Forum

[Bonni]

Bonni war enttäuscht über sich selber. Sie hatte sich von Agamanthes täuschen lassen. Sie hatte nun ihrerseits den vermeintlichen Luftzug dessen Peitsche über sich gespürt, unwillkürlich leicht die Zügel angezogen. Obwohl sie jetzt wusste, es war eine falsche Reaktion von ihr gewesen. Wie hatte ihr nur so etwas passieren können. Vorwärts stürmen hätte sie müssen. Nun war der Schaden da und sie hatte einen wertvollen Platz verloren. Womöglich würde der vor wut rasende Eisu ap Comux, zumindest glaubte sie das, sie nun als erste heftig bedrängen würde und sie hätte dadurch alle Hände voll zu tun, wenigstens den dritten Platz zu halten. „Lauft meine schönen, ihr könnt nichts dafür, es war meine Schuld, vielleicht könnt ihr mir noch helfen.“

[Wagenlenker]

Eisu Ap Comux hörte die Spottrufe aus dem Publikum, die ihm galten. Und auch die höhnische Bemerkung des römischen Kommentators. Eine Zornesader schwoll auf seiner Stirn.

Bonni fiel jetzt zurück und fuhr vor ihm; immer noch trieb sie ihre Stuten an. Welch ein herrliches Weib war sie doch, dachte er, wie gerne hätte er unter anderen Umständen ihre Gunst erbeten - als Sieger nämlich mit dem Lorbeerkranz auf dem Kopf, den er unter frenetischem Jubel abgezogen und ihr aufs rotgoldne hübsche Haupt gesetzt hätte.

Aber gerade war er am Verlieren. Eine Frau wie Bonni würde ihn nicht achten. Die Keltinnen wollten immer nur die Besten, und sie hatten bei allem ein Wort mitzureden.....

Unter Eisus Füßen bebte der dünne Boden des Rennwagens. Der aufgewirbelte Staub der anderen Wagen brannte ihm in den Augen. Immer noch blieb er zurück, und sein langsames Versagen war wie eine Folter für den stolzen Wagenlenker.
Am liebsten hätte er jemanden gepeitscht. Doch nicht Camulorix. Camulorix litt wie er selbst.

Auch diese Runde war Eisu Ap Comux Letzter.

[Wagenlenker]

Agamanthes hatte sich strategisch im Windschatten von Bonni und Frowin gehalten um die Kraft der Tiere zu schonen und eine günstige Gelegenheit abzuwarten. Diese hatte sich aber bisher nicht geboten, also musste sich der erfahrene Recke wohl seine Gelegenheit selbst schaffen. Er beschloss es Bonni heim zu zahlen und Gleiches mit Gleichem zu vergelten und ließ die Peitsche weit über Mistral und Bora hinaus zucken bis vor Bonnis Gesicht. Diese zuckte wie erwartet zusammen und ihre Pferde kamen aus dem Tritt wie erhofft. In diesem Moment schnellten Mistral und Bora voran und Agamanthes drängte sich zwischen Frowin und Bonni auf den zweiten Platz. Jetzt musste er nur noch Frowin irgendwie loswerden...viel Zeit blieb aber nicht mehr dafür.

[Frowin]

Frowin hatte Glück. Atemlos beobachtete er, wie Bonni abschlug. Er hatte die Kurve genutzt, um sie abzuhängen und gleich darauf die Tiere stärker angetrieben. Er gab darauf Acht, die beiden nicht zu verausgaben. Doch ihm war auch klar, dass er noch nicht aus dem Gröbsten raus war. Im Gegenteil, Agamanthes hatte sich in seinem Windschatten eingenistet und wenn er noch gewinnen wollte, würde er wohl bald seinen Zug machen. So sehr Frowin den erfahreneren Fahrer auch bewunderte, dies durfte nicht passieren, weshalb er sein bestes tat, dem Konkurrenten den Weg zu versperren und gleichzeitig auf die Strecke vor sich zu achten.
"Nur noch zwei Runden... Kommt schon, ihr zwei. Tragt mich zum Sieg!", keuchte er unter Spannung.

[Tiberius Furius Saturninus]

"Talent und strahlende Jugend vereint; zweifellos ein vielversprechender junger Gallier, der nun schon zwei Runden lange an der Spitze liegt; es ist sein erstes Rennen, verehrtes Publikum, sein allererstes, wird ihm Victoria gewogen bleiben oder heißt es hier auch, wer hoch steigt muss tief fallen?

Ein Fall würde so manches Tränchen fließen lassen bei der Mädchenwelt von Iscalis nehme ich einmal an, so wie die Begeisterung den jungen Damen ins Gesicht geschrieben steht.

… erfahre gerade, dass Agamanthes bereits zweiundneunzig Mal in die Arena gestiegen ist; zweiundneunzig Mal, verehrtes Publikum,  vielleicht erfahre ich auch später noch die Anzahl seiner Siege….denn ja, jetzt drängt er die Ikenerfürstin vom zweiten Platz und macht Frowin schwer zu schaffen...

es ist spannend, es ist atemberaubend,ein Wettfahren, welches in diesen meisterhaften Manövern unserer Lenker sogar in Rom seinesgleichen suchen würde…..

Die Schiedsrichter geben mir gerade die Resultate der fünften Runde per Handzeichen durch:

Frowin mit Leithengst Minos  für Furius Saturninus in Führung,
dann als Zweiter Agamanthes mit Mistral  für Plautius,
auf dem dritten Platz Bonni mit  Leitstute Belana  für …. die Herzen der Britannier, scheint mir, dem Jubel nach zu urteilen, der ihr von unseren keltischen Freunden zuteil wird .

und  auf dem letzten Platz  dümpelt Ap Comux mit Camulorix, der anscheinend lahmt… oha...die anscheinend beide lahmen ….

[Wagenlenker]

Agamanthes klebte so dicht an Frowin, dass dieser seinen Atem ja fast schon im Nacken spüren musste. Im Gegenzug ging es Agamanthes aber nicht anders mit Bonni, die nun in seinem Windschatten saß und lauerte. Er musste nun alles auf eine Karte setzen und leitete ein waghalsiges Überholmanöver ein, als Frowin plötzlich zurückfiel und Agamanthes und Bonni vorbei preschten. Der erfahrene Fahrer fragte sich kurz, was da passiert war? Es hatte so ausgesehen, als wäre das Pferd oder der Wagen über einen größeren Stein geholpert. Mehr Zeit für eine Analyse hatte Agamanthes allerdings nicht, da er alle Hände damit zu tun hatte, dass Bonni ihm nicht die Führungsposition abluchste. Er musste sich nur mental merken, dass er in der nächsten Runde an dieser Stelle auf der Außenbahn fahren sollte, falls es doch ein größerer Stein oder ein Hubbel war.

[Frowin]

Es geschah gerade, als er an der Tribüne vorbei fuhr, auf der auch sein Dominus saß. Alles, was er hörte, war ein lauter Ruf:
"Schiebung!", brüllte jemand und zog die Aufmerksamkeit des rothaarigen Lenkers auf sich. Halb empört, halb ungläubig und nur eine Sekunde ließ sich Frowin aus dem Konzept bringen. Doch das reichte schon.
Das nächste was er spürte, war ein heftiges Krachen, das den Wagen durchfuhr. Minos und Marinel wurden unruhig. Sicher waren sie gerade über einen Stein gebrettert oder so. Doch der Zustand des Wagens machte ihm große Sorgen.
In dieser Zeit waren Agamanthes und Bonni natürlich schon an ihm vorbei geflogen und der Junge schalt sich für seine Narretei. Was hatte er sich auch ablenken lassen? Jetzt würde er doch nie mehr gewinnen!
"Los, ihr beiden! Ihr holt sie wieder ein!", rief er nervös. Jetzt nur nicht letzter werden. Dann wäre die Blamage wirklich perfekt...

[Wagenlenker]

Der Weiße Römersklave,  der die ersten Runden über seine Pferde gezügelt hatte, ließ sie nun frei agieren. Die kleine Landsmännin mit ihren Stuten hing jedoch an ihm wie eine Klette. Ihr folgte der andere, der Blaue Römersklave. 
Nur Eisu Ap Comux trottete unter Schmährufen - man hatte wenig Mitleid mit Verlierern- auf dem hintersten Platz. 
Es gehörte dazu, gelassen und stolz verlieren zu können. Wer den Spott nicht vertrug, bekam noch viel mehr davon. Die Menge liebte nur die Sieger.

Der Dobunner war aber nun  gar nicht für das Ertragen geschaffen. Eine Ader zog sich über seine Stirn, als wolle sie gleich platzen. Sein Kiefer war so fest gespannt, als wolle er hervortreten.

Eine Frau rief ihm zu: "Spann dich selbst vor und stelle Camolurix auf den Wagen, vielleicht gehts besser wenn ihr tauscht!" und wollte sich ausschütten vor Lachen.

In seiner Frustration tat Eisu Ap Comux etwas, was er noch nie getan hatte: Er versetzte seinem lahmenden Leithengst einen gezielten Peitschenhieb auf dessen Kruppe. 
All seine Wut lag darin. 
Camulorix wieherte kurz und schrill. Das Schmerzwiehern verdampfte Eisus Wut zu Nichts. Was blieb war brennender Scham.

[Bonni]

Wenn der Rothaarige nur nicht für die Röer gefahren wäre, dann hätte sie das Mißgeschick ihm nicht so gegönnt. Trotz der weiteren Konzentratiom hörte sie das schmerzhafte Wiehern eines Pferdes. Es schmerzte sie auch, wie konnte man nur sein Pferd so behandeln, Obwohl sie es nicht gesehen hatte ahnte sie den Grund. Doch nun hieß es Aufpassen sie musste weiter Außen fahren, dazusich gleichleichzeitig an die Spitze setzen. Agamanthes durfte auf gar keinen Fall naußen scheren. Sie hatte bemerkt, dass Frowins Wagen einen kleinen Ruck durchfuhr und Agamenthes bestimmt auch. So würde er bestimmt ausscheren wollen. Das durfte nicht geschehen nur so könnte sie die Führung übernehen. „Lauft meine Lieblinge, nur so können wir gewinnen!“ „Alenja und Belana lauft“, das war Tristram, jubelte es in ihr. Ihre Herzen waren wieder einmal verbunden. Nun musste sie einfach gewinnen.

[Tiberius Furius Saturninus]

" Omnia mutatur heißt es in unserem allseits geliebten Rom, alles ändert sich, aber das gilt heute nicht für Eisu Ab Comux, der nicht mehr in seine Sandalen zu kommen scheint, ganz egal, wie sehr er mit seiner  Peitsche ein offensichtlich gehandicaptes Pferd malträtiert…..
doch Omnia mutatur gilt für Agamanthes, den Weißen, der in dieser sechsten Runde in Führung geht: Agamanthes für den werten Plautius, ja, sein Herr sitzt oben, das ist dieses höchst stattliche Mannsbild  in der Loge, das eventuell noch unbeweibt ist, wie ich höre, vielleicht ist das eine willkommene Information für die schönen Jungfrauen hier und ihre Väter …..
Unsere Ikernerfürstin verteidigt mit Charme und Geschick ihren zweiten Platz und lässt sich nicht abschütteln. Ob sie in jeder Lebenslage so anhänglich ist….hehe?
....ihr folgt Frowin der Blaue, der überaus attraktive Gallier aus furischem Stall...hat er ein technisches Problem? Hat da was gekracht? Bein und Achsenbruch kann man da nur wünschen, und dass der Wagen hält.....

und diese sechste Runde endet mit Agamanthes in Führung, gefolgt von Bonni, dann Frowin und  Eisu Ap Comux als Letzter"