06-25-2024, 07:35 PM,
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RE: [Kanzlei der Provinz] Officium von Lucius Petilinius Pertax
"Ich spreche Dir wegen des Verlustes deiner Gattin mein tiefstes Bedauern aus, werter Princeps Petilinius Pertax", sagte Saturninus so mitfühlend wie angemessen und etwas steif. Insgeheim dachte er aber, dass sich die Trauer bei Pertax in Grenzen halten würde.
Schon in Iscalis hatten ihm seine Leute berichtet, dass dieser Vertrauensmann des Statthalters weit mehr dem männlichen Geschlecht zugeneigt war. Mit Narcissus hatte er damals aber nichts gehabt, soweit Saturninus wusste. Vielleicht stand der Libertus mittlerweile eher auf große kräftige Barbaren. Saturninus musste zugeben, dass die rot- und goldhaarigen Einheimischen mit ihren schmalen Gesichtern attraktiv waren und - nun, nicht nur groß und kräftig, was die Körperhöhe anging.
Er selbst, Saturninus, mochte Männer zumindest ab und zu, doch er war gerade zu angespannt, um Pertax zu begehren. Und anders konnte er sich die Situation mit einem Rangniedrigeren auch gar nicht vorstellen: ER begehrte, der andere wurde begehrt. Alles andere wäre ihm wie eine bodenlose Dreistigkeit erschienen.
Doch Pertax suchte eine edle Mutter für seine zukünftigen Erben, was man ihm nicht verdenken konnte. Nach einer Furierin zu fragen, war auch schon dreist, aber zumindest nicht bodenlos. Nicht alle Furier waren reich, und altes Blut und neues Geld war nicht die schlechteste Verpaarung.
Sarurninus dachte also ernsthaft über Pertax Ansinnen nach. Da der Princeps Praetorii Cousinen erwähnte, fiel ihm zunächst Furia Stella ein. Er hätte ihr befehlen können, sich scheiden zu lassen. Doch er kannte ihre Ungebärdigkeit - gewiss würde sie einfach wieder mit ihrem Halbgermanen fliehen, diesmal noch weiter als bis in die Sabrinamarschen, vielleicht sogar nach Hibernia. Ihr Verhalten würde auf Saturninus zurückfallen und wäre vollkommen kontraproduktiv.
Und Saturninus dachte auch an seine eigene Frau: Serena. Serena wusste stets, was Würde, Haltung und Fügsamkeit bedeuteten. Sie würde ohne Zweifel gehorchen, und sie würde Pertax gewiss an sich binden, denn sie war all das, was er von einer Patrizierin erwarten konnte.
Doch Serena war gerade mit seinem - Saturninus - Erbsohn schwanger. Es wäre herzlos gewesen, sie jetzt von den Kleinen zu trennen. Und - es wäre....
Saturninus Miene verdüsterte sich einen Moment. Es ging nicht nur um Serena, es wäre ihm schlicht unerträglich, seine Frau in einem anderen Bett zu wissen! Er würde Serena nie und nimmer verleihen - höchstens vielleicht an den Kaiser, wenn der das verlangte, aber an niemandem, der unter dem Augustus oder den Caesaren stand. Er war schon halb verrückt geworden, als er nur dachte, dass sie ernsthaft erkrankt sein konnte.
Doch dann fiel dem Princeps Officii aus Iscalis noch eine weitere Furia, die sogar hier in Londinium lebte, ein. Furia Bassa, die Tochter von Fabia Tertia. (NSC).
Sie war mit einem gewissen Caristianus verheiratet gewesen, einem Veteranen im Range eines Alendecurios, der allerdings anderthalb Jahre nach der Hochzeit starb. Nun lebte sie seit letztem Jahr wieder bei ihrer Mutter. Mit ihrer Kinderschrift schrieb sie sehr selten an Saturninus, um seine Unterschrift erbitten. Dem Furius fiel ein, dass auch ihr kleiner Sohn bereits verstorben war. Er hatte nicht einmal nachgefragt oder kondoliert und sich nie groß um die Frau gekümmert:
" In der Tat lebt hier in Londinium eine junge Witwe, die bald wieder heiraten möchte. Ihr Name ist Furia Bassa, Tochter eines Großcousins von mir: Furius Bibaculus. Ich brauche nicht zu betonen, welche große Ehre es wäre, wenn eine Patrizierin von solch altem Blut einen....", Saturninus machte eine kleine Sprechpause und fuhr dann mit seinen Ausführungen fort:
"...Mann heiratet, der sich seinen Rang allein durch eigenen Verdienst erworben hat. Aber schon der Athener Feldherr Iphikrates erwiderte denen, die ihn nach seiner Herkunft fragten: Ich werde der Erste meiner Gens sein, und eine Furia Bassa als Mater Familias würde deinen Erben nicht zur Schande gereichen", nun lächelte Saturninus sogar, denn er fing an, seine Anspannung abzulegen und taxierte mit seinen dunklen Augen sein Gegenüber.
Wie alles im Leben hatte auch diese Furia Licht - und Schattenseiten. Einige bemerkte man vor, einige erst nach der Eheschließung. Saturninus hatte gar nicht vor, zu lügen. Er würde Petilinius Pertax umfassend über alles aufklären, was dieser wissen wollte.
Aber die wichtigste Frage war nun: War de r Wurm schmackhaft genug, würde der Fisch anbeißen?
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06-26-2024, 04:31 PM,
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RE: [Kanzlei der Provinz] Officium von Lucius Petilinius Pertax
Das Bedauern des Petilinius Pertax über seine dahingeschiedene Gattin hielt sich in stoischen Grenzen, so dass er kein weiteres Wort über sie verlor und lieber bei der Sache blieb. Eine Bestechung war schließlich keine einfache Angelegenheit und der Preis musste gut abgewogen werden, so dass keine Seite über Gebühr übervorteilt wurde. Daher musste nun Pertax abwägen, wie viel die junge Witwe namens Furia Bassa denn an Wert besaß und ob dies im Gegenzug den Betrieb einer lukrativen Mine aufwog.
Natürlich entging Petilinius Pertax das kurze Zögern nicht, als Furius Saturninus seinen Rang ansprach und damit wohl einen Nachlass auf die ganze Sache aushandeln wollte. Pertax nahm es ihm nicht übel, er selbst hätte auch nicht anders gehandelt.
“Wie alt ist sie, diese Furia Bassa? Hat sie sich schon als fruchtbar erwiesen? Wer ist ihr Vater oder ihr Vormund? Und natürlich, wie hoch wäre die zu erwartende Mitgift?“ Ob sie hübsch war, fragte Pertax nicht. Das war in solchen Angelegenheiten nicht wirklich wichtig. Ebenso wenig, ob die Braut glücklich wäre. Aufsässige Bräute konnte man in den Gehorsam zwingen, auch als Ehemann, und Furius Saturninus hätte ein eigenes Interesse daran, dass diese Beziehung grundsätzlich stabil wäre. Denn Gunst, die gewährt wurde, konnte schließlich wieder entzogen werden, und seine Pacht an der Mine würde wohl nur dann länger andauern als diese Ehe, wenn die Braut im Kindbett starb.
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07-01-2024, 10:48 AM,
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RE: [Kanzlei der Provinz] Officium von Lucius Petilinius Pertax
"Furia Bassa ist etwa zwanzig Jahre alt", erwiderte Saturninus und dachte, dass er sie heute Abend danach
genauer fragen würde, schließlich wohnte er gerade bei ihrer Mutter:
"Sie hatte in ihrer kurzen Ehe einen kleinen Sohn, der auch mehr als die gesetzmäßigen neun Tage gelebt hat, aber noch als Säugling verstorben ist"
Die Sterblichkeit der kleinen Kinder war hoch, Winter und Sommer forderten gleichermaßen ihren Tribut.
"Ich selbst bin seit dem Tod ihres Vaters ihr Vormund"
Saturninus überlegte, als sein Gegenüber sich nach der Höhe der Mitgift erkundigte. Ihm fiel nur die Mitgift seiner eigenen Frau ein: fünfundvierzig Aurei, die ab dem ersten Jahrestag der Vermählung in drei Raten zu je fünfzehn Aurei ausgezahlt wurden. (Wie die Zeit verging, die letzte Rate würde bald eintreffen)
Bassas Vater war dagegen lange krank gewesen und hatte sein letztes Geld an den Medicus verschwendet, also würde Saturninus selbst die junge Dame aus seinem eigenen Vermögen ausstatten:
" Bassa bekäme eine angemessene Mitgift, denn es würde sich nicht schicken, dass eine Furia in deinem Haus in einer schwachen Position ist"
Da war keine Sympathie im Spiel, nur ein Handel, bei dem man sich hoffentlich entgegen kommen würde:
"Wärst du denn mit zwanzig Aurei einverstanden, ohne Raten alle auf einmal, werter Princeps Praetorii?"
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07-02-2024, 12:54 PM,
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RE: [Kanzlei der Provinz] Officium von Lucius Petilinius Pertax
Petilinius Pertax hörte sich ruhig die Beschreibung der möglichen Ehefrau an. Zwanzig war schon etwas alt für seinen Geschmack, aber noch verschmerzbar. Solange es nicht zu alt für am besten zwei oder drei Kinder wäre. Dass sie schon eine Geburt überlebt hatte, war ein Bonus. Die meisten Frauen starben beim ersten Kind. Das zweite bis vierte lief meistens eher problemlos, erst bei mehr als fünfen gab es hin und wieder andere Probleme. Und dass das erste Kind, wenn auch verstorben, ein Junge war, war natürlich ein weiterer Lichtpunkt.
Furius Saturninus schien auch die Verantwortung für die Dame zu haben, was einen Ehevertrag erheblich beschleunigen würde. Auch wenn er die Mitgift etwas knickrig fand. “Zehn Aurei, und einen jährlich zu zahlenden Anteil von fünf Prozent deines Gewinnes aus dem Bergbau. Sollte sie doch vorzeitig sterben, erlischt natürlich der Anspruch auf die jährliche Zahlung, weshalb wir beide Grund zu der Hoffnung haben sollten, dass Furia Bassa ein langes Leben hat“, schlug Petilinius Pertax statt einer einmaligen Zahlung vor, denn er war sehr gut in Buchhaltungsfragen und sich sicher, dass dies für ihn ein sehr lohnendes Geschäft werden würde, ohne dass man ihm direkt eine eigene Bereicherung vorwerfen konnte. Wer konnte schon etwas dafür, dass sein zukünftiger Schwippschwager seine verwandte regelmäßig unterstützen wollte?
“Da deine Verwandte hier in Londinium weilt und du auch zugegen bist, könnten wir die Hochzeit noch vor deiner Abreise stattfinden lassen. Ich bestehe auf keiner großen Feier, solange es genug Personen bezeugen können, wie das Gesetz es vorschreibt.“
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07-04-2024, 04:13 PM,
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RE: [Kanzlei der Provinz] Officium von Lucius Petilinius Pertax
Saturninus empfand den Kuhhandel als ein wenig demütigend, doch er zwang sich zur Gleichgültigkeit. Wenn man schon dahin ging, Patrizierinnen an ehrgeizige und geschäftstüchtige Freigelassene zu verschachern, dann durfte man sich nicht beschweren, wenn man genau solch einen Verhandlungspartner bekam: Einen ehrgeizigen und geschäftstüchtigen Freigelassenen.
Daher lächelte er fast anerkennend: "Es soll so sein, wie Du sagst. Zehn Aurei, und einen jährlich zu zahlenden Anteil von fünf Prozent meines Gewinnes aus dem Bergbau..."
Bassa würde nicht sterben, die war zäh wie ihre Mutter, die elf ihrer zwölf Kinder überlebt hatte:
"...an mein liebes Mündel Furia Bassa Zeit ihres Lebens. Da wir uns einig sind, fehlen nur noch das Aufsetzen des Ehevertrages und unsere Unterschriften, werter... Verwandter -", Beide würden verschwägert sein, denn die Furia war seine Großnichte dritten Grades. Und Saturninus würde alles unterschreiben, was ihm vorgelegt wurde:
" Es ist mir eine große Freude, dass die Hochzeit so schnell stattfinden kann. Sagen wir - in fünf Tagen gerechnet ab heute? Furia Bassa wird zufrieden sein, so rasch wieder einen Ehemann zu bekommen"
Der Juli war ein Monat, der nicht all zu viele ungeeignete Tage hatte, und da Bassa eine Witwe war, die nicht mehr defloriert werden musste, konnte sie auch an den Tagen heiraten, an denen man generell niemanden verletzen durfte.
Saturninus fiel noch ein Punkt ein. Er und Petiliunius Pertax waren jünger und vertraten womöglich Ansichten, die die Vorväter im besten Fall albern gefunden, im schlechteren missbilligt hätten. Zumindest Saturninus rechnete sich zum modernen Lager. Er hatte seine Frau schon im Vorfeld gekannt und sogar gesprochen:
" Wäre es dir ein Wunsch, deine Braut VOR der Hochzeit kennen zu lernen? In diesem Fall würde ich dich Morgen Abend gerne zu einer kleinen Cena ins Hause der Fabia Quinta einladen. Sie ist die Mutter deiner Zukünftigen. Ihr Haus liegt ganz in der Nähe des Tempels des Mars Camulo, und ich bin sicher, dass die Damen entzückt wären, dich kennen zu lernen"
Nun musste nur noch alles klappen, wie sich das Pertax und Saturninus vorstellten. Sollte wider Erwarten der Statthalter einen anderen Kandidaten für die Lucretiermine aussuchen, dann wäre die Ehe ohnehin schneller wieder geschieden, als wie Furia Bassa "Pertax mein Gemahl" sagen konnte.
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07-05-2024, 03:59 PM,
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RE: [Kanzlei der Provinz] Officium von Lucius Petilinius Pertax
Nachdem sie sich also Handelseinig waren, musste Petilinius Pertax nun nur noch dafür Sorgen, dass Furius Saturninus auch die Pacht für die Mine erhielt. Am besten machte er darum kein großes Gewese, sondern bereitete die Urkunde und alles so vor, dass Petilius Rufus nur noch seine Unterschrift darunter setzen musste und hoffentlich nicht zu genau nachfragte, wer der neue Pächter denn wäre.
Es folgte noch eine Einladung zum Essen, damit er die Braut einmal kennenlernen könnte, oder besser sie ihn. Ihm selbst war es weitestgehend gleichgültig, wie die junge Dame aussah. Ihm ging es um ihren Stammbaum und nicht um Zuneigung. Notfalls musste man die Kinderzeugung eben ein paar Wochen verstärkt hinter sich bringen, und hatte danach wieder Ruhe, während sie schwanger war. Auch wenn Pertax durchaus darauf vertraute, dass sie nicht gar zu unansehnlich sein würde. Immerhin war sie Patrizierin.
“Ich kann die Damen dann wohl nur schwerlich enttäuschen. Ich werde also gern diese Einladung annehmen und deiner Verwandten die Möglichkeit geben, mich etwas kennen zu lernen.“ Ihm selbst war so etwas wie gesagt nicht so wichtig, aber es konnte auch nicht schaden. Vielleicht war sie ja sogar ganz angenehm.
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07-07-2024, 05:25 PM,
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RE: [Kanzlei der Provinz] Officium von Lucius Petilinius Pertax
Saturninus nickte: "Dann freuen wir uns auf deinen Besuch und sind geehrt, dass du unser Gast sein wirst, werter Princeps Praetorii", Saturninus war nun entspannt, der harte Zug verschwand aus seinem Gesicht und seine dunklen Augen leuchteten. Er sagte sich, dass Bassa großes Glück hatte, einen solch gutaussehenden jungen Ehemann in hoher Position zu bekommen und nicht irgendeinen Tattergreis, dem er einen Gefallen schuldete.
"Ich verabschiede mich jetzt - Verwandter", diesmal kam der Gruß fast von Herzen.
Petilinius Pertax sah wirklich gut aus, jetzt erst konnte Saturninus das wirklich schätzen. Der Furius war ein viel zu sinnlicher Mann, um Attraktivität nicht zu goutieren. Sein neuer Verwandter war zudem dem männlichen Geschlecht mehr als zugeneigt. Das er römischer Bürger war, gab dem Ganzen eine verlockende Verruchtheit.
Da rief sich Saturninus selbst zur Ordnung, jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, an Sinnliches zu denken, aber vermutlich würden sie sich ab und an wiedersehen, wenn es etwas über Furia Bassa zu entscheiden gab.
Pertax war dort, wo sich die Macht befand. Und vielleicht war es sogar wahr, dass er der Erste seines eigenen Geschlechtes sein würde, wie Saturninus ihm vorrausgesagt hatte.
Alles war vorläufig in bester Ordnung, das Muttererbe für den erwarteten Erbsohn gesichert >>>
Sim off: Wie besprochen kommt Pertax zum Essen, auch wenn wir das nicht ausspielen. Furia Bassa ist ziemlich hübsch, wenn auch nicht die Schlauste. Sie verliebt sich jedoch aufrichtig in ihren zukünftigen Ehemann Pertax wird an ihr niemals eine großartige Ratgeberin, aber eine ihm ergebene Ehefrau haben, die ihm Kinder schenken wird.
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