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[Ronan]

Ronan war angekommen. Samt neuer Matratze und allem. Das kleine Fenster ging nach hinten raus und hatte keinen schönen Ausblick, doch lange würde er er am Tag auch nicht hier sein. Es war größer als alles, was er je gehabt hatte und Ronan konnte kaum glauben, dass dies wirklich passiert war. Dass Pytheas ihm einfach diese Stelle geboten hatte. Für ganze zwei Sesterzen pro Woche! Und dann das Essen! Er war keiner, der groß Dankbarkeit zeigte, doch dafür hatte der Medicus wirklich einen Stein im Brett bei ihm. Der Mann hatte ja keine Ahnung, wie er ihm geholfen hatte. Wovor er ihn… Nein, er wusste gar nichts. Und Ronan würde nichts erzählen. Denn das hier, das wollte er nicht verlieren. Dieses schöne warme Zimmer mit dem Fenster und der neuen Matratze. Keine Kälte, keine Dunkelheit.

Zufrieden betrachtete er sein neues kleines Reich und holte tief Luft. Schließlich musste er heute noch ein wenig arbeiten. Und die alte Matratze entsorgen, die aus irgendeinem Grund ziemlich viele braune Flecken besaß. Er konnte sich gar nicht vorstellen, was man als Assistent eines Medicus so machte. Pytheas hatte es ihm beschrieben, doch es wirklich zu erleben, würde etwas anderes sein. Es… klang aufregend.

[Flavianus Pytheas]

Pytheas klopfte an und wartete, ob Primus ihn hereinbitten würde. Das war auch so etwas, was der Freigelassene immer noch genoss, obwohl die Tage seines Sklavendienstes lange zurück in seiner Vergangenheit lagen : Eine Zimmertür zu haben, die man hinter sich schließen konnte. Privatsphäre. Er mochte das, und er nahm auch an, dass Primus das mochte, obwohl der aus einem Straßenleben stammte.

Flavianus Pytheas wollte einen Gang zu einem Patienten machen. Es war Duumvir Gnaeus Vergilius Capito. Capito war für Iscalische Verhältnisse reich, lasterhaft und sehr übelgelaunt, wenn er krank war, Pytheas war gespannt, wie sein neuer Gehilfe auf einen unverschämten Patienten reagieren würde. Er wollte ihn dorthin mitnehmen. Und - Pytheas gestand es sich noch nicht ein, aber er ahnte bereits, dass es die Wahrheit war: Es war gut, Typen wie Capito nicht alleine ertragen zu müssen.

[Ronan]

Natürlich öffnete Ronan sofort, denn er wollte den neuen Chef nicht warten lassen. Der konnte ihn sonst schließlich einfach vergiften, wie er ja bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt hatte, der Schuft.
"Meister Flavianus", grüßte er überflüssigerweise. Wer sonst würde ihn hier aufsuchen wollen? "Ich wollte nicht, äh... Ich wollte gleich runterkommen. Gibt es Arbeit? Soll ich dir etwas besorgen?"

[Flavianus Pytheas]

Flavianus Pytheas schaute sich um. Was er sah, schnitt ihm ins Herz, die kahle Matratze auf dem Boden. Als er selbst ein Kind gewesen war, hatte er geschlafen, wo er gerade Platz fand: Hinter einer Säule, unter einem Tisch. Eine Matratze hatte er sich dann bei seinem Meister Medicus verdient und später  ein Bettgestell dazu mit straff gespannten Lederriemen. Primus würde also mit einer Matratze anfangen.
"Du hast dich schon eingerichtet", stellte er fest: "Ja, ich könnte in der Tat deine Dienste brauchen. Einer der Bürgermeister, Vergilius Capito, hat mich rufen lassen. Er hat eigentlich nur Gicht, aber da er nicht auf meinen Rat hört, werde ich ihn ein wenig zur Ader lassen und bräuchte dich, damit du ihn festhälst", Pytheas schaute den Jungen aus seinen grauen Augen an:
"Ich hoffe, dass es stimmt, dass du Blut sehen kannst. Und - Capito ist renitent! Er hat kein Recht, dich zu schlagen, aber er wird es versuchen. Traust du dir das heute schon zu, mit einem wildgewordenen Bürgermeister fertig zu werden, Primus?", der Medicus lächelte:
"Es ist immerhin erst dein erster Tag"

[Ronan]

Ronan, nicht ahnend, was er seinem Meister da zumutete, war doch recht zufrieden mit seiner Matratze. Sie war bereits weit mehr, als er gewohnt war und insgeheim freute sich der junge Mann bereits auf seine erste Nacht darauf. Ein Bett in einem Zimmer in einem Haus...
Zuvor galt es jedoch, Arbeit zu tun wie es ausschaute. Und Ronan konnte nicht anders, als große Augen zu machen. Gleich ein Bürgermeister? Die hatten hier zu sagen, nicht?
"Ich traue es mir zu, Meister." Selbstbewusst erlaubte sich der ahnungslose Jüngling ein Lächeln. "Das schaffe ich. Ein bisschen Blut ist kein Problem. Auch wenn ich nicht verstehe, warum der Mann dich ruft und Hilfe will und dann versuchen soll, dich zu schlagen. Ist er vielleicht verrückt?"
Stramm zu stehen war mangels Dinge, die er mitnehmen konnte, eine Sache von Sekunden. Hier gab es nichts mehr einzurichten und Ronan war neugierig, wie sein neues Leben nun so aussah.