Io Saturnalia!
Einige Monate waren seit unserem Ausflug aufs Land ins Land gezogen und meine unkontrollierte Morgenübelkeit in den letzten ein, zwei Wochen bestätigte, dass mein Leib bereits wieder gesegnet war, auch wenn man nur ganz vage ein wenig Bauchansatz sehen konnte. Ich hatte nichts gegen die ehelichen Pflichten per se, aber ich vermisste dieses animalische Herumgejuckel nicht unbedingt, wenn ich schwanger war. Da heute ein Festtag war, wollte ich es meinem Gatten später sagen und ich hoffte, dass er sich natürlich freuen würde. Was allerdings die ehelichen Pflichten anging, so würde er sich bestimmt Erleichterung auch bei einer der Haussklavinnen holen können. So etwas störte mich nicht, da es ja das gute Recht des Hausherren ist sich seiner Sklavinnen zu bedienen und in der Beziehung war ich nicht wirklich eifersüchtig. Außerdem konnte man immer neue Sklaven gebrauchen und hausgeborene waren besonders fügsam.
Phoebe wollte schon meine Haarbürste ergreifen, um mir wie jeden Tag mit meinen Haaren zu helfen, aber dieses Mal nahm ich ihr entschlossen die Bürste aus der Hand. "Nicht heute, liebste Phoebe. Du weißt doch, was heute für ein Tag ist!" meinte ich nur gutgelaunt und legte selbst Hand an vor meinem silbernen Spiegel sitzend. Ich war bei weitem nicht so begabt wie Phoebe mit meinen Haaren, aber vollkommen unfähig war ich ja auch nicht. Nachdem ich meine langen Locken ausgebürstet hatte, schickte ich Phoebe zum Frühstück in die Küche und nutzte die paar Minuten um schnell ihr Geschenk zu verpacken. Betrachis hatte es letzte Woche heimlich vom Markt geholt für mich, als sie mit Cassia unterwegs gewesen war, und ich wollte Phoebe mit einem zarten, silbernen Armband überraschen heute.
Schnell versteckte ich das kleine Bündel zwischen meinen Kopfkissen, ehe ich mich wieder der Bändigung meiner braunen Locken widmete und diese zu einem Knoten in meinem Nacken zusammenfasste mit der Hilfe von einem Dutzend rauchblauer Wollstreifen, die die gleiche Farbe wie das einfache rauchblau der furischen Bedienstenkleidung hatte. Auch ich schlüpfte in eine warme Untertunika aus Wolle und zog dann das rauchblaue Gewand über und gürtete es in der Taille mit einem gewebten Wollgürtel. Fertig war das Ensemble mit einfachen Hausschuhen und einem zarten Silberkettchen um den Hals, das mir als jungem Mädchen geschenkt wurde und mehr ein Erinnerungsstück als kostbarer Schmuck war.
Nachdem ich fertig war, aß ich noch eine Kleinigkeit, auch wenn es mir nach zwei Bissen wieder zum Hals heraushing und ruhte noch ein wenig aus nach einem weiteren Anfall von Übelkeit. Sobald die Schwangerschaft sichtbar wurde, würde es sich wieder geben. Das war schon bei Saturnina und bei Carus auch so gewesen. Bis dahin musste ich einfach durchhalten. Nach den Saturnalien sollte ich aber den Medicus bestellen, damit dieses Mal hoffentlich alles in Ordnung war. Ich hoffte, dass ich nicht wieder so viel liegen musste wie bei Carus. Als es dann Zeit für die Geschenkübergabe war, schickte ich Phoebe schon einmal ins Atrium, ehe ich ihr Geschenk einsteckte und dann mit meinem Mann zusammen ebenfalls ins Atrium aufbrach.
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