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Bassa war mit Weben beschäftigt. Ihre Mutter Fabia Tertia, zu der sie zurück gekehrt war, achtete auf solche Dinge.
Ihre Mutter war eine ältere Witwe, die trotz ihres großen Namens in einem schmalen, bescheidenen Stadthaus lebte. Es war halb aus Holz, halb aus Stein erbaut, hatte ein Atrium mit Impluvium, von dem mehrere kleine Kammern abgingen, und es gab nur ein einziges Triclinium für Sommer wie für Winter. Auch die Sklaven waren bereits älter.
Bassa war eine junge Witwe. Sie hatte das gute Aussehen der Furierinnen und ihre natürliche Anmut geerbt. Leider besaß sie nicht all zu viel Verstand. Früher hatten die anderen Kinder sie hinter ihrem Rücken
Bassa-das- Brot genannt. Sie hatte Lehrer gehabt, die versucht hatten, ihr etwas Bildung einzubimsen, aber außer dem Hang, griechische Fremdwörter falsch zu benutzen, war nicht viel hängen geblieben.
Es ist egal, Pertax heiratet sie nicht wegen ihrer Klugheit, dachte Saturninus.
So wie er aussieht, hat er ohnehin jemanden, der es ihm nett macht. Sie wird ihm gesunde Kinder schenken, und sie wird ihm gehorsam sein und sie trägt einen großen Namen, das ist es, was an dieser Verbindung interessiert. Und die Mine von Serena bleibt in furischer Hand...
Er war nun eingetreten, und Bassa erhob sich:
"Salve Verwandter", sagte sie, trat zu ihm hin und küsste ihn auf den Mund. Nun strahlte sie:
"Ich habe eine Überraschung. Ich habe einen
Brief für dich! Ein Sklave hat ihn aus Iscalis gebracht. Er heißt Sidonius, der Sklave"
"Eine Überraschung habe ich auch für dich, meine gute Bassa"
Die junge Frau streckte ihm ein Schreiben entgegen. Der Brief kam von Serena.
Geliebte Serena, ich hoffe.... aber nein, wenn sie tot wäre, könnte sie wohl kaum schreiben...
Saturninus erbrach das Siegel und las:
Furia Serena grüßt Ihren ehrenwerten Gatten, den noblen Tib. Furius Saturninus.
Den Göttern dankend überbringe ich dir folgende Kunde, dass der Gens Furia ein neuer Stern geschenkt wurde. Dein Sohn ist gesund und gereicht Dir zur Ehre. Wenn es Dir gefällt, so erwirb bitte eine nutrix in Londinium für unsere Hoffnung und Zukunft.
Deine Dich liebende und Dir stets treu ergebene Gattin
Furia Serena |
Saturninus wurde ganz andächtig vor Freude. Sein Sohn! Endlich !Serena hatte ihm einen Sohn geschenkt :
CArus. Um seinetwillen machte er hier alles. Er hätte noch mehr getan.
"Hoffentlich doch keine schlechten Nachrichten von Zuhause?", fragte Bassa.
Saturninus schüttelte den Kopf:
"Nein, liebe Bassa, die besten! Meine Frau hat von einem Sohn entbunden, und sie leben beide! "
Eine Nutrix, dachte er, eine Griechin sollte es sein.
So saugt Carus mit der Ammenmilch schon Kultur und die Sprache mit ein. Ich muss sie besorgen und gleich mit Sidonius wieder zurückschicken...wie gerne würde ich zu Frau und Kind eilen, sie in meine Arme schließen, aber es geht nicht, noch nicht....und eine Gabe brauche ich für Serena, etwas Kostbares und Würdiges....
"Oh gratuliere", sagte Bassa, und ihr Blick wurde starr. Sie hob die Hand, griff nach Saturninus Toga und begann den Stoff zwischen Zeigefinger und Daumen zu reiben.
"Du hast da einen Fleck" , murmelte sie.
Saturninus nahm ihr die Falte der Toga sanft aus der Hand:
"Da ist kein Fleck, Bassa"
"Nein?"
"Wirklich nicht"
"Welche Überraschung hast du denn für mich? Hast du mir etwas Hübsches gekauft?"
Saturninus schüttelte den Kopf, über seine eigene Freude hätte er beinahe sein Mündel vergessen:
"Nichts gekauft. Ich habe mich um einen Ehemann für dich gekümmert. Ein einflussreicher Herr, er ist die rechte Hand des Statthalters. Und - er ist noch jung und sieht sehr gut aus. Er heißt Petilinius Pertax und möchte dich gerne heiraten"
Bassa formte ihre Lippen zu einem O. Dann sagte sie fast nachdenklich:
"Ich werde ihn gewiss sehr lieben, oder?"
Saturninus nickte:
"Das wirst du , Bassa, das wirst du. Du wirst ihm eine tugendhafte Ehefrau sein. Nun arbeite brav weiter, und ich muss mit deiner Mutter sprechen"
Mit Fabia Tertia, der stolzen Patrizierin.