Willkommen im Forum, Bitte Anmelden oder Registrieren

Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
[Zwinschen Silurer- und Dobunniland] Mitgift für eine Prinzessin
06-30-2024, 02:18 PM,
Beitrag #1
[Zwinschen Silurer- und Dobunniland] Mitgift für eine Prinzessin
[Bild: Keltische-Reiter4.jpg]

Zehn Männer waren unterwegs. Sie waren unauffällig, sie benutzten römische Straßen, sobald es welche gab, sie waren Händler und führten baltischen Bernstein und Töpferware,  sowie Amphoren mit Öl auf einem Karren mit sich. Ihre Sicherheit mochte ihre hohe Anzahl rechtfertigen. Ihr Anführer hieß Searigis, fast alle waren sie Silurer.

Nun hatten sie ihr Lager aufgeschlagen, denn es dämmerte. Zwei Männer hielten Wache. Die übrigen malten Korn, buken Fladen, holten Wasser, erleichterten sich, puhlten in ihren Zähnen und machten untereinander Witze.

Ein großer, älterer Mann namens Pisso fischte sich ein Brot heran und biss hinein:
" Heddwyn war überhaupt nicht erbaut darüber, dass eine Nichte aufgetaucht ist. Der hätte sie am liebsten in eine Gans verwandelt. Aber er ist viel zu schlau , um die alten Geschichten wieder aufzuwärmen, wie er König geworden ist", sagte Pisso gerade und zwinkerte.

Searigis fand das nicht lustig: "Pass nur auf, wie du vom König sprichst!", sagte er, obwohl er wusste, dass das Pisso, der ein alter Haudegen war, nicht beindrucken würde:
" Wir haben uns gefreut, dass Prinzessin Rhian noch lebt. Und ihr Onkel verheiratet sie an einen einflussreichen Mann, das ist doch nur recht"

"Wäre besser, sie bliebe bei uns. Die Leute im Norden sind nicht wie wir. Das sind Wilde, die sich noch ihre Ärsche blau anmalen!", rief ein Mann hinüber, der die Pferde versorgt hatte und nun zum Essen kam.

" Wir sollten diese Streitereien lassen. Genau das ist doch der Grund, warum uns jetzt die Römer bei den Eiern gepackt haben!", erwiderte Pisso und zwinkerte wieder. Vermutlich wollte er gar nicht zwinkern, sondern er hatte nur einen Tick.

"Manchen kraulen sie die Eier sogar!", prustete ein Jüngerer los, das war Sualli, Searigis Sohn.
Searigis deutete einen halben Schlag an, stimmte aber ins Gelächter mit ein.

Dann ging das Gerede weiter um die Frauen der Einzelnen, die sie bald wieder sehen würden. Allmählich wurden alle einsilbiger. Sie waren schon lange unterwegs und müde.

" Morgen abend dürften wir in... Cheddar sein. Meister Corio hat mir die Botschaft geschickt, dass wir mit einem gewissen Owain sprechen müssen", sagte Searigis später zu Pisso:
" Das ist ein römischer Freigelassener. Er weiß, wo die... Mitgift für das Prinzesschen versteckt ist. Sich uns anschließen wollte er aber nicht, obwohl er ein Silurer wie wir ist"

Pisso warf unwillkürlich einen Blick zur Seite. Ihre Mission war nicht ungefährlich: Einen Haufen Rüstzeug längs durch Britannien ins Brigantenland zu schaffen. Wenn die Römer sie erwischten, landeten sie alle am Kreuz. Daher hatten die Hochzeitsgesellschaft und die "Mitgift-der- Braut - Bringer" verschiedene Wege eingeschlagen, um in den Norden zu gelangen. Fast bedauerte Pisso es, dass sie nicht mehr Krieger waren. Die Balance zwischen Unauffälligkeit und Wehrhaftigkeit war nicht leicht zu wahren, allerdings hätten sie den Römern auch nichts entgegen zu setzen, wenn sie viele wären.

Das Feuer brannte hinunter. Die erste Nachtwache wurde abgelöst, und der Mond ging unter....
Zitieren
 
07-05-2024, 11:00 AM,
Beitrag #2
RE: [Zwinschen Silurer- und Dobunniland] Mitgift für eine Prinzessin
Schon seit Wochen streifte ich allein durch die Gegend. Ich blieb nie lange an einem Ort, weil ich immer damit rechnen musste, von römischen Patrouillen gefangen oder von den Leuten verraten zu werden, die sich ein ordentliches Sümmchen als Belohnung für meine Ergreifung erhofften. Der Römer, den ich mit meinen Männern überfallen hatte und dessen Sklave dabei getötet worden war, hatte es mir sehr übel genommen, denn wie ich gehört hatte, hatte er ein Kopfgeld von hundert Sesterzen auf mich und die anderen Jungs ausgesetzt. Unsere Bande hatte sich daraufhin aufgelöst. Wie närrische Hühner waren sie auseinandergestoben und waren daraufhin untergetaucht. Einige versuchten auf Umwegen wieder zurück in die Heimat zu kommen. Eine Heimat, die es nicht mehr gab. Nur von einem hatte ich gehört, dass er erwischt und daraufhin gekreuzigt worden war. Vielleicht hatten die anderen Glück gehabt. Aber vielleicht strichen sie, ähnlich wie ich, heimatlos durch die Lande und versteckten sich bei Tage in Höhlen oder Erdlöchern und lebten von dem, was sie in der Wildnis fanden oder erlegen konnten.

Seit einigen Tagen war ich einer Gruppe von Händlern auf der Spur. Um sie nicht zu verlieren, hatte ich meine sicheren Verstecke verlassen und war ihnen auch bei Tage mit einem gewissen Abstand gefolgt, damit sie keinen Verdacht schöpften. Sie waren mit einem vollbeladenen Karren unterwegs, der von einem Ochsen gezogen wurde. Sie waren zu zehnt. Allesamt waren sie stattliche Männer im kampffähigen Alter. Wenn sie nicht wie Händler gekleidet gewesen wären, hätte man fast glauben können, sie seien Krieger. Da sie so viele waren, ließ mich darauf schließen, dass sie eine wertwolle Ladung mit sich führten.
An diesem Abend war ich so nah an sie herangekommen, dass ich sogar ihre Gespräche hören konnten, nachdem sie ihr Lager aufgeschlagen hatten und beisammensaßen. Als ich den Namen Heddwyn hörte, wurde ich hellhörig. Sie sprachen vom König der Silurer und einer Nichte, die er mit einem einflussreichen Mann verheiraten wollte. Ich bekam heraus, dass sie auf dem Weg nach Cheddar waren, um einen Freigelassenen namens Owain zu treffen. Da fiel mir nur der Schmied ein. Ein Silurer wie ich, der die Schmiede im Dorf übernommen hatte, nachdem seine römische Hure sie ihm gekauft hatte. Die Männer sprachen davon, dass er wüsste, wo die Mitgift für die Prinzessin versteckt sei. Das klang sehr… interessant! Der Schmied wollte sich ihnen nicht anschließen, bei was auch immer. Dass es hier um etwas ging, was die Römer nicht mitbekommen sollten, was offenkundig und dass diese Männer meine Landsleute waren, auch. Etwas in mir regte sich und ich überlegte allen Ernstes, mich den Männern anzuschließen. Denn so war uns womöglich allen geholfen.
Vorsichtig trat ich aus meiner Deckung und ließ meine Waffen fallen. "Lang lebe König Heddwyn!" rief ich stolz und hob meine Hände, damit jeder sehen konnte, dass ich nichts Böses im Schilde führte. "Noswaith dda*, ich bin Madoc. Ein Silurer wie ihr und ich würde mich euch gerne anschließen."


*guten Abend
Zitieren
 
Vor 11 Stunden,
Beitrag #3
RE: [Zwinschen Silurer- und Dobunniland] Mitgift für eine Prinzessin
Da war es, das Misstrauen, das sich in die Seelen der Britannier hineingefressen hatte wie eine Made in einen Apfel. Schon früher hatte es Misstrauen zwischen den keltischen Stämmen gegeben. Doch seit die Römer im Land waren, wusste man nicht einmal mehr im gleichen Volk, wer Freund war und wer Feind, wer den Römern diente oder wer noch frei war. Nur sehen tat man es manchmal - die Römerfreunde lebten in Wohlstand.

Das dachte Searigis, und er wollte dem Fremden sagen: "Du kannst die Nacht gerne an unserem Feuer verbringen, Madoc. Aber Morgen früh ziehen wir besser getrennte Wege", was einer höflichen Warnung gleichgekommen wäre. Corios Auftrag durfte nicht in Gefahr gebracht werden. Searigus setzte zum Sprechen an:
"Noswaith dda", fast lag in Bedauern in seiner Stimme. Dieser Madoc sah aus wie ein tüchtiger Krieger.

Zu Searigis Überraschung stieß der alte Pisso einen seltsamen Laut aus, es klang wie eine Mischung aus Stöhnen und Lachen. 

"Wie lange verfolgst du uns schon, Madoc, Sohn des Wyn?", fragte er dann.

Unter den Männern entstand Gemurmel. Pisso war ans Feuer getreten. Im Schein der Flammen glänzten Tränen in seinen Augen, aber sein Gesicht war fröhlich.

Jetzt breitete er die Arme aus: 
"Ja, das ist Madoc, Sohn des Wyns, der schon lange unseren Spuren nachgeht, Brüder", sprach er und zu Madoc:
" Wie oft war ich mit deinem Vater auf dem Afon Gwy fischen, mein Junge. Wie viele Feste haben wir gefeiert in Llanmellin. Pisso und Wyn, wie Brüder sind wir gewesen. Doch Wyn war es, der die Hand des schönsten Mädchens von Llanmellin gewann, und viele sagen, dass ihre Anmut Glied um Glied wiederauferstanden ist in der jungen Gwyn, ihrer beiden Tochter. Und Wyns Stärken und Mut lebten in seinem jungen Sohn, Madoc. Erinnerst du dich denn noch an deinen Oheim Pisso?
Es waren gute Zeiten, junger Madoc. Aber die Adler kamen, und seitdem müssen alle Feste in der Anderswelt gefeiert werden. Ich hätte nicht gedacht, noch einmal jemanden aus Llanmellin wiederzusehen",  unaufhörlich strömten die Tränen über das Gesicht des alten Kriegers, seine Stimme brach.

Wortlos umarmte er Madoc. Selbst der freche Sualli schwieg. Alle waren sie bewegt. Es war ihnen, als sei Madoc ein geliebter Toter, der zurückgekehrt war. Es war ihnen, als sei Madoc ihrer aller Bruder.

"Sei willkommen, Madoc, unser Bruder, trink und iss mit uns", sagte Searigus schließlich formell: "Wenn Pisso sich für dich verbürgt, will auch ich dir vertrauen"

Nun traten die anderen Männer zu Madoc und begrüßten ihn. Sie wollten nicht fragen, aber die Frage brannte in ihrer aller Herzen. Was war aus den Menschen von Llanmellin geworden?
Zitieren
 


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste