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RE: Schmiede - Calum - 08-05-2023

Calum hatte in der Nacht nicht geschlafen. Schließlich hatte Panik in den Straßen geherrscht nach dem Brand und immer noch herrschte ein ziemlicher Aufruhr. Glücklicherweise hatte niemand hier seine Abwesenheit bemerkt. Es machte die Sache nicht besser, nur einfacher. Niemand hier hielt ihn für den Mörder der er war. Denn er hatte Dunduvan und Ciaran nicht aufgehalten.
Ja, Erwan hatte sterben müssen. Doch die anderen. Die anderen…
Wann hatte er begonnen, seine Brüder zu hassen und sie zu fürchten?

Er war seinen Pflichten nachgegangen, ohne dass jemandem aufgefallen war, wie er sich fühlte. Das alte Elend war wieder da, durch Phyteas nur allzu kurz vertrieben. Vielleicht war er deshalb nicht in der Verfassung, mit Louarn zu sprechen, als dieser in die Schmiede kam. Doch der treueste seiner Brüder ging nicht, auch als Calum sich versteckte. Es blieb ihm keine Wahl, sonst würden die anderen noch Verdacht schöpfen.
Daher trat er Louarn im Hinterhof entgegen, immer noch steif und kühl, wie sie sich am Abend verabschiedet hatten.
„Was willst du hier?“, fragte er, nicht im Ton aber wohl in der Wortwahl unfreundlich. Er hatte sich von den anderen geschieden. Es war klar gewesen, dass Dunduvan das nicht akzeptierte, doch hatte er wohl einige Tage Anstandsabstand erwartet, ehe man ihn wieder behelligte. Louarn hatte davon gesprochen, mit ihm reden zu wollen. Doch daran hatte Calum kein Interesse mehr. Nur mit Mühe konnte er überhaupt anerkennen, dass auch Lou einen schrecklichen Abend gehabt hatte.
Calum setzte sich auf den Rand des Brunnens, wo er den Eingang zum Hof im Auge hatte. Er wollte nicht, dass jemand ihr Gespräch belauschte. Es war ein Vorteil in der Schmiede, dass alle immerzu das Dröhnen der Hämmer in den Ohren hatten.
„Sprich, ich habe nicht viel Zeit. Und du sicher auch nicht. Ihr werdet schließlich euren großen Sieg heute Nacht feiern wollen.“


RE: Schmiede - Louarn - 08-06-2023

Oha, da hatte aber jemand eine Laune. Ich hatte gehofft, dass nach einer Nacht drüber schlafen Calum sich zumindest ein bisschen beruhigt hätte, aber dem schien nicht so zu sein. Nein, vielmehr fauchte er mich an, wie ich es nur sehr selten von ihm kannte. Und ganz eindeutig wollte er mich abwimmeln.
Aber das gute daran, der keltischste und am wenigsten geistig begabte unter uns Brüdern zu sein, war, dass ich mich jederzeit dumm stellen konnte und so tun konnte, als würde ich etwas nicht verstehen. Und so machte ich das auch jetzt und tat einfach so, als würde ich nicht kapieren, dass Calum mich eigentlich nur loswerden wollte. Ich setzte mich zu ihm an den Rand des Brunnens und schaute ihn fragend an, als er meinte, wir würden unseren Sieg feiern wollen. “Verwechselst du mich grade mit Ciaran?“ fragte ich mit gerunzelter Stirn. Eigentlich sollte Calum mich besser kennen. Ja, ich tötete und tat, was man mir sagte und was getan werden musste. Aber wann hatte ich jemals das Töten gefeiert?
“Ich wollte noch einmal mit dir reden. Über das, was gestern passiert ist.. Du… du warst sehr aufgewühlt und zornig, und ich will nicht, dass das zwischen uns steht. Ich weiß, du bist… aufmerksamer, was solche Dinge angeht als ich. Ich weiß, dass du das Töten verabscheust. Ich hätte dich auch gar nicht gebeten, mitzukommen, damit du, naja, das nicht alles mitmachen musst. Dunduvan hat mir nicht gesagt, dass er dich auch dazu bitten will. Ich wusste, dass es blutig werden wird, und ich hätte dir das eigentlich gerne erspart. Aber trotzdem bedeutet es mir viel, dass du dennoch gekommen bist und geholfen hast… Niamh zu befreien.“ Ihren Namen auszusprechen tat weh. Vielleicht sollte ich damit aufhören.
“Und ich wollte mit dir noch über eine andere Sache reden, die nichts damit zu tun hat. Ich… ich arbeite als Türsteher bei einem Heiler namens Flavianus Pü. Du kennst ihn, nicht?“ Ich wollte erst einmal seine Reaktion abwarten, ehe ich mit der Tür ins Haus fiel, dass der mir praktisch gesteckt hatte, dass Calum und er intim miteinander waren.


RE: Schmiede - Calum - 08-06-2023

Calum schnaubte. Es passte zu Lou, die Wogen glätten zu wollen. Und das hatte auch bisher immer funktioniert. Doch er konnte Dunduvan nicht verzeihen. Ciaran hatte das Böse schon mit der Muttermilch aufgesogen und konnte nicht anders, als andere leiden zu lassen. Er war ein verabscheuungswürdiges Tier, doch konnte ebenso wenig aus seiner Haut heraus, wie ein Wildschwein oder ein tollwütiger Wolf.
Dunduvan hingegen war ein manipulatives Schwein. Er wusste genau, was gut und richtig war und tat alles, diesen Pfad zu meiden. Und er zog alle mit sich in den Abgrund, egal ob sie wollten oder nicht.
„Aufgewühlt?“, wiederholte Calum steif. „Ich bin ein Falke. Ich weiß sehr genau, dass Erwan sterben musste. Aber die Art, wie er starb. Er und seine Leute und sogar die Sklaven! Wir sollten Freiheitskämpfer sein, keine Mörder. Was Ciaran getan hat… Was IHR getan habt… Das war abartig. Man hätte ihn irgendwie anders töten können. Man hätte Niamh irgendwie anders befreien können! Ihr habt sie alle getötet wie Tiere! Und ich habe auch noch zugesehen. Ich habe nichts getan. Ich bin genauso schuldig wie ihr.
Die Falken… sind ein Fehler. Caradocs Prophezeiung war eindeutig. Wir bringen nichts als Leid. Und ihr habt es gestern Nacht bewiesen.“
Lou konnte ihn davon nicht abbringen. Er hatte die Wahrheit schließlich schon eine Weile gekannt. Doch der Rote hatte offenbar noch ein anderes Anliegen. Ein höchst persönliches.
Calum hatte bereits vergessen, dass Louarn ja Bescheid wusste. Auch er hatte mit ihm sprechen wollen. Doch es war untergegangen.
„Und?“, fragte er, verschränkte die Arme und wandte das Gesicht ab. „Was soll mit ihm sein? Lass mich raten: Ihr habt ja gewusst, dass ich ein weibischer Schwächling bin, was? Ich weiß, dass ihr das denkt. Ihr habt das schon immer gedacht. Oder willst du’s mir ausreden, weil er zu den Römern gehört? Oder…“
Calum war gespannt, seine ganze Haltung. Misstrauisch beäugte er Louarn. Was, wenn Phyteas ein Ziel war, so wie Erwan? Doch er würde das nicht zulassen. Wenn die Falken ihn auch nur anrührten, würde nichts ihn davon abhalten, einen jeden von ihnen zu finden und auszulöschen.


RE: Schmiede - Louarn - 08-06-2023

Okay, Calum war mehr als nur ein wenig aufgewühlt. Er war ernsthaft wütend über das, was in dem Haus des Tuchhändlers passiert war. Und ein Teil von mir wollte ihm ja sogar Recht geben, denn auch ich fand viele Dinge fast schon monströs, die geschehen waren. Nicht an und für sich, denn wir waren Kelten, und da war es nunmal auch Brauch, die feinde den Göttern zu opfern oder ihnen die Köpfe abzuschlagen. Aber… ich hätte mir auch gewünscht, dass es andere Wege gegeben hätte.
“Dann sag mir, welchen Weg es gegeben hätte, der nicht uns alle in Gefahr gebracht hätte“, sagte ich ohne Vorwurf, sondern als ehrliche frage. Denn ich sah wirklich keinen Weg, der daran vorbeigeführt hätte, dass alle in dem Haus hätten sterben müssen. “Du hast Niamh nicht in diesem Keller gesehen, Calum. Sie… sie haben sie wie ein Tier angekettet und fast sterben lassen. Seine Sklaven haben sie vergewaltigt. Und die anderen haben dabei zugesehen und mitgemacht, haben Erwan dabei unterstützt. Es war nicht das erste Mal, Calum. Ich weiß nicht, wie viele Mädchen schon dasselbe durchgemacht haben und in die Sklaverei verkauft wurden. Wie viele vergewaltigt wurden. Angekettet. Wie viele in der Dunkelheit sogar gestorben sind oder als letzte Flucht sich selbst getötet haben. Bei Niamh hat auch nicht viel gefehlt...“
Ich ließ den Kopf sinken und atmete tief durch. “Ich weiß, was du mir sagen willst, und ich verstehe das. Ich wünschte, ich hätte einen anderen Weg gesehen, Calum. Einen, in dem nur Erwan allein schuldig ist und nur er sterben muss. Aber es war nicht er allein. Und jeder Überlebende könnte uns verraten. Und das weißt du auch genauso gut wie ich.“
Calum war nicht blöd. Nur wütend. Und auf Krawall aus, denn auch bei Flavianus Pü reagierte er sehr gereizt. Ich schaute ihn grübelnd an, weil er mich so anfauchte und sagte, ich halte ihn für einen Schwächling. “Darf ich bitte selber entscheiden, was ich denke?“ meinte ich verwirrt und trocken. Denn auch wenn Calum wütend war, mir sowas zu unterstellen ging wirklich zu weit. Als hätte ich ihm jemals auch nur irgendwas vorgeworfen. Ja, weil er wütend war, ließ ich ihm viel durchgehen, aber Schläge unter die Gürtellinie mussten deshalb wirklich nicht sein, und da war wohl eine kleine Erinnerung nötig. “Und ich hab nicht wirklich gewusst, dass du lieber… ähm… Männer magst. Ich hab es mir gedacht, weil du nie Interesse an einem Mädchen gezeigt hast oder mal von einem geredet hast oder so. Und solange es für dich in Ordnung ist, dass ich nur Mädchen mag, ist es auch für mich in Ordnung, wenn du lieber Jungs magst. Ich will nur, dass du vorsichtig bist, weil es da draußen viele Kerle gibt, die das anders sehen. Und… ähm… also...“ Verdammt, wie fragte man das? “Ich wollte wissen, ob das, also… mit dir und Flavianus Pü… Also heiraten könnt ihr ja nicht, aber… machst du das, weil du ihn ausspionieren willst? Weil wenn das so ist, dann, also, du musst das nicht, weißt du? Ich meine, ich bin nicht so gut wie ihr im spionieren, aber ich krieg das dann schon hin. Du musst dich dafür dann nicht hergeben oder denken, dass es nur so ginge, an Informationen zu kommen. Das kriegen wir dann schon auch anders hin. Du sollst nichts machen, was du nicht machen willst.“


RE: Schmiede - Calum - 08-08-2023

Calum senkte den Blick. Er wollte nicht andeuten, dass Niamh die Behandlung verdient hatte. Ganz im Gegenteil. Ihre Peiniger musste man richten. Doch waren wirklich alle Sklaven im Haus mitverantwortlich? Selbst jene, die Hand angelegt hatten. Wer wusste schon, was ihnen geblüht hätte, hätten sie sich geweigert? Er wollte niemanden in Schutz nehmen. Doch was war mit den Köchinnen, den Haushaltssklaven? Sie konnten unmöglich alle ein solches Massaker verdienen.
"Ihr hättet euch vermummen können wie ich. Ihr hättet... Ach was weiß ich! Aber nicht das, Louarn! Dunduvan, Ciaran, hast du nicht gesehen? Es hat ihnen Spaß gemacht. Sie liebten es. Das war keine Rache und auch keine Hinrichtung für sie. Es war Sport.
Und du..."
Er hatte gewusst, dass Louarn ein Krieger war. Ein echter Kelte. Doch ihn wie ein Ungeheuer zwischen den Leuten wüten zu sehen, das war so unheimlich gewesen.

Als Louarn auf seine Spionagetätigkeiten zu sprechen kam, schnaubte Calum. Hatte Louarn wirklich gedacht, dass er nach all dem noch spionieren würde? Waren seine Worte nicht eindeutig gewesen? Ungläubig sah er den Roten an. Er wollte ihn beschützen, das war klar, aber es war so... so TYPISCH, dass er dachte, Calum würde all dies nur tun, weil er sich dazu gezwungen fühlte.
"Ich tue gar nichts, was ich nicht will", sagte er nur vorsichtig. "Wenn ich spionieren wollte, hätte ich andere Wege. Und ich... Ich mag ihn. Weil er klug ist und nett und einer der anständigsten Kerle, die ich kenne. Er würde nicht von mir verlangen, mich umzubringen, wenn wir die Römer vertrieben haben. Er würde nicht..."
Calum erwiderte Louarns Blick ernst und trotzig, als wolle er ihn herausfordern, zu spotten oder zu streiten. Dabei sollte er mal ganz still sein. Immerhin hatten sie für seine Liebschaft einen ganzen Domus ausraddiert.
"Wissen's die anderen Falken?", wollte er wissen und wandte den Blick beschämt ab. "Weiß Dunduvan es? Hat er... gesagt, dass ich mich fernhalten sollte, weil uns sowas nicht zusteht? Dieser Heuchler..."
Er wusste nur eines. Wenn Dunduvan sich anschickte, Phyteas auch nur ein Haar zu krümmen, dann würde er alles zu Grabe tragen, woran Dunduvan etwas lag. Jeder, der Phyteas bedrohte, würde Calums Zorn spüren, der häufig unterschätzt wurde und doch wie eine weiße Flamme loderte.


RE: Schmiede - Louarn - 08-08-2023

“Und ich?“ fragte ich, aber sanft, nicht scharf. Ich sah Calum von der Seite an. Er verstand es nicht, denn er war kein Krieger und kein Kämpfer. Er war sanft und gut und weich, und das meinte ich nicht abwertend. Nein, er war etwas, wie Menschen sein sollten und wie sie sein könnten, wenn es eben nicht solche Menschen wie unsere Väter gäbe. Oder wie den Rest von uns. “Ich tue, was getan werden muss, Calum. Es macht mir keinen Spaß, wenn du das denkst“, sagte ich, ebenfalls nicht böse. Aber ich hatte schon lange begriffen, dass es Männer wie mich brauchte, damit Menschen wie er in dieser Welt leben konnten. Irgendwer musste ihn beschützen und die Dinge tun, zu denen er nicht in der Lage war, damit er in Sicherheit blieb.

Dann redeten wir über Flavianus Pü, und Calums Ton veränderte sich ein wenig. Er klang mehr genervt und vorsichtig, als erwarte er jederzeit Widerspruch oder schlimmeres. Ich fragte mich, was er wirklich von uns anderen dachte, denn gerade wirkte er sehr verletzlich. Er verbarg es hinter spitzen Worten und abwehrenden Blicken, aber im Grunde erinnerte er mich an einen Hund mit verletzten Pfoten, der alles und jeden wegknurrte, weil er Angst vor weiteren Schlägen hatte.
“Nein, die anderen wissen nichts. Zumindest nicht, dass ich wüsste. Ich weiß es auch nur, weil Flavianus Pü mir vorgeschwärmt hat, wie gutaussehend er dich findet. Und dass du jederzeit vorbeikommen kannst. Und wie gut du aussiehst. Und hab ich schon erwähnt, dass er gesagt hat, wie gut du aussiehst?“ Ich grinste leicht schief und stieß Calum mit der Schulter an.
“Wenn du ihn wirklich liebst, dann freu ich mich für dich, Calum. Du weißt, dass es gefährlich ist, und ja, Dunduvan würde wahrscheinlich was sagen, weshalb wir es ihm am besten nicht sagen. Und du weißt sicher auch, dass es ihn in Gefahr bringen kann. Aber wenn er dich glücklich macht, dann bin ich auch glücklich.“
Jetzt umarmte ich Calum, ob er wollte oder nicht, und zog ihn etwas mehr an meine Seite in meinem festen Griff. “Aber wenn er dir das Herz bricht, brech ich ihm auch etwas“, meinte ich, strubbelte ihm durch die Haare und ließ ihn los.
“Wäre aber schön, wenn ich weiter da arbeiten kann und dich das nicht stört. Es ist gutes Geld und leicht verdient, und ich brauche eine Arbeit. Ist zwar manchmal etwas langweilig, aber dafür hab ich ja auch noch die Zeit im Stall und so. Und ich fände es nett, wenn du mich vorwarnst, wenn ihr… du weißt schon. Ich muss das nicht unbedingt mithören. Aber ich bin normalerweise eh nur da, wenn er als Heiler arbeitet, und ich hoffe mal, dass ihr euch dann etwas beherrschen könnt.“


RE: Schmiede - Calum - 08-09-2023

Warum war Louarn nur ein so toller Bruder? Verständnisvoll, ruhig, immer so verdammt… nett? Er war so ganz anders als die anderen Falken. Ein unendlich bewundernswerter Kerl, der nicht ansatzweise die Anerkennung bekam, die er verdiente. Calum konnte ihm einfach nicht mehr offen böse sein. Es blieben viele Gedanken und Ängste. Louarn als mordenden Berserker zu sehen, das erschreckte ihn. Aber jetzt war er wieder dieser liebende beschützende große Bruder, der für ihn durch’s Feuer gehen würde. Wie auch umgekehrt.
Schließlich musste er sogar schmunzeln.
„Echt, er findet, dass ich gut aussehe?“, fragte er, als habe er die ersten Male nicht verstanden und erwiderte Lous Blick verschmitzt. „Keine Sorge. Wenn er mir das Herz bricht, dann weiß ich mir schon zu helfen. Ich kenn ein paar Ecken, da findet dich keiner mehr. Aber… Das wird er nicht. Dafür ist er viel zu anständig.
Und was denkst du denn? Ich kenne keinen, der ihn besser beschützen könnte. Und ich halte mich schon zurück, wenn es dich so verlegen macht. Und erzähle dir auch keine Details. Es ist nicht so als würden wir uns nur durch die Laken wälzen. Weißt du, er ist sehr interessiert an Heilpflanzen und so und da kenne ich mich ja aus. Wir… reden eigentlich ziemlich viel, wenn ich darüber nachdenke. Er… ist wirklich toll…“
Er versuchte, die Spuren von Rot auf seinen Wangen einfach zu ignorieren.
„Weißt du, ich mache mir Sorgen um die anderen. Nicht so sehr um Fintan, dem ist eh alles egal. Aber… Dunduvan macht mir Angst. Er ist immer so darauf erpicht, dass wir nichts sind als Cathbads Mordwaffen. Ich fürchte, er wird versuchen, Phyteas was zu tun, wenn er es herausfindet. Um mich auf dem rechten Weg zu halten.“
Es war natürlich dumm. Würde Dunduvan die Hand gegen Phyteas erheben, nichts könnte ihn vor Calums Zorn schützen. Dunduvan, Cathbad, die Falken. Er hatte die Mittel und würde keine Skrupel haben, all das einzureißen und auszulöschen, wenn sie Phyteas angriffen.
„Ehrlich… Ehrlich gesagt hatte ich das schon bei Niamh befürchtet… Ich bin eigentlich mitgekommen, weil ich Dunduvan nicht mehr traue. Irgendwas läuft mir eiskalt den Rücken herunter, wenn er mich ansieht.“
Was auch immer Cathbad in ihm kaputt gemacht hatte, ein Teil von Dunduvan war weg und an seine Stelle war etwas getreten, das nicht… menschlich war.
„Versprich mir, dass du vorsichtig bist. Auch wir dürfen uns des Lebens erfreuen, auch wenn Cathbad anderer Meinung ist.“


RE: Schmiede - Louarn - 08-10-2023

“Nein, er findet dich klein und zu schmal für einen ordentlichen Schmied. Oh, halt, das war ja ich“, neckte ich zurück mit einem fetten Grinsen, damit er es nicht zu ernst nahm, als er fragte, ob Flavianus Pü ihn gutaussehend fände. “Im Ernst, er hat über dich geredet, als wäre er total verknallt.“
Dann erzählte Calum das erste mal, wie er Flavianus Pü sah, und ja, ich freute mich für ihn. Sehr. Vielleicht war ich ein klein wenig neidisch, weil ich mir wünschte, ein Mädchen würde sowas über mich sagen und so für mich empfinden. Aber das war nur ein ganz kleiner Teil verglichen damit, dass ich froh war, dass Calum endlich etwas oder besser jemanden gefunden hatte, der ihn glücklich zu machen schien. Er hatte es so sehr verdient. “Es freut mich, wenn du mit ihm glücklich bist“, sagte ich also ehrlich und wusste nicht, was ich sonst noch hätte sagen sollen.

Aber Calum wusste es, denn er hatte noch was auf dem Herzen. Genauer gesagt machte er sich Sorgen um Dunduvan und hatte Angst, der könnte etwas dummes tun. Meine Stirn bekam ein paar Grübelfalten, als ich leicht den Kopf schüttelte. “Ich denke, du tust ihm da Unrecht, Calum. Ja, er versucht, Cathbad so gut es geht zu gefallen und versteht nicht, dass wir das sowieso nie schaffen werden, ihn glücklich zu machen. Aber so weit würde er da nicht gehen. Wir sind seine Brüder, und er will, dass wir zusammenarbeiten. Wie sollte es ihm helfen, wenn er Flavianus Pü etwas tut? Dann würdest du ihm den Hals umdrehen wollen und wir würden erst recht nicht zusammen arbeiten.“
Ich atmete einmal tief durch, als er Niamh erwähnte und seine Angst aussprach, Dunduvan hätte ihr etwas tun wollen. Ja, es gab ja diese eine kurze Szene, wo er sie angeblafft hatte, sie solle ihn ruhig angreifen. Aber das war im Eifer des Gefechts gewesen und wir waren alle angespannt gewesen. Ich glaubte nicht, dass er das so gemeint hatte. Und immerhin hatte er geholfen, sie zu retten. “Ich glaube, Dunduvan ist da eher froh, wenn er sicher wüsste, dass du auf Männer stehst. Dann gründest du schonmal keine Familie mit Kindern. Wir sollten es ihm aber trotzdem nicht sagen. Dass er dich damit unter Druck setzen wollen würde, denke ich ja schon auch…. Am besten, wir sagen einfach nichts, wenn er dabei ist.“ Fragen würde er sicher nicht. Wieso sollte er?

Als Calum meinte, ich solle vorsichtig sein und mich auch des Lebens erfreuen, Lächelte ich etwas traurig vor mich hin. “Ich bin immer vorsichtig, Calum. Naja, meistens zumindest. Der Rest… naja, ich habe aufgehört, mir das zu wünschen. Aber ich danke dir trotzdem.“


RE: Schmiede - Calum - 08-12-2023

„Tue ich das? Tue ich ihm Unrecht?“, fragte Calum vorsichtig. „Ich glaube nicht, dass er versteht, dass wir mehr sind als… Cathbads Rächer. Er begreift nicht, dass es in unserem Leben mehr gibt. Ich glaube, er denkt, dass wenn er die Ablenkungen aus dem Weg schafft, wir wieder einen Kopf für die Mission haben. Ich… kann es ja selbst nicht erklären. Er macht mir Angst. Seit ihr alle wieder da seid.“ Er seufzte tief. „Vielleicht… übertreibe ich auch einfach. Vermutlich hast du Recht.“
Darüber hinaus jedoch gab ihm Louarn Recht, und das zum Glück. Calum war noch nicht bereit, seinen Brüdern preiszugeben, dass er verliebt war. Bestenfalls konnte er Spott erwarten. Darüber hinaus wusste er nicht, ob er sie je wiedersehen wollte. Vielleicht sollte er Phyteas doch bitten, mit ihm fortzugehen? Weg von diesem verfluchten Ort…
Doch Louarn offenbarte, dass Calum nicht der einzige war, der nun die Liebe eines Bruders gebrauchen konnte.
Er selbst hatte Niamh nie wirklich kennengelernt. Aber nach den letzten Ereignissen war klar, dass sie ihm viel bedeutete. Es musste ihn ja verletzen, wie die Geschichte bisher ausgegangen war.
Calum umarmte seinen Bruder.
„Gib nicht auf, Bruder. Ich bin sicher, es gibt ein Licht für uns. Niamh hatte eine schreckliche Zeit. Ich bin sicher, dass du ihr immer noch viel bedeutest. Wenn sie diesen Horror wirklich mitgemacht hat, dann braucht sie jetzt jemanden, der so stark ist wie du. Ich kann mir keinen besseren Mann vorstellen, um ihr beizustehen. Du bist der beste von uns, Louarn. Ich liebe dich sehr und ich bin sicher, dass ich da nicht allein bin.“


RE: Schmiede - Louarn - 08-12-2023

Ich brachte es nicht übers Herz, Calum zu sagen, dass wir nicht wirklich mehr vom Leben erwarten durften als das, was wir hatten. Wenn er jemanden gefunden hatte, den er lieben konnte, dann freute mich das für ihn wirklich sehr. Aber wirklich damit rechnen konnte niemand von uns. Und wäre Flavianus Pü ein Mädchen, würde ich vielleicht sogar selber Calum ins gewissen reden, vorsichtig zu sein und keine Gefahr herbeizubeschwören. Ein ganz klein wenig hatte ich diese Sorge ja auch so, auch wenn die beiden keine Kinder bekommen würden, weil es einfach gefährlich war, in unserer Nähe zu sein. Aber jetzt war wirklich nicht der Zeitpunkt dafür, Calum hatte so schon genug Sorgen im Kopf.
“Das gestern war jetzt einfach sehr viel. Mit ein wenig Abstand wird sich alles wieder beruhigen“, sagte ich also stattdessen, auch wenn Dunduvan und sich beruhigen sich eigentlich gegenseitig ausschloss. Aber manchmal passierten ja auch Wunder.

So zum Beispiel jetzt, als Calum mich auf einmal umarmte und von Niamh sprach und versuchte, mir Hoffnung zu machen. Ich wusste gar nicht wirklich, wie ich damit umgehen sollte, und so legte ich ihm wahrscheinlich etwas unbeholfen die Hand auf den Rücken und tätschelte ihn dort sachte. “Danke“, sagte ich, weil ich keine Ahnung hatte, was ich sonst sagen sollte. Und räusperte mich, weil das jetzt doch ein bisschen Gefühl auf einmal für mich war. “Sie ist besser dran ohne mich, Calum. Das weiß ich auch. Ich will ihr nicht andauernd weh tun, sie verdient jemanden, der wirklich für sie sorgt und… einfach jemand besseren. Das weiß ich auch. Also mach dir keine Sorgen um mich“, sagte ich also und rutschte vom Brunnenrand, ehe die nächste Kuschelattacke anstand.
“Zwischen uns ist alles gut?“ fragte ich nochmal nach, um sicherzugehen, dass sich Calums Zorn gelegt hatte. Das zwischen ihm und Dunduvan würde wohl Zeit brauchen. Aber solange er nicht ganz verschwand, wie er angedroht hatte, hatte ich noch Hoffnung.