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Das Haus der Bronwyn
05-02-2023, 08:56 PM,
Beitrag #11
RE: Das Haus der Bronwyn
Louarn bejahte ihre Frage. Also auch die anderen beiden waren Waisen. Oh nein! Eine Erkenntnis, die sie noch weiter hinab zog. Aber auch das, was Louarn dann sagte, dass es in diesem Land sehr viele Waisen gab seitdem die Römer hier waren, erschütterte sie noch mehr. Sie konnte nur den Göttern danken, dass ihre Heimat bis jetzt von den Römern verschont geblieben war!

"Nein, ich werde nichts sagen. Ich verspreche es!" antwortete sie ruhig, auch wenn sie noch so viele Fragen hatte. Aber sicher gab es einen Grund dafür, der aber auch nicht preisgegeben werden durfte. Nun schämte sie sich wirklich, dass sie ihn so angegangen hatte. "Es tut mir leid, was ich gesagt habe und vor allem, wie ich es gesagt habe. Ich sollte jetzt besser ins Haus gehen!" Niedergeschlagen wandte sie sich zur Tür und öffnete sie.
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05-02-2023, 09:37 PM,
Beitrag #12
RE: Das Haus der Bronwyn
Ich nickte, dankbar aber auch irgendwie etwas deprimiert, als sie mir versprach, es nicht anzusprechen. Auf die vorwurfsvollen Blicke meiner Brüder konnte ich gut verzichten, und eigentlich wollte ich Niamh aus alle dem ja raushalten. Aber trotzdem fühlte es sich ziemlich beschissen an, es von ihr zu verlangen, und irgendwie waren ihre Nachfragen ja auch… keine Ahnung. Es wäre schön, jemanden zu haben, mit dem ich reden konnte. Auch wenn das gefährlich für sie war, und gefährlich für uns, und überhaupt nicht weise. Trotzdem sehnte sich mein Herz danach und ja, ich vermisste auch irgendwie sie. Die Art, wie sie mich angesehen hatte, und wie sie meine Nähe und Wärme gesucht hatte. Und wenn ich daran dachte, wie ich sie gesehen hatte an dem Tag, als sie eingezogen war, und mir vorgestellt hatte, das wäre unser Haus und sie meine Frau und das unser Leben, und nicht der Mist, der nunmal mein Leben war, da konnte man ja mal etwas wehmütig werden.

Sie wollte jetzt doch ganz rein gehen, also trat ich vom Türrahmen zurück, damit sie die Tür auch gefahrlos öffnen konnte und ich sie nicht so sehr bedrängte. “Es muss dir nicht leid tun. Du konntest es ja nicht wissen, und ich hätte dir vielleicht früher was sagen sollen.“ Und ich würde auch gerne. Ich wusste nur nicht, wie.

“Niamh?“ hielt ich sie ein letztes Mal zurück, weil ich schon wieder hin und hergerissen war zwischen dem, was ich wollte, und dem, was ich haben konnte. Als sie sich umdrehte und mich nochmal ansah, war ich einen Moment lang davor, etwas wirklich dummes zu sagen, oder zu ihr zu gehen diesen kleinen Schritt und etwas wirklich dummes zu tun. Aber in dem Moment hörte ich hinter mir Schritte und wurde so an meine Brüder erinnert, die sicher zum Gemeindehaus gingen, dass ich, was auch immer gerade in meinem Kopf gewesen war, losließ und nicht aussprach. “Wir sehen uns sicher noch“, sagte ich also stattdessen und riss mich von ihr los und ließ all das, was in einem anderen Leben hätte sein können, erst einmal zurück.
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Falke
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05-17-2023, 11:51 PM,
Beitrag #13
RE: Das Haus der Bronwyn
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Niamh war heulend zurück ins Dorf gerannt. Zunächst hatte sie nach Louarn gesucht. Doch seine Hütte war verlassen. Ebenso war sein Pferd verschwunden. Sie verstand nicht, was das bedeuten sollte. Aber ja, er hatte ihr ja ganz deutlich zu verstehen gegeben, dass er nicht an ihr interessiert war. Trotzdem hätte er sich ruhig von ihr verabvschieden können! Enttäuscht verließ sie seine Hütte und begab sich in ihre Eigene.

Immer noch schluchzte sie. Sie war so fassungslos darüber, was letzte Nacht geschehen war. Dunduvan hatte es lediglich mit Beltane zu entschuldigen versucht. Sie selbst konnte sich kaum daran erinnern, wie es überhaupt dazu gekommen war. Wie war sie nur in Dunduvans Arme gelangt? Aus freien Stücken hätte sie das nie getan!  Aber sie hatte doch auch ganz deutlich ihren Verlobten vor sich gesehen. Doch es genügte dann nur ein kleiner Blick in Bronwyns Garten, um zu verstehen, was passiert sein musste! Ein Zaubertrank, oder besser gesagt eine Droge hatte sie heute Nacht zum Narren gehalten. Wer immer das auch gewesen war, er hatte sein Ziel damit erreicht!

Eine Weile saß sie auf ihrem Bett und starrte die Wand an. Immer noch rannen ihr die Tränen über die Wangen. Wieder und wieder fragte sie sich, warum sie nicht einfach zu Hause geblieben und mit ihrer Familie gestorben war. Ihr wurde übel dabei, wenn sie an die Konsequenzen dieser Nacht dachte. Ein Beltanekind, so wie Dierna es hatte. Ein Kind, dass seinen Vater nicht kennen würde. Denn dunduvan würde wohl kaum zu ihr zurückkommen, wenn sie tatsächlich schwanger geworden war.

Sie hielt es hier nicht mehr länger aus. Sie musste hinaus an die frische Luft! Am besten dorthin, wo sie ganz allein war und wo ihr keine Pärchen entgegen kamen, die die Nacht miteinander verbracht hatten. Sie lief hinaus in den Wald. Weg vom Dorf und weg von der Quelle. Sie hatte eine große Abneigung gegen diesen Ort. Wie hatten die Götter das nur zulassen können?
Schluchzend lief sie weiter und weiter. Dabei bemerkte sie nicht, dass sie längst nicht mehr allein war. Jemand war ihr gefolgt!
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05-18-2023, 06:34 AM,
Beitrag #14
RE: Das Haus der Bronwyn
Die Drei Männer hatten sich aufgeteilt, so dass sie aus unterschiedlichen Richtungen zuschlagen konnten. Noch so ein Debakel, wie das mit den beiden toten Kopfgeldjägern, sollte es diesmal nicht werden!

Corax hatte sich zwei starke Männer unter den Sklaven herausgesucht, so wie es ihm sein Herr befohlen hatte. Seine beiden Begleiter entsprachen von ihren Äußerlichkeiten eher den Einheimischen. Darauf hatte er geachtet. So würden sie nicht sofort auffallen. Einer der beiden war Divico, ein rotblonder Gallier, der es gewohnt war, hart zu arbeiten und daher einen kräftigen und muskulösen Körperbau aufwies. Der andere hieß Brigo, ein blonder Germane. Er war eher ein Mann fürs Grobe. Ohne mit der Wimper zu zucken tötete er seinen Gegner. Der ehemalige Gladiator hatte zwar schon ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel als Corax, was aber  seine Qualitäten keineswegs schmälerte.

Brigo hatte die Nachhut gebildet und hatte ein Auge darauf, dass dem Vögelchen niemand gefolgt war. Corax für seinen Teil hatte sich schon gefreut, den rothaarigen Kelten wieder zu treffen. Doch wie es den Anschein hatte, war er längst über alle Berge. Aber man sah sich im Leben ja oft ein zweites Mal!
Divico hatte einen großen Bogen geschlagen und war parallel gelaufen, als sie die Verfolgung aufgenommen hatten. Er würde für das Überraschungsmoment sorgen. Dann, wenn sie zugriffen.

Tagelang waren sie unterwegs gewesen. Sie hatten zuerst die ganze Umgebung von Iscalis abgesucht. Die Spuren der Kopfgeldjäger waren durch den vielen Regen kaum noch erhalten geblieben. So mussten sie improvisieren. Den Weg zum Heiligtum hatten sie schließlich nach einer langen erfolglosen Suche eingeschlagen. Divico hatte eines Abends beiläufig von dem anstehenden Fest der Kelten gesprochen. und tatsächlich! Unterwegs waren sie auf die angefressenen Überreste der beiden Kopfgeldjäger gestoßen. Am Tag von Beltane hatten sie schließlich das Heiligtum mit der Quelle und dem Dorf erreicht. Dort hatte bereits ein buntes Treiben geherrscht. Etliche junge Leute hatten sich bereits eingefunden, um am Abend den Sommerbeginn zu feiern. Die Drei hatten sich unter die Besucher gemischt und hielten Ausschau nach der Irin und ihrem Begleiter. Bis zum Abend hatten sie beide ausmachen können und verfolgten von weitem jeden einzelnen ihrer Schritte. Eigentlich hatten sie schon in der Nacht versucht, zuzugreifen. Doch das hatte sich dann doch als extrem schwierig herausgestellt. Geduld war daher angebracht gewesen. Nun sah es tatsächlich danach aus, dass ihr Plan aufgehen würde!

Niamh erschrak plötzlich, als eine feste Hand sie von hinten packte.  Aus ihrem Schluchzen wurde ein Schreien, das allerdings von niemandem gehört worden war. Mit Ausnahme ihrer Verfolger natürlich. Ehe sie sich versah, war sie von drei Männern umzingelt, von denen sie zumindest einen wiedererkannte. "Corax!", rief sie verwundert. Dann spürte sie einen Schmerz auf ihrem Kopf. Ein dumpfer Schlag und alles wurde dunkel um sie herum.
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