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Ein gemeinsamer Ausritt
07-20-2024, 09:03 AM,
Beitrag #31
RE: Ein gemeinsamer Ausritt
Nein, nicht in deiner Welt, wollte ich ihm antworten. Doch ich hielt mich zurück, um ihn nicht noch mehr zu erzürnen. Frowin hatte ich bereits so verschreckt, dass er sich bei seinem Dominus versteckte. Schließlich schüttelte ich den Kopf. "Nein, wahrscheinlich nicht," antwortete ich resigniert.

Der gemeinsame Ausritt hatte einiges an seiner Unbeschwertheit eingebüßt, woran ich selbst nicht ganz unschuldig gewesen war. Doch der größte Tiefpunkt war der Moment, als ich die Lichtung erreicht hatte und diese eine Eiche erblickt hatte. Ich konnte mich noch genau erinnern, als wäre es erst gestern gewesen: der halbverweste Mann im Baum. Die Fesseln um meine Handgelenke, die so furchtbar gescheuert hatten, das Gefühl unbändiger Angst und des Verlorenseins. All das kam gerade wieder geballt in mir hoch und sorgte dafür, dass ich völlig erstarrte und selbst Saturnus Rufe an mir vorbeigingen. Selbst als dann etwas später Frowin zu mir aufschloss und mich mit dieser veränderten Stimmlage, die nichts mehr Liebenswürdiges an sich hatte, ansprach, reagierte ich nicht sofort. Doch irgendwann gelang es mir dann doch, mich aus den Fangarmen meiner Erinnerung zu befreien. 
"Was?" fragte ich erschrocken und wandte mich zu ihm um. In seinem Gesicht spiegelte sich der Unmut, den er nun gegen mich hegte. Nichts war mehr so, wie es zu Anfang gewesen war. "Ja… ich komme,"  rief ich. Meine Stimme klang noch etwas aufgewühlt, doch eigentlich war ich betrübt und lenkte dann mein Pferd um, so dass es Frowin hinterhertippelte.
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07-23-2024, 11:10 AM,
Beitrag #32
RE: Ein gemeinsamer Ausritt
Saturninus jedoch ließ sich ungerne von seinen Vorhaben abbringen, wenn sie ihm so leicht zu realisieren schienen als in diesem Fall. Beide jungen Leute waren seine Sklaven, auch wenn es dem einen nicht bewusst war. Wenn sich Großzügigkeit nicht auszahlte - und Petilius hatte durch Pertax seinen Gedanken an eine Intervention in Hibernia brüsk abgelehnt - so wollte er dennoch etwas aus dieser hübschen Situation für sich gewinnen. Das die Stimmung zwischen seinen beiden Kupferhaarigen gerade abkühlte, war schade. Vielleicht würde ein Ortswechsel der Stimmung zuträglich sein.

Niamh war brav mit Frowin zurückgekommen. Doch sie sah aus, als hätte sie etwas seelisch aufgewühlt. 
Ab und zu kam in Saturninus etwas hoch, was er sein Bauchgefühl nannte. Es war eine dunkle Ahnung, dass nicht alles so war, wie es auf den ersten Blick schien.  Besonders beim Brand von Erwans Haus, doch auch während der Minenexplosion hatte er es gespürt.
Aber Paranoia war eines rationell denkenden römischen Bürgers unwürdig. Staturninus verachtete sie. Nur jetzt war das dumpfe Gefühl wieder präsent, und es war dem Patrizier, als fiele der Schatten eines gewaltigen Raubvogels über diese Lichtung.

"Was ist denn los, Nivis?", fragte der Furius: 
"Ist dieser Ort übel beleumdet? Oder hast du gerade einen Geist gesehen?", seine Stimme klang harmlos, als mache er einen Scherz, obwohl es ihm im Inneren nicht nach Scherzen zumute war:
"Vor Geistern brauchst du dich in meiner und Frowins Begleitung nicht zu fürchten. Auch Wolfsspuren hätten wir gesehen, wenn es sie gäbe. 
Die einzige reale Gefahr stellen Wölfe auf zwei Beinen dar. Besonders wenn sie in der Überzahl sind. Wir reiten nicht tiefer in den Wald hinein. Aber auf dem Landgut selbst gibt es einen schönen Blumengarten, da wollen wir uns verweilen und picknicken"

Besonders weil der Garten Lauben als lauschige Plätzchen besaß. Dorthin kamen keine Geister, auch keine keltischen...
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Honoratior von Iscalis
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07-27-2024, 07:11 AM,
Beitrag #33
RE: Ein gemeinsamer Ausritt
Der Römer wusste gar nichts!

Zweifellos war Saturnus aufgefallen, dass etwas nicht so war, wie es sein sollte. Das hatte er in meinem Gesicht ablesen können. Denn trotz meinem Bemühen, mir nichts anmerken zu lassen, versagte ich hierbei auf ganzer Linie.
Saturnus scherzte auch noch und fand es lustig, als er mich fragte, ob ich gerade einen Geist gesehen habe.
"Das dort ist ein Platz der Götter," begann ich tonlos zu erklären und wies noch einmal auf die große Eiche. "Ein Platz, um zu opfern," fügte ich noch hinzu, was sich eigentlich recht unspektakulär anhörte. Doch ich sah noch immer den halbverwesten Kadaver vor mir, dessen Extremitäten auf so kunstvolle Weise mit den Ästen und Zweigen des Baumes verflochten war, als sei er kein Fremdkörper, sondern eine Frucht des Baumes selbst. Gewachsen aus ihm, um den Göttern zu munden. 
In meinen Augen spiegelte sich Ehrfurcht. Ehrfurcht vor den Göttern, aber auch vor dem Geopferten, der sich mehr oder minder freiwillig den Göttern geschenkt hatte.

Saturnus aber begriff gar nichts. Er meinte, ich müsse mich in seiner und Frowins Gegenwart vor nichts fürchten. Auch gäbe es keine Wolfspuren. Dann sprach er von Wölfen auf zwei Beinen. Nun bemerkte ich auch bei ihm einen leichten, gut verborgenen Anflug von Furcht in seiner Stimme, was mich zu der Annahme brachte, dass er damit seine Begegnung mit den Räubern meinte, die er vor einigen Monaten hatte.
"Ich war mit dem Tribun hier…" flüsterte ich schließlich noch furchtsam, ohne dabei auf nähere Einzelheiten einzugehen. Saturnus wusste sicher, was ich damit meinte. Seine Erwähnung des Blumengartens auf seinem Landgut klang dagegen wie eine tröstliche und versöhnliche Einladung, um alles Geschehene wieder vergessen zu können. Bei diesem Gedanken verschwanden all die schlechten Gefühle so schnell, wie sie gekommen waren und ein mildes Lächeln begann sich auf meinen Lippen abzuzeichnen. "Ja, das wäre schön!" Da war er wieder, mein Retter, der mich schon einmal aus tiefster Not befreit hatte!
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07-29-2024, 11:39 AM,
Beitrag #34
RE: Ein gemeinsamer Ausritt
" Es finden ja keine Menschenopfer mehr statt. Rom hat es verboten. Du brauchst dich nicht zu fürchten, Nivis, nicht einmal hier Eure Götter sind auch unsere Götter. Ihr habt ihnen nur andere Namen gegeben. Sie wollen Tieropfer und Wein und Honig, nichts anderes mehr", Saturninus lächelte beruhigend. Sein Blick flog zu Frowin. Sklave und Herr würden die junge Frau in ihre Mitte nehmen. Das ungute Gefühl verging nicht. Ihm stellten sich die Nackenhaare auf. Wer immer die alten Götter Britanniens waren.... er nahm sich vor, ihnen zu opfern. Vielleicht waren sie noch nicht versöhnt:
"Ich habe auch gehört, dass der Tribun nach Norden geschickt worden ist. Zu den Barbaren mit blaubemalten Ärschen. Die werden ihm das Leben schon sauer machen", das sie ihn hoffentlich töteten, sagte Saturninus nicht dazu, denn Frowin und Nivis waren Sklaven und Ovidius trotz seiner Missetaten immer noch römischer Ritter:
"Er wird nie wieder nach Iscalis zurückkehren" , Nivis brauchte niemanden fürchten. nicht wenn sie bei ihm, Saturninus, blieb.
Nun war es an der Zeit, zurück zu reiten >>>
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Honoratior von Iscalis
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