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Ein gemeinsamer Ausritt
05-05-2024, 09:51 AM,
Beitrag #1
Ein gemeinsamer Ausritt
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Mit diesem Ausritt schenkte mir Furius Saturnus die größte Freude, die er mir hätte bereiten können! Frowin, sein keltischer Wagenlenker, begleitete uns. Der junge Mann war anfangs etwas schüchtern gewesen, besonders als ich ihn in der Sprache meiner Heimat ansprach, die ihm fremd war und er kaum ein Wort verstanden hatte. Doch ich war zuversichtlich, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis er seine Zurückhaltung überwand und sich öffnete.
Unser Pfad folgte zunächst der Römerstraße, einem Wegstück, das auch Saturnus’ Sänfte am Morgen beschritten hatte. Die Fortbewegung zu Pferde sagte mir weit mehr zu. Das rhythmische Klackern der Hufe auf dem Kopfsteinpflaster war eine Wohltat für die Ohren, im Vergleich zum schweren Atmen der bemitleidenswerten Sänftenträger. Doch auch die Straße war auf Dauer nicht sehr abwechslungsreich.
Es war eine wahre Freude, als unsere Pferde schließlich einen schmalen Pfad einschlugen, der uns zunächst an dichtem Gestrüpp und vereinzelten Bäumen vorbeiführte. Bald darauf öffnete sich die Landschaft zu einem weiten Feld. Vor uns breiteten sich prächtige, saftige Wiesen aus, die sich über sanfte Hügel erstreckten und wie grüne Teppiche unter dem blauen Himmel lagen. Ein wenig fühlte ich mich an meine Heimat erinnert. Die Pferde schienen ebenso erfreut, endlich ihre volle Kraft entfalten zu können.
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05-05-2024, 02:54 PM,
Beitrag #2
RE: Ein gemeinsamer Ausritt
Nichts ahnend von den Plänen, die sein Herr schon wieder ausheckte, folgte Frowin dessen Fingerzeig und sah der Keltin nach, deren rotes Haar im Wind flatterte wie ein Banner. Sie hatte ihn aufgefordert, ihm zu folgen und soeben schlug ihm der Dominus vor, einen Wettlauf daraus zu machen. Das ließ sich Frowin nicht zweimal sagen, schließlich konnte er sich doch nicht von einem Mädchen abhängen lassen. Schmunzelnd hieß er Marinel, ihr zu folgen und schloss bald zu ihr auf. Nein, eigentlich wollte er sie lieber überholen, wenn auch nur eine Nasenlänge. Dennoch erkannte er, dass sie sich wirklich auskannte und auf einem Pferd eine gute Figur machte.
Tatsächlich beobachtete er sie so intensiv, dass er beinahe mit dem Kopf gegen den ausgestreckten Ast des einzigen knorrigen Baumes ritt, der auf dieser Wiese stand. Elig konnte er diesen noch einziehen, entschloss aber für sich, lieber weiter bei der Sache zu bleiben.
"Seit wann reitest du?", fragte er, den Blick nun geradeaus. "Du wirkst absolut geübt im Sattel!"
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05-06-2024, 03:50 PM,
Beitrag #3
RE: Ein gemeinsamer Ausritt
Die beiden jungen Kelten ritten weit voraus. Beide sahen sie aus, als seien sie mit ihren Pferden verwachsen. Wenn eine Steigung kam, erblickte Saturninus zwei rote Schöpfe, einen kurz geschnittenen und einen mit langer Mähne, kam eine Senke, so waren sie nicht mehr zu sehen. 
Normalerweise hätte Saturninus das nicht auf sich sitzen lassen, dass die beiden ihn abhängten. Aber jetzt ließ er Mandan zurückfallen und tat so, als wäre er geschlagen. Dabei ließ er seinen Wagenlenker und seinen...Gast?.. nicht aus den Augen.
Verlieren konnten sie sich nicht, der Weg ging geradeaus. Allerdings sollten sie auch nicht zu weit vom Landgut fort reiten, das schlechte Erlebnis mit den keltischen Räubern steckte Saturninus noch in den Knochen.
Nun ritten die Jüngeren quer über eine Wiese. Dort stand ein einziger Baum - der von Frowin zielbewusst angesteuert wurde. Beinahe erwischte ihn ein Ast.Saturninus musste lachen, die kleine Nivis schien dem Jungen den Kopf zu verdrehen. 
Dennoch rief er sie jetzt besorgt: "Frowin! Nivis!", wusste aber nicht, ob sie ihn hörten, denn der Wind stand gegen ihn:
"Reitet nicht zu weit weg!"
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Honoratior von Iscalis
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05-15-2024, 04:54 PM,
Beitrag #4
RE: Ein gemeinsamer Ausritt
Die Sonne neigte sich bereits  ein wenig dem Horizont zu, doch ihre kraftvollen Strahlen sorgten für einen schönen und unbeschwerten Nachmittag. 
Ich fühlte mich eins mit dem Wind, der durch mein flatterndes Haar wehte, während ich stetig auf meinem Pferd weiter ritt. Die Freiheit, die ich auf diesen offenen Feldern empfand, war unbeschreiblich. Es war, als ob jede Faser meines Seins dazu bestimmt war, durch diese Landschaft zu streifen.

Frowin hatte aufgeholt, und ich konnte ein schelmisches Funkeln in seinen Augen erkennen. "Seit meiner Kindheit", antwortete ich auf seine Frage, ohne meinen Blick von der Weite vor uns abzuwenden. "Die Pferde waren meine ersten Freunde und mein Vater lehrte mich schon früh in der Kunst des Reitens."

Ein Lächeln umspielte meine Lippen, als ich die Herausforderung in Frowins Haltung bemerkte. Er wollte einen Wettlauf, das war offensichtlich. Nun, den konnte er haben! Das Ende der frischen grünen Wiesen war bereits absehbar. Vor uns konnte man schon wieder den Wald ausmachen. "Los komm! Wer zuerst dort vorne bei der Lichtung ist!"  rief ich und spornte mein Pferd an, noch ein wenig schneller zu laufen. Wir schossen vorwärts, das Gras und die Erde unter uns verschwammen zu einem grünen und braunen Wirbel.
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05-16-2024, 03:19 PM,
Beitrag #5
RE: Ein gemeinsamer Ausritt
"Genau wie ich!", rief Frowin gegen den Wind. Auch er selbst war mit den Tieren aufgewachsen und er hatte Reiten können fast noch bevor er gehen gelernt hatte. Natürlich hatte sie die Freiheit besessen und einen Stamm, in dem jeder ihre Begeisterung für das Reiten teilte. Das konnte Frowin nicht von sich behaupten, dennoch stand seine Begeisterung der ihren in nichts nach.
"Du willst ein Rennen?", fragte er und hieß sein eigenes Reittier, sich ebenso in Bewegung zu setzen. Malachit und Marinel schienen sich über die Bewegung zu freuen, denn sie gaben alles und als sie die Lichtung erreichten, warfen sie munter die Mähnen.
"Nicht übel", lachte Frowin, der die Rufe des Dominus nicht gehört hatte und nun zusah, wie er hinter ihnen herkam. Warum machte der bloß so langsam? Schließlich konnte er doch auch Reiten und schien Freude am Ausflug gehabt zu haben. "Wir sollten das wiederholen. Doch jetzt lass uns auf den Herrn warten, sonst hängen wir ihn noch ab."
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05-16-2024, 06:11 PM,
Beitrag #6
RE: Ein gemeinsamer Ausritt
Frowin hatte Saturninus wohl gehört, denn er hielt inne. Beide Rotschöpfe warteten. Saturninus winkte ihnen zu und verzog das Gesicht zu einem Grinsen. Er schloss auf und klopfte, in dem er sich vorbeugte, von Mandan aus Frowin auf die Schulter:
" Vor euch liegt ein kleiner Bach, das ist die Grenze zum Wald. Das Wasser ist trinkbar. Danach kommt ein schmaler Weg durch den Wald Richtung Gebirge", sagte er: "Ihr dürft ruhig um die Wette reiten, wenn es euch beliebt. Ich selbst bin heute etwas müde und bevorzuge eine ruhigere Gangart " Reiten wollte er schon noch heute, nur nicht unbedingt zu Pferd. Hoffentlich würde sich dort im Grünen ein lauschiges Plätzchen finden:
"Nur bleibt bitte auf dem Weg und reitet nicht zu weit voraus. Im Wald gibt es Wölfe - solche auf vieren und solche auf zwei Beinen. Ich möchte euch an keinen ganz gleich welcher Sorte verlieren", 
er nickte beiden zu und lächelte wieder.
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Honoratior von Iscalis
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05-20-2024, 06:45 AM,
Beitrag #7
RE: Ein gemeinsamer Ausritt
Das Lob von Frowin, dem erfahrenen Wagenlenker, für meine Reitkunst, nahm ich gerne an, denn es bedeutete mir sehr viel. Ich empfand es sowieso als sehr seltsam, dass er nur ein Sklave war, denn in meinem Volk genossen die Wagenlenker ein sehr hohes Ansehen. Ihre Stellung war sehr beseutsam. Meist waren es Adlige, die ihrem Fürsten sehr nahe standen.

Wir mussten noch einen Moment verharren, um auf Saturnus zu warten, der sich mit bedächtiger Geschwindigkeit näherte. Seine langsame Gangart ließ mich vermuten, dass er entweder nicht ganz so geübt im Reiten war oder die Römer vielleicht einfach auch nicht dieselbe Leidenschaft für Pferde teilten wie mein Volk.
Als er schließlich zu uns aufschloss, gestand er seine Müdigkeit und schlug vor, für sich das Tempo zu drosseln. Frowin und ich jedoch, wir könnten uns ruhig ein Wettrennen liefern. Vor uns erstreckten sich ein Bach, ein Wald und ein schmaler Pfad, der ins Gebirge führte. Die Landschaft kam mir seltsam vertraut vor, als ich das hörte, obwohl es in dieser Region viele solcher Wege geben mochte. Die Erwähnung der zweibeinigen Wölfe aber ließ mich jedoch kurz erschaudern. Ich wusste genau, was damit gemeint war. Ovidius war einer dieser Wölfe gewesen, ein Schatten, der mich manchmal nachts in meinen Träumen immer noch heimsuchte. Ich konnte gerne darauf verzichten, ihm oder einem seiner Kumpane unbewaffnet wiederzubegegnen. Mein Gesichtsausdruck wurde ernst, als ich zustimmend nickte, doch die Schwere des Moments verflog schnell wieder.
Ich wandte mich wieder Frowin zu. In meinen Augen lag ein gewisses Funkeln. Es war wieder diese unbändige Freude. "Los, wer zuerst am Bach ist!" rief ich ihm zu. Kaum hatten die Worte meine Lippen verlassen, setzte ich mich auch schon in Bewegung. Am Bach angekommen, konnten wir den Pferden und uns selbst eine wohlverdiente Pause gönnen, sie trinken lassen und die Stille der Natur genießen.
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05-20-2024, 12:15 PM,
Beitrag #8
RE: Ein gemeinsamer Ausritt
Frowin warf seinem Dominus einen fragenden Blick zu. Müde? Ruhigere Gangart? Und das von so einem Pferdeenthusiasten? Wollte er demonstrieren, dass er der Herr über sie war, indem er sich würdevoll gab? Nun, das war sein gutes Recht, doch Frowin fand es unüblich. So oder so nahm Frowin ihm die Ausflucht nicht ab, beschwerte sich aber auch nicht. Auch die nächste Warnung seines Herrn quittierte er mit einem Nicken. Dass sich Banditen und entflohene Sklaven in den Wäldern herumtrieben, das hatte er schon mitbekommen, auch wenn viele wohl wieder gefangen worden waren.
"Wir passen auf", versprach er. Allein schon wegen der Pferde, die unglaublich wertvoll waren. Aber natürlich wollte er auch nicht, dass seiner neuen Bekanntschaft etwas geschah. "Hey!"
Amüsiert und empört bemerkte er, dass Niamh sich nach ihrem Ruf bereits in Bewegung gesetzt hatte.
"Das ist unfair!", rief er lachend, als er ihr folgte. Eine Unverschämtheit! Da musste er doch erst recht gewinnen! Niamh hatte bereits einen ordentlichen Vorsprung und ihr Pferd war weltklasse - immerhin zog es seinen Wagen! Er machte sich innerlich bereit für eine Niederlage, beschloss jedoch, beim Weg zurück zu zeigen, was er drauf hatte.
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05-22-2024, 02:05 PM,
Beitrag #9
RE: Ein gemeinsamer Ausritt
Saturninus bemerkte Frowins Blick - der Junge kannte ihn gut und ließ sich nicht so schnell täuschen - und zwinkerte ihm nun zu. Sollte er nur machen!

Niamh war jedoch erschrocken, als Saturninus von zweibeinigen Wölfen geredet hatte.  Er hatte eigentlich Räuber wie entlaufene Minensklaven gemeint, aber bestimmt hatte sie sogleich an den Tribun gedacht.  Einen Moment lang fürchtete der Furius, der Keltin die Freude am Ausflug verdorben zu haben. Er machte sich Vorwürfe wegen seiner Warnung, die in der jungen Frau schlimme Erinnerungen wachgerufen hatte. Aber ein wohlmeinender Gott schien den Bann schnell zu lösen, und seine schneeweiße Nivis wurde wieder ganz vergnügt. 
"Los, wer zuerst am Bach ist!", rief sie Frowin zu und preschte los: "Das ist unfair!", protestierte der junge Gallier und versuchte, sie einzuholen.

Saturninus schaute ihnen nach. Er folgte ihnen auf dem Weg und ließ Mandan im Schritt gehen. 
Es war ein zu schöner Frühsommertag, Insekten summten, Vögel sangen und vor ihm plätscherte der Bach und erhob sich der Wald, zwischen dessen borkigen Stämmen sich dann schnell der Pfad verlor. Drinnen im Wald war es jedoch still und kühl wie in einem Tempel.
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Honoratior von Iscalis
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05-23-2024, 08:42 PM,
Beitrag #10
RE: Ein gemeinsamer Ausritt
Frowin protestierte noch, als ich längst schon lachend davongeritten war. Doch offenbar hatte ich ein wenig an seiner Ehre gekratzt, denn dass ich ihn so überrumpelt hatte, wollte er nicht lange auf sich sitzen lassen. Schnell holte er auf und ich hatte wirklich Mühe damit, dass er mich nicht einholte.
Während mein Pferd auf den Bach zuraste, schaute ich mich nach ihm um. Da war er schon und hatte bis auf etwa drei Armlängen zu mir aufgeholt. "Wo kommst du denn her?" rief ich ihm grinsend zu, konzentrierte mich aber wieder ganz schnell auf mein Pferd. Das gemütliche Rauschen des Baches und eine kühle Brise, die vom gegenüberliegenden Wald herrührte, konnte ich wahrnehmen. Nur noch wenige Schritte bis zum Ziel. Doch eigentlich legte ich keinen großen Wert darauf, zu gewinnen. Vielmehr war es die Freude, dass ich hier sein durfte und reiten konnte. Unmerklich drosselte ich das Tempo, so dass Frowin schließlich mit einer Nasenlänge Vorsprung das Ziel erreichte. 
"Oh nein, du hast mich überholt!" rief ich mit einer gespielten Empörung, musste dann aber doch sehr schnell wieder grinsen.  Ich hielt kurz Ausschau nach Saturnus, dessen Pferd sich im langsamen Schritt näherte. Es würde noch eine Weile dauern, bis er am Bach war.

"Komm! Pferde wollen trinken!" sagte ich und sprang von meinem Pferd um es noch näher ans Ufer des Baches zu führen. Malachit beugte sich mit dem Kopf hinunter und trank.  Ich ging neben ihm in die Hocke uns schöpfte mit meinen Händen auch ein wenig von dem Wasser, um davon zu trinken und mir meine Stirn und meine Wangen etwas zu befeuchten. "Ah, wie gut!" Das Wasser war frisch und klar, so wie in meiner Heimat. Es fühlte sich fast wie zu Hause an, wäre da nicht der Römer gewesen, der nun auch endlich den Bach erreicht hatte.
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