09-28-2024, 01:58 PM,
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Gästezimmer
Im hinteren Teil der Villa des Ritters Plautius Montanus liegen mehrere Gästezimmer, die an der Größe der Schlafzimmer der Familienangehörigen vielleicht gemessen bescheiden sind, aber wie alles in dieser Villa sehr überpropotioniert groß sind. Das Mobiliar ist bequem und von guter Qualität und mit weichen Kissen, flauschigen Stoffen in leuchtenden Farben und warmen Decken ausgestattet. Die Kleidertruhe enthält zusätzliche Bezüge, Handtücher und einige einfache Tuniken zum Schlafen. Das grün gekachelte und beheizte Balneum ist nur einige Meter den Gang hinunter und eines der Familienzimmer liegt direkt gegenüber.
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02-26-2025, 02:03 PM,
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RE: Gästezimmer
Pytheas hatte den ganzen Morgen über operiert; nun hatte er erst sein Besteck sorgfältig in den Flammen gereinigt, sich gebadet und betrat das Gästezimmer. Jeden Morgen brach er in das Neubaugebiet auf, jeden Mittag oder Nachmittag stand der Weg bis zum Haus des Ritters Montanus an. Dieser war so freundlich gewesen, auch ihm hier Unterkunft zu geben; außerdem war er hier, Calum, der nun Caelinus heißen sollte, für sein neues Leben zu unterrichten.
Er legte die Lektüre heraus, die er heute mit Calum besprechen wollte. Es war de re publica "Vom Staat" des Politikers Cicero, und da sein Calum/Atreus jetzt zur römischen Oberschicht gehörte, sollte er die Verfassung Roms und ihre Vorzüge zumindest grob kennen.
Der Vorzug war laut Cicero, dass die Verfassung der römischen Republik gemischt war und die Vorteile der drei Staatsformen Monarchie, Aristokratie und Demokratie in sich vereinte. Sehr in Richtung Monarchie, dachte Pytheas, seit es die Kaiser gibt, waren die alten Ämter ehrenhalber und pro forma. Allerdings was wäre denn die Alternative gewesen? Wieder ein jahrhundertelanger Bürgerkrieg, geführt von den machtgierigen Generälen der Legionen?
Mal sehen, was Calum darüber dachte?
Manchmal dachte Pytheas noch an den anderen Pytheas, den griechischen Forscher, der ein einsames Land, in dem Wasser und Luft geronnen wie Milch weit oben im Norden beschrieben hatte. In ein Schiff steigen und mit Atreus einfach fortsegeln! Einmal im Garten der Octaviervilla hatten sie sich beide das ausgemalt.
Dann würde Calum, sein lieber, aufrichtiger Mann, nicht verdorben werden, das beunruhigte den griechischen Freigelassenen am meisten. Es war schwierig, plötzlich reich zu sein. Nicht so sehr, um das Geld nicht zu verschleudern, sondern um sich seinen Charakter zu bewahren. Wie ging man mit Menschen um, die jetzt unter einem standen? Vergaß man, wer man gewesen war?
(Pytheas für seinen Teil hatte es nie vergessen können)
Aber der Medicus verkniff sich den Gedanken an ein sorgloses Beisammensein weit weg im Barbaricum sogleich wieder. Er musste froh sein, dass aus Rom keine Order kam, die ihn betraf und dass sein Patron der Augustus Titus ihn anscheinend vergessen hatte, was ihm, Pytheas, erlaubte, bei Calum zu sein.
Pytheas lauschte auf Atreus Schritte, die unverkennbar sein würden. Wie am ersten Tag schlug sein Herz schneller, voller Sehnsucht erwartete er den Geliebten.
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Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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02-28-2025, 12:00 AM,
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Calum
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RE: Gästezimmer
Calum hatte ein paar lange Tage hinter sich. Wie sich herausstellte, war es nicht so einfach, ein römischer Edelmann zu werden. Gut, dass er lesen konnte. Das erleichterte schon vieles. Aber es gab wirklich viel zu lernen und dann noch der Papierkram für die Adoption... Sie alle hielten ihn für das Abbild seines Widerlings von Vater, dabei ahnte niemand, wie die Geschichte wirklich gelaufen war. Wenn sie es wüssten, wäre die Adoption wohl vom Tisch.
Hinzu kam natürlich die Nervosität. Immerhin hatte er seinem Volk den Rücken gekehrt. Nun, hatte er nicht. Aber so würde es aussehen. Und das war schlimm, wo er und Lou sich nie hatten aussprechen können. Einzig Fin ließ manchmal von sich hören, doch auch um ihn war es still geworden. Irgendwas stimmte nicht, dachte Calum. Doch er würde sich in Geduld üben. Plante der Alte etwas, würde er davon hören. Er besaß selbst ein paar Augen in der Stadt, die jetzt, wo er sie auch noch großzügig bezahlen konnte, noch genauer hinsahen.
Sehr bald jedoch würden die Sorgen eine Weile verschwinden, denn er würde die Stadt verlassen, um nach Londinium zu reisen, seinem Onkel hinterher. Warum der ihn nicht direkt hatte mitnehmen können, war ihm ein Rätsel, doch es war ihm ganz recht. Lieber reiste er allein - oder noch besser in Begleitung seines Geliebten -, als mit dem bequemen Dickerchen.
Apropos.
Kaum hatte er den Raum betreten, erblickte er Pytheas bereits, was ihm stets ein Lächeln aufs Gesicht brachte. Er näherte sich sogleich, ergriff dessen Hände und küsste den Griechen sanft.
"Ich hab dich vermisst", grinste er. "Ich hoffe, der Tag war nicht allzu anstrengend. Erzähl mir doch davon. Ohnehin wollte ich mit dir sprechen."
Falke
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03-05-2025, 02:35 PM,
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RE: Gästezimmer
"Es war anstrengend, doch. Kaum hat die Schneeschmelze in den Bergen begonnen, tritt der Isca über die Ufer. Nicht hier in Iscalis, aber flussaufwärts und flussabwärts. Wenn das geschieht, kommen die Miasmen, und die Kinder erkranken flussaufwärts und flussabwärts am Sumpffieber. Ich musste heute einem Jungen leider sein linkes Bein abnehmen, es war schon ganz schwarz und geschwollen. Wenn dieser Sumpf doch nur endlich trockengelegt werden würde", erzählte Pytheas:
"Morgen früh sehe ich gleich nach ihm. Jetzt aber sehe ich nur dich", ein wenig lachte er, als Caelinus seine Hände nahm, und er erwiderte dessen Kuss rasch und zärtlich. Er hatte gelernt, Details seiner Arbeit nicht mit nach Hause zu nehmen, sondern erst wieder an alles Nötige zu denken, wenn er am Morgen seine Praxis betrat:
"Du hast etwas zu besprechen? Nun, wenn Cicero auf dich schon hundertvierzig Jahre gewartet hat, so kommt es ihm auf etwas längere Zeit gewiss nicht an"
Der Medicus legte die Schriftrolle zur Seite, stützte das Kinn auf und musterte Calum aufmerksam aus seinen grauen Augen.
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Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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03-05-2025, 11:34 PM,
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Calum
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Registriert seit: Oct 2022
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RE: Gästezimmer
Calum nickte seufzend. Das Sumpffieber sagte ihm natürlich etwas. Die Gegend um Iscalis litt regelmäßig darunter und er ahnte, welche Dienste sein Pytheas den Notleidenden hin und wieder tun musste.
"Sprich mit mir, wenn du möchtest", sagte er sanft, forderte jedoch nichts. Sein Mann war stark und ertrug so manches. Doch Calum war da. Er war immer da.
Er setzte sich mit Pytheas hin und legte ihm einen Arm um die Schulter. Ohne Umschweife eröffnete er:
"Montanus ist nach Londinium gereist. Wegen der Adoptionsgeschichte. Er hat mir Bescheid gesagt und ist sofort aufgebrochen. Die Götter mögen verhüten, dass er mir mal eine Woche vorher Bescheid gibt. Nun soll ich ihm jedenfalls nachreisen - ebenfalls völlig spontan. Und hier haben wir ein Problem."
Müde blickte er in die ruhigen Augen seines Geliebten und besten Freundes. Seit dem Verlust seiner Brüder war Pytheas sein einziger Vertrauter.
"Du weißt, ich habe meinen... Leuten den Rücken gekehrt." Für Pytheas hauptsächlich, doch auch, um sich von Cathbads Einfluss zu befreien. Das meiste, wenn auch nicht alles, wusste der Grieche. Die richtig brisanten Dinge wie der geplante Umsturz des römischen Reichs, war nichts für die Ohren des Medicus, doch dass sie hier im Grunde seine Familie und die römische Justiz beschissen, musste ihm klar sein. Immerhin war Calum der Sohn einer Keltin und wenn das publik wäre, so würde die Adoption vermutlich unmöglich. "Und die finden sowas im Allgemeinen nicht so gut. Ich habe natürlich Augen und Ohren in der Stadt. Immerhin habe ich Beziehungen aus meiner Zeit auf... nun, auf der Straße."
Und verdammt, war das praktisch, wenn man in der hohen Gesellschaft verkehrte. Augen bei den Dieben und Bettlern waren unbezahlbar. Tatsächlich reichten seine Beziehungen weit genug, um immer noch einiges zu erfahren - und dann war da ja auch noch Fintan, der ihn als einziger nicht aufgegeben hatte, sich jedoch rar machte in letzter Zeit. Er hatte bereits seine Fühler ausgestreckt im Bestreben, seine Pläne umzusetzen. Cathbad und Ovidius und all die anderen Tyrannen, die tot sein mussten und es dennoch nicht waren. Er plante, Gleichgesinnte zu finden, um auf seine Weise für den Frieden zu kämpfen. Aber... das würde noch dauern. Lange, lange dauern. Aber dann wiederum würde sich Montanus' Geld dabei als hilfreich erweisen.
"Auf der Straße jedoch ist es weit unsicherer als in Iscalis. Ich habe ein paar Leute dabei, um mich zu schützen und bin ja selbst ziemlich wehrhaft. Doch so gern ich dich an meiner Seite hätte, so denke ich, wäre es vielleicht sicherer, wenn du hier bliebest. Sonst hätte ich dich gebeten, mit mir zu kommen."
Falke
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03-09-2025, 06:54 PM,
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RE: Gästezimmer
Pytheas lächelte in sich hinein, als Caelinus so sprach. Er als Medicus bevorzugte eine eindeutige Ausdrucksweise, und so fragte er:
" Du hättest mich gebeten, mitzukommen oder bittest du mich gerade? Die Reise selbst macht mir übrigens keine Angst", das war wahr; Pytheas kannte Gifte, die sehr schnell wirkten und mit denen er Nadeln präparieren konnte. Er streichelte Calums Halsansatz, dort wo er im Ausschnitt der Tunika verschwand. Aber dann wurde er ernst:
"Gerade weil dein Vater", hier benutzte er den Sprachgebrauch, der auch Adoptivväter mit einschloss:
"Bestechungsgelder bezahlen wird und nicht alles so ist, wie es sein sollte, ist es wichtig, alles genau so zu tun, wie es gesellschaftlich opportun ist, mein Atreus. Wärst du irgend ein gebürtiger Patriziersohn, so würde es zwar belächelt werden, wenn du mit...einem griechischen Geliebten auftauchst, aber besonders schlimm wäre es auch nicht. Doch dich werden sie beobachten in Londnium, Tag und Nacht.
Und: Sie werden dich zumindest verloben wollen! Wenn du mit fünfundzwanzig noch unverheiratet bist, verlierst du das Anrecht auf Erbschaften, wenn du kinderlos bleibst, das Anrecht auf die Hälfte einer Erbschaft. Du hast zwar noch sechs Jahre Zeit, bis das Ehegesetz dich erfasst, aber sicher wird sicher sein.
Daher frage ich dich: Würdest du wirklich wollen, dass ich mit dir nach Londinium reise? Wenn nicht, würde es nichts zwischen uns ändern", Pyheas legte seine Hand auf die seines Geliebten:
"Nicht einmal, wenn du verheiratet wärst, weil du musst, würde es etwas ändern. Wenn du ins Bett kommst, beweise ich es dir sofort"
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Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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03-23-2025, 07:18 PM,
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Calum
Forenmitglied
  
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Themen: 6
Registriert seit: Oct 2022
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RE: Gästezimmer
Calum lächelte, während Phyteas ihm versprach, nichts würde sich ändern. Natürlich würde es das nicht. Es würde sich ein Mädchen finden lassen, mit dem man etwas... verabreden konnte. Doch leider durfte es ja nicht 'irgendeine' sein, weshalb seine üblichen Kontakte wohl ausfielen. Nein, irgendwann würde er das Spiel schon mitspielen müssen. Nun, dachte er trotzig, er war nicht der erste mit einem Liebhaber, er würde auch nicht der letzte sein. Irgendwie bekamen sie das schon hin.
Sein Lächeln wurde breiter, als Pytheas ihm anbot, ihm seine Hingabe gleich sofort zu beweisen.
"Als könnte ich da nein sagen." Mit einem schiefen Grinsen ließ er sich in Richtung Bett führen, doch zuvor musste noch einiges geklärt - gesagt - werden. "Du weißt, dass ich nichts lieber hätte, als mit dir zu reisen. Aber... wenn du der Meinung bist, dass wir und hier vorbildlich zeigen müssen, so sollten wir vielleicht die Trennung für ein paar Wochen in Kauf nehmen, wenn es bedeutet, dass dann alles glatt geht. Auch, wenn ich vermutlich nichts anderes tun können werde, als an dich zu denken. Natürlich soll es dir in der Zwischenzeit an nichts fehlen... auch, wenn du nicht darauf angewiesen bist, ich weiß."
Falke
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03-24-2025, 03:29 PM,
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RE: Gästezimmer
Während Flavianus Pytheas voller Verlangen die Schultern und die muskulöse Brust seines Mannes streichelte, hörte er ihn seine Worte bestätigen, und er nickte zustimmend. Er war vernünftig, und beide waren sie so vernünftig. Es war keine Furcht, es war nur der Anflug der Idee, dass Atreus/Caelinus vielleicht nicht zu ihm zurück kehren würde. Gerade trennte sie das Leben, wie es das so oft in Pytheas Existenz schon getan hatte. Aber man konnte das Leben zuweilen hintergehen, in dem man ihm wenigstens ein bisschen Glück abtrotzte, wie gerade in diesem Moment:
"Du sollst nicht immer an mich denken, Atr... Caelinus", mahnte er sanft: " Du wirst Möglichkeiten haben, nutze sie alle. Trinke den Becher aus, den das Schicksal dir gereicht hat, bis zur Neige. Und wenn wir ab und zu ein wenig Glück und uns haben, dann sind wir nicht undankbar, nicht wahr? Dann genießen wie es wie jetzt", er küsste Caelinus erst sanft, dann mit immer wachsender Leidenschaft, während er ihn mit seinen hellen Sperberaugen umfing, festhielt, ihm alle Liebe zeigte, die er empfand. Er wollte ihn diesmal die ganze Zeit über ansehen, weshalb er ihn vor sich bettete. Er liebte seinen Mann lange, zärtlich und leidenschaftlich, und erstaunlich ausdauernd, obwohl ein arbeitsreicher Tag hinter ihm gelegen hatte. Er ließ nur ab von ihm, weil ihm kam, dass Caelinus eine unbequeme, mehrtägige Kutschfahrt vor sich hatte. Als Liebhaber hätte er sich gewünscht, dass Caelinus an ihn dachte, wenn er saß, als Medicus wollte er das aber nicht.
"Ich wünsche dir Glück, Plautius Caelinus", sagte er zum Abschied und dachte: Bitte bleibe einer der Guten....
Später erst dachte Pytheas: Und was, wenn wir beide nicht so schrecklich vernünftig gewesen wären?
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Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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