Lieber Cousin Tiberius,
ich möchte dich in Kenntnis setzen, dass ich meine Stute "Malika", die zu meinem Erbe gehört, von deinem Gutshof abgeholt habe. Bitte hege keinen Groll gegen deinen Gutsverwalter Furianus Gadrianus -
Er tat das Richtige.
Vale bene,
Deine Cousine Stella |
Saturninus las den Brief. Ach, da war Stella als beim Villicus gewesen und hatte den Mann beschwatzt, ihr Malika herauszurücken. Gut, da gab es nichts zu bemängeln: Die Stute gehörte ihr Dennoch hätte sie ihn als Pater Familias ja zuvor
fragen können.
Er rief Scaevus, um ihm das Antwortschreiben zu diktieren:
Meine liebe Cousine, du hast Recht daran getan, Malika, die ein Teil deines Vatererbes ist,
zu dir zu holen. Es ist schon viele Jahre her, doch ich erinnere mich, als sei es gestern
gewesen, als dein guter Vater mir auf dem Totenbett den Schwur abverlangte, ein treuer
Sachwalter deines Erbes zu sein.
Dieser Fall ist nun eingetreten.
Alles was an Bargeld und Schmuck dir gehörte, hattest du zu gegebener Zeit dir selbst schon
angeeignet, hier sind wir also quitt. Zudem hat Onkel Severus mir das Fideikomiss auferlegt, dir folgendes Vermögen als deine Mitgift auszuzahlen, sobald du dich vermählst:
- ↈ ↈ (in Worten zweihundert tausend Sesterzen)
- das Weingut "Vinea Stellaris" bei Tusculum, mit allem, was sich darauf befindet
Das Weingut wird von einem Libertus deines Vaters verwaltet. Er wird zukünftig dir Rechenschaft ablegen, wenn du es wünschst. Bei der Geldsumme müsstest du mir sagen, wie du sie ausgezahlt haben möchtest.
Es umarmt und küsst dich,
dein Cousin Tiberius
|
Nachdem Saturninus gesiegelt hatte, sendete er seinen Sklaven Seasnán mit einem Brief. Auf Antwort brauchte er nicht zu warten. Doch wenn er wollte, durfte er bis zum Sereneum gehen, und seine Söhne und die Mutter seiner Kinder, Betua, besuchen. Er war, auch wenn er offiziell mit den Jungen nicht verwandt war, gewiss der Vater.
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RE: Tablinum - der öffentliche Empfangsraum -
Tiberius Furius Saturninus -
04-17-2024
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(04-17-2024, 04:58 PM)Lucius Petilius Rufus schrieb: Ein Meldereiter machte auf seinem Weg auch einmal in Iscalis halt und gab hier eine Schreibtafel aus dem Statthalterpalast an der Porta ab, ehe er weiterritt, um noch weitere Botschaften an ihr Ziel zu bringen.
Es grüßt Lucius Petilianus Pertax den Bürger Tiberius Furius Saturninus
Der Statthalter Lucius Petilius Rufus lässt ausrichten, dass weder er noch Rom Interesse an deiner Sklavin haben. Du kannst mit ihr verfahren, wie auch immer es dir beliebt.
Vale bene
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Scaevus überreichte diesen Brief nur ungern. Der Privatsekretär kannte seinen Herren lange genug, um zu wissen, wann der schlechte Laune bekommen würde, und so kam er schüchtern an. Saturninus war nach Hause gekommen, hatte gebadet, sich massieren lassen und gegessen, und als er den Sklaven so sah, lachte er:
"Mensch, Scaevus, was ist? Hast du etwas ausgefressen, dass du so herum schleichst? Gib her, oh, aus Londinium",
Scaevus leistete dem Befehl Folge.
Saturninus las. Dann ging er auf und ab. Der Tonfall und die Schroffheit des Antwortschreibens empörte ihn. So sprach man nicht mit einem Abkömmling eines der ältesten Patrizierhäuser Roms. Die Petilier waren verglichen mit den Furiern Neureiche, mochte der Mann auch seine Meriten haben. Aber vor allen Dingen war er Vespasians Verwandter, und das war seine höchste Auszeichnung.
Saturninus ärgerte sich, dass er sich fügen musste. Der Brief war nicht einmal von Petilius selbst, ein subalterner Schreiberling hatte ihn verfasst. Er selbst hatte dem Statthalter höflich den Segen der Götter gewünscht. Jetzt hätte er am liebsten den Fluch der Unterweltgötter auf ihn herabgerufen. Er hatte ihn fast demütig wie ein Schüler den Lehrer um Rat gebeten, und Petilius hatte ihn beleidigt. Es entsprach dem Naturell des stolzen Patriziers, die schroffe Antwort des Statthalters als Beleidigung aufzufassen.
"Du kannst wieder an deine Pflichten!", sagte er zu Scaevus. Der fragte:
"Kein Antwortschreiben?"
Saturninus schüttelte den Kopf. Bestimmt nicht! Es war mehr, durch die Herablassung des Petilius, würde er sich nicht so schnell wieder an ihn wenden. Das bedeutete, auf seine Hilfe und seinen Schutz zu verzichten. Das bedeutete, Iscalis viel unabhängiger und wehrhafter machen zu müssen, als es gerade war.
Fast bedauerte der Furius es jetzt, dem Ovidius geschadet zu haben, seine Vexillation hätte ein wertvoller Verbündeter sein können.
Iscalis würde zukünftig also alleine stehen. Saturninus, der bisher ein eher sparsamer, fast geiziger Verwaltungsschef gewesen war, änderte nun seine Meinung über zweierlei:
- Iscalis brauchte eine Stadtmauer aus Stein und
- er würde zukünftig FÜR die Einrichtung von Vigiles sein, Männer, die Feuer löschen, aber auch polizeiliche Aufgaben übernehmen würden, ganz gleich, was es kostete.
Die nächsten Tage sollte beides ausgeschrieben werden.
Die dritte Meinungsänderung betraf Niamh. Der jetzige Kaiser brauchte im Gegensatz zum militärisch unerfahrenen Claudius damals, keinen militärischen Erfolg, um seine Macht zu festigen. Hibernia war uninteressant für Rom. Niamh uninteressant dito
( Saturninus pflichtete dem Sachverhalt unter Umständen bei, ärgerte sich aber wie gesagt kolossal. Es war ein Versuch gewesen. Hätte damals Otho den Bürgerkrieg gewonnen, wären die Rollen zwischen ihm und Petilus vermutlich vertauscht)
Was sollte er, Saturninus, nun aber mit Niamh anfangen?