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Lagertherme
10-06-2023, 11:40 AM,
Beitrag #11
RE: Lagertherme
Ich lächelte. Dabei spannte die Narbe und verzog mein Gesicht zu einer höhnischen Fratze. Wie ich den hasste, der das mir angetan hatte. Keltenbrut! 
"Ich vermute, dass Du dich selbst unterschätzt, Felix. Invictus lässt Dich an sich ran. Er hat eine bessere Menschenkenntnis als wir alle zusammen. Er spürt das Edle in Dir, den Geist Roms, der trotz deines armseligen Lebens in dieser Provinz noch nicht verschüttet worden ist. Auf Sklaven und Barbaren geht er los!" Auf diese seine Eigenschaft war ich stolz:
"Vielleicht weiß einer deiner Leute, wo es noch Bären gibt. Ich denke gerade, dass es eine gute Idee wäre, ihn nicht zu töten , sondern lebend zu fangen. Der Legat Augusti wird bald Iscalis besuchen, und da gäbe es nichts Besseres, als ihm ein solch wildes Tier in der Arena zu präsentieren. 
Doch zurück zu Dir, Felix: Sag mir, was treibt Dich an in diesem Leben? Welche Ziele hat sich ein junger Römer wie Du gesetzt?"
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10-07-2023, 06:50 PM,
Beitrag #12
RE: Lagertherme
Fintan wusste nicht, ob er sich von den 'Komplimenten' des Tribuns nicht irgendwie beleidigt fühlen sollte. Der schien sich ja tierisch geil zu finden. Wobei, das hatten sie eigentlich gemeinsam. Auch wenn Fintan die Vorliebe für Sklavenkinder fressende Pferde doch eher eklig fand. Dennoch, er war vermutlich der schlimmere von beiden. Immerhin sah er lächelnd dabei zu und lachte über des Mannes Witze, obwohl er ihn vermutlich eines Tages töten würde.
Nun jedoch lächelte er fast bewundernd, denn die Worte Ovidius' waren ja sooo schmeichelhaft.
"Einen lebenden Bären fangen?", fragte er mit einer Stimme, die dem Gegenüber nur schmeicheln konnte. "Das wäre ja ein wahnsinnig schwieriges Unterfangen. Wenn du das schaffst, ist dir die Bewunderung der Massen sicher, mein Tribun", sagte er. Fintan hatte es raus, unwahrscheinliche Komplimente auszuteilen, die man normalerweise als kriecherisch identifizieren würde. Doch dabei klang er so aufrichtig, dass es schon wieder charmant wirkte.
"Oh, was mich antreibt? Nun, früher wollten wir nur überleben, weißt du? Den Hof bestellen und den nächsten Winter schaffen. Ich wollte einmal heiraten und den Hof weiterführen und Kinder großziehen. Ich musste mich ja auch um meine Eltern kümmern, wenn diese einmal alt geworden wären. Doch jetzt...? Ich will auch zum Ruhm Roms beitragen, auch wenn ich nur ein kleiner Stalldiener bin. Ich bin nur froh, dass mich ein so großer und gütiger Herr bemerkt hat und mir diese Chance gegeben hat!"
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Falke
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10-09-2023, 06:35 PM,
Beitrag #13
RE: Lagertherme
" Es kommt nur darauf an, wessen Geist der Überlegene ist. Der römische Geist ist es jederzeit. Ganz gleich ob Barbaren oder Bären gegenüber. Man baut eine Grube und dort lockt man ihn mit einer Hatz - das sind ein halbes Dutzend der Hunde - hinein. Ich werde der Göttlichen Diana ein Opfer bringen, damit wir Jagdglück haben", antwortete ich:
"Zu heiraten, Erben zu haben und auch den Eltern beistehen, wenn sie alt geworden sind, das ist löblich.  - Und es ist langweilig" 

Wir waren alleine in der Dämmerung des Schwitzbades. Es war vielleicht nicht klug, zu Felix offen zu sprechen. Anderseits war es auch nicht gefährlich. Denn der Junge war nicht das hellste Öllämpchen im Triclinium. Es war seine offenherzige Bewunderung, die mich ritt, ihm zu erzählen, was ich mir für meine Zukunft erträumte:

"Halte dich mal an mich. Ich habe nicht vor, für immer hier bei der Legio II Augusta zu versauern. Nach meinem Tribunat hier wird man mir anderswo ein Kommando über eine Hilfstruppe anvertrauen. Ich hoffe mich so zu bewähren, dass der Kaiser mich auf einen Procuratorenposten in seine Kanzlei beruft und mich später zum Praefekten von Aegypten macht"

 Der Posten, der am Hof den meisten Einfluss versprach, war schon vergeben: Prinz Titus war derzeitig alleiniger Praetorianerpräfekt. Der Kaiser vertraute seinem ältesten Sohn völlig. 
 Doch auch Aegypten bedeutete große Macht. Die Provinz war die Kornkammer des Reiches. Es war keine schlechte Ausgangsposition für meine zukünftigen Pläne. Überhaupt nicht.
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11-11-2023, 12:37 AM,
Beitrag #14
RE: Lagertherme
Mit Faszination und Bewunderung, so ließ Fintan es aussehen, lauschte der Junge den hochtrabenden Plänen des kleinen Tribuns, der sich offenbar für bedeutender hielt als er es war. Doch Fintan gab Ovidius insgeheim bei einer Sache Recht: Sie beide hatten etwas gegen Langeweile. Die Welt war schließlich eine Bühne und die Bühne wiederum eine Welt der Unterhaltung. Still sitzen und sich zufrieden zu geben, alt und fett zu werden, wo war da der Spaß? Fintan war der Überzeugung, dass er wirklich jede Menge Spaß haben konnte, wenn er sich an den Römer halten würde. Doch dieses Vergnügen würde er sich selbst suchen müssen. Denn der Tribun würde zwangsläufig irgendwann das Zeitliche segnen müssen.
"Ägypten?!", rief er sofort und lächelte schwärmerisch. "Dort war ich noch nie. Es soll dort unglaublich heiß sein, stimmt das? Das klingt so traumhaft. Und wenn ich bei dir bleibe, darf ich mitkommen? Das wäre großartig. Du bist ein solcher Visionär, Tribun. Tribun Iulius muss dich sehr schätzen! Ich bin ja so stolz, dir aufgefallen zu sein."
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Falke
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11-15-2023, 03:44 PM,
Beitrag #15
RE: Lagertherme
"Ich selbst war auch noch nie in Aegyptus. Ich möchte später dorthin versetzt werden", entgegnete ich und erklärte Felix, weil er mit Rittern vermutlich keinen Umgang hatte, die Drei verschiedenen Kriegsdienste, die die Anfangskarriere eines jungen Eques beim Militär darstellten:

"Die ritterliche Einstiegskarriere verläuft in drei Stufen. Meine erste Stufe, den Ersten Kriegsdienst, habe ich als Kommandeuer einer Hilfstruppenkohorte im fenen Flavia Neapolis abgeleistet. Das liegt in in Iudäa und ist nebenher bemerkt auch ganz schön heiß. Hier bei der Legio II Augusta  leiste ich als Tribun meinen Zweiten Kriegsdienst. Ich hoffte, dass mich Kaiser Vespasian nach dem Dritten Kriegsdienst in Aegypten stationiert. Da kommen nur seine Vertrauenswürdigsten hin",
ich lächelte, denn der Eifer des Jungen gefiel mir.
Solche naiven Bauernjungen waren wie Wachs in meinen Händen. Bald würde er für mich foltern und morden, wenn es sein musste:

" Wenn du mir gut dienst, nehme ich dich mit. Aber erwarte nicht zu viel von Tribun Iulius Cato hier! Der Mann hat keine Visionen. Sein Horizont reicht nur von hier bis dahin, sich irgendwelche dreckigen Keltinnen aufs Lager zu holen"
Jeder in der Castra wusste, dass der Iulius wie Mann und Frau mit der Keltin Bonnie lebte. 
Ich schaute verächtlich drein. Wenn man unbedingt eine Barbarin haben wollte, nahm man sie sich und warf sie hinterher aus der Castra. Man kleidete sie nicht in Seide und ließ sie Hausherrin spielen:

"Währenddessen versinkt unser geliebtes Rom im Sumpf von Korruption und Misswirtschaft. Das liegt daran, weil selbst der Kaiser zu viel Rücksicht auf den Pöbel nimmt. Anstatt der Kanaille zu demonstrieren, wo ihr Platz ist. Ich werde den Saustall mit Feuer und Schwert aufräumen, mein Junge. Ein wenig habe ich schon geprobt: In Cheddar und auch in Iscalis", 
die Erinnerung ließ mich auflachen:

" Die Kelten von Cheddar haben sich vor Angst in ihre sogenannten Hosen gepisst. Felix, man muss dem Pack nur die Peitsche zeigen. Wenn es weiß, wer der Herr ist, kuscht es. Möchtest du lernen, ein Herr zu sein, ein echter Römer?"
Ich erhob mich:

"Gehen wir was essen, sonst verschrumpfeln mir noch meine Fingerkuppen. Und du kümmer dich danach noch einmal um Invictus und suche dir dann deinen Schlafplatz bei den Stallknechten"
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