02-07-2024, 12:27 PM,
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RE: "Neue Sklavin"
Bestiola wusste nicht, dass Syrus mir jeden ihrer Schritte, jeden ihrer Blicke oder Seufzer meldete. Der Sklave war in meinem Haushalt groß geworden und mir ganz und gar ergeben.
Danuacus wusste davon eben so wenig. Wenn er kam, um meiner neuen Sklavin Lateinunterricht zu erteilen und ihr zu erklären, was ein Römer von einem Sklaven erwartete, dann pflegte er Bestiolas Fesseln lösen zu lassen. Er brachte immer etwas mit: Soldatenkost, Puls mit Speck oder Gemüse, einen Becher, einen Teller und einen Löffel. Er bestand darauf, mein gefangenes Tierchen wie einen Menschen am Tisch essen und trinken zu lassen. Dann hatte er Rindertalg in einem Tiegel mit und gab ihn Bestiola, damit sie ihre Wunde dort, wo der Halsring scheuerte, einfetten konnte. Vermutlich glaubten beide, ich wüsste das alles nicht. Aber ich wusste es.
Einmal sprach ich Danuacus dann darauf an. Der Kelte druckste etwas herum und erwiderte: " Es ist nicht Recht, eine wehrlose Frau zu behandeln wie ein wildes Tier, Tribun"
Ich lachte auf: "Wehrlos? Sie hat auf mich geschossen! Danuacus, du verschwendest die Güte deines Herzens! Aber nein, ich habe nichts dagegen. Zeige der Sklavin, was sie haben kann, wenn sie lernt, wo ihr Platz ist!"
Zu meinen Füßen war ihr Platz. Und Nachts ließ ich sie angekettet vor meinem Bett schlafen. Oder in meinem Bett, ummich zu wärmen. Aber nicht zu oft. Selbst ein Barbarenweib würde sich wundern, warum ich sie mir nicht nahm. Es war mein Recht als ihr Herr. Ich wollte nicht, dass sie sich wunderte. Aber sie wollte sich nicht beugen. Ich wurde der Situation überdrüssig.
Ich ließ sie holen. Sicherheitshalber auch Danuacus, denn ich wusste nicht, ob ihr Verstand etwas vom Unterricht erfasst hatte. Und ich sagte:
"So, Bestiola. Hast du es dir überlegt? Dann fange an, endlich zu arbeiten!" Syrus hatte einen Putzeimer und einen Lappen dabei, den er der Keltin hinstreckte. Unmissverständlich deutete er auf den Boden.
"Wenn nicht, werde ich dich los"
Dachte Bestiola etwa, der Halsring oder der Hunger wären schon Strafe? Oh nein, das waren sie nicht. Sie waren lediglich als eine kleine Ermahnung gedacht.
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02-07-2024, 11:41 PM,
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Furiana Nivis
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RE: "Neue Sklavin"
Die Tage meiner Gefangenschaft vergingen und aus Tagen wurden Wochen. Ovidius behandelte mich wie ein Tier. Er versuchte mich immer wieder zu füttern, doch lieber verhungerte ich, als aus seiner Hand etwas Essbares zu empfangen! Mein 'Fressen' gab es stets auf dem Boden. Meistens waren meine Hände gefesselt, was es ohnehin schwer machte, etwas zu essen.
Des Nachts legte er mich an eine Kette und ich musste vor seinem Bett auf dem Boden schlafen. nur manchmal holte er mich in sein Bett. Doch die befürchteten Vergewaltigungen blieben aus. Er hatte mich bisher nicht einmal angerührt.
Der Einzige der es gut mit mir meinte, war Danuacus, der Übersetzer, der von Ovidius angewiesen worden war, mir diese widerliche Sprache beizubringen. Er versorgte mich immer mit Essen, das er mitbrachte. Er bestand auch darauf, dass ich am Tisch aß und einen Teller, einen Becher und einen Löffel hatte. Er hatte mir auch etwas Fett in einem Tigel mitgebracht, mit dem ich die wunden Stellen an meinem Hals einschmieren konnte. Mehr als einmal hatte ich ihn gebeten, mir zu helfen, von hier fort zu kommen. Aber diesen Gefallen konnte er mir nicht gewähren. Stattdessen erzählte er mir in einer Endlosschleife, wie ich mich als Sklavin verhalten sollte. Aber das interessierte mich nicht. Ovidius konnte warten bis er schwarz würde, bis ich mich ihm unterwarf!
Eines Tages versuchte Ovidius wieder einmal sein Glück. Er glaubte, mich in irgendeiner Weise noch mehr schockieren zu können und stellte mich vor die Wahl. Entweder sollte ich arbeiten oder er wollte mich loswerden. Danuacus, den er auch einbestellt hatte, übersetzte mir jedes einzelne Wort, um sicher zu gehen, dass ich ihn verstand. In der Zwischenzeit hatte ich tatsächlich ein wenig seiner Sprache gelernt. Doch zuvor bekam der Übersetzer eine ausführlichere Variante meiner Antwort zu hören. "Dieser Dreckskerl kann seine Bude selbst sauber machen! Ich rühre keinen Finger. Außerdem ist jeder andere Platz tausendmal besser, als hier in seiner Nähe zu sein!" Ovidius warf ich ein spöttisches Lächeln zu. "Ich nicht kann putzen! Ich Pfoten von Tier haben!" sagte ich in seiner Sprache und zuckte entschuldigend mit den Schultern.
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02-12-2024, 03:23 PM,
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RE: "Neue Sklavin"
Die Sklavin hatte mit ihrer Halsstarrigkeit ihr Urteil besiegelt.
"Du bist unnützer als jedes Tier", stellte ich fest, und dann winkte ich meine Sklaven und zog mein Schwert:
"Haltet sie fest, damit ich ihre Hände abhacken kann! Du konntest ohnehin nie etwas mit ihnen anfangen, nicht wahr?! Und dann sperrt sie zu Invictus in seinen Stall!"
Ich lächelte die Frau an (Meine verdammte Narbe spannte):
"Morgen früh werde ich kommen und mir betrachten, was mein Hengst von dir übrig gelassen hat", sprach ich nun beinahe sanft und mit einer gewissen Vorfreude:
" Vale bene Bestiola"
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02-12-2024, 11:46 PM,
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Furiana Nivis
Flüchtling aus Éire
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RE: "Neue Sklavin"
Der Römer schnaubte vor Wut. Mit mir würde er keinen einzigen schönen Tag haben. Das konnte ich ihm versprechen! Da musste er mich schon totschlagen!
Danuacus übersetzte weiter, was Ovidius nun sagte. Als er plötzlich ganz blass um die Nase wurde und dann freundschaftlich an mich appellierte, nun doch endlich nicht mehr so halsstarrig zu sein und mich endlich dem Römer zu unterwerfen, ahnte ich bereits, das Ovidius nichts Gutes im Schilde führte. Noch bevor der Übersetzer seinen letzten Satz artikulieren konnte, packten mich seine Sklaven und hielten mich fest. Ovidius selbst zog sein Schwert.
"Was will er?" fragte ich ganz verstört den Übersetzer? "Er will mir die Hände abhacken? Der ist ja total irre!" rief ich und versuchte mich aus den Händen der beiden Sklaven herauszuwinden. Aber alle meine Bemühungen waren zwecklos. Die beiden hatten mich fest in ihrem Griff. "Na schön, dann sag ihm, er soll doch bitte etwas weiter oben abschneiden. So ungefähr unterhalb meines Kopfes. Dann muss ich ihn nicht länger ertragen!" rief ich Danuacus zu. Denn eigentlich hatte ich nicht mehr viel zu verlieren. An diesem Leben hing ich nicht, denn es gab niemanden mehr, für den ich hätte leben wollen. Vielleicht wurde das nächste Leben ja besser!
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02-14-2024, 01:34 PM,
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RE: "Neue Sklavin"
Ich schickte Lento los, damit er das Feuer im Herd anfachte. Verbluten sollte mir Bestiola vor der Vollstreckung meines Urteils nicht.
Danuacus wurde bleich, ja fast grau im Gesicht. Er starrte mich an wie ein waidwundes Reh. Er übersetzte nicht, was Bestiola jetzt ausrief. War es Flehen um Gnade? Wohl kaum! Ihre ganze Haltung, die Mimik ihres trotzigen kleinen Antlitz mit den hellen Augen sprachen nicht davon, dass sie sich unterwerfen wollte:
" Ich nehme an, dass sie wieder versucht hat, mich zu schmähen?", fragte ich den Übersetzer.
"Nein, nein!", rief er: "Sie bittet um den Tod! Und ich bitte dich, Tribun, um ihr Leben! Ich will dir für sie geben, was du nur verlangst! Ich habe Erspartes, ich kann ihren Kaufpreis bezahlen"
Stirnrunzelnd sah ich Danuacus an. Dann dämmerte es mir: Hatte er sich etwa in meine Bestiola verliebt? Er sah recht mitgenommen aus. Es konnte nur Verliebtheit sein, die ihm ins Gehirn geschissen hatte. So sehr, dass er vergaß, wie ungehörig es war, sich in eine fremde Familia einzumischen.
"Was hast du noch zu bieten?", fragte ich interessiert, während ich Maß an den zierlichen weißen Handgelenken meiner Sklavin nahm.
" Tausend Sesterze, Tribun. Und...", seine Stimme wurde kleinlaut: "Ich will dir eine Tochter zum Dienst geben. Sie ist fügsam und wird dir besser dienen als Prinzessin Niamh es kann"
Da war er, der verhasste Name aus Bestiolas früherem Leben. Dieser Name war es doch, der die Sklavin in den Tod trieb. Sie konnte ihr früheres Leben nicht vergessen. Sie hatte nicht verstanden, dass ein neues Leben als Sklavin Roms begonnen hatte. Das und das allein war ihr Verderben, nicht etwa ich.
Ich tat so, als sei ich am Überlegen seines Angebots, während ich mit der stumpfen Seite der Klinge über Bestiolas Arme strich.
"Gnade, Tribun!", wiederholte ein graugesichtiger Danuacus. Seine Augen hingen an Bestiola. Der Dummkopf hatte sich tatsächlich verliebt, da war ich mir jetzt sicher.
"Fünfhundert Sesterze und deine Tochter für meine Gnade", schlug ich vor und lächeltemit gespielter Freundlichkeit, hinter der ich meine Verachtung verbarg:
"Hand darauf, Danuacus, wenn du einverstanden bist"
Der Kelte schlug ein ohne zu zögern. Seine Hand war feucht und heiß. Unangenehm berührt wischte ich mir meine Rechte an meiner Tunika ab.
Dann steckte ich mein Schwert in die Scheide " Ich begnadige Bestiola dazu, dass ihre Hände dranbleiben dürfen!", entschied ich:
"Invictus wird sie auch mit Händen zu Tode trampeln. Schafft sie in den Stall! Und du, Danuacus, kannst gehen, ich brauche deine Dienste nicht mehr. Ist deine Tochter denn hübsch?"
Der Kelte starrte mich an. Einen kurzen Moment lang dachte ich, dass ich ihn nun zum Äußersten provoziert hätte. Das er sich ohne Rücksicht auf sein Leben oder meinen Rang auf mich stürzen würde, um mich umzubringen. Aber dann war er doch nur ein Hund, der den Schwanz einzog. Er verharrte, wo er war. Nur seine Lippen bewegten sich flüsternd.
Er sprach in seinem Kauderwelsch. Ich verstand kein Wort. Vermutlich verfluchte er mich gerade im Namen seiner Barbarengötter.
Aber ich fürchtete die Götter nicht. Nichts war ungeheurer als der Mensch.
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02-14-2024, 10:41 PM,
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Furiana Nivis
Flüchtling aus Éire
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RE: "Neue Sklavin"
Verdammt, warum übersetzte Danuacus nicht? Dieser elende Mistkerl sollte ruhig wissen, dass ich lieber sterben würde, statt noch eine Minute länger bei ihm sein zu müssen. Der Übersetzer verharrte völlig bewegungslos und war ganz bleich. Währenddessen hatte Ovidius seinen dritten Sklaven losgeschickt, um Feuer im Herd zu machen. Der Kerl war wirklich komplett verrückt und schien mir tatsächlich die Hände abschneiden zu wollen.
Dann begannen die beiden zu reden, während der Römer sich meine Handgelenke besah, um die beste Stelle zu finden, am der er mir die Hände abschlagen wollte. Nur worüber sie redeten, konnte ich nicht mal erahnen. Vielleicht versuchte Danuacus dem dämlichen Römer auszureden, mir die Hände abzuschneiden. Das wäre natürlich prima gewesen, denn ich wurde immer nervöser. Aber ehrlich gesagt wusste ich nicht, warum er das hätte tun sollen. Nun ja, er hatte Mitleid mit mir und brachte mir immer etwas zu essen mit. Ohne ihn wäre ich wahrscheinlich längst verhungert. Aber ansonsten hatte ich ganz schön seine Nerven strapaziert, weil ich einfach nicht nachgeben wollte.
Ein paar einzelne Worte hatte ich tatsächlich von diesem widerlichen Gebrabbel verstanden. Aber der Kern der Sache, blieb mir weiterhin verborgen. Anhand der Gesten und Gesichtsausdrücke der beiden konnte ich vielleicht erahnen, worum es ging. "He, was redest du so viel mit diesem Irren? Was sagt er? Na komm schon! Sag mir doch endlich, was du mit ihm beredest!" drängte ich, wie ein nervendes Kind, während Ovidius nun mit der stumpfen Seite seines Schwertes über meine Arme strich.
Danuacus hatte meinen wahren Namen genannt und verstand ich auch noch das Wort ‚Gnade‘. Ich konnte es wirklich nicht glauben! Was verhandelte er da mit ihm? Und weshalb? Ich wollte keine Gnade! Ich wollte diesem Mistkerl auf keinem Fall zu Kreuze kriechen müssen!
Die beiden schlossen einen Handel ab und der Römer steckte sein Schwert wieder in die Scheide. Zuvor aber hatte er seine Hand an seiner Tunika abgewischt, mit der er soeben mit Danacus eingeschlagen hatte. Dann erwähnte er sein Pferd, das er Invictus rief und das nicht ganz richtig im Kopf war. Das war ja auch kein Wunder, denn der Römer hatte ja auch nicht mehr alle Latten am Zaun! Vielleicht sollte ich sein Pferd wieder beruhigen, weil es gerade wieder durchdrehte. Aber noch bevor ich mich fragen konnte, wie er jetzt gerade auf diese Idee gekommen war, hörte ich, wie Danuacus plötzlich zu flüstern begann, denn der Römer hatte ihn fort geschickt. Was er sagte, war nicht besonders schmeichelhaft, was den Römer betraf. Doch ich da war vollkommen bei ihm, was er da so leise vor sich her fluchte.
Danuacus sah mich noch einmal mitleidig an und ging dann, ohne noch etwas zu mir zu sagen, Ich sah ihm noch kurz nach. Dann war ich wieder mit dem Römer und seinen Sklaven allein.
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