04-01-2025, 03:18 PM,
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Claudia Sabina
Nachfahrin von Kaisern
   
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[Gästezimmer] Hin und wieder zurück - Neuanfang
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(03-20-2025, 03:37 PM)Claudia Sabina schrieb: Anaxaretes Kur wirkte. Ich war körperlich rasch wieder hergestellt und nach dem Liegen im Wochenbett kam der Tag, an dem ich aufstand und mich nackt im Spiegel betrachtete. Körperlich sah ich aus wie früher, schlank mit einer schmalen Taille und gerundeten Hüften; vielleicht waren meine Brüste etwas rundlicher geworden.
Alles, was geschehen war, erschien mir jetzt - vielleicht auch dank des Opiumtrankes, den ich getrunken hatte - wie ein ferner Traum. Ich wusste, dass es meinem Sohn Marcus Iulius Cator Minor bei Stella gut gehen würde, bis sein Vater ihn holen ließ. Und die Großeltern in Rom, die den Erbenkel schon sehnsüchtig erwarteten, würden ihn zweifellos verwöhnen und lieben. Es gab sehr viele Menschen, die ihn liebten. Er war nicht ausgesetzt oder verlassen worden. Dennoch blieb ein Stachel, ein ganz tiefer Schmerz, bis auch der weniger wurde, obwohl er nicht verging. Nicht das Schicksal, sondern wie man ihm begegnete, das war es doch, was alles ausmachte.
Als die Zeit vorbei war, machte ich mich bereit, um nach Londinium zurück zu kehren. Vermutlich war Petilius Vindex schon angekommen, da die Schiffe schon wieder fuhren. Lucius Petilius Vindex, mein zukünftiger Ehemann....
Ich war also wieder zurück in Londinium und genoss Fabia Tertias Gastfreundschaft. Fabia Tertia war wie immer über alles auf dem Laufenden, was Gerüchte anbetraf. Sie erzählte mir unter anderem, dass der Sohn des LAPP, Petilius Vindex wohl in Londinium angekommen war. Es kribbelte mir heftig im Magen vor Aufregung, doch ich ließ mir nichts anmerken:
"Und wie ist er so?", fragte ich ganz beiläufig.
" Soll gutaussehend sein. Eine glänzende Partie. Ganz Londinium wird versuchen, ihm seine heiratsfähigen Töchter zuzuführen. Ich hörte da vom hübschen Nachwuchs des Quästors, eine zarte Jungfrau, zwar erst zwölf Jahre alt, doch verloben kann man ja schon einmal...", erzählte sie.
Fabia Tertia gab wohl wirklich nur Hörensagen weiter, dennoch fühlte ich einen kleinen Stich. Zumindest früher hätte man zehn oder fünfzehn Jahre Altersabstand zwischen Braut und Bräutigam als ideal betrachtet.
Nervtötender war Fabia Bassa, die mich strahlend umarmte und mir zuflüsterte, dass wir nun endlich die Gelegenheit hatten, beste Freundinnen, ja wie Schwestern zu werden. Sie war mittlerweile hochschwanger und schwärmte mir weiterhin von ihrem so großartigen Ehemann und ihrer "kleinen, gemeinsamen Welt" vor, in der sie nichts lieber tat, als Pertax seinen arbeitsreichen Bürotag von der Stirn wegzuküssen.
"Ach, mein Pertax ist so gutaussehend und virulent", endete sie.
Ich wollte gerade teilnahmsvoll nachfragen, ob ihr Gatte wirklich so schlimme Krankheiten übertrug, da dämmerte es mir, dass sie "viril" meinte. So war Bassa eben!
Um nicht ganz dusselig im Kopf zu werden, setzte ich mich an zwei eigenhändige Schreiben, da ich noch immer keine Sekretärin hatte (und Nefertem gehörte jetzt dem Furius).
Eines ging an den werten Plautius Leander, meinen Tutor; ein anderes aber an meine liebe Freundin Kiki. Sie war aus Fabia Tertias Haus ausgezogen, und ich wusste noch nicht, wohin. Rosula, die keine der Landessprachen so richtig sprach, war mir keine Hilfe, sie wiederzufinden. Aber Plautius Leander hatte Kiki ja das restliche Gesellschafterinnengehalt ausgezahlt, daher hoffte ich, dass er mir die neue Adresse geben konnte, sobald ich ihn wieder traf.
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04-02-2025, 02:45 PM,
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Claudia Sabina
Nachfahrin von Kaisern
   
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RE: [Gästezimmer] Hin und wieder zurück - Neuanfang
Das erste Schreiben gab ich Agamedes mit, der zu meiner Überraschung sagte, es täte ihm mal gut, sich die Beine zu vertreten. Mein alter Hauslehrer war gescheit genug, sich zu einer gegebenen Adresse durchzufragen. Das zweite Schreiben würde ich erst erst abliefern können, wenn ich Kikis neue Adresse hatte.
Mein erster Brief war folgender:
An C. Plautius Leander
Villa Plautia
Londinium
Mein werter Tutor Plautius Leander, Claudia Sabina grüßt dich mit Ehrerbietung
und Zuneigung zugleich und hofft, dass du und die Deinen sich wohlbefinden
und alle bei bester Gesundheit sind.
Ich bin wieder zurück in Londinium und genieße die Gastfreundschaft der guten
Fabia Tertia. Natürlich interessiert es mich brennend, wie weit die Hochzeitsverhandlungen
gediehen sind, und bitte lass meiner weiblichen Neugier gegenüber Milde walten, alles
sonst, was Du mir über meinen zukünftigen Bräutigam zu berichten weißt,
wie stets, vertraue ich auf dein kluges Urteil.
Teile mir mit, wann Du für mich Zeit findest, dann komme ich dich besuchen.
Vale Claudia Sabina
PS: Wenn du mir die Adresse meiner früheren Gesellschafterin geben könntest, würde ich mich freuen
![[Bild: Claudia-1-1.png]](https://i.postimg.cc/cLNP4MY9/Claudia-1-1.png)
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Ich hoffte so sehr, dass Plautius Leander auch mit Vindex und nicht nur mit dessen Pater Familias gesprochen hatte.
Der Brief an Kiki lautete wie folgt, und ich siegelte ihn nicht:
Meine beste Kiki,
ich habe hoffentlich jetzt herausgefunden, wo du wohnst, und daher kann ich dir diesen Brief schicken.
Ich bin wieder zurück und im Hause der sittenstrengen Mutter unserer guten B. untergekommen.
Glaube nicht und nie, ich hätte dich vergessen oder wüsste nicht, wer in früheren Tagen eine treue Freundin bei all meinen Vorhaben war.
Ich freue mich darauf, dich wiederzusehen
s. v. b. e. e. v. C. S.
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Gestern, 07:06 PM,
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Claudia Sabina
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RE: [Gästezimmer] Hin und wieder zurück - Neuanfang
Rosula brachte mir Post. Ich erkannte, dass das Schreiben von meinem werten Tutor stammte, und so erbrach ich das Siegel und las ihn für mich, will sagen, halblaut vor:
Caius Plautius Leander Claudiae Sabinae s.d.
Da du wieder in Londinium verweilst, kann ich dir wohl gratulieren, die Geburt überstanden zu haben. Ich hoffe, dass du dich ebenfalls bester Gesundheit erfreuen kannst und die Nachwirkungen wenn nicht jetzt, so doch bald verklungen sein werden.
Die Hochzeitsverhandlungen sind soweit abgeschlossen, das Angebot deiner Familie über die Mitgift wurde als ausreichend großzügig empfunden. Lediglich ein geeigneter Termin muss noch gefunden werden, um die Ehe zu schließen.
Von deinem zukünftigen Bräutigam kann ich nicht viel berichten, ich sah ihn nur einmal kurz.
Falls deine Neugierde dadurch nicht hinreichend gestillt sein sollte, kann ich dir in vier Tagen* am Nachmittag ein paar Stunden einräumen, wenn du zur Villa Plautia kommen magst.
Was deine frühere Gesellschafterin angeht, so werde ich es zwar sicherlich bereuen, es dir mitzuteilen, aber sie wohnt in einem Haus, das Petilinius Pertax an sie vermietet hat, südlich des Forums und westlich des Isistempels, in der Nähe des Brunnens mit den springenden Fischen und dem Wegschrein für Mercurius.
Vale bene
Ich ließ den Brief sinken. Die Hochzeitsverhandlungen schienen gut gelaufen zu sein.
Das meine Geburt eingeleitet worden war, hatte ich Plautius Leander, der mir nun dazu gratulierte, zu verdanken. Einen Moment kribbelte mein Bauch, und mein Körper reagierte, als ich daran dachte, wie viel Lust er mir bereitet hatte. Leider würden wir das nie wieder tun. Mein Kopf hatte das bereits beschlossen, doch mein verräterischer Leib schien sich noch nicht damit abgefunden zu haben. Isis sei Dank hörte ich auf meinen Kopf.
Über Petilius Vindex schrieb Plautius Leander - einen Halbsatz. Dennoch hatte er mir etwas voraus, er hatte meinen zukünftigen Bräutigam zumindest schon einmal gesehen. Ich hoffte aber, dass er mir zumindest angedeutet hätte, wenn jener wie Polyphem oder wie Thersites aussähe, allerdings hatte mir ja Petilius Rufus schon mitgeteilt, dass er ( im Gegensatz zu diesen) einen liebenswerten Charakter besäße.
Trotzdem: Ich würde so etwas wie pünktlich in vier Tagen auf der Matte der Villa Plautia stehen. Plautius Leander hatte ihn gesehen Ich musste unbedingt mehr erfahren.
Kikis neue Adresse entlockte mir ein Schmunzeln. Kiki war Pertax neue Mieterin, und Petilinius Pertax besaß nur hübsche Immobilien, was mir zeigte, dass meine Freundin stets nach oben fiel, wenn sie denn wollte. (Die Adresse würde ich sofort mit meinem Griffel löschen; nicht dass eine der Sklaven die Tabula fand und diesen Sachverhalt an Bassas Mutter weitergäbe)
Meinen eigenen Brief, da ich die Adresse ja wusste, änderte ich ein wenig:
Meine beste Kiki,
ich habe endlich deine neue Adresse erfahren und daher kann ich dir diesen Brief schicken.
Ich bin wieder zurück und im Hause der sittenstrengen Mutter unserer guten B. untergekommen.
Glaube nicht und nie, ich hätte dich vergessen oder wüsste nicht, wer in früheren Tagen eine treue Freundin bei all meinen Vorhaben war.
Ich brenne darauf, dich wiederzusehen, und möchte wissen, wie es Dir ergangen ist.
s. v. b. e. e. v. C. S.
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Dann ließ ich Agamedes rufen und fragte ihn, ob er nicht wieder einen kleinen Spaziergang durch Londinium machen wollte. Er hatte nichts dagegen, und ich gab ihm eine Beschreibung mit, wohin er mein Brieflein bringen sollte:
" Ein Haus des Petilinius Pertax, südlich des Forums und westlich des Isistempels, in der Nähe des Brunnens mit den springenden Fischen und dem Wegschrein für Mercurius, gelegen"
Agamedes nahm mir die Tabula ab:
"Das werde ich nicht verfehlen, Herrin", sagte er mit einem kleinen Lächeln. >>>
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