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[Astérios]

Eine steile Falte hatte sich zwischen Astérios Augenbrauen gegraben. Während sich zugleich seine Lippen zu einem schmalen Strich zusammen pressten. Als sein kýrios dann auch noch taumelte, griff der Korinther rasch zu, um seinen Herrn vor einem Sturz gen Boden zu bewahren.

“Wir sollten zuerst an deiner Standfestigkeit arbeiten.“

Mahnte der junge Mann und nahm seinem Dominus kurzerhand das Übungsschwert aus der Hand. Jenes legte er in das Gras und wandte sich auch schon seinem jungen Herrn zu.

“Ich werde nun versuchen dich umzuwerfen kýrios. Und du sollst mir deine Standfestigkeit beweisen. So weit verstanden?“

Wollte Astérios von seinem jungen Herrn wissen und ließ den Nautius keine Sekunde aus seinem Blick. Schließlich ging der Sklave seinen Dominus an und versuchte dessen Beine wegzukicken, während er seinen Oberkörper zugleich mit seinen Armen umschlungen hielt.

[Marcus Nautius Philus]

Er wurde doch etwas verlegen bei Astérios' Vorgehen. Eine solche Ehrlichkeit kannte er so nicht. Normalerweise redeten die Leute ihm mehr nach dem Mund. Er sagte sich, dass er es ja so hatte haben wollen. Er hatte schon geglaubt, dass sein Stand nicht so übel war, doch scheinbar sah der Grieche dies anders. Er nahm ihm das Schwert ab, was wohl das Signal war, dass man kriechen musste, bevor man Marathons lief. Meh. Dabei hatte er das Kämpfen lernen wollen.
Nun atmete er ruhig durch. Nun erst recht! Philus nahm einen Stand ein, wie ihm der Sklave gezeigt hatte, doch etwas schien er immer noch nicht richtig zu machen. Als ihn Astérios in die Arme nahm und ihm die Beine wegschlug, fiel er um wie ein Stapel Ziegel und nur die Arme seines Lehrers hielten ihn da noch aufrecht.
"Autsch!", rief er. "He, ich hab doch alles gemacht, wie du es gesagt hast!"

[Astérios]

Nachdem der Grieche seinem kýrios die Beine unter dem Boden weggezogen hatte, bemerkte Astérios, wie sein Herr ins straucheln geriet und ohne Zweifel einfach umgefallen wäre. Wären da nicht die Arme des Sklaven gewesen, die sich um den Oberkörper des Blonden geschlungen hatten, um diesem am tatsächlichen Fall zu hindern. Bei dem leisen Wörtchen 'Autsch' huschte ein feines Schmunzeln über die Lippen des jungen Mannes, während er seinem Dominus zu einem festen Stand verhalf und einen Schritt zurück trat.

“Du hast nichts falsch gemacht kýrios. Ich wollte nur deine Standfestigkeit testen und da bist du mir auf den Leim gegangen. Du hättest mich auch einfach abwehren können, in dem du mich zurück stößt. Zum Beispiel.“

Erklärte Astérios mit einem ruhigen Klang in seiner Stimme und ließ seinen Blick über die Statur seines Herrn gleiten.

“Wir werden einfach weiter üben.“

[Marcus Nautius Philus]

Philus musste trotz des Schrecks doch ein wenig lächeln.
"Ich bin dir nicht böse, Astérios", sagte er. "Du hast Recht, wir werden einfach weiter üben. Irgendwann bekomme ich das schon hin. Du hast wohl stets hart trainiert, was?"
Ohne Aufforderung nahm Philus wieder die Stellung ein, die ihm der Sklave gezeigt hatte. Er wollte das immerhin schaffen. Ihm kam in den Sinn, dass er sich mit dem Griechen einen hervorragenden Kauf geleistet hatte. Lehrer, Diener und Leibwächter in einem, da war der Preis wirklich gerechtfertigt gewesen.
"Lass es uns nochmal versuchen. Jetzt bin ich vorbereitet", sagte Philus angespannt. Er wollte sich ja nicht vollkommen blamieren.

[Astérios]

Als sein kýrios meinte, dass er ihm nicht böse wäre, nickte Astérios lediglich. Was sollte er daraufhin schon erwiedern? Stattdessen lauschte er den Worten des jungen Mannes und musterte seinen kýrios.

“Mein Ausbilder hatte uns tagein und tagaus trainieren lassen. Schließlich sollten wir unseren einstigen kýrios beschützen.“

Erklärte der Dunkelhaarige auf die fragenden Worte seines Herrn und musterte den Nautius noch immer mit diesem stoischen Gesichtsausdruck. Als sein kýrios abermals, ohne weiterer Worte, die Ausgangsstellung einnahm, huschte tatsächlich ein Lächeln über die Lippen des Korinthers.

“Wir sollten es aber auch nicht übertreiben kýrios.“

Warnte Astérios seinen Herrn, während er sich selbst gegenüber des Blondschopfs postierte. Einige Wimpernschläge vergingen, in denen der Korinther seinen Herrn einfach nur musterte. Nur um urplötzlich auf den Blonden zuzustürmen, um ihn abermals zu Boden zu ringen.

[Marcus Nautius Philus]

Diesmal stemmte sich Philus gegen den erwarteten Angriff. Es gelang ihm schon besser, doch der Grieche hatte weitaus mehr Kraft und lange konnte er sich nicht auf den Beinen halten.
"Hoah...", machte er, auf dem Boden liegend und sich den Kopf reibend. "Meine Güte, dein Training scheint sich jedenfalls gelohnt zu haben... Tagein Tagaus, ja? Merkt man... Auch wenn ich's mir nicht vergnüglich vorstelle...
Ich glaube, ich habe für's erste genug... Außerdem muss ich später noch weiter arbeiten. Was sagst du, gehen wir ins Balneum und machen später weiter?"

[Astérios]

Als sich sein kýrios gegen den erneuten Angriff seines Sklaven stemmte und sein Stand wahrlich nicht mehr so schwammig wirkte, musste Astérios zustimmend schmunzeln. Sein junger Herr lernte schnell. Und dennoch war es sein Herr der auf dem Boden landete und noch dazu mit seinem Kopf aufschlug, so dass der Sklave erschrocken die Luft anhielt. Oh nein. Hoffentlich hatte sich sein junger Herr bei diesem rüden Angriff seines Sklaven nicht ernsthaft verletzt. Angstvoll begann Astérios Herz dem Sklaven bis zum Hals zu schlagen. Als sein Herr sich dann jedoch den Kopf rieb und seine Stimme erklingen ließ, entließ Astérios die angehaltene Luft zwischen seinen Lippen und reichte seinem Herrn die Hand, um diesem beim Aufstehen behilflich zu sein. Dies war er ihm schuldig. Immerhin war der griechische Sklave schuld, dass sein Herr nun auf dem Boden lag; wie ein Marienkäfer.

“Ich bin ein Sklave kýrios. Ich habe keinerlei Mitspracherecht.“

Erwiederte Astérios mit seiner ruhigen Stimme, in der weder Anklage noch Anschuldigung lag.

“Wenn du möchtest, können wir später das kleine Training fortsetzen.“

Erwiederte Astérios mit einem Schmunzeln auf seinen Lippen und hob die Übungsschwerter auf, um diese in den kleinen Holzschuppen zu bringen. Danach kehrte der Sklave zu seinem Herrn zurück, um diesen in Richtung des Balneums zu begleiten.