In alter Zeit
hätte ich meinem zukünftigen Schwager den Beistand meines Schwertes versprochen. Doch wir lebten nicht mehr in diesen alten Zeiten. Wir wünschten uns alle ein zufriedenes Leben mit unseren Familien unter der Pax Romana.
Heute sollte auch ein fröhlicher und unbeschwerter Tag werden: Meine liebe Schwester wurde Eisu Ap Comux anverlobt. Es war ein Versprechen für die Zukunft, denn natürlich mussten wir noch unserem Vater in Portus Itius schreiben und um seine Einwilligung bitten.
Schon in der Frühe war der Hof mit Immergrün und Weißdorn und Blumen geschmückt, und die Comuxleute hatten ihre prächtigsten Gewänder angezogen.
Ich selbst trug den prächtigen, in bunten Farben gewebten Mantel, den Gerlinda angefertigt hatte; eine Spange mit einem Pferdesymbol und einen Stirnreif, um mein offenes Haar zu bändigen; dazu meine Frame, meinen Speer.
Feuer brannten, und Bratgruben waren ausgehoben worden; die Lage der Sklaven, die hinuntersteigen mussten, um den Spieß zu drehen, war nicht beneidenswert, aber sie wechselten ab, und der Duft, der von den Kochstellen aufstieg, versprach allen, auch dem Geringsten, herrliche Genüsse.
Ich suchte nach meinem Sohn Quiwon, und ich fand ihn an Meister Cunos Seite. Ich hatte erfahren, dass dieser kein keltischer Barde war; Barden oder Filid gab es diesseits des Flusses Avon nicht mehr. Er war nur ein schlichter Hofsänger. Mit meinem Sohn hatte er jedoch große Geduld, er zeigte ihm, wie man der Harfe Töne entlockte.
Dann sang er ein Lied, das die wehmütige Süße der alten Welt der Dobunni verkörperte....
Verlobt, verliebt, sie wirbelten im Funkenregen,
Am Feuerkreis, im Mondlichtschein
Die Flammen flüstern alte Lieder
Ihr Tanz wirft Schatten, wild und klar
Silber strömte vom Mond
über ihre ineinander verschlungenen Hände
Und die Nacht atmete leise,
als sie im Rhythmus der Glut versanken
Ich verstand den Text nicht, aber wenn ich lauschte, spürte ich eine unbestimmte Sehnsucht nach weiten Himmeln und einer Wasserlandschaft, die am Horizont mit den Wolken eins wurde. Es war mir, als hätte ich diese Weise in den Sabrinamarschen schon von ganz weitem gehört, wenn es dort still gewesen war.
Ich wartete auf Frau Abendstern, meine Fridila und auf meine Schwester, die heute nun in den Brautstand treten sollte.