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Nachts in den Thermen
08-14-2024, 01:18 PM,
Beitrag #1
Nachts in den Thermen
Todesmutig war ich mit einer Laterne und Küchenmesser im Gewande alleine unterwegs. Meinen Leib unter dem Kapuzenmantel verborgen, den die Kelten erfunden hatten, glich ich einem nächtlichen genius cucullatus.
Ich hoffte zumindest, dass der weite Stoff meinen Leib verbarg und unkenntlich werden ließ. Denn ein wenig graute es mir. Die Nacht gehörte den Bösen, den Gespenstern und den Hexen. Allerdings war das hier Iscalis und nicht Rom oder Alexandria.
Dennoch hatte ich vorsichtshalber ein Küchenmesser mitgenommen, als ich mich an Anaxarete vorbei geschlichen und am Ianitor vorbei geschlendert war.

Ich hatte mich mit Kiki zwei Tage nach unserem Gespräch bei der Pedicure durch die Pseudo- Ägypterin hier treffen wollen. Sie sagte, sie hatte einen Schlüssel zu den Thermen.
Auch wenn nächtliches Baden die Aspekte von Klatsch und Gesellschaft vernachlässigte, weshalb man überhaupt die Thermen aufsuchte - waschen konnte ich mich auch zuhause - machten das Abenteuer und die Gesellschaft der munteren Nubierin diesen Mangel wett.

Die Therme lag wie ein schwarzes, zum Sprung bereites Tier vor mir. Brrr ... hoffentlich kam Kiki gleich.
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor):  Manius Claudius Menecrates
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08-15-2024, 06:53 PM,
Beitrag #2
RE: Nachts in den Thermen
Ich hatte im Bad bescheid gegeben, dass ich ihre Dienste in Anspruch nehmen wollte, und vertraute darauf, dass alles funktionierte, auch wenn Saturninus nun meinte, schmollen zu wollen. Aber zumindest stellte niemand Rückfragen oder lehnte mein Ansuchen ab, so dass ich davon ausging, dass alles funktionierte.
Egon war so nett, mich zu begleiten, denn nachts ganz allein auf der Straße war auch in Iscalis keine so geniale Idee. Ich konnte mich zwar wehren, aber ich hatte keine Lust, das auch noch unter Beweis stellen zu müssen, also trottete Egon mehr als moralische Unterstützung neben mir her, bis wir zur Therme kamen, und suchte sich dann eine gemütliche Ecke, wo er auf mich warten würde.

Ich ging also die letzten Schritte allein und entdeckte eine kleine, nervöse Kapuzengestalt, die sich unruhig umsah. Selbst wenn ich ihre Umrisse nicht erkannt hätte, hätte ich dadurch gewusst, dass das Claudia Sabina sein musste. Und sie hatte nicht wie angekündigt eine wache mitgebracht. Ich grinste aus mehreren Gründen auf einmal und näherte mich ihr, als wäre gerade ein sonniger Tag und das alles das normalste der Welt. Ich winkte sogar, während ich ihr ein fröhliches “Salve!“ entgegenflötete.

“Schön, das alles geklappt hat“, plapperte ich fröhlich und hakte Sabinas Arm einfach bei mir unter, wie alte Freundinnen das so untereinander häufig taten. “Oder naja, fast alles. Heute ist kein Haarausreißer da. Aber ich glaube, das ist verschmerzbar“, und ja, das Wortspiel war Absicht. Ich schlenderte los, um Sabina den Weg zu zeigen. “Wir müssen hier durch den Seiteneingang. Ich hoffe, dass drinnen alles gut vorbereitet ist. Es sollten vier Sklavinnen bereit stehen, aber man weiß ja nie, wie etwas ausgeführt wird, bevor man es kontrolliert, nicht?“
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08-19-2024, 02:21 PM,
Beitrag #3
RE: Nachts in den Thermen
"Ich gehe davon aus, dass alles so geschieht, wie ich möchte", erwiderte ich, was hochmütig klang, doch nicht so gemeint war. Ich verließ mich tatsächlich auf Nefertem. Ich verließ mich auf Anaxarete. Meine Sklaven waren so sehr Teil meiner selbst, dass es mir nicht wirklich in den Sinn kam, sie könnten etwas nicht so machen, wie ich es angeordnet hatte:
"Doch ich bin froh, dass du jetzt hier bist und kein Bösewicht. Sonst hätte ich von meinem Messer Gebrauch machen müssen", ich versuchte, grimmig dreinzublicken. Immernoch glich die Therme etwas Großem und Unheimlichen, das auf der Lauer lag. Und drumherum war es still und finster.
"Meinst du, es gibt drinnen Licht? Ich habe keine Lust, auf eine Schlange zu treten", ich ließ zu, dass Kiki sich bei mir einhakte.
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor):  Manius Claudius Menecrates
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08-20-2024, 05:58 PM,
Beitrag #4
RE: Nachts in den Thermen
Ich tätschelte ihr den Arm, als Sabina meinte, dass sie davon ausging, dass alles nach ihrem Willen geschehen würde. “Ich gehe auch davon aus. Aber selbst Götter können nichts gegen ihr Schicksal unternehmen, Aber ich bin der festen Überzeugung, dass unser Schicksal erstmal ist, ein ordentliches Bad in den Thermen zu genießen und es uns so richtig gut gehen zu lassen.“

Zu ihrem Messer lächelte ich, denn ich zweifelte zwar nicht an ihrer Entschlossenheit, wohl aber an ihrer Erfahrung. Vermutlich würde ein wirklicher Räuber eher sie mit ihrem eigenen Messer erstechen als umgekehrt, aber, sowas war jetzt nicht hilfreich zu erwähnen. Sie sollte mich gernhaben. Achwas, sie sollte mich anbeten und mit mir Londinium unsicher machen. Ich würde ja sowas von ein schlechter Einfluss sein.
“Ja, natürlich! Nicht so hell wie bei Tage, aber hell genug. Und gibt es in Britannia überhaupt Schlangen? Ich habe bislang noch keine gesehen. Vielleicht haben die Kelten deshalb hier so wenig Glück?“ Schlangen galten immerhin generell als große Glücksbringer, die das Unheil fernhielten.

Wir erreichten den Seiteneingang und traten ein, direkt ins Apodytherium ohne Umweg über die große Eingangshalle. Und wie bei meinem letzten Besuch waren große Lampen entzündet und spendeten schummriges Licht im ganzen Raum. “Ich muss dir übrigens ein Geständnis machen, Sabina“, meinte ich etwas verschwörerisch, als wir eintraten und ich ihr einen Moment gegeben hatte, sich nach Schlangen umzusehen. “Ich bin fürchterlich unsportlich. Ich hoffe also so ein kleines bisschen, dass du nicht allzu ausgiebig die Palaestra aufsuchen willst und wir dafür lieber mehr Zeit im Tepidarium verbringen.“
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08-24-2024, 06:19 PM,
Beitrag #5
RE: Nachts in den Thermen
Kiki kaufte mir das mit dem Messer ab, was mir schmeichelte. Sie hielt mich für fähig, Leib und Leben tapfer zu verteidigen.

"Ich habe hier noch keine Schlange gesehen", gab ich zu:
"Bestimmt ist es ihnen hierzulande zu kalt, den armen Dingern"

Im Inneren der Therme umfing mich Wärme und Licht,  im Apodytherium waren große Lampen entzündet. Ich bewunderte Kiki aufrichtig, dass sie soetwas Hübsches auf die Beine gestellt hatte. Und das sagte ich ihr auch:

" Es muss großartig sein, so über Männer zu gebieten, dass sie einem jeden Gefallen tun wie einen um die Uhrzeit baden zu lassen, die man mag. Wäre ich nicht Claudia, so würde ich Kiki sein wollen. Und obwohl kaltes Wasser selbstverständlich wunderbar abhärtet ...", Ich hatte Scheu vor kaltem Wasser. Sogar gewaltig. 
Wenn Anaxarete mir das Bad richtete, pflegte sie die Temperatur mit ihrem Ellenbogen zu prüfen, damit ich mich nicht verkühlte.

"...Eine Zeitlang  wollte ich nur noch kalt baden, um eine echte Stoikerin zu werden. Den trägen Geist überwinden und mich stählen"
Nun ja, das Bad war lauwarm gewesen:
"...aber jetzt würde Anstrengung oder Schwimmen dem kleinen Iulius gewiss nicht gut tun. Vielleicht erschrickt er dabei und wird ein hässliches Kind"

Badesklavinnen standen bereit. Da ich keine eigene mitgebracht hatte, winkte ich einer von ihnen, mir beim Ausziehen behilflich zu sein und meine Füße mit dicksohligen Badelatschen zu versehen, damit ich sie mir auf den heißen Fliesen des Caldarium nicht versengte.

Als ich schon ausgekleidet war, erinnerte ich mich an Kikis Vertrag, den ich mitgebracht hatte. ich wühlte in meiner Kleidernische, bis ich die Tabula herauszog. 
"Unsere Reise nach Londinium", verkündete ich feierlich.

Und das war der Vertrag: (Ich war lange daran gesessen und hatte ihn schließlich Agamedes diktiert):



Dienstvertrag

zwischen

Claudia Sabina
römischer Bürgerin

- nachfolgend „Auftraggeberin“ -

und

Kiki,
Peregrina
- nachfolgend „ Gesellschafterin “ -

genannt.


  Kiki wird während meiner Reise nach Londinium als meine Gesellschafterin tätig.
 Dabei habe ich keine Weisungsbefugnis. Der Gesellschafterin ist bei der Ausübung ihrer Tätigkeit örtlich an die Reise gebunden.  Mündliche Absprachen sind gültig. Ein festes Arbeitsverhältnis wird nicht begründet.

 Die  Gesellschafterin ist verpflichtet, die Leistungen grundsätzlich persönlich zu erbringen.

         

Vertragsbeginn und Vertragsbeendigung

 I. I Das Vertragsverhältnis beginnt mit unserer Abreise und endet mit meiner Rückkehr nach Iscalis
  I. II Die  vorzeitige Kündigung des Vertragsverhältnisses kann mündlich oder schriftlich erfolgen.

         
  II.
 Vergütung
 Die Gesellschafterin legt ihre angemessene Vergütung selbst fest.
 Der Betrag in Sesterzen ist: .....


III. 
Verschwiegenheit
Die Gesellschafterin verpflichtet sich, alle Geheimnisse zu wahren.


 IV .
Schlussbestimmungen
 Erfüllungsort und Gerichtsstand für alle Streitigkeiten aus und im Zusammenhang mit dieser Vereinbarung ist der Wohnsitz der Auftraggeberin Claudia Sabina.

ISCALIS, im zweiten Jahr der Statthalterschaft des edlen L. Petilius Rufus 


Unterschriften: 

[Bild: Claudia-Sabina-ai-klein.png]

[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor):  Manius Claudius Menecrates
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08-25-2024, 07:23 PM,
Beitrag #6
RE: Nachts in den Thermen
“Vielleicht sollten wir den Statthalter überreden, ein paar hübsche Schlangen dann nach Londinium bringen zu lassen! Hattest du schon mal eine Schlange in der Hand, Sabina?“ führte ich das Thema weniger pessimistisch fort, während wir uns umzogen. Diesmal war kein Leon dabei, der für ein bisschen Spaß beim Bad sorgen würde. Hachja, seine besonderen Fähigkeiten würde ich schon ein klein wenig vermissen. Aber vielleicht gab es sogar in Londinium adäquaten Ersatz – wenngleich ich das stark beschäftigte, ich hatte schon viel zu viele Männer und viel zu wenig wirkliche Freude dabei – und so oder so war mir meine Freiheit mehr wert. Ernsthaft, würde es ein einfaches Gerät geben, mit dem eine Frau sich genauso effektiv selbst befriedigen konnte, etwas handliches mit vielleicht netter Vibration, würde ich die Anschaffung eines Hundes der eines Mannes vorziehen.

Dann aber schüttelte ich mich gespielt, als sie meinte, sie wollte Stoikerin werden und habe deshalb eine Weile nur kalt gebadet. “Oh, nein, das käme mir nicht in den Sinn. Ich mag es warm und weich und gemütlich. Da halte ich es lieber mit den Hedonisten als den Stoikern.“ Kalt baden, brrr. Höchstens, um die Haut zu straffen und meine Brustwarzen hervorzukitzeln, aber doch nicht einfach nur so.
Zum Glück hatte Sabina mit ihrem Kind die perfekte Ausrede für ein warmes, gemütliches Bad und weder kalte Waschungen, noch Sport draußen im Dunkeln. Ich hoffte zumindest, dass das eine Ausrede war und sie nicht wirklich irgendwas davon vermisste.

Ich war schon nackt, als sie den Vertrag noch herauskramte. Sie hatte ja gesagt, sie würde einen aufsetzen. Ich las und schaute dabei hin und wieder zu ihr hinüber. “Hast du ihn selbst aufgesetzt? Du kannst großartig mit Worten umgehen“, schmeichelte ich ihr. Ein Rechtsgelehrter hätte mir definitiv viel mehr Fallstricke eingebaut, als sich auf irgendwelche mündlichen Absprachen zu berufen. Prima. Ich trug 950 Sesterzen pro angefangenem Monat bei meiner Vergütung ein. Tausend wären zu auffällig gewesen, und 900 bekam ich von Saturninus. Mit Aufwandspauschale und Steuern – meinen eigenen natürlich – kam ich dann auf 950.

Ich unterschrieb auch gleich und führte ein kleines, mädchenhaftes Freudentänzchen mit obligatorischem Quietschen auf. “Ich freu mich schon auf Londinium! Oh, das wird großartig! Wir müssen so viel ansehen! Natürlich ins Theater, und den Statthalterpalast. Am liebsten würd ich mich ja in den Tempel des Mithras schleichen, nur um zu sehen, was die Kerle da so geheimnisvolles treiben, aber gut, das lassen wir vielleicht. Oh, und wir müssen zu einem Schneider, uns neue Mode ansehen! Oder was möchtest du machen, Sabina?“ Ich wollte uns auch noch mindestens eine Einladung zu einem möglichst dekadenten Fest sichern und Aglaia besuchen, aber das musste ich meiner jungen Geschäftspartnerin hier ja nicht auf die Nase binden.
[Bild: 1_27_01_24_7_06_00.jpeg]
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08-29-2024, 03:42 PM,
Beitrag #7
RE: Nachts in den Thermen
"In Alexandria habe ich manchmal mit unserer Hausschlange gespielt. Sie sind ganz trocken und warm, aber Cloelia, meine Mutter, dachte, dass sie kalt und glitschig sind", kicherte ich .
"Dabei war das einzig Glitschige im Haus ihr Ehemann...", ich hielt mir die Hand vor den Mund. aber ja, hätte Iulius Alexander, der damalige Statthalter, nicht nur müde abgewinkt, hätte er meiner Mutter den Scheidungsbrief geschickt und versucht, sich mit mir zu verloben....nicht aus persönlichen Gründen natürlich, sondern wegen meiner Verwandtschaft mit der ersten Augusta Livia.
"Denke bitte nichts Falsches, Kiki. Er zeigte kein unerlaubtes Interesse an mir. Ich konnte ihn einfach nur nicht leiden", kurz streckte ich die Zunge heraus:
"Hast du schon einmal mit Schlangen gespielt?" 

Vespasian hätte Haterius mit Leichtigkeit in der Luft zerrissen, hätte der seine Pläne durchgezogen, übrigens.

"Den Vertrag habe ich selbst aufgesetzt. Aber mit Worten kann ich gar nicht so gut umgehen. Ich habe alte Verträge bei uns zuhause herausgesucht und alles weggelassen, was ich nicht verstanden habe"

Das war eine Menge gewesen:
"Wenn ich wirklich eine Rechtsberatung bräuchte, würde ich ein Termin bei einem Anwalt machen. So wie jetzt"
Ich stemmte die Arme in meine Hüften:
"Weißt du, Kiki, ich will mich nämlich nach der Geburt von Iuliolus von meinem Ehemann scheiden lassen"

Es war seltsam, das laut zu sagen. Nun war die Katze aus dem Sack. Oder wie Agamedes es formulieren würde: Was einmal laut ausgesprochen wurde, existiert in der Welt und kann nicht mehr zurückgenommen werden. Vielleicht galt das sogar schon für Gedanken.

"Was würden uns die Anhänger des Mithras antun, wenn sie uns erwischen?", fragte ich interessiert und beantwortete Kikis Frage, was ich denn gerne ansehen wollte:
"Ich will mindestens einmal dort nachmittags in die dortigen Thermen, ich will auch gerne den prächtigen Statthalterpalast sehen, ich will Kleider und Schmuck einkaufen - ich verlasse mich auf deinen Modegeschmack als arbitra elegantiae - ich muss zumindest einmal Bassa und ihren neuen Ehemann besuchen - ich muss den Tempel der Isis besuchen, der Mutter danken und ihr ein Opfer darbringen, um für eine glückliche Schwangerschaft und Geburt zu bitten, und ich möchte vielleicht auch richtige Gladiatorenspiele mit wirklich gutausgebildeten Kämpfern sehen"

Hatte ich erwähnt, dass ich Lucius Petilius Rufus wiedersehen wollte?

Wir gingen durch das Frigidarium schnell hindurch in das Tepidarium. Hier fand ich es am angenehmer als im Caldarium, weil man noch alles sah, und nicht überall Wasserdampf waberte. Bevor ich mich in ein Becken begab, ließ ich mich gründlich reinigen, abschaben und abfrottieren, bis meine Haut gerötet und samtweich war. Dann glitt ich in das warme Becken. ich konnte mich ganz ausstrecken und sogar mit den Beinen Schwimmbewegungen machen. Was war das für ein Genuss. 
"Ich glaube, dass ich auch mehr epikureisch als stoisch bin", sagte ich.
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor):  Manius Claudius Menecrates
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08-30-2024, 07:52 PM,
Beitrag #8
RE: Nachts in den Thermen
“Einer meiner Freunde hat mir in Rom damals eine geschenkt. Ein schöner Python aus Griechenland. Er behauptete, sie sei direkt aus Delphi vom Fuß des Orakels, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er sie einfach auf dem Markt in Rom gekauft hat. Ich hatte sie etwa ein Jahr lang, ehe sie starb“, gab ich eine Anekdote aus meinem Leben in Rom preis. Die Schlange war eines der besondereren Geschenke, die ich erhalten habe. Auch wenn ich mich nicht so sehr dafür hatte begeistern können wie für Dinge, die sich notfalls in bare Münze tauschen ließen, wie Gold und Juwelen. Aber an und für sich war die Schlange schon ganz gut gewesen. Und vor allen Dingen half sie ungemein dabei, Männer zu verführen. Was auch immer die an einer großen Schlange, die sich an einer Frau entlang windet, so erotisch fanden. Männer waren da schon sehr einfache Wesen. Gab man ihnen irgendwas, dass auch nur ganz entfernt an einen Phallus erinnern konnte, zack, war ihr Blut in südlichen Gefilden beschäftigt und sie wurden alle zu sabbernden Idioten.

Ich ließ mir nichts anmerken zu meinen Gedanken über den vertrag und übergab das unterschriebene Schriftstück wieder an sie. Und tat natürlich gebührlich überrascht, als sie von Scheidung redete. “Ooooh! Na, dann sollten wir doch den Statthalter noch einmal besuchen. Und ihn diese Neuigkeit wissen lassen. Natürlich nur, weil er hier in Britannia die Aufgabe eines Prätors wahrnimmt und das dann bezeugen könnte“, schob ich das letzte mit einem Augenzwinkern nach. Ich hatte schon verstanden, dass Sabina auf den Legatus Augusti stand. Auch wenn ich bezweifelte, dass der sich für ein junges Mädchen scheiden ließ. Aber die Hoffnung konnte ich ja ein wenig schüren, so als gute Gesellschafterin (und schlechter Einfluss).
Aber sie wechselte das Thema und fragte nach dem Mithraskult. Ich machte es mir im Becken bequem und träufelte genüsslich Wasser über meine Arme. “Ich weiß es nicht, sie machen auch daraus immer so ein Geheimnis. Da versteht man dann auf einmal einen Clodius Pulcher, der sich verkleidet und bei den Bona Dea-Feiern eingeschlichen hat.“ Ich zuckte vergnügt mit den Schultern.

“Epikur ist mir persönlich zu genügsam. Ataraxie durch den Verzicht auf Wünsche… nein. Ich habe Wünsche und ich freue mich am meisten, wenn diese erfüllt werden. Und ich ärgere mich auch, wenn ich etwas nicht bekomme. Aber ich sehe das gar nicht als so schlimm an. So ein kleiner Wutanfall dann und wann pustet einem auch richtig schön den Kopf wieder frei.“
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09-02-2024, 06:44 PM,
Beitrag #9
RE: Nachts in den Thermen
Ich legte die Arme am Beckenrand ab, ließ meinen Kopf in sie sinken und drehte mich um. Das Wasser ließ mich wieder ganz leicht sein, fast schwerelos:
"Petilius Rufus wird mich vielleicht für eine ganz schlechte Matrona halten", sagte ich genauso vergnügt: "Doch ist der Ruf schon ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert, oder? - Clodius Pulcher war übrigens einer meiner Vorfahren, wenn auch nicht in direkter Linie. Bei uns Claudiern hat es immer ganz hervorragende Leute oder schrecklich verworfene gegeben... Vielleicht wollte Divus Iulius aber auch nur einen Grund, um seine zweite Frau Pompeia loswerden und der arme Clodius trug einfach nur gerne Frauengewänder und hatte sich verirrt", spielte ich darauf an, dass sich Caesar nach der unglücklich gelaufenen BonaDea- Feier hatte von seiner Frau scheiden lassen, damit nicht einmal der Schatten eines Verdachtes auf seine Ehre fiele:
"Wutanfall, Kiki, hast du gerade Wutanfall gesagt? Das ist aber schrecklich plebejisch und.....sehr modern. Eine Dame wird niemals wütend. Wer sie verärgert, dem sollte sie nur das Gefühl geben, ein ungewaschener Barbar zu sein. Dafür muss der Gegner jedoch erst einmal anwesend sein. Was meinst du, sollte ich das nächste Mal, wenn mein Mann in unser Haus kommt, toben und sämtliche Spiegel zerbrechen und mich ihm verweigern, bevor er nicht mindestens eine Stunde lang gebadet hat, um die Spuren seines britannischen Liebchens loszuwerden?", 
Kiki war die Einzige, die den Sachverhalt kannte, der mich so kränkte. Daher redete ich offen. Ich drehte mich wieder auf den Rücken. Kikis Gegenwart tat mir gut. Mit ihr zusammen war das Leben etwas, das man nicht allzu schwer nehmen sollte: Eine absurde Komödie.
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor):  Manius Claudius Menecrates
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09-03-2024, 03:00 PM,
Beitrag #10
RE: Nachts in den Thermen
Ich genoss den Platz und die Wärme des Wassers, und vor allen Dingen, dass Sabina langsam mir gegenüber auftaute und offener wurde. Sehr viel offener. Wenn sie mir vertraute, konnte ich das für meine Zwecke nutzen, und ich zweifelte nicht daran, dass sie mir dabei nützlicher wäre als Saturninus, da ich weitaus mehr Freiheiten hätte.
“Da kennst du aber ganz andere Damen als ich. Ich habe in Rom Frauen von Senatoren gesehen, die mit Geschirr geworfen und Vasen zertrümmert haben. Und du warst in Alexandria, hast du erzählt? Dort gibt es doch ein großes Heiligtum für Bacchus? Von den tanzenden Mänaden in seinem Kult raunt man auch in Rom immer wieder – wenn der Kult nicht gerade deswegen mal wieder verboten ist, heißt das.“ Der Bacchus-Kult wurde eben wegen seiner Ausschweifungen immer wieder einmal verboten. Das letzte Mal, weil sie angeblich einen jungen Knaben umgebracht und gegessen hatten. Aber dazwischen waren die Mänaden meistens recht unterhaltsam.
“Aber auch, wenn man nicht tut, was man gerne möchte, ist es manchmal schön, es sich einfach vorzustellen. Ich meine, stell dir vor, du könntest ihm ungestraft für sein Benehmen eine Teigwalze einmal auf den Kopf hauen...“ Ich ließ eine entsprechende Pause, damit das Bild sich manifestieren konnte. "Das heißt ja nicht, dass man es auch gleich tun muss. Aber es sich vorzustellen ist manchmal schon ganz nett.“

Ich streckte mich genüsslich im Wasser. “Ich finde, nach all dem Ärger hast du es verdient, ein wenig Spaß zu haben, Sabina. Du warst eine brave Ehefrau, und was hast du davon gehabt? Nur Kopfzerbrechen und Konkurrenz. Da kannst du wirklich auch einmal genießen, wenn du bald frei von alledem bist, und ein paar schöne Tagträume helfen dabei, finde ich.“
Ich öffnete die geschlossenen Lider halb, um sie leicht beobachten zu können und verschwörerisch zu lächeln. “Ich beispielsweise würde durchaus von einem gutaussehenden, mächtigen Mann träumen, der mich anhimmelt. Der mir Geschenke macht und der nichts lieber will, als meinen Körper mit seinen Lippen zu berühren. Der seine Macht vielleicht sogar benutzen würde, nur um mich zu beeindrucken, und der mir leise ins Ohr flüstert, dass er alles für mich tun würde…. Oh ja, das würde mir durchaus gefallen.“
[Bild: 1_27_01_24_7_06_00.jpeg]
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