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Neuer Ruf an die Falken
04-20-2024, 12:44 PM,
Beitrag #21
RE: Neuer Ruf an die Falken
Cinead schwieg sich aus, selbst nach Cathbads Tadel, und auch die anderen sagten erst einmal nichts. Ich blieb angespannt, bis ich hörte, wie Calum hinter mir wegtrat. Zum Glück sagte er nichts mehr. Ich bewegte mich instinktiv so, dass ich ihm möglichst lange Deckung gab, denn ich traute Cathbad keine Sekunde, dass er Calum wirklich ungestraft gehen ließ, egal was er sagte. Erst recht nicht, nur weil er meinte, ich müsse dann für zwei arbeiten, denn, ganz ehrlich, das tat ich sowieso schon immer. Nicht nur für zwei. Für alle arbeitete ich mit. Also änderte sich für mich nicht wirklich irgendwas, und das wusste auch Cathbad. Dachte ich.

Dass das Mädchen, das verheiratet werden sollte, eine verwandte von mir war, überraschte mich schon. Allein schon, weil das Gebiet der Silurer nicht wirklich im Süden lag, sondern eher mehr im Westen. Aber ich war clever genug, meinen Mund zu halten und Cathbad diese Ungenauigkeit in seiner Deutung nicht mitzuteilen. Er würde sie sowieso nicht hören wollen, sondern nur wütend werden.
“Rhian ferch Rhydderch“, wiederholte ich einmal. Rhian, Tochter von Rhydderch. Das war einer der Brüder meiner Mutter. Sie war also meine Cousine. Und nein, natürlich kannte sie mich nicht. Für die Familie meiner Mutter existierte ich nicht. Ceridwen hatte behauptet, meine Mutter hätte das ändern wollen und mich ihnen vorstellen wollen, aber ich wusste nicht, ob wenigstens dieser Teil im Gespinst der Lügen wahr gewesen war oder nur eine weitere Lüge, um mich meinen Brüdern und meiner Aufgabe zu entfremden. Und so oder so war es ja nie dazu gekommen und ich kannte auch von all jenen meiner Familie nur den Namen. Zwei, drei Mal hatte ich Mitglieder gesehen, aus der Entfernung, wenn der silurische König zu den Druiden gekommen war oder ähnliches. Aber nie auch nur mit einem gesprochen oder die Gelegenheit erhalten, mich zu erkennen zu geben. Auch diesmal würde ich mein Wissen wohl für mich behalten.

Die Entfernung allerdings machte mir durchaus einige Sorgen. Wenn ich allein reisen würde, würde ich die Strecke in zwei, drei Wochen schaffen. Wenn ich für mein Pferd zwischendurch Getreide kaufen konnte, hieß das. Wenn es grasen musste, würde das länger dauern. Das unterschätzten viele Leute, wie schnell Pferde ermüdeten und wieviel Rast und Futter sie brauchten, weil sie sonst schlicht einem unter dem Hintern beim Reiten wegstarben. Die Römer hatten das begriffen, weshalb ihre Legionen zu Fuß unterwegs waren. Männer konnten während des Marschierens trinken und essen. Pferde nicht. Sie waren nur bequemer und man verschliss nicht so viele Stiefel.

“Wie alt ist das Mädchen? Kann sie reiten? Und wer soll sonst noch mitkommen? Haben wir Pferde und Proviant?“ stellte ich also die entscheidenden Fragen und hoffte inständig, dass Cathbad selbst nicht mitkommen wollte. Ich hatte keine Lust, mich von ihm in die Irre führen zu lassen, wie es oft vorgekommen war, als wir Kinder waren, und er völlig unnötige Risiken auf seinen Wegen eingegangen war, nur, weil er nicht zugeben hatte wollen, einmal falsch abgebogen zu sein.
Und ich betete zum großen Dagda persönlich, dass wir keinen Wagen mitnehmen sollten. Ich wollte die Römerstraßen vermeiden und gerne weniger als zwei Monde für die Reise brauchen. Mit Wagen war es aber anders nicht möglich, und wir würden jedes Schlagloch der Straße wie einen Berg erklimmen müssen.
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Falke
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04-20-2024, 03:34 PM,
Beitrag #22
RE: Neuer Ruf an die Falken
(04-17-2024, 11:37 AM)Cathbad schrieb: "Roms Mühlen mahlen langsam. Selbst wenn der hiesige Provinzialbeamte etwas Auffälliges bemerket hat, liegt es nicht an ihm, irgendeine Entscheidung zu treffen. Die liegt beim Statthalter. Und der wird nur handeln, wenn es politisch opportun erscheint. Vespasian ist fortgeschrittenen Alters. Ich vermute nicht, dass er mit Vorkommnissen in einer so unbedeutenden Siedlung wie Iscalis belästigt werden will“

Es war Cathbad anzumerken, dass er davon ausging, dass die Römer nur das sahen, was er ihnen zu sehen erlaubte. Doch die Druiden waren auf dem Laufenden über Rom, und ihre Verbindungen reichten bis in den Osten des Imperiums und darüber hinaus.

Cathbad begriff sofort, was Alun ihm weiter sagen wollte:
"Die Götter selbst haben diesen Soldaten zu dir geführt. Du hast deine Mutter gerächt, deinen Schwur gehalten und ihren Geist erfreut“, erwiderte er ihm ruhig:
"Es war allerdings keine gute Idee, da irgend etwas hinzuschreiben. Es gibt Schriftgelehrte unter den Römern, die Handschriften nicht nur deuten, sondern sie auch dem Schreiber zuordnen können. Gibt es irgendetwas, was dich verdächtig machen könnte? Wenn nicht, bleibe besser an Ort und Stelle. Untertauchen könnte jetzt gerade Verdacht erregen“

Er wandte sich wieder an Louarn. Zu Calum jedoch , der ihn gefragt hatte, warum sie gerufen worden waren, hob er kurz die Hand:
"Nimm kein Mädchen wichtig, wenn ich dir einen Rat geben kann, Louarn. Gut, dass jene Niamh fort ist. Ihr alle bringt Mädchen nur Unglück und vielleicht sogar den Tod.
- Calum, du bist ungeduldig heute! Nur Geduld, deine Neugier soll gestillt werden. Hast du denn noch etwas Besseres vor? Zurück zu einem Liebchen vielleicht?“

Man hätte annehmen können, dass Cathbad scherzte. Seine Stimme klang nun heiter, wie die eines liebenden Vaters, der mit seinem Jungen einen Witz machte. Aber Calum brauchte nur den Namen der Geliebten nennen, und Cathbad würde schon dafür sorgen, dass ihr das Unglück zustieß, von dem er geredet hatte. Er musste nicht unbedingt Hand anlegen, er konnte sie auch zu Tode ängstigen und ihren Geist verwirren.

Cathbad wartete noch ab, dass jeder ihm kurz sagte, was er getrieben hatte.

Dann sprach er von dem, was vor ihnen lag. Und wieder änderte sich seine Stimme. Sie wurde dunkel und beschwörend, als könne sich der Schleier der Zeit heben, um eine Zukunft offenbaren, die eintreffen konnte  - oder auch nicht:

"Ein Kelte ist tapferer und klüger als ein Römer. Aber zehn Römer sind klüger als zehn Kelten. Ihr wisst, weshalb!
Immer waren die Stämme von Albion zerstritten, Falken und nicht einig, wie es unsere Feinde sind. Immer haben sie einzeln mit den Römern paktiert, oder auch mit Verwandten in Hibernia, oder vom Festland, immer gegeneinander und nie vereint.

Jeder kennt die Weissagung von der Prinzessin des Südens, die den Königssohn des Nordens heiraten soll. Diese Weissagung wird unter anderem in der Geschichte der Schwanenkinder erzählt. Spätere Barden haben ein Ende hinzugefügt, das tröstlich sein soll. Doch das ist für die Schlichten im Geiste. In Wahrheit heißt der ganze Text:

Und wann werden die Schwäne erlöst werden? Wenn sich das Weib vom Süden und der Mann vom Norden für alle Ewigkeit in Liebe vereinigt und im Fleisch und im Geist eins geworden sind.¹
Selbst den Römern ist diese Prophezeiung bekannt. Sie drehen sie nur um in ihrer Anmaßung, und meinen, der Prinz des Südens sind sie, und das Weib aus dem Norden ist Albion, und es kann nur Frieden geben, wenn wir beide ein einziges Volk geworden sind“

Cathbads Stimme klang hasserfüllt, seine Lippen kräuselten sich:

"Frieden mit Rom, niemals wird das sein! Sie werden verschwinden wie Schnee in der Frühlingssonne! Der tiefe Sinn der Prophezeiung ist doch, dass die Stämme Britanniens sich vereinigen und eins werden, um gegen jeden zu bestehen, der sie versucht, zu versklaven“

Er machte eine kleine Pause und schaute jeden durchdringend an:

"Es gab für dieses Jahr noch andere Visionen, aber davon berichte ich später. Zum günstigen Tag wird also die verheißene Hochzeit stattfinden.
Die Königstochter von den Silurern aus dem Süden wird sich mit dem Königsohn der Briganten aus dem Norden vereinen. Ihre Mitgift, das werden nicht nur Spiegel und goldene Halsringe sein, sondern Schwerter. Schöne scharfe Schwerter für Römerhälse und Römerherzen“

Ein wenig lachte Cathbad nun ein grimmiges Lachen:

"Die Römer würden versuchen, diese Verbindung nicht stattfinden zu lassen, wenn sie davon wüssten, was sie jedoch nicht tun. Die junge Frau muss also so schnell wie möglich und unbehelligt ins Brigantenland zu ihrem Bräutigam  gebracht werden. Das ist eure Aufgabe, Falken. Ihr begleitet sie, ihr beschützt sie, ihr seid schnell und tödlich - gibt es noch Fragen?“

¹ Erinn - Keltische Sagen aus Irland, herausgegeben und übersetzt von Martin Löpelmann, Köln 1977 , Seite 265

"R
"


Cathbad beschwichtigte mich und tat so, als wäre das keine nennenswerte Information. Er rechnete nicht damit, dass die Wahrheit über die Explosion der Miene keinerlei Konsequenzen haben würde. Zumindest keine, die ihm gefährlich werden konnte. Uns hingegen vielleicht schon. Aber da wir sowieso keine Daseinsberechtigung hatten, spielte das eh keine Rolle. Ich hingegen fühlte mich klein und dumm und unnütz. Erst Recht als er weiter Kritik übte, nachdem ich vom Tod meines Erzeugers berichtet hatte. Zwar klang es zunächst wie ein Lob, weil er betonte, ich habe meine Mutter gerächt und ihren Geist erfreut. Doch kritisierte er meine weitere Vorgehensweise, weil ich Buchstaben in die Brust des Centurios hineingeschnitten hatte. Er meinte, die Römer könnten die Schriftzeichen deuten und zu mir zurückführen.  Cathbad meinte, ich solle in Iscalis bleiben, um keinen Verdacht zu erregen. Hatte er mich nur deshalb herbeordert, um mich dann sofort wieder zurück nach Iscalis zu schicken?  Ich war sehr enttäuscht, doch ich behielt meine Gedanken für mich, damit ich mir nicht auch noch seinen Zorn auflud. Letztendlich würde er sowieso entscheiden.
"Nein, gibt es nicht. Um herzukommen, habe ich meinem Vorgesetzten gesagt, ich müsse dringend nach Londinium, weil mein Ziehvater schwer erkrankt sei. Es schöpft also niemand Verdacht, wenn ich eine Weile weg bin," gab ich ihm zur Antwort und schwieg erst einmal, bis er sich wieder an mich wenden würde. Ich war nur froh, dass ihm nichts über Prisca zu Ohren gekommen war, denn er hätte sich sicher nicht davor gescheut, sie umbringen zu lassen. Gut, dass ich sie hinter mir gelassen hatte. Sie und das Kind, das in ihr heranwuchs.

Dann begann Cathbad eine Geschichte zu erzählen. Eine, die so ziemlich jedes keltische Kind kannte. Die Geschichte von Lirs Kindern hatte mich schon als Kind sehr berührt. Manchmal kam ich mir selbst wie esines der Schwanenkinder vor, dass getrieben von der Hoffnung auf Erlösung, Jahrhunderte lang durch Land ziehen musste. Doch Cathbad ging es nicht um die Schwanenkinder, genausowenig wie es ihm jemals um uns gegangen war. Es ging ihm lediglich um die Weissagung, die in diese Geschichte mit eingewebt worden war. Die von der Prinzessin des Südens, die den Prinzen des Nordens heiraten sollte, damit Lirs Kinder Erlösung erfuhren. Und tatsächlich sollte es eine Hochzeit geben! Zwischen einer silurischen Prinzessin und einem Prinzen der Briganten. 
Jeder wusste, dass mit der Prinzessin des Südens eine irische Prinzessin gemeint war, die einen irischen Prinzen des Nordens heiraten sollte, damit auf der Nachbarinsel endlich wieder Ruhe und Frieden einkehrte, wonach sich auch die Leute dort schon eine halbe Ewigkeit sehnten. Cathbad jedoch interpretierte diese anstehende Verbindung in die Geschichte hinein. Unser Auftrag bestand darin, die Prinzessin in den Norden zu ihrem Bräutigam zu führen. Also nicht mein Auftrag, denn ich sollte ja wohl wieder nach Iscalis. Dabei hätte ich mir vorstellen können, dass so eine Reise eine interessante Erfahrung sein konnte. Cathbad sprach mich auch deswegen nicht mehr an und ich wagte es nicht, ungefragt meine Stimme zu erheben. Wahrscheinlich hatte Calum ihn zu sehr gereizt. Louarn war, wie immer, wenn es wegen einem von uns Ärger gegeben hatte, für ihn in die Bresche gesprungen und hatte am Ende eine doppelt so schwere Aufgabe. Ich hingegen würde mich wahrscheinlich schon nach dieser Unterredung wieder vauf den Heimweg machen können.
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Als "Lucius Tarutius Corvus"
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Falke
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04-21-2024, 01:08 PM,
Beitrag #23
RE: Neuer Ruf an die Falken
"Prinzessin Rhian? Fünfzehn oder sechzehn Jahre dürfte sie sein?  Sie ist überhaupt die einzige von Rhydderichs Kindern, die noch am Leben ist. Ihr Onkel Heddwyn ist es ja, der über die Silurer herrscht“

Heddwyn war von zweifelhaftem Ruf. Sein Bruder Rhydderch, der vorige König,  war vor etwa zehn Jahren zusammen mit seiner Frau und anderen Kindern ermordet worden.
Wer genau hinter dem Mord gesteckt hatte, bekam niemand heraus. Manche nahmen an, dass es die Römer, die lieber einen schwächeren Herrscher über sein Volk bevorzugten, gewesen waren  oder eben sogar Heddwyn selbst, um an den Thron seines Bruders zu kommen.

Rhian war in der Todesnacht nicht dabei gewesen, und über Umwege hatte Cathbad das kleine, verschüchterte Ding  später für sich beansprucht. Damals hatte er noch nicht einmal einen festen Plan mit ihr, es gab in seinem Hirn nur ein Vielleicht, dass das Mädchen einmal wichtig werden könnte. Sicherheitshalber hatte man sie bei einfachen Leuten aufziehen lassen und ihr nicht einmal gesagt, wer ihre wirklichen Eltern oder ihre Abstammung waren.

"Rhian ist zu Pferd hergekommen, also kann sie reiten. Als ich ihrem Onkel Heddwyn offenbarte, dass sie noch lebt,  tat er so , als sei er höchst erfreut.“

Cathbad wiegte leicht den Kopf hin- und her:

"Es schien ihm eine exzellente Idee, seine Nichte in den Norden zu vermählen, weit weg vom Silurerland. Er versprach sogar,  fünf Krieger zu ihrer Eskortierung herzusenden. Aber ich sage euch, dass Rhian nicht nur von den Römern Gefahr drohen wird, sondern auch höchstwahrscheinlich von Heddwyns Agenten. Rhian bekommt einen starken Ehemann. Heddwyn könnte in ihm nicht nur einen Verbündeten sondern einen Rivalen sehen.  Deshalb kommt ihr ins Spiel, die Braut zu beschützen“

beantwortete Cathbad in seiner üblichen dunklen Art Louarns Fragen ausweichend:
"Louarn,  mein guter Louarn, ich bin weder Rhians Maiordomus noch werde ich euch begleiten. Meine Aufgaben sind wichtiger Natur. Die Römer werde ich euch vermutlich vom Hals halten können, doch die Silurer und die ganze Logistik sind ab sofort eure Angelegenheit“

Nun erst wandte er sich an Alun, nachdem er so getan hatte, als hätte er ihm gar nicht zugehört:

"Louarn – Fintan – Cinead  - und Alun. Ja, Alun, du solltest auch mitkommen. Deine Gabe, mit allen und jedem sprechen zu können, ist nicht zu unterschätzen. Ihr zusammen allein seid vierzig Krieger wert. Macht mir also keine Schande!“

Cathbad wusste, dass er Alun, der seine Brüder nicht in Stich lassen wollte, mit seiner Zustimmung  überraschte. Wie gesagt, es war seine Art, mit seinen Absichten im Dunkeln zu bleiben und sie plötzlich zu offenbaren.  Er spielte mit den Herzen der Falken wie der Herr von Annwn mit seinen Hunden.
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04-21-2024, 01:47 PM,
Beitrag #24
RE: Neuer Ruf an die Falken
Ich wusste nur ganz grob, wer wo ein König war oder auch nicht. Unser Volk war ehrlicherweise nicht unbedingt friedlich mit seinen Nachbarn, und das galt für jeden Stamm. Nicht umsonst hatten sich schon früher einige Stämme mit den Römern verbündet, nur um ihre Schlagkraft gegen die anderen zu erhöhen. Weshalb ich auch nicht davon ausging, dass sich daran so viel ändern würde, wie es für die Vertreibung der Römer nötig wäre. Aber das sagte ich nicht.

Wenn Rhian reiten konnte, war das schon einmal gut. Wahrscheinlich würde sie solch lange Strecken trotzdem nicht gewohnt sein und wund und voller blauer Flecke im Norden ankommen, aber zumindest musste ich ihr nicht noch beibringen, wie man auf einem Pferd sitzen blieb, ohne runter zu fallen, und wie man schnell galoppierte, falls es nötig sein sollte, ohne sich das Genick zu brechen. Den Rest konnte ich ihr unterwegs schon zeigen.
Ich hatte keine Ahnung, was ein Maiordomus sein sollte und warum Cathbad ein römisches Wort benutzte, aber ich fragte auch nicht nach, sondern überlegte nur. Ich hatte wirklich absolut keine Lust, mich mit irgendwelchen Silurern rumzuschlagen, die vielleicht, vielleicht auch nicht unsere Mission vereiteln wollten und in jedem Fall wahrscheinlich älter wären als wir und damit meinen würden, uns herumkommandieren zu können. Nein, da plante ich das lieber selbst, wie ich solche Reisen schon früher geplant und durchgeführt hatte. Wäre Dunduvan noch da, hätte ich mich ihm wahrscheinlich noch untergeordnet, aber Alun? Cinead? Fintan?! Dann kämen wir nie heil an, oder würden zwischendurch verhungern. Oder die Pferde. So sehr ich meine Brüder liebte und so sehr diese ihre eigenen Qualitäten hatten, aber die Logistik eines Kriegers gehörte nicht unbedingt dazu. Und ich war zwar bei allem, was Spionage, Zauberei oder – ach, keine Ahnung, Lesen! - anging, ihnen unterlegen, aber die Aufgabe als Leibwache beherrschte ich besser als sie.
“Dann reisen wir ab, bevor sie hier eintreffen. Sie sollen nachkommen und die Waffen mitbringen und sich ihren Weg nach Norden suchen. Wir reisen auf unseren eigenen wegen. Dann sind wir schneller und unauffälliger. Ich besorg uns noch ein paar Pferde, ich brauche nur Geld dafür.“ Ich wusste, dass Cathbad die finanziellen Mittel dafür hatte. Irgendwo hatte er immer ein paar Klumpen Gold bei sich. Finanzierung war nie unser Problem. “Und Getreide weiß ich auch schon, wo ich es bekommen kann. Ich brauch dafür drei oder vier tage. In fünf können wir dann abreisen.“ Wenn die Silurer erst in sieben kamen, sollten wir auch genug Vorsprung haben, falls sie uns folgen wollten. Aber ich hoffte einfach, dass sie friedliche Absichten hatten.
Und wenn nicht, Waffen konnten die Schmiede im Norden genausogut herstellen wie die im Süden. Sollten die Silurer ruhig ein paar Schwerter haben.
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Falke
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04-21-2024, 03:44 PM,
Beitrag #25
RE: Neuer Ruf an die Falken
"Uuh, Gruppenausflug!", sagte Fintan mit einem Lächeln. "Das wird aufregend. Ich besorge Instrumente, Drogen und alles was man noch so braucht für nen zünftigen Männerabend! Hm, wo man wohl Huren herkriegt so weit draußen..."
Für Fintan stellte sich die Frage, warum Cathbad die Kleine erst ihrem Onkel gezeigt hatte, nur um jetzt gegen diese zu arbeiten, wenn er sie loswerden wollte. Und was dachte sich der Onkel, solch einen Vorschlag überhaupt zu machen? Da waren für ihn noch zu viele Widersprüche drin. Ohnehin rechnete er damit, dass Cathbad allzu bald eine Mission finden würde, welche sie alle das Leben kosten würde. Spätestens wenn er zu dem Schluss kam, ihrer nicht mehr zu bedürfen.
Nun, sollte er mal. Er war auf so einen Fall vorbereitet, anders offenbar als Calum, der so tat, als wäre all das hier völlig neu für ihn. Er, Fintan, war nicht so dämlich, das Offensichtliche allzu laut rauszuposaunen. Er sagte viele lustige und dumme Dinge. Lächelte viel. Und die Leute machten den Fehler, sein Lächeln für echt und seine Albernheit für Dummheit zu halten. in Wahrheit traute er keinem hier. Nun, Louarn vielleicht, aber nur weil der zu dumm war, sie zu verraten.
"Also schön, ich werde dann wohl auch mal. Viel zu organisieren in den nächsten Tagen. Und ich werd mal schauen, ob ich CalCal nicht mal ein Mädchen besorge. Bei dem scheint sich'n bisschen was verstopft zu haben, das freigepustet werden muss."
Mit diesen Worten sprang er auch schon auf. In den nächsten Tagen wollte viel gefressen, gesoffen und gefi....eiert werden, um das Vakuum auszugleichen, das ihn in den nächsten Wochen und Monaten erwarten würde...
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04-21-2024, 04:47 PM,
Beitrag #26
RE: Neuer Ruf an die Falken
Dieses ganze politische Rumgeeire mit Königen und Römern ging mir herzlich am Arsch vorbei, aber zumindest würde ich mal wieder hier aus dem Süden rauskommen und wieder unterwegs sein können. Es war besser als immer nur in der Höhle zu hocken. Vielleicht konnte ich im Norden auch irgendwas hübsches für meinen Bruder finden und auf dem Rückweg mitnehmen. Er hatte immer Spaß mit all den Pülverchen, Kräuterchen und Mineralien die ich mitbrachte. 

Ich nickte dem Druiden nur zu, als dieser verkündete, dass ich mit Lou, Alun und Fintan aufbrechen sollte. "Ich geh jagen" sagte ich nur kurz und knapp und warf noch einen Blick in die Runde, ehe alle ihres Weges gingen um mit Reisevorbereitungen anzufangen. Nachdem wir zu fünft auf die Reise gingen würden ein paar Hasen kaum reichen. Ich würde auf dem Weg zum Gemeinschaftshaus mein Jagdzeug einpacken und ein Reh suchen gehen.
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04-29-2024, 09:43 AM,
Beitrag #27
RE: Neuer Ruf an die Falken
Ich hatte irgendwann abgeschaltet und war gedanklich schon auf dem Heimweg. Was würde Furius Saturninus sagen, wenn ich schon nach weniger als einer Woche wieder zur Arbeit erschien? Aber mir würde sicher etwas einfallen. Schließlich war ich ein Meister der Täuschung – mein ganzes Leben war nichts als eine Lüge.
So lauschte ich nur mit halbem Ohr, als Cathbad von Prinzessin Rhian sprach und erklärte, warum ihre Heirat mit einem Prinzen der Briganten vorteilhaft sei. Das interessierte mich nicht. Stattdessen ärgerte ich mich, warum ich überhaupt gekommen war. Cathbad hatte mir kaum zugehört! Doch ich würde mich niemals offen beschweren, denn der alte Druide hatte immer noch eine gewaltige Macht über mich.

Als ich dann nach seinem Monolog plötzlich meinen Namen hörte, blickte ich erschrocken auf. Cathbad sagte, ich solle ebenfalls mitkommen, wegen meiner Gabe, mit jedermann sprechen zu können. Zuerst konnte ich es nicht glauben und dachte, ich hätte mich verhört. Mir wurde heiß und kalt zugleich, aber dann realisierte ich, dass ich nicht nach Iscalis zurückkehren würde, sondern meine Brüder in den Norden begleiten sollte.
Die anderen, für die es normal war, dabei zu sein, nahmen es gelassen und kehten wieder zur Routine zurück: Louarn machte sich sofort wieder ans Planen, um sicherzustellen, dass wir unser Ziel erreichten. Fintan dachte nur an sein Vergnügen und machte derbe Scherze über Calum, während Cinead, wie immer verschlossen, verkündete, jagen gehen zu wollen.

Schließlich löste sich auch meine Starre. Meine Beine waren noch wacklig, als ich zu meinem Bruder sagte: "Ich komme mit und helfe dir, Louarn." Er hatte sich wieder einmal den größten Teil der Last aufgeladen, und ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte, als ihm meine Unterstützung anzubieten.
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Als "Lucius Tarutius Corvus"
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04-30-2024, 08:27 PM,
Beitrag #28
RE: Neuer Ruf an die Falken
Cathbad sagte nichts zu meiner Planung, also ging ich davon aus, dass ich das so machen konnte, wie ich es plante. Wahrscheinlich interessierte ihn auch überhaupt gar nicht, was ich machte, und erwartete nur, dass ich seinen Auftrag ausführte, egal wie.
Cinead verkrümelte sich auch mit einer kurzen Nachricht zum Jagen und Fintan zog das alles ins Lächerliche, wofür er von mir einen mehr als düsteren Blick bekam. Ehrlich, mir wäre lieber, er käme nicht mit, das würde mir viel Arbeit ersparen. Auch wenn sowas sehr selten vorkam und meinem Familiensinn widersprach, aber ich mochte Fintan nicht. Er verkörperte all die Dinge, die ich als falsch ansah. “Wenn du die Mission gefährdest, lass ich dich zurück“, gab ich ihm nur leise mit, obwohl ich mir sicher war, dass Cathbad es auch hörte. Wobei ich mir in diesem einen Fall sicher war, dass Cathbad darauf nicht wütend reagieren würde, denn ihm war keiner von uns wichtig, sondern immer nur seine Missionen. Aber in dem Fall wäre es mir auch egal. Wenn Fintan eher Hindernis als Hilfe war oder wenn seine Worte nicht wie meistens einfach nur seiner großen Klappe entsprungen waren, sondern er ernsthaft vorhatte, meine Cousine zu verführen und damit ihr Leben zu versauen, würde ich ihn von unserem netten, kleinen Ausflug ausschließen und barfuß in der Wildnis zurücklassen, so dass es zusehen konnte, wie er weiter kam. Ich hatte wenige Grenzen, aber die, die ich hatte, sollte besser niemand überschreiten.

Ich folgte ihm also mit finsteren Blicken, als Alun meinte, er wolle mir helfen. Wenigstens einer, auch wenn Alun von uns am römischsten aussah und wir uns deshalb wahrscheinlich nicht einfach aufteilen konnten, um die Dörfer abzuklappern. Aber egal, so hatte ich wenigstens Gesellschaft von einem Bruder, der nicht verrückt war.
Ich nickte ihm zu und versuchte, die düsteren Gedanken abzuschütteln, auch wenn es zu einem Lächeln nicht reichte. “Heute ist es schon ein wenig spät. Morgen früh bei Sonnenaufgang reiten wir los in die nächsten Dörfer. Wir vier haben Pferde, wir brauchen also noch eines für die Prinzessin, und mindestens zwei Packpferde. Und wir brauchen pro Person neun Stein Getreide, wobei das zu viel Gewicht für die Packpferde ist. Aber wir sollten sehen, was wir bekommen können, damit wir so wenig wie möglich anhalten müssen“, rechnete ich Alun grob vor, was wir in den nächsten beiden Tagen erledigen mussten, damit er auch mitüberlegen konnte, sofern er denn noch eine Idee hatte, an die ich gerade nicht dachte.
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Falke
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