Forum

[Aulus Balventius Scapula]

Ein breites Lächeln zeichnete sich auf meinem Gesicht ab. Ja, er war es! Der hübsche Bengel aus der Taberna, mit dem ich auf ein Zimmer gehen wollte. Doch leider hatte das nicht ganz geklappt. Leider! Aber was aufgeschoben war, war ja nicht aufgehoben! Wie wäre es jetzt mit einem netten kleinen Stelldichein? Von mir aus konnte der Barbar auch mitmachen, wenn er wollte. Allein bei dem Gedanken daran, wollte sich bereits bei mir etwas regen.
"Ach ja, es ist ja ganz kuschelig hier, nicht wahr!" gab ich ihm zur Antwort. "Natürlich steht Iscalis in  keinem Vergleich zu Rom!" gab ich zu Bedenken. Wahrscheinlich begriff er gar nicht, wovon ich sprach. Ich glaubte ja nicht, dass er jemals dort gewesen war. "Ja. es ist sehr bedauerlich, dass wir uns zwischenzeitlich nicht über den Weg gelaufen sind. Aber was hindert uns daran, nicht jetzt etwas Zeit miteinamder zu verbringen? Oder biet du im Auftrag deines Herrn unterwegs?" Das wäre natürlich sehr schade!

[Frowin]

Frowin lachte, bewunderte den weltgewandten jungen Mann jedoch auch für seine Kenntnisse ferner Länder.
"Ich will Rom so gerne einmal sehen", seufzte er sehnsüchtig. Tatsächlich hoffte er, dort einmal fahren zu dürfen. Schaffte er das, dann schaffte er alles, dachte er voller Vorfreude.
Dann jedoch kam sein Gegenüber darauf zurück, sich mit ihm treffen zu wollen. Er hatte das damals für Höflichkeit gehalten und nicht ernstlich angenommen, dass sich Balventius wirklich für ihn interessierte. Jetzt jedoch, wo so viele seine Nähe wollten, kam ihm das schon natürlicher vor.
Frowin lachte gutmütig.
"Tatsächlich komme ich gerade von meinem Dominus und bin auf dem Weg nach Hause. Doch ich habe es nicht eilig. Was schwebt dir vor? Willst du die Taberna wieder aufsuchen?"

[Aulus Balventius Scapula]

"Ja, das wollen sie alle!", gab ich schmunzelnd zurück. Wer träumte nicht von Rom? Nun ja, die Barbaren mal ausgenommen. "Vielleicht wirst du eines Tages ein so berühmter und erfolgreicher Wagenlenker sein. Dann könntest du sogar in Rom im Circus Maximus fahren!" Nicht dass ich dem Jungen zu nah trat, doch daran glaubte ich nicht. Aber der Bengel konnte ja noch eine Weile weiter träumen.

Zu meiner Freude hatte er doch tatsächlich  noch etwas Zeit, bevor er wieder nach Hause musste.
"Was mir vorschwebt?", fragte ich und grinste. Konnte sich der Bengel das nicht denken? Ich war doch sicher nicht der einzige, der ihm Avancen machte!
"Nein, nicht die Taberna. Ich hätte da eine bessere Idee!" Wie ich gehört hatte, gab es in diesem Kuhkaff doch tatsächlich ein luxuriöses Etablissement, in dem man auch stundenweise ein Zimmer mieten konnte. Da wollte ich mit meinem hübschen Jungen hin. Er, ich und zur Not auch noch der blonde Barbar meines Bruders! "Sagt dir das Haus des roten Mondes etwas, mein junger Freund?"

[Frowin]

Frowin lachte verlegen. Dass Balventius ihm das zutraute, fand er einfach großartig. Aber genau dies waren ja auch seines Herrn große Pläne für ihn. Und sein großer Traum.
"Meinst du wirklich? Oh je, dann muss ich mich deines Vertrauens ja würdig erweisen!" Der junge Sklave fand den eigentlich Fremden überaus einnehmend. Er schien zu wissen, wie man mit Menschen redete und hätte sicher einen guten Politiker abgegeben. Er wollte sich schon in die Richtung der Taberna aufmachen, als ihm seine neue Bekanntschaft einen anderen Vorschlag machte. Einen sehr unerwarteten.
"Das Haus des Roten Mondes!?", wiederholte er verwirrt, gleichzeitig interessiert. "Ist das nicht dieses teure...? Aber das kann ich mir nicht leisten. Es tut mir leid, ich bin kein reicher Mann wie du. Vielleicht solltest du allein hingehen?"

[Aulus Balventius Scapula]

"Ja, natürlich!" entgegnete ich ihm grinsend. Und wie er sich meines Vertrauen als würdig erweisen würde. Zwar nicht unbedingt als Wagenlenker, sondern in ganz anderen Bereichen, in denen er ganz sicher auch Potential besaß. 

Der Hübsche wollte schin in Richtung der Taberna laufen, als ich ihm sagte, dass ich einen viel besseren Platz kenne. Natürlich hatte das örtliche Freudenhaus seinen Preis, den sich ein Sklave, auch wenn er ein zukünftiger Star des Circus Maximus war, nicht unbedingt leisten konnte. Doch ich grinste nur. "Mach dir wegen des Geldes keine Sorgen, mein Freund! Dafür komme ich auf." oder sollte ich besser sagen, mein Bruder? Was konnte ich dafür, wenn er mich in einen garstigen Abstellraum einquartierte?
"Komm einfach mit!" entgegnete ich im, und schlug den Weg zum Haus des roten Mondes ein.

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[Narcissus]

Es hatte einige Zeit gedauert, doch schließlich hatte Narcissus den Schmiedegesellen – den ehemaligen Schmiedegesellen – ausfindig gemacht. Irgendwann hatte der hübsche Knabe ja mal auftauchen müssen.
Der Kurtisan verlor keine Zeit, als er den Jungen auf dem Forum erkannte und stockte zunächst kurz. Er wirkte hagerer, sehniger. Als hätte er in kurzer Zeit Gewicht verloren und an Muskeln zugelegt. Ein Schatten lag unter seinen Augen. Schön war er dennoch allemal. Er hatte Atreus schon vorgeschlagen, es mal ordentlich zu… sich mal kennenzulernen. In den Jungen wäre er mal gern geraten. Doch es schien Atreus unangenehm gewesen zu sein, weshalb er damit aufgehört hatte.
„Heda! Atreus, richtig?“, rief er und schloss zu dem Jungen auf, der sich umdrehte und erst einmal schluckte. Narcissus war diese Reaktion bereits gewöhnt. Er kam eben gut an bei Männern und Frauen. „Halt doch mal an, ja?“
„Oh, salve!“, grüßte der Junge höflich. „Narcissus, richtig? Aus dem, äh…“
„Haus des Roten Mondes“, grinste der Schönling. „Immer noch nicht bereit, uns mal besuchen zu kommen?“
„Ich, äh… also, ich… weiß nicht, äh…“
„Ich mache nur Spaß“, grinste Narcissus. „Sag, du bist Schmied, oder? Ich hätte da ein Jobangebot für dich.“
Erstaunt blickte der Jüngling drein, ganz als dächte er, Narcissus würde ihn in ihr Haus einladen. Nun, kein Zweifel, dass der Bursche der Renner wäre, aber das meinte er nicht.
„Weißt du, einer meiner Freunde, ein keltischer Schmied, ist auf der Suche nach einem Lehrling. Und da bist natürlich du mir eingefallen.“
„Oh!“, rief Atreus erfreut. „Danke! Ich meine… wow, das ist wirklich nett von dir.“
„Ach, ich hatte nur angeboten, dich zu fragen. Er hat viel Arbeit gerade. Du wirst ihn kennen. Es ist der Goldschmied Owain aus Cheddar.“
Atreus machte große Augen.
„Ja, von dem hört man schon einmal. Seine Werke sollen toll sein. Leider…“
Narcissus hob eine Augenbraue.
„Leider?“
Der Junge wirkte wirklich etwas geknickt.
„Ich habe schon etwas anderes gefunden“, erklärte Atreus. „Es tut mir leid. Es klingt wie eine großartige Chance.“
Narcissus seufzte.
„Schade. Ich hatte fest damit gerechnet“, gab er zu. Außerdem knüpfte er gern Kontakte, machte Leute bekannt – und erinnerte sie später daran, dass er ihnen mal geholfen hatte. „Keine Chance?“
Atreus lächelte bedauernd.
„Nein, leider nicht. Oh, aber… wenn du jemanden suchst, den du dem Schmied vorstellen kannst, dann hätte ich da jemanden.“

>>> Casa Liciniana

[Flavianus Pytheas]

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Pytheas hatte sich gewünscht, dass der Kaiser ihn vergessen würde. Nun war Kaiser Vespasian tot. Die Provinzialverwaltung hatte dreitägige Trauer angeordnet.
Der Medicus machte ein angemessen betrübtes Gesicht. Vespasian war ein guter, gerechter Patron gewesen, obwohl er ihm unter all den vielen nie nahegestanden hatte. Er hatte ihn eigentlich nur von seinem Vorgänger übernommen. 
Doch die Trauer machte einem anderen Gefühl Platz. Dem von Hoffnung und Freude: Ich bin frei, jubelte etwas in ihm. Titus weiß nicht einmal, dass ich existiere. Er hat meine Dienste nie benötigt. Bis er meinen Namen im Haushaltsbuch findet, kann ich alt und grau sein. Und dann: Wir sind frei. das muss ich sofort Atreus erzählen. Wir sind frei, und mit seinem Namen und unserem Geld können wir hinreisen, wohin wir wollen. Erinnerst du dich, Atreus? Pytheas, der berühmte Entdecker, dessen Name ich trage, schrieb von einem Land, in dem das Wasser gerinnt wie Milch. Gefriert meinte er wohl. Wir könnten das und noch mehr mit unseren Augen sehen, wenn wir so mutig sind wie der erste Pytheas....
Pytheas würde Trauerkleidung anziehen. Als Klient des Verstorbenen wurde auch erwartet, dass er an allem Gedenken teilnahm, und Pytheas war nicht der Mensch, sich einer Pflicht zu entziehen.
Und dennoch blickte der einstige Sklave, der Freigelassene Flavianus Pytheas gegen den Himmel und dankte dem Schicksal. 
Wegen der Staatstrauer geziemte sich nicht, zu rennen. Doch da die Praxis im Neubaugebiet geschlossen blieb, machte er kehrt und ging zur Villa Octavia zurück >>>