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Gemach Furia Serena
04-10-2024, 04:47 PM,
Beitrag #51
RE: Gemach Furia Serena
Pytheas verbeugte sich kurz, als er die Anweisung des Furius vernahm. Dann ging er wieder hinein zu Serena:
" Edle Furia Serena, dein Gemahl gestattet mir, alle nötigen Maßnahmen vorzunehmen, um dein Leben zu bewahren", sagte er, während er sich die Hände wusch. Danach verrichtete er das kurze Gebet seiner Ärzteschule an die Göttin Hygeia:
"Bitte fürchte nicht, dass dein Onkel dich verunreinigen konnte. Gewiss habt ihr ihn mit Ehre bestattet und alle Reinigungsriten eingehalten" Es war wichtig, dass Furia Serena nicht daran glaubte, von irgendeinem Unheil befallen worden zu sein. Nach Pytheas Erfahrung schwächten solche Überzeugungen die Kranken:
"Und hier beschützen dich die gütigen Laren deiner edlen Gens"
Er hatte Phoebes Auskunft mit einem freundlichen Nicken zur Kenntnis genommen, und als er nun Serenas Leib aufdeckte und ansah, bemerkte er, dass sich ihre Brustwarzen dunkler gefärbt und die linea nigra, eine ganz feine braune Linie von den Brüsten bis zum Bauchnabel verlief. Das war früh, wenn die Patientin erst im ersten Trimester war, aber durchaus im Rahmen des Möglichen.
"Lass mich die blutigen Tücher sehen, bitte", sagte er zu Phoebe. Und ja, sie waren etwas bräunlich blutig, aber er fand keine feste Bestandteile eines kleinen Wesens, das nicht hatte geboren werden können. Pytheas schaute alles genau an, obwohl er sich dachte, dass Furia Serena gewiss vor Scham litt. Dann sagte er:
" Du hast geblutet, edle Furia Serena. Und du bist vermutlich schwanger. Ich habe mir die Tücher angesehen, um zu sehen, ob es einen Abgang gegeben hat, aber ich kann keine Hinweise darauf finden. Also kann sein, dass das Kind in dir noch am Leben ist. Das werde ich nun untersuchen"
Der Medicus ließ von Serenas Skklavinnen ein Leintuch über die Patientin spannen, so dass er sie nicht und sie ihn nicht ansehen konnte. Erst dann legte er beide Hände auf Serenas Leib" Wie geht es deiner kleinen Tochter? Ihr Name war doch gleich....?", fragte er und hoffte, in dem er Serenas Aufmerksamkeit auf die Erstgeborene zog, sie abzulenken und zum Plaudern zu bringen.
Seine Hände erwärmten sich. Pytheas war nun sehr konzentriert, als er langsam drückte. Es war noch zu früh, und er würde bestimmt noch nichts spüren, und sie hatte ja geblutet. Die junge zarte Patrizierin, die ihn so flehend angesehen hatte, der Patrizier, der so blass und voller Sorgen schien, wie allen seinen Patienten wollte Pytheas auch ihnen so gerne helfen. Er hoffte, der jungen Frau nicht weh zu tun, als er lange, eine Ewigkeit so schien es ihn, weiterdrückte. 
Und gerade als er loslassen, und Furia Serena auf die kommende Ausschabung vorbereiten wollte, da spürte er es. Eine Ausweichbewegung, sanft wie ein Insektenflügel. Schwach. Winzig.

Serena konnte Pytheas erleichtertes Lächeln wegen des aufgespannten Tuches nicht erkennen:

"Edle Furia Serena, ich teile dir mit, dass du immer noch guter Hoffnung bist. Das Kind in dir - das ist ein Kämpfer. Es möchte gerne leben, und es ist in dir geblieben", sprach er.
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Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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05-03-2024, 05:54 PM,
Beitrag #52
RE: Gemach Furia Serena
Ich bereitete mich innerlich auf schlechte Neuigkeiten vor, da mir schon während meiner ersten Schwangerschaft erzählt wurde, dass es oft zu spontanen Abgängen kommen konnte. Ich hoffte, dass es nicht so war, aber nur die Götter hatten es in der Hand, ob ein Kind wuchs und gedieh. 

Als der Medicus die Tücher untersuchte, schöpfte ich allerdings Hoffnung. Zumindest auf den ersten Blick schien es keinen Abgang gegeben zu haben und so gab mein Gatte die Zustimmung für die Untersuchung und ich biss die Zähne zusammen. Angenehm war die Untersuchung absolut nicht, aber als Patrizierin konnte ich nicht jammern.

Die Worte des Medicus, dass die Schwangerschaft intakt war, war allerdings Musik in meinen Ohren und ein erleichtertes Seufzen konnte ich mir nicht verkneifen. Erst jetzt antwortete ich auf die Frage des Medicus, nachdem die Anspannung von mir abgefallen war. "Furia Saturnina heißt meine Tochter. Sie wächst und gedeiht prächtig."
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Vormund: Ihr Ehemann Tib. Furius Saturninus
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05-04-2024, 11:35 AM,
Beitrag #53
RE: Gemach Furia Serena
"Das ist sehr schön", erwiderte Pytheas auf Serenas Antwort, dass ihre kleine Tochter wohlauf war:
"Nun, edle Furia Serena, auch dieses Kind wird wohlauf sein, wenn du tust was ich sage. Du darfst ab heute bis dass es zur Welt kommen möchte, nicht mehr aufstehen. Du musst in deinem Bett liegen bleiben. Selbst bei deiner Notdurft müssen dir deine Sklavinnen helfen. 
Du hast geblutet, und das bedeutet, dass dein Leib das Kind abstoßen wollte. Um das zu verhindern, musst du strenge Bettruhe einhalten, um jede Erschütterung zu vermeiden.
Ich weiß, dass das ein schwerer und disziplinreicher Dienst sein wird. Ich frage dich daher, ob du das tun möchtest, um dieses Kind zur Welt zu bringen?"
Pytheas erhob einen Moment den Blick aus seinen grauen Vogelaugen. Er hatte in Rom Patrizierinnen gekannt, die zu seinem Meister gekommen waren. Die meisten von ihnen hätten abgewinkt, und sich nie und nimmer dieser Mühe unterzogen. Monatelang ohne Freundinnen und Freunde, Circusspiele, Theatervorführungen und Feste? Unmöglich! 
"Wenn nein, so brauchst du nichts weiter zu unternehmen. Irgendwann wirst du wieder bluten, und deine Leibesfrucht wird abgehen. Eine Hebamme wird dir einen Trank geben können, der dich auch wirklich ganz befreit. Und du bist jung, gewiss wirst du bald wieder schwanger werden. Wenn aber ja, so spreche ich gleich mit deinem Ehemann" 

Das sagte der Medicus, um Serena zu verstehen zu geben, dass diese Entscheidung bei ihr liegen sollte. So eine Mühsal sollte Saturninus nicht über Serenas Kopf entscheiden.
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Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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05-26-2024, 03:20 PM,
Beitrag #54
RE: Gemach Furia Serena
Meine Freude über die intakte Schwangerschaft war allerdings nur von kurzer Dauer, als die Worte des Medicus zu mir durchdrangen. Ich konnte nicht weiter als drei oder vier Monate schwanger sein und ich würde die ganze Schwangerschaft liegen müssen? Selbst für die Notdurft sollte ich mir helfen lassen? Kurz blickte ich ein wenig verunsichert und auch ängstlich zu meinem Gatten, aber die stählerne Fassung war schnell wieder da. 

Ich war eine römische Patrizierin und meine Pflicht würde ich nicht scheuen. "Wenn es meinem Gatten beliebt, so will ich alles ertragen um einen gesunden Erben zu gebären" sprach ich leise, aber resolut. Mein kurzes Zaudern war mir schon wieder peinlich. Sollte mein Gatte es anders sehen, so konnte ich immer noch alles tun um den Abgang zu provozieren und schnell empfängnisbereit zu sein. Ich wusste, dass seine Sehnsucht nach einem Erben groß war und ich wollte ihm seinen Wunsch so schnell es ging erfüllen. Es gab keine männlichen Furier mehr in seiner Linie und schon vor unserer Ehe hatte er mir anvertraut, dass er auf viele männliche Nachkommen hoffte.

Ich musste keine Angst haben verstoßen zu werden oder dass sich mein Gatte scheiden ließ, da wir in Manusehe verheiratet waren - aber so lange es keinen Erben gab, stand dies immer zwischen uns. Ich konnte, wollte und durfte nicht versagen und wenn der Preis dafür monatelanges Liegen war, so konnte ich das nicht ändern. Meine Dienerin Phoebe drückte mir aufmunternd die Hand, ehe sie meine Kleidung nach der Untersuchung wieder ordnete und der Medicus sich entfernte um alles Weitere mit meinem Ehemann zu besprechen. Erst als mich die Männer und die anderen Sklaven mit Ausnahme von Phoebe nicht mehr im Blickfeld hatten, wischte ich mir ein paar stumme Tränen weg. Was für ein Tag...
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Vormund: Ihr Ehemann Tib. Furius Saturninus
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05-27-2024, 05:08 PM,
Beitrag #55
RE: Gemach Furia Serena
Saturninus hatte am Lararium ein Opfer gebracht. Diesmal besonders dem Telegonus, dem Stammvater aus Tusculum, dem Sohn der Circe und Vatermörder wider Willen. Er hatte darum gebetet, dass Serena in diesem Jahr einen Sohn zur Welt bringen würde, seinen Erbsohn, endlich.
Als er fertig war, war auch der Medicus bei Serena fertig gewesen. Er hatte Saturninus über alle Umstände informiert
Saturninus sah seine Worte wie eine Anweisung der Hausgötter. Dieser Sohn würde also unter Widrigkeiten geboren werden müssen.
Der Furius entlohnte die Dienste des Griechen und eilte zu seiner Frau. Gerade noch sah er, wie Serena sich Tränen wegwischte, aber dann wieder Haltung annahm.
Saturninus nahm sich einen Schemel und setzte sich an das Kopfende. Seine Hand tastete nach der Serenas, und er drückte sie.
"Unser Sohn hat einen starken Willen zum Überleben. Er kämpft wie ein echter Römer, er ist unbeugsam", sprach Saturninus. Der Medicus hatte nichts über das Geschlecht ausgesagt, aber in Saturninus Vorstellung konnte es sich nur um einen Knaben handeln, felsenfest überzeugt war er:
" Die schwierige Reise und das schmerzliche Todesurteil, das wir über die Familia deines Vaters fällen mussten, wird seinen Geist in deinem Leib geprägt haben. Ich bitte dich, meine teuerste Gemahlin, alles zu tun, damit er auf die Welt kommen kann"
Er zögerte, bevor er es aussprach:
"Ich glaube, dass es der Wille der Götter ist, dass er geboren wird. Dieser Sohn wird besonders sein, Furia Serena. Er wird unseren alten guten  Namen und unseren Reichtum wieder herstellen, und ich hoffe es sehr, auch unseren Platz im Senat wieder einnehmen"
Das war, was die Furier verloren hatten, da sie im Bürgerkrieg auf der falschen Seite gekämpft hatten. Der Kaiser war allerdings großmütig gewesen und hatte sich nie gerächt. Dafür gab es andere Leute, die sich hatten rächen wollen.
Saturninus führte Serenas kleine weiße Hand an seine Lippen. Noch nie hatte er sie so verehrt wie in diesem Augenblick. Aus praktischen Überlegungen hätte er sie das Kind verlieren lassen, und sie erneut schwängern können. Doch diesmal dachte der Furius weniger praktisch als an ein vorbestimmtes Schicksal.
"Mein tapferer schöner Legionär muss nun waagrecht Dienst tun, bis Carus geboren wird", Saturninus streichelte Serenas Haar, seine Stimme klang liebevoll:
"Erinnerst du dich, wie ich in Dumnonia sagte, das Kind solle einen lucretischen Cognomen zu Ehren deines Vaters bekommen? Ich habe mich heute für Carus entschieden"
Carus bedeutete der Wertvolle, der Teure, der uns Liebe, all das schien Saturninus gut zu passen. Ein wenig flogen seine Träume schon weit in die Zukunft: Militärtribun Aulus Furius Carus....Senator Aulus Furius Carus...Praetor...Konsul... 

Aber zunächst einmal musste Carus, wie gesagt, heil das Licht der Welt erblicken.
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Honoratior von Iscalis
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05-28-2024, 02:29 PM,
Beitrag #56
RE: Gemach Furia Serena
Der Medicus hatte gerade seine Sachen gepackt und war ausbezahlt worden, als auch schon mein Gatte an mein Bett trat und meine Hand ergriff. Ich konnte die Sehnsucht nach dem Erbsohn in seinen Augen sehen und so lächelte ich tapfer. "Ich werde ein guter Soldat sein, liebster Gatte. Du kannst dich auf mich verlassen" sprach ich sanft und genoss die warme Hand, die meine umschloss. Ich hatte mich selten so verbunden und meinem Gatten so nah gefühlt - nicht einmal nach Saturninas Geburt. Dies musste ein gutes Zeichen der Götter sein, die uns in Gattenliebe stärker verbanden. 

Phoebe hatte sich diskret einige Schritte entfernt, damit wir einen Hauch von Privatsphäre hatten in diesem so sanften und warmen Moment. Wie hätte ich diesem wundervollen, aufrechten Mann etwas abschlagen können? Die Götter würden bestimmt Tapferkeit und Treue im Angesicht widriger Umstände wie diesem mit einem außergewöhnlichen Kind belohnen. Da war ich mir absolut sicher. Als er auch noch den Namen Carus erwähnte, freute ich mich um so mehr, da er damit meine Vatersippe ehrte. 

Ich hatte versucht mich ein wenig aufzurichten, aber ich war schwach wie ein neugeborenes Kätzchen. "Die Götter haben mich bereits mit einem so außergewöhnlichen Mann gesegnet, liebster Gatte. Ich will nicht gierig sein und noch mehr verlangen - sondern nur hoffen, dass ich dir viele Söhne schenken kann, die die Tugenden Roms verkörpern. Ich will alles tun, damit die Götter keinen Grund haben mit Unmut auf mich herabzusehen." So lange ich tugendhaft war, würden weder mein Mann noch die Götter Grund zur Klage haben und mich bestimmt nicht mit Unglück strafen. 

Ich hauchte einen sanften Kuss auf seinen Handrücken, ehe meine Augen allerdings wieder zu flattern begannen. Ich musste wirklich schlafen, da ich einfach so ausgelaugt war. Als Phoebe meine körperliche Schwäche sah, eilte sie schnell wieder auf meine andere Seite und richtete mein Kissen und begann mich zu zu decken, damit ich nicht auskühlte. Noch ehe ich zu mehr kam, war ich endgültig eingeschlafen und mein Körper schien tagelang schlafen zu wollen.
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Vormund: Ihr Ehemann Tib. Furius Saturninus
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05-29-2024, 12:19 PM,
Beitrag #57
RE: Gemach Furia Serena
"Ich würde jeden Sohn opfern, wenn es dein Leben gälte, Serena", sprach Saturninus, und er meinte das ernst:
"Ich weiß, dass ich dich mehr liebe, als es ein römischer Ehemann seiner Frau gegenüber tun sollte.  Ich hoffe, dass du mich deshalb nicht mit weniger Respekt ansiehst. Aber ich kann nicht ohne dich sein. Du bringst das Beste in mir zum Vorschein, du erinnerst mich stets an Würde und Haltung und an das, wie ein Patrizier sein sollte. Und du wirst eine wunderbare Mutter für Carus sein und ihn Tugend lehren"
Saturninus war innerlich bewegt, und auch wenn er viele Frauengeschichten hatte, stand die Liebe zu Serena hoch über ihnen am Firmament wie ein funkelnder Stern:
"Ich danke dir so sehr, meine Gemahlin, dass du so tapfer in diese Schlacht ziehst", er schob eigenhändig die Decke hoch, um seine Frau zuzudecken, und als Serena nun die Augen zufielen, küsste er sie auf die blasse Stirn:
"Schlafe gut. Deine Tugend ehrt die Götter. Sie sind uns wohlgesonnen"
Saturninus glaubte daran, dass ihre römischen Götter grundsätzlich "vernünftig" und gütig waren. 
Die Furier taten alles genau nach den alten Sitten, die Gebete, die vorgeschriebenen Opfer, die Rituale am Hausaltar.
Es gab allerdings andere Wesen, die Menschen schaden konnten: Larvae und  andere Totengeister von Toten, die beispielsweise nicht ordentlich bestattet worden waren.
 Saturninus nahm sich vor, in diesem Jahr den Stier, das Schwein und das Schaf für die Ambarvalia zu bezahlen, um auch ganz sicher zu sein. Dann würde die Göttin Ceres, die über die Fruchtbarkeit gebot, auch Serenas Fruchtbarkeit beschützen.
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Honoratior von Iscalis
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05-31-2024, 06:18 PM,
Beitrag #58
RE: Gemach Furia Serena
Die Monate der Schwangerschaft zogen sich elend langsam dahin und gegen Ende, als mein Bauch schon kugelrund war, war ich kraftlos wie ein Neugeborenes. Wenn die Geburt überstanden war und ich wieder dazu in der Lage war, musste ich viel Sport in der Therme machen. Wenn man so lange lag, musste man hinterher die Muskeln wieder stärken. Zumindest hatte mir das der Medicus bei einem seiner Routinebesuche erklärt. Aber zuerst musste das Kind erst einmal zur Welt kommen. 

Kurz vor meiner Niederkunft musste dann auch noch mein Gatte nach Londinium, was mich ein wenig traurig machte. Aber ich hoffte, dass ich ihn mit einem gesunden Sohn überraschen konnte, wenn er zurückkehrte. Ich überlegte, ob ich Sabina einmal einladen sollte, aber auch sie war schwanger und unpässlich. Hoffentlich würde ich meine Cousine bald wiedersehen, wenn unser beider Kinder auf der Welt waren und es uns besser ging. Vielleicht könnten wir zusammen Sport in den Thermen machen wie früher, als wir noch nicht verheiratet waren. 

Ich hatte den Gedanken noch nicht einmal zu Ende gedacht, als ich die ersten Anzeichen von Wehen spürte. Bei Saturnina hatte es noch sehr lange gedauert, aber auch der Medicus hatte mir erklärt, dass es bei weiteren Kindern oft schneller ging. Phoebe erteilte direkt routiniert Anweisungen, dass man eine Hebamme und auch den Medicus holen sollte und ließ alles Wichtige für die Geburt wie heißes Wasser, Tücher, Kräuter und dergleichen vorbereiten, während ich zu den Göttern für einen gesunden Sohn betete. 

In der Tat verlief meine zweite Geburt ein gutes Stück schneller als die erste, aber es dauerte trotz allem mehrere Stunden bis der Schrei eines Neugeborenen erklang und ich vollkommen ausgelaugt zurück in die Kissen fiel. Ich wollte nur zwei Dinge wissen, als ich nach Phoebes Arm langte und das glückliche Lächeln meiner Dienerin ließ mich Aufatmen. "Ein gesunder Sohn, Domina...ein Sohn...dein Mann wird so erfreut sein, Domina. Ruh dich nun aus" sagte Phoebe zu mir und erleichtert schloss ich meine Augen, während sich die Sklaven um alles Weitere kümmerten. 

Die folgenden Tage verliefen gut, auch wenn ich noch sehr wackelig war und mich von der Geburt erholte. Ich stakste auf schwachen Beinen herum um meine Notdurft zu verrichten und stillte den kleinen Carus. Ich war so stolz auf das Bündel in meinen Armen und war mir sicher, dass dieses Kind der perfekte Römer werden würde - der Stolz der Gens Furia. Die Sklaven hatten sich so gut um mich gekümmert und ich hatte nur eine kurze Nachricht diktiert, damit diese direkt per Pferd nach Londinium gebracht werden konnte. 

Schon am Tag der Geburt schickte der Hausverwalter Apollinaris den stämmigen Sidonius zu Pferd mit einem Geleitbrief nach Londinium, wo sich Furius Saturninus noch aufhielt, um ihm folgende Botschaft zu überbringen:



Furia Serena grüßt Ihren ehrenwerten Gatten, den noblen Tib. Furius Saturninus.

Den Göttern dankend überbringe ich dir folgende Kunde, dass der Gens Furia ein neuer Stern geschenkt wurde. Dein Sohn ist gesund und gereicht Dir zur Ehre. Wenn es Dir gefällt, so erwirb bitte eine nutrix in Londinium für unsere Hoffnung und Zukunft.

Deine Dich liebende und Dir stets treu ergebene Gattin
Furia Serena
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Vormund: Ihr Ehemann Tib. Furius Saturninus
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07-14-2024, 03:53 PM,
Beitrag #59
RE: Gemach Furia Serena - Carus meus, Cara mea
>>> 
Saturninus hatte sein Mündel Bassa an Petilianus Pertax verheiratet, um den Furiern das Lucretiererbe vollumfänglich zu sichern, die attische Nutrix besorgt, um die Serena ihn gebeten hatte und war nach Iscalis zurück gereist. Diese Reise hatte viele Tage länger gedauert als die Hinreise, denn  nun ritt eine Frau, die das Reiten nicht gewohnt war, hinter dem Sklaven Sidonius im Sattel: Saturninus Neuerwerb Phaedra. In dieser Zeit litt sie Schmerzen, obwohl sie ihr Leid vor ihm verbarg und tapfer war. Dann geschah aber noch Schlimmeres -  ihre Milch drohte zu versiegen. Saturninus ärgerte sich, die Anstrengung und die Dauer der Reise nicht bedacht und nicht lieber eine Sklavin mit einem noch lebenden Säugling gekauft zu haben. Doch Sidonius trieb eine Bäuerin auf, die ihnen ein neugeborenes Lämmchen überließ, und Phaedra musste das Tierchen während der Reise stillen. Später aber sollte Saturninus sich noch daran erinnern, dass der erste Milchbruder von Carus ein Schaf gewesen war. 

[Bild: Phaedra-Nutrix.png]

Nun waren sie in Iscalis angekommen. Apollinaris hatte dafür gesorgt, dass Phaedra gebadet, eingeölt und ihr Haar geschnitten wurde, und auch Saturninus hatte ein Bad genommen, sich rasieren lassen und in eine Toga umgekleidet, bevor er das Wochenzimmer seiner Gemahlin betreten würde. Phaedra hatte er gleich mitgenommen, damit sie ihre Herrin kennen lernte. Nach dem Brauch würde seine Ehefrau ihm sein Kind zu Füßen legen, und er würde es aufheben und damit anerkennen, dass es aufgezogen werden sollte.

Saturninus klopfte, trat ein und blieb stehen. Er eilte nicht zu Serena, obwohl er sich die ganze Reise danach gesehnt hatte; er umarmte sie weder noch küsste er sie. Jetzt verkörperte er ganz den Pater Familias, unnahbar wie eine Marmorstatue. Aber sein Blick passte nicht zu dieser kühlen Würde, denn in seinen dunklen Augen leuchtete leidenschaftliche Liebe, und am liebsten wäre er zu Serena hin gesprungen und hätte sie in seine Arme gerissen und den Laren und der gütigen Iuno mit lauter Stimme gedankt, dass sie ihm erhalten geblieben war, seine treue und ergebene Ehefrau.

"Salve meine Serena. Ich freue mich, dass Du wohlauf bist", sagte Saturninus aber nur mit einem Lächeln, das sofort wieder verschwand. Nun suchten seine Augen seinen Sohn. Wo war er? Er wusste, dass es auch ihm gut ging, sonst hätte der Hausverwalter Apollinaris ihn auf Schlimmes vorbereitet.
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Honoratior von Iscalis
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07-21-2024, 06:51 PM,
Beitrag #60
RE: Gemach Furia Serena
Es war fast schon Zeit für die Namensgebungszeremonie für unseren Sohn, als ich endlich die Kunde erhielt, dass der Hausherr und seine Reisegesellschaft in Iscalis gesichtet wurden. Sabi, die gerade mit dem Einkauf des Abendessens beschäftigt war, hatte die Reisegruppe um Furius Saturninus gesehen und war so schnell in die Villa Furia geeilt, wie es ihre Füße zuließen und wie in einem Taubenschlag verbreitete sich das Geschnatter in Windeseile und das Haus war bereits in heller Aufregung, als der Hausherr wenig später in der Villa eintraf.

Ich hatte mich nur schnell zurecht gemacht, während Sabi zu ihrer Schwester in die Küche eilte um statt dem einfachen Abendmahl direkt ein Festessen zu planen. Unser Sohn schlief noch friedlich und Iolanthe wachte über das Baby, während ich noch einmal mein Haar richtete, das von einem kleinen Mittagsschlaf zerzaust war und in eine frische Stola schlüpfte, die nicht total zerknautscht war. Als mein Mann dann mein Zimmer betrat, konnte ich die Änderung in seiner Haltung sofort sehen, auch wenn mir das Leuchten in seinen Augen nicht entgangen war. 

Ich nickte Phoebe zu, die direkt ein weiches Tuch auf dem Boden ausbreitete, während ich meinen Gatten begrüßte. "Deine familia ist überglücklich über deine gesunde Rückkehr, nobler Furius Saturninus" Ich ließ mir das Baby von Phoebe reichen, das gerade durch die Bewegung aufwachte und sich neugierig umschaute, ehe ich es auf das ausgebreitete Tuch legte und mich daneben zu Füßen meines Gatten hinkniete. Ich wertete es als gutes Zeichen, dass das Kind nicht zu plärren anfing und damit die Gravitas des Moments zerstörte. Es war ein altmodisches Ritual, aber es machte mir nichts aus vor Saturninus zu knieen. 

Den Stolz in meiner Stimme konnte ich ohnehin nur schwer verbergen, als ich mit Freude sagte: "Geehrter Gatte, dies ist das neueste Mitglied der familia - ein Kind, das ich dir geboren habe." Demütig hatte ich meinen Kopf gesenkt und wartete auf die Inspektion des Kindes und die rituelle Antwort, ehe ich mich erheben konnte. Dieser Moment war so wichtig für den richtigen Start ins Leben für unseren Stern und den Schutz durch die Ahnen und Hausgeister. Nichts durfte jetzt schiefgehen. Aus dem Augenwinkel konnte ich auch Phoebe und Iolanthe sehen, die ebenfalls knieten und es schien als würden alle die Luft anhalten, auch wenn niemand wirklich ein böses Omen oder eine Ablehnung durch meinen Mann befürchtete - aber man wusste ja nie.
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Vormund: Ihr Ehemann Tib. Furius Saturninus
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