. Kiki und ich trugen nämlich noch unsere Reisekleider, die anlassgemäß eher schlicht und bequem waren. Aber eine Truhe hatte ich dabei und oh, mit meiner abitra elegantiarum würde ich noch zum Schneider gehen. 

Dann ging das Gespräch noch um Schwangerschaften und Babies, wobei Bassa sagte, dass sie viel mehr litte als jede andere Frau, weil Pertax doch so groß und stattlich wäre, und das an jeder Stelle, weshalb das Ungeborene vermutlich auch... nun ja.

Als Bassa dann gegangen war, und wir unter uns waren - nun , ich achtete darauf, dass auch das Sklavenpaar, das sie uns ausgeliehen hatte, nicht in der Nähe war, nahm ich Kiki an der Hand und stieg mit ihr hoch in den zweiten Stock:
"Such dir bitte das Cubiculum aus, das du leiden magst, liebe Kiki. Sie sind alle sehr hübsch", sagte ich, lief in eines hinein und warf mich auf ein rosiges Seidenlaken:
"Oooh, tut das gut", ich streifte die Haussandalen ab und  hielt eines der Kissen vor mich hin: "Soo groß und soo stattlich ist die Koprophäe! Ich habe gedacht, ich muss sterben", sagte ich und wollte mich ausschütten vor Lachen:
"Bitte, bitte berate mich Morgen gleich beim Kleiderkauf. Schon damit ich keines von Bassas Kleidern anziehen muss"
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor):  Manius Claudius Menecrates
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09-23-2024, 06:56 PM,
Beitrag #4
RE: [Haus der Fabia Tertia] Ferien mit Kiki
“Oh nein, sag einem Mann nie zu direkt, dass du Gefühle für ihn hast. Er muss von selber auf diese Idee kommen, sonst sind sie sich ihrer selbst zu sicher“ riet ich, als Sabina meinte, sie wolle ihm ihre Gefühle im Stück offenbaren. Das hielt ich wirklich für vollkommen kontraproduktiv, wollte Sabina Erfolg haben. “Er hat sicher genug Frauen, die ihm Avancen machen. Schreib für ihn dein Stück, schön leicht und witzig… und vielleicht ein bisschen frivol? Aber dein Ziel muss sein, dass er sich amüsiert und die ganze Last und Bürde seines Amtes für ein paar Stunden vergisst, und nicht, dass er denkt, dass auch du nur eine der vielen anderen bist, die Erwartungen und Ansprüche an ihn haben.“
Ich musste bei den Schauspielern nicht so lange überlegen. “Londinium hat sicherlich auch gute Schauspieler. Ich hab eine Freundin dort, die werde ich nach den besten fragen, wenn du möchtest. Solange du Geld dafür hast, soll es daran nicht scheitern.“

~~

In Bassas Haus hingegen musste ich mich anstrengen, freundlich und interessiert zu gucken. Was gar nicht so einfach war nach der fünften Geschichte, wie toll ihr Mann doch war. Als Sabina meinte, sie verstünde kein Griechisch, raunte ich ihr auf eben dieser Sprache zu: “Der Mann muss im Bett ja ein Hengst sein...“
Aber Bassa merkte unsere kleine, griechische Unterhaltung und regte sich, weil sie nichts verstand. Aber Sabina kam gleich mit einer Ausrede, die Bassa auch scheinbar schluckte – während sie offenbarte, dass sie wirklich kein griechisch verstand. “Verzeih bitte, am nubischen Hof wird ausschließlich griechisch gesprochen“, fügte ich überzeugend ruhig hinzu, was auch als Ausrede dienen würde, jederzeit wieder griechisch zu reden. Und ich wusste zwar nicht, ob es für den nubischen Hof stimmte, aber die meisten Menschen und die meisten Königshöfe sprachen oder verstanden zumindest griechisch. Selbst in Rom gab es Ecken, wo kaum jemand Latein auch nur verstand.

Und dann gingen die Lobeshymnen auch schon weiter. Zum Glück aber verstand Sabina meine Idee, als ich Bassa nach dem Legaten fragte, und stieg mit ein, was dann tatsächlich in einer Einladung in den Palast des Statthalters mündete. Auch wenn sie meine Garderobe beleidigte, lächelte ich freudig. “Wir werden sicher adäquate Garderobe finden.“ Ich hatte zwar schon einige durchaus passende Kleider dabei, aber ich wollte ja ohnehin mit Sabina Londinium leerkaufen, warum also nicht dafür?

Und endlich ging sie dann. Nicht ohne uns mitzuteilen, dass ihr Mann wohl wirklich ein Hengst im Bett war. Ich war geneigt, mich selbst davon zu überzeugen, aber vielleicht wäre das undankbar. Egal. Erst einmal atmete ich tief durch und musste dann lachen, als Sabina die Cousine nachäffte. “Vergiss nicht sein stattliches Gemächt“ erinnerte ich Sabina noch einmal und musste lachen. “Der arme Mann tut mir ja fast schon leid. Ob er seine vielen Talente dafür nutzt, sie vom sprechen abzuhalten?“ Ich könnte es ihm wirklich nicht verdenken.

Ich folgte Sabina halb und lehnte mich an den Türrahmen. “Oh, ja, wir gehen morgen ausgiebig einkaufen. Wir haben schließlich einen Statthalter zu beeindrucken – sofern deine Cousine die Einladung ergattern kann. Und wir sollten planen, wie wir ihn dann zu uns einladen können zu einem kleinen Theaterstück. Wenn du damit so weit bist.“
[Bild: 1_27_01_24_7_06_00.jpeg]
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09-26-2024, 05:45 PM,
Beitrag #5
RE: [Haus der Fabia Tertia] Ferien mit Kiki
"Sie ist wirklich eine fürchterliche Zwetschge. Pertax muss gute Nerven haben, sich allabendlich in ihre Arme zu kuscheln", scherzte ich noch, und dann wechselte meine Stimmung wie wenn sich Wolken vor die Sonne schoben, und ich drehte mich auf die Seite, stützte meinen Kopf auf einen Ellenbogen  und schaute Kiki, die im Türrahmen stand, von unten her fast verzweifelt an:

" Ist es denn das, was Männer an ihrer Seite gerne wollen: fürchterliche Zwetschgen? 
Trotz ihrer Dummheit ist Furia Bassa so viel erfolgreicher als ich. Sie hat alles erreicht, was eine Patriziertochter erreichen sollte: Einen einflussreichen Mann hat sie, ein Kind bekommt sie, eine glückliche Ehe führt sie. 
Ich bin mir sicher, dass wenn jemand meinen Vater - er ist schon viele Jahre tot - jetzt fragen würde, wen er sich denn lieber zur Tochter wünsche, Sabina oder Bassa, er würde Bassa wählen. Jeder Pater Familias von hier nach Rom würde doch Bassa wählen"

ich wusste nicht, ob Kiki meine Frustration verstehen konnte. Hetären hatten vermutlich andere Ziele im Leben. Ich jedoch war auf diese Ziele, die ich genannt hatte, meine ganze Existenz lang hinerzogen worden. Das bisschen Gelehrsamkeit, das gefällige Äußere, das nahm ein Mann vielleicht gerne mit, aber wirklich wichtig war eine vorteilhafte Ehe. Und die hatte Bassa mit ihrem Pertax.

"Manchmal wird mir Angst, liebe Kiki, weil ich so gerne ein wenig persönliches Glück für mich will. Dieses kleine Lebenslicht", ich deutete auf meine Brust:
"..das brennt nicht lange, und dann kommt die lange, kalte, finstere Nacht, die alle Menschen schlafen müssen. Ich kann darauf hoffen, dass die große Königin Isis mich empfängt, das ist wohl wahr, aber etwas anderes als das Leben hier auf der Erde kenne ich noch nicht. Hälst du mich für vermessen oder nur für schockierend modern, dass ich von ein bisschen Glück mit Petilius Rufus träume?"

Ich schloss die Augen und rieb meine Schläfen. Jetzt vermisste ich Anaxaretes gute Hände. Rosula taugte nicht für zarte Massagen:
"Vielleicht bin ich auch einfach nur übermüdet", murmelte ich.
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor):  Manius Claudius Menecrates
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09-27-2024, 05:46 PM,
Beitrag #6
RE: [Haus der Fabia Tertia] Ferien mit Kiki
Ich winkte unbestimmt mit der Hand. “Ich würde nicht zuviel auf Bassa und ihre Geschichten geben. Ich denke, sie ist viel zu dumm, um unglücklich zu sein. Wahrscheinlich würde sie auch dann von ihrem Mann schwärmen, wenn der klein wäre, sein Atem nach Zwiebeln riechen würde und er drei faulige Zähne im Mund hätte. Wer weiß, vielleicht hat er das sogar?“
Ich kannte jetzt zwar Einzelheiten über Furia Bassas Schlafzimmer, aber wirklich irgendwas von Bedeutung über ihren Mann nicht wirklich. Und selbst wenn er der wiedergeborene Adonis mit dem Stehvermögen des Atlas war, hieß das trotzdem noch lange nicht, dass er mit dieser hohlen Nuss genauso glücklich war, wie sie mit ihm.
“Und ich bin mir ziemlich sicher, dass jeder Mann mit nur einem kleinen bisschen Verstand jede Frau an seiner Seite toleriert, die für ihn von Vorteil ist. Auch eine fürchterliche Zwetschge. Aber das heißt noch lange nicht, dass er damit glücklich ist oder nicht doch eine ganz andere begehren kann.“ Wie Claudia Sabina ja am eigenen Leib erfahren hatte, obwohl sie nicht ganz so schlimm zwetschig war.

Und sie verzweifelte ein bisschen, weshalb ich mich vom Türrahmen abstieß und mich zu ihr aufs Bett setzte und einmal sanft über ihren Arm streichelte. “Etwas haben zu wollen ist nicht schlechtes. Es gibt uns ein Ziel, auf das wir hinarbeiten können. Etwas zum träumen, vor allen Dingen dann, wenn die Welt gerade alles andere als traumhaft ist. Und je finsterer die Nacht um uns herum ist, umso dringender brauchen wir dieses kleine bisschen Hoffnung.“ Denn wenn es erlosch, war die Leere danach zwar auch sehr tröstend, aber es fehlte einfach etwas. Etwas, das man nicht wieder zurückbekam. Ich wusste das. Schon sehr lange.

“Ich lass dich erst einmal ein wenig schlafen“, sagte ich und stand auf. “Und schaue mal, ob dieses Haus ein eigenes Bad hat oder wo das nächste Badehaus ist. Dieser elende Reisestaub ist so… so… profan.“
[Bild: 1_27_01_24_7_06_00.jpeg]
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09-29-2024, 04:05 PM,
Beitrag #7
RE: [Haus der Fabia Tertia] Ferien mit Kiki
Kiki sagte mir etwas Weises über eine wenig traumhafte Welt und Hoffnung und Träume und streichelte mir sanft über den Arm. Dann wollte sie in ein Badehaus, und ich murmelte schlaftrunken:
"Du bist lieb, Kiki. Frage die Sklaven, welches Balneum geheizt ist. Fabia Tertia hat mindestens drei davon....", ich selbst blieb liegen und schlief erschöpft ein, so staubig wie ich war.
Dafür wachte ich am nächsten Morgen früh auf. Noch vor dem ersten Hahnenschrei ließ ich mich baden ( Fabia Tertia hatte nicht drei, doch zwei schöne Bäder in jedem Stockwerk) und von Rosula ganz einfach frisieren. Die Damen des Kaiserhauses hatten eine Frisur mit vielen kleinen Stirnlöckchen modern gemacht. Da Anaxarete und ihre Lockenstäbe jedoch nicht hier waren, ließ ich mir nach griechischer Art einen Mittelscheitel machen und das Haar hinten hochstecken.  Den schwarzen ernsten Onyxschmuck tauschte ich gegen gelben Opal aus Numidien, und weil Cato mich am liebsten in Blau gesehen hatte, wählte ich ein dunkles Safrangelb und eine scharlachrote Stola. 
So klopfte ich bei Kiki an:
"Guten Morgen, liebe Freundin oder sollte ich Hoheit sagen!", rief ich strahlend gut gelaunt: "Die Sonne scheint! Lass uns heute Londinium erobern, in dem wir mit Shoppen anfangen"
Und so änderte sich meine Stimmung innerhalb von zwölf Stunden wie wenn auf Regen Sonnenschein folgte.
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor):  Manius Claudius Menecrates
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09-30-2024, 05:41 PM,
Beitrag #8
RE: [Haus der Fabia Tertia] Ferien mit Kiki
Ich hatte gebadet, gut gegessen und  dann mindestens eine Stunde einfach auf dem Balkon mit Blick auf die wuselige Stadt verbracht und es genossen. Ja, es müffelte mehr als Iscalis, aber ich liebte es trotzdem. So. Sehr. Ich musste Sabina dazu überreden, hier zu bleiben, oder es zumindest versuchen. Das hier lag mir so viel mehr als dieses ständige Klein-Klein dieses winzigen Kaffs Iscalis.

Irgendwann war ich dann ins Bett gegangen und hatte lang, glücklich und erholsam geschlafen, ehe ich unverschämt früh geweckt wurde. “Wieso bist du so früh wach?“ fragte ich geradezu jammerig und versteckte mich vor dieser schrecklichen Helligkeit wie ein Kind unter meiner Decke.
Das war ja eigentlich das beste an Claudia Sabina gewesen: die Frau konnte es genauso wenig wie ich leiden, früh morgens aufzustehen. Denn mal ehrlich, was sollte man da auch machen, wenn die Sonne schien? Photosynthese? Nein, vor der zweiten oder noch besser dritten stunde des Tages aufstehen zu müssen, sollte gesetzlich verboten werden!
Und mein brummeln unter der Decke durfte Sabina das ruhig mitteilen. “Eine halbe Stunde zum wach werden, in Ordnung?“ feilschte ich um jede Minute in diesem schönen, warmen Bett. Ehrlich, ich würde mit ihr lieber das Nachtleben unsicher machen und nicht die frühen Händler.
[Bild: 1_27_01_24_7_06_00.jpeg]
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10-01-2024, 03:59 PM,
Beitrag #9
RE: [Haus der Fabia Tertia] Ferien mit Kiki
Kiki moserte, dass ich so früh wach war und zog sich die Seidendecke wieder übers schöne Haupt. 
"Liebe Kiki, schlafe ruhig weiter", flüsterte ich und tätschelte die Bettdecke dort, wo ich ihren Kopf vermutete:
"Das macht gar nichts. Ich warte gerne auf Dich.  Ich habe schließlich noch ein Theaterstück zu verfassen"
Zumindest saß ich an der Überarbeitung. Es sollte funkeln vor Humor und sprühen vor Geist, denn es war ja für R.... hach ja.
Auf Zehenspitzen schlich ich mich wieder aus dem Cubiculum. Ich war ganz entzückt, denn ich war noch nie zuvor gerügt worden, zu früh wach zu sein.
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor):  Manius Claudius Menecrates
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