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Angebot und Nachfrage
10-05-2024, 11:54 PM,
Beitrag #1
Angebot und Nachfrage
Taurus hatte viel zu tun dieser Tage. Er hatte sich kaum Zeit genommen, seinen neuen Palast so richtig zu genießen. Vielmehr musste er sich mit der Stadt vertraut machen und ausloten, wohin er expandieren würde.
Eine besonders wichtige Begegnung hatte er bereits hinter sich gebracht. Er hatte sich mit diesem aufgeblasenen Patrizier Furius getroffen und ihm demonstriert, wer hier der Chef war. Freilich war es dem Dämlack vermutlich noch nicht selbst klar geworden, doch von seinem Schlag durfte man nicht zu viel Schläue erwarten. Sie dachten, die ganze Welt verbog sich für sie und ahnten deshalb nicht, wenn sich eine Schlinge zuzog, selbst wenn ihnen der Strick längst um den Hals lag.
Doch Furius sollte freilich nicht hängen, dachte Taurus zufrieden. Der Mann war mehr eine Gans, die man ausnehmen konnte solange es einem beliebte.
Er konnte Patrizier nicht leiden. Ihre Arroganz stach in der Nase wie ein übler Geruch und behandelten ihn von oben herab trotz seiner Erfolge. Er war intelligenter als sie alle. Und er hatte vor, dies dieser Stadt klarzumachen. Irgendwann würde er den Ritterstand anstreben für seine Familie... Doch noch hatte es Zeit.

Heute widmete sich Taurus einer Marktbeschauung. An seiner Seite war sein vierzehnjähriger Sohn, Cursor, der sich gewöhnlich still gab. Wie auch seiner Frau war es dem Jungen gar nicht recht gewesen, in die Provinz zu ziehen. Ein Einwand, den Taurus wie üblich ignoriert hatte. Für ihn zählte grundsätzlich, was er selbst für gut befand. Insofern war er in der Zwickmühle, was seinen Sohn betraf. Einerseits wollte er dem Burschen die Flausen austreiben und ihn zu einem Mann machen, der dem Familiennamen Ehre machte. Andererseits hatte er mit Kindererziehung nichts im Sinn. Der einzige Grund, warum er ihn mitgenommen hatte, war seine Frau, die er in ihrem derzeitigen Gemütszustand nicht mit dem Jungen allein lassen wollte. Er mochte mit ihm nichts im Sinn haben. Sie hasste ihn jedoch.
Metella war eifersüchtig wie Hera. Schlimmer eigentlich, denn Hera war irgendwo auf dem Olymp. Metella war hier. Jede Stunde des Tages hier... Eines Tages würde ihr nochmal was Unglückliches passieren, dachte Taurus unglücklich, doch wenigstens gab sie was seine Liebschaften betraf Ruhe, seit sie ein eigenes Zimmer zum 'spielen' bekommen hatte. Eigentlich war auch Taurus ein recht eifersüchtiger Typ, der es nicht leiden konnte, wenn sie andere Männer trafen. Was seine Frau betraf, war dies jedoch nur von Vorteil, denn so ließ ihn die Furie in Frieden, der er eh nie wieder zwischen die Schenkel kriechen wollte.

"Vater schau! Der Viehmarkt!"
"Was hast du denn mit Kühen und Schweinen im Sinn?", fragte Taurus, der die Auslage einiger Schmuckhändler begutachtete. Er überlegte, wem er einen Vertrag anbieten wollte.
"Ich wollte mal die Hunde sehen", sagte Cursor und erstmals horchte Taurus auf.
"Hunde?", fragte er leise und überlegte. Hunde waren gut. Große Tiere für angehende Männer, die sie erziehen mussten und darüber auch etwas über sich selbst lernten. Nein, er fand die Idee ganz und gar nicht schlecht, musste er zugeben, denn er selbst und sein Bruder hatten auch einen besessen, damals. Außerdem hob es vielleicht die Laune des doch recht einsamen Jungen, der hier oben noch niemanden kannte. Eigentlich keine üble Idee (denn dies hielt ihm seinen Sohn vielleicht etwas vom Leib).
"Schön", sagte er, "Lass mich dies hier noch anschauen, dann sehen wir, ob wir bei den Viechern auch einen strammen Hund finden. Aber keinen Schoßhund. Du bist nicht deine Schwester..."
[Bild: 3_15_08_22_9_36_30.png]
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10-06-2024, 10:40 AM,
Beitrag #2
RE: Angebot und Nachfrage
Eigentlich war ich nicht sehr erpicht darauf, in Iscalis zu sein. Es gab einfach zu viele schlechte Erinnerungen hier, die leider die schöneren überwogen. Doch ab und an führte kein Weg daran vorbei. Seit der Brunneneinweihung war mein Bekanntheitsgrad noch gestiegen. Nun kannten mich auch die weniger begüterten Bewohner der Stadt. Was natürlich nicht hieß, dass sie jetzt bei mir Schlange standen. Doch hin und wieder suchte man mich für kleinere und profanere Arbeiten auf. Statt der Bronzestatue fürs Atrium waren es hier dann eher neue Kessel, Werkzeuge, manchmal vielleicht auch kleine Götterfigürchen oder schlicht und ergreifend nur Reparaturen. Für Letztere schickte ich meist einen meiner Gehilfen los. Doch hin und wieder musste ich mich selbst auf den Weg in die Stadt machen. Die meisten meiner römischen Kunden hatten sich an meinen Aufzug gewöhnt. Nur weil ich mit Römern verkehrte, verzichtete ich nicht auf meine Hosen, die zumeist aus kariertem Stoff oder auch gegerbtem Leder gefertigt waren. Auch verzichtete ich auf einen römischen Kurzhaarschnitt. Das würde Deirdre sicher gar nicht gefallen - und mir auch nicht.

Heute war so ein Tag, an dem ich selbst nach Iscalis geritten war. Am Morgen hatte ich einige Aufträge ausgeliefert und mich danach noch einer Reparatur gewidmet. Nun war noch etwas Zeit, bevor ich wieder nach Cheddar zurückkehrte. Die nutzte ich gerne auf dem Markt, denn manchmal fand man dort nützliche Dinge, die es im Dorf nicht gab. Außerdem freute ich mich immer, wenn ich für Deirdre etwas Schönes fand. So schlenderte ich eine Weile über den Markt, blieb hin und wieder an einem der Stände stehen, um mir etwas genauer anzuschauen, und lief dann weiter. Mein besonderes Interesse galt auch den Schmuckhändlern. Nicht etwa, weil ich dort etwas kaufen wollte. Vielmehr ließ ich mich durch ihre Ware für meine eigenen Stücke inspirieren. Außerdem konnte mein geschulter Blick sofort sehen, ob eine Arbeit gut oder nicht so gut ausgeführt war.

Ich hielt mich gerade am Stand eines Schmuckhändlers auf, der in der Tat einige hübsche Kleinodien in seiner Auslage hatte. Mit römischem Schmuck war ich mittlerweile schon recht vertraut. Doch einige Stücke von diesem Stand hier schienen aus einer fernen Provinz zu stammen. Teils waren sie mit bunten Edelsteinen besetzt, teils mit üppigen Ornamenten verziert. Während ich versuchte, mir die Machart eines der Schmuckstücke genauer einzuprägen, wurde ich kurz abgelenkt. Der Römer, der sich gerade am gleichen Stand aufhielt, unterhielt sich mit seinem halbwüchsigen Sohn über Hunde. Nein, eigentlich war es keine richtige Unterhaltung, mehr ein kurzer Wortwechsel. Ich sah auf und warf einen unauffälligen Blick auf Vater und Sohn. Beide waren sehr gut gekleidet, was darauf hindeutete, dass sie wahrscheinlich keine armen Schlucker waren. Ein wenig erinnerte mich der Kerl an den Furius. Aber nur ein wenig, denn ihm fehlte das Übermaß an Arroganz, das von ihm ausging. Seine Wortwahl war auch anders, vielleicht etwas bodenständiger. Natürlich konnte ich mich auch irren.

"Die besten Hunde hier in der Gegend gibt es in Cheddar!", hörte ich mich plötzlich sagen. Dabei lag es mir fern, mich in familiäre Dinge einzumischen oder gar ein Gespräch vom Zaun zu brechen. Also widmete ich mich sogleich wieder dem Schmuck.
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10-06-2024, 12:09 PM,
Beitrag #3
RE: Angebot und Nachfrage
Selbst noch überrascht von seiner ungewöhnlichen Duldsamkeit am heutigen Tag, horchte Taurus auf, als jemand davon sprach, die besten Hunde gäbe es in ... wo? Schädda?" Neugierig blickte er sich um und lenkte den Blick auf den jungen Mann, der mich angesprochen hatte. Eine wunderliche Erscheinung. Glatt rasiert, doch mit langen Haaren und mit volkstümlichen 'Hosen'... Nun, dachte Taurus belustigt, ihn selbst konnte man mit seinen Bartstoppeln wohl auch als wunderlich bezeichnen. Als Bewunderer schöner Menschen fand er den jungen Mann zudem nicht hässlich, aber das gehörte kaum hierher. Vorbehalte besaß er nicht. Er kam in seiner Arbeit mehr herum als der allgemeine Römer und kannte daher weitaus mehr kulturelle Variation, die ihn nicht störte.
Sein Sohn schien da schon zurückhaltender zu sein. Der Knirps war nie aus Rom herausgekommen und inmitten all dieser Kelten fühlte er sich unwohl.

Taurus trat vor.
"Entschuldige, du sagtest etwas von... Schädda? Ist das ein Dorf in der Nähe? Ich und meine Familie sind gerade neu hierher gezogen. Ich bin Händler und Spediteur, freut mich. Der Name ist Lucius Caecilius Taurus. Kaufst du auch hier ein?"
Er bemerkte die prüfenden Blicke, die der junge Mann den Schmuckstücken zuwarf.
[Bild: 3_15_08_22_9_36_30.png]
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10-07-2024, 03:10 PM,
Beitrag #4
RE: Angebot und Nachfrage
Das hatte ich nun davon! Hätte ich doch bloß meinen Mund gehalten! Aber es war zu spät. Während der Sohn des Römers mich misstrauisch beäugte, als hielte er mich für einen keltischen Menschenfresser, war sein Vater deutlich offener. Er wollte wissen, was Cheddar sei. Typisch, dachte ich. Seinesgleichen hatte sich hier in unserem Land breitgemacht, ohne zu wissen, wo sie überhaupt lebten oder wer ihre Nachbarn waren. Doch er lieferte sofort eine Erklärung nach: Er sei erst kürzlich mit seiner Familie nach Iscalis gezogen.

Ich hob erneut den Blick, und diesmal trafen sich unsere Augen. "Cheddar ist ein keltisches Dorf, etwa eine Stunde Fußweg von hier entfernt," erklärte ich ruhig und sachlich. "Und nein, ich kaufe hier nicht ein," fügte ich lächelnd hinzu. "Ich hole mir nur ein wenig Inspiration. Den Schmuck stelle ich selbst her, denn ich bin dort in Cheddar der Schmied. Mein Name ist Owain."
Der Schmuckhändler warf mir  nach so viel Offenheit einen bösen Blick zu. Wäre der Römer nicht dabei gewesen, hätte er mich wohl von seinem Stand verjagt. Besser ich trat einen Schritt zurück.

Der Römer – genauer gesagt, Lucius Caecilius Taurus – hatte erwähnt, dass er Händler und Spediteur sei. Das erklärte seinen Reichtum und vermutlich auch den Grund für sein Hiersein. Den Legionen folgte oft ein Heer von Händlern, die versuchten, mit den Unterworfenen Handel zu treiben, die dabei gelegentlich selbst zum Handelsgut wurden. Außerdem sorgten sie dafür, dass die Römer, die sich im Laufe der Zeit hier niedergelassen hatten, ein angenehmes Leben führen konnten. "Ein Händler und Spediteur, also? Das klingt nach einer vielseitigen Tätigkeit. Womit handelst du üblicherweise, Lucius Caecilius Taurus?“, wollte ich wissen.
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10-12-2024, 03:21 PM,
Beitrag #5
RE: Angebot und Nachfrage
Taurus lauschte mit Interesse den Ausführungen des jungen Mannes. Er sprach gutes Latein und wirkte angepasst. Wie tadellos. Und ein Schmied war er auch. Womöglich ein guter Geschäftskontakt. Mit Kunst aus den Provinzen konnte man in Rom einen hübschen Penny machen.
"Ich weiß nicht, ob du hier Inspiration finden wirst", murmelte er abschätzig und würdigte den Händler keines Blickes mehr. Nun zeigte jedoch auch der junge Mann namens Owain Interesse an seinem Beruf. Ja, vielleicht kam man miteinander ins Geschäft.
"Nun, ich handle mit allem, was mich interessiert", sagte er lächelnd, "was die Erzeugnisse talentierter Schmiede natürlich einschließt. Vielleicht hast du Interesse, mir deine Werke einmal zu zeigen und wir können über geschäftliches reden."
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10-14-2024, 03:46 PM,
Beitrag #6
RE: Angebot und Nachfrage
Ich hob eine Braue. Natürlich witterte der Römer sofort ein Geschäft. Aber es war auch eine Gelegenheit, und vielleicht konnte ich seine Bekanntschaft eines Tages zu meinem Vorteil nutzen.

"Ich zeige dir gerne meine Arbeiten, Lucius Caecilius Taurus", sagte ich ruhig. "Eigentlich brauchst du dir nur den Brunnen vor dem Gebäude der Provinzverwaltung anzusehen, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Die Bronzestatuen dort stammen von mir."

Caecilius Taurus hatte mir auf meine Frage jedoch nur eine vage Antwort gegeben. Er handele mit allem, was ihn interessiere. Auch mit Sklaven? Der Gedanke daran bescherte mir Übelkeit und ließ meine natürliche Abneigung gegen Sklavenhändler sofort wieder wachsen. Leute, die sich am Leid anderer bereicherten, waren für mich nur Abschaum. 

"Vielleicht gibt es tatsächlich eine Möglichkeit, dass wir ins Geschäft kommen", fuhr ich fort, ohne meine wahren Gedanken zu verraten. "Aber bevor wir darüber sprechen – erzähl mir mehr über deinen Handel. Womit verdienst du genau dein Geld?"
Ich wollte es nun genauer wissen, bevor ich mich weiter auf diesen Mann einließ.
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10-14-2024, 08:59 PM,
Beitrag #7
RE: Angebot und Nachfrage
Taurus' Lächeln wurde eine Spur breiter. Er meinte, zu erkennen, was der Schmied mit seiner Frage bezweckte. Er handelte bereits seit Jahren mit Provinzen und stolzen Nationalisten. Sie alle dachten da gleich - obwohl ihre eigenen Völker doch nicht selten auch Sklaven hielten...
Dennoch neigte er den Kopf.
"In erster Linie stelle ich die Infrastruktur für Handwerker und Händler bereit. Um es anders auszudrücken, ich bin Lieferant. Einige Artikel kaufe ich auf eigene Faust und veräußere sie, wenn ich eine Gewinnchance sehe. Ja, meine Karawanen haben schon in Einzelfällen Sklavenhändler und ihre ... Gefangenen beschützt. Ich selbst handle nicht mit Sklaven und halte diese Gelegenheiten selten, da größere Wachkontingente vonnöten sind, solche Trosse zu schützen, als für Töpferwaren und andere Artikel."
Er vermied es, die Sklaven als 'Ware' zu bezeichnen. Er hatte das Gefühl, sein Gegenüber würde dies nicht gut auffassen.
"Ich hoffe, dass dich dies nicht von einem Kennenlernen abhält, wackerer Schmied.
Die Statuen werde ich mir gleich ansehen. Wo kann man dich finden, sollte ich Interesse haben? Gefällt mir deine Arbeit, würde ich dich gern für eine weitere Besprechung in mein Haus einladen."
Er besaß da noch eine leere Taberna in seinem Haus, für die er noch einen Mieter suchte, der dort Handel treiben mochte. Natürlich kannte er weder Owain noch sein Können, dennoch zog er in Betracht, jemanden wie ihn dort seine Künste veräußern zu können.
"Bist du interessiert?"
Taurus war ein Römer durch und durch. Sklaverei lehnte er keineswegs ab. Doch er begegnete möglichen Geschäftspartnern mit dem ihnen gebührenden Respekt, anders als so mancher Patrizier, die andere Menschen als minderwertig betrachteten. Behandelte man so Handelspartner, so würde man bald nichts mehr zum Handeln haben. Taurus machte sich keine Illusionen. Ja, er gab diesen Leuten die Chance auf Reichtum, doch er war derjenige, der das Angebot unterbreitete, der Bittsteller.
Noch.
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10-23-2024, 11:33 AM,
Beitrag #8
RE: Angebot und Nachfrage
Der Römer redete weiter. Während er sprach, ließ ich die Worte auf mich wirken. Seine Art, das Geschäft zu beschreiben, ließ mir genug Raum, um zu erkennen, was er war: ein Mann, der jede Gelegenheit ergriff, um Profit zu machen, egal ob es sich dabei um Töpferwaren oder Menschen handelte. Er versuchte, sich von den Sklavenhändlern zu distanzieren, aber in meinen Augen machte das keinen Unterschied. Er hatte sich schon längst mit deren Geschäften eingelassen, und auch wenn er behauptete, nicht direkt zu handeln, spielte er doch eine Rolle in diesem dreckigen Geschäft mit der Ware Mensch. Sein Lächeln verriet, dass er sich der Macht seiner Worte bewusst war. Aber mich beeindruckte das wenig. Ich spürte nur, wie sich ein bitterer Geschmack in meinem Mund ausbreitete. Vielleicht handelte er nicht direkt mit Sklaven, aber er hatte auch keine Bedenken dagegen. Das reichte mir, um ihn mit Vorsicht zu betrachten. Doch der Gedanke, meine Werke in der Stadt einem noch breiteren Publikum präsentieren zu können, war verlockend. Ich wusste, dass es eine Gelegenheit war – die Frage war, ob der Preis dafür nicht zu hoch war. Ich hatte nicht vor, mich von einem Römer, egal wie freundlich er sich gab, in eine Abhängigkeit treiben zu lassen.

"Ich werde darüber nachdenken," sagte ich schließlich mit ruhiger, aber bestimmter Stimme. "Du kannst mich in Cheddar in meiner Schmiede finden, wenn du noch mehr meiner Arbeiten sehen willst. Frage einfach nach Owain, dem Schmied. Aber du sollst wissen, ich arbeite nur unter Bedingungen, die für beide Seiten fair sind."  Damit war die Richtung vorgegeben. Ich hielt seinem Blick stand, wartete, wie er darauf reagieren würde. Es ging nicht darum, ihm einfach nur zu gefallen. Ich wollte sicherstellen, dass ich die Kontrolle behielt, wenn ich überhaupt in Betracht zog, mit ihm ins Geschäft zu kommen.
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10-27-2024, 11:18 PM,
Beitrag #9
RE: Angebot und Nachfrage
Taurus bemerkte wohl die Zurückhaltung des jungen Mannes. Lag es an der Sklaverei-Geschichte? Er hatte so seltsam gefragt. Doch was Taurus betraf, sollten diese Kelten sich mal nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Auch ihr Volk kannte Sklaverei, eine Praktik, die aus einem Menschen die Katze machte und aus einem die Maus. Die Kelten waren es bisher nur gewöhnt gewesen, die Katze zu sein.
Natürlich wollte er sich potenzielle Geschäftspartner nicht zum Feind machen. Zumal es keinen Grund gab, freie Männer wie Sklaven zu behandeln. Er bemerkte wohl, dass ihn der Schmied zu sich nach Hause einlud, statt ihn bei sich zu besuchen, wie er es lieber gehabt hätte. Denn wer wen daheim aufsuchte, bestimmte beim Handel auch, wer der Bittsteller war und wer nicht.
Doch, dachte sich Taurus, war das womöglich gar nicht schlecht. Der Stolz des Jungspunds mochte etwas deplatziert sein, doch bot sich die Gelegenheit, diesen bei der Arbeit zu begutachten und auch seine Waren gleich am Entstehungsort zu betrachten.
"Das klingt gut. Dann kann ich mich auch direkt nach den Hunden umsehen, die du empfohlen hast", sagte Taurus, der ohne Umschweife dem Schmied eine Hand zum Einschlagen hinhielt. "Faire Bedingungen sollst du bekommen. Nur so kommt ein guter Handel zustande, mit dem beide Seiten zufrieden sind. Ich will dich nicht ausnutzen, also erwarte doch mein Kommen gern noch im Laufe der Woche. Ich schicke dir vorab einen Boten mit der Zeit, sodass du mir absagen kannst, falls es dir nicht gut passt. Es war mir eine Freude."
Er wandte sich an seinen Sohn.
"Verabschiede dich, Cursor."
Der Junge, nun etwas mutiger, nachdem sein Vater ein gewöhnliches Gespräch mit dem Blonden geführt hatte, nickte dem Kelten zu.
"Einen guten Tag noch wünsche ich", sagte der Junge.
[Bild: 3_15_08_22_9_36_30.png]
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11-01-2024, 01:35 PM,
Beitrag #10
RE: Angebot und Nachfrage
Caecilius Taurus nickte und nahm meine Einladung an, wohl zufrieden damit, mich in meinem eigenen Atelier zu besuchen. Vielleicht gefiel ihm der Gedanke, meine Arbeit vor Ort zu sehen, was mir ehrlich gesagt ganz recht war. So konnte ich ihm auch die Details zeigen, die mir wichtig waren, und würde nicht wie ein Bittsteller wirken.
Ich straffte die Schultern und schaute dem Römer fest in die Augen, auch wenn ich das unbehagliche Gefühl nicht ganz abschütteln konnte. Aber der Mann sprach von fairen Bedingungen und ließ sich nicht anmerken, dass er mir wohl auch mit einer gewissen Skepsis begegnete. Er wolle mir einen Boten schicken, kündigte er an, und stellte mir frei, auch abzusagen. Ein solches Zugeständnis kam selten von Römern, und es war ein Zeichen dafür, dass er in unserer Begegnung eine Chance sah. 
"Gut, ich warte auf deine Nachricht", sagte ich schließlich und versuchte, die letzten Zweifel zu zerstreuen. "Ich werde dich gerne empfangen und freue mich, wenn wir uns in meiner Werkstatt treffen. Dann kannst du dir selbst ein Bild machen." Ich schüttelte ihm die Hand, zwang mich zu einem kurzen Lächeln und ließ meinen Blick kurz über  CaeciliusTaurus und seinen Sohn schweifen. 
"Du kannst gerne auch deinen Sohn mitbringen. Dann zeige ich euch gerne die Hunde, die du suchst."
Ich nickte dem Römer zum Abschied zu und wandte mich zu seinem Sohn um. "Dir auch einen guten Tag, Cursor", erwiderte ich lächelnd.
Ich sah ihnen noch eine Weile nach, wie sie sich entfernten, Caecilius Taurus ging mit großen Schritten voran, sein Sohn folgte ihm. Dann machte auch ich mich auf den Weg zurück nach Cheddar.
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