Tablinum - der öffentliche Empfangsraum - Druckversion +- Forum (https://adlerchronik.de) +-- Forum: Die Chroniken (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Provinz Britannia (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=8) +---- Forum: Iscalis (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=9) +----- Forum: Wohnviertel (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=54) +------ Forum: Villa Furia (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=15) +------ Thema: Tablinum - der öffentliche Empfangsraum (/showthread.php?tid=10) |
RE: Tablinum - der öffentliche Empfangsraum - Tiberius Furius Saturninus - 02-23-2023 "Danke dir für das Geschenk. Scaevus, bringe die Amphore in die Küche und serviere uns sofort", befahl Saturninus, der sich über den edlen Wein freute: "Deinen Beitrag, Eques Balventius Varro, zum wirtschaftlichen Wohlergehen dieser Stadt, schätze ich sehr. Ganz Iscalis ist doch überhaupt wegen des Silberbergwerks entstanden", sagte er freundlich. Cheddar zählte für ihn nicht: "Doch was führt dich her? Mit der Minenaufsicht habe ich nichts zu tun" Das machte ein vom Statthalter unabhängiger Legatus Augusti, sozusagen ein Buchhalter des Kaisers. Der hübsche Scaevus kam mit einem Tablett zurück, darauf einen Krug Wein, einen anderen mit Wasser und zwei frischen Becher. Den alten, den Saturninus noch stehen hatte, räumte er weg. Saturninus deutete ihm mit den Fingern das Mischungsverhältnis an: "Köstlich. Lass mich raten: Ein Sabiner, Südwesthanglage? Wirklich ein Gruß aus unserem schönen Italia" RE: Tablinum - der öffentliche Empfangsraum - Decimus Balventius Varro - 02-25-2023 Varro schmunzelte. "Du bist also ein Kenner. In der Tat ist es ein Sabiner. Angeblich geriet das Schiff des Händlers an garstige Piraten und diese Amphore ist eine von nur einer Kiste, welche sie haben retten können. Wer weiß ob es stimmt, aber diese abenteuerliche Geschichte machte den Preis wert, findest du nicht?" Varro schenkte Scaevus nur einen flüchtigen Blick, ehe er sich wieder Saturninus zuwandte: "Ich denke, du wirst feststellen, dass mein Problem durchaus in dein Metier fällt, so wenig es mir auch gefällt. Denn sieh, in der Mine ist die Bleikrankheit ausgebrochen und viele Sklaven liegen darnieder, sterbend oder kurz davor. Wir haben den Betrieb drastisch verringert, um keine weiteren Opfer zu erleiden, aber wie du dir denken kannst, leidet hierdurch der Ertrag erheblich. Nun verstehst du vielleicht, warum ich nicht dem Legatus selbst gegenüberstehe, wenngleich er natürlich bereits einen Abriss vom Medicus erhalten hat - der ebenso vom Kaiser geschickt wurde. Wir versuchen derzeit, eine Behandlung für die Erkrankten zu finden. Gleichzeitig biete ich selbst aus privaten Mitteln horrende Entlohnung für Arbeiter, die willens sind, uns zu unterstützen, bisher mit mäßigem Erfolg. Um den Betrieb der Mine ohne Ausfalls ermöglichen zu können, müssten wir eine Unmenge neuer Sklaven heranschaffen und das ständig. Was dies jedoch für unser Verhältnis zu den Kelten bedeuten würde, muss ich dir vermutlich nicht sagen. Ich weiß nicht, ob ich der einzige bin, der darin ein Pulverfass sieht, das unser Leben hier gefährden könnte. Dennoch will ich in dieser Sache deine Meinung hören. Wir können schließlich nicht jeden Kelten in Iscalis versklaven." RE: Tablinum - der öffentliche Empfangsraum - Tiberius Furius Saturninus - 02-27-2023 Saturninus schaute den Mann nachdenklich an. Er selbst verstand nichts vom Bergbau, aber von der Bleikrankheit, Silber wurde gewöhnlich als Bleiglanz gefunden und vom unedleren Metall getrennt, hatte er schon gehört. Nun waren Minensklaven für gewöhnlich zum Tode verurteilte Verbrecher, und daher störte es Saturninus nicht wirklich, wenn die Bleikrankheit ihr Ableben beschleunigte. Doch wenn die Krankheit dermaßen grassierte, dass die Arbeitskräfte kohortenweise ausfielen und die Iscaler Wirtschaft in Gefahr brachte, musste man etwas unternehmen: " Exzellenter Wein und eine gute Geschichte dahinter. Es ehrt mich sehr, dass du zu mir kommst", sagte er: "Der neue griechische Medicus kümmert sich mit um die Patienten, nicht wahr. Gleichzeitig wird er als kaiserlicher Freigelassener seinem Patron alles Wichtige berichten. Falls es Probleme gibt, wird sich der Blick unseres verehrten Caesar Augustus zweifellos auf uns richten" Er selbst war der oberste Zivilvertreter des Statthalters. Vespasian war nicht ungerecht, aber bekannt dafür, unfähige Beamte ganz gleich wer ihre Vorfahren gewesen waren, sehr schnell auszutauschen ( Kein Wunder, stammte er doch selbst aus dem Ritterstand. Da erstarrte man nicht vor Ehrfurcht, wenn man die Gentilnamen "Furius", "Claudius" oder "Iulius" hörte) Wenn Varros Stuhl wackelte, wackelte seiner auch: "Du hast Recht damit, dass Rom sich nicht ins Unrecht setzen darf, in dem es unschuldige Kelten versklavt. Wir bringen schließlich das römische Recht in diese Provinz. Es würde die Urbevölkerung gegen uns aufbringen", stimmte Saturninus zu und maß den Ritter mit seinern dunklen Augen: "Also darf die Versklavung nicht aus Unrecht heraus geschehen. Doch einen Aufstand beispielsweise könnten wir niederschlagen und die Aufständischen bestrafen. Desgleichen Sabotage oder feindliche Aktionen gegen Rom. Die Frage ist dann nur, ob und wann solch ein Ereignis stattfindet" Er machte eine Pause. Er wusste nicht, ob Varro ihm gerade geistig folgte. RE: Tablinum - der öffentliche Empfangsraum - Decimus Balventius Varro - 03-05-2023 Balventius wusste genau, was der Furier meinte und konnte im ersten Augenblick nicht umhin, ihm innerlich für die Eier zu gratulieren, die er hier zeigte. Ihm wurde praktisch angetragen, einen Aufstand anzuzetteln, um ihn dann niederzuschlagen. Ein wahrlich bösartiger Vorschlag, wie er nur von einem Patrizier stammen konnte. "Nun, ein Aufstand ist eigentlich gerade das, was ich vermeiden wollte", antwortete Varro diplomatisch und mit einem milden Lächeln, das zwar Freundlichkeit, aber durchaus kein Einhergehen mit dem Gesagten demonstrieren sollte. "Ich kenne die Kelten. Ich habe viel mit ihnen zu tun. Sie können treue Bürger werden und ihre Einfältigkeit lädt dazu ein, sie zu unterschätzen. Dennoch glaube ich, dass, sollten sie sich zusammenfinden, unvorhergesehene Konsequenzen eintreten können. Immerhin leben im Norden noch viele unzivilisierte Stämme, welche nur auf ein Signal warten, dass wir schwächeln. Sicher, der geballten Macht des Römischen Reichs können sie kaum widerstehen. Sie würden Bersten wie Zweiglein im Sturm. Doch bis es dazu käme, wären wir ihnen ausgeliefert. Eine Castra ist schön und gut, doch Iscalis würde es niemals unbeschadet überstehen. Ein hoher Preis für etwas Silber und Blei." Abgesehen davon fand Varro diese Denkweise einfach verabscheuungswürdig. Er war sicher kein freundlicher Mann und hatte keine schlaflosen Nächte bei dem Gedanken, jene die es verdienten, in der Mine verrotten zu lassen. Doch unbescholtene Bürger zu provozieren, Taten zu begehen, welche sie ansonsten niemals auch nur erdacht hätten, war eindeutig weit jenseits des vertretbaren. Sie hatten sich auf die Fahne geschrieben, die Zivilisation des Reichs in die fernen Winkel der Welt zu tragen. Die eigenen Gesetze zu umgehen, um Barbarei und Rechtsbeugung zu begehen, war nicht nur ein Betrug an den Kelten, sondern auch an ihren eigenen Grundfesten. "Möglicherweise sollte ich den Kaiser informieren. Die Ausmaße sind bald zu groß, um sie zu verheimlichen und ich kann mir nicht vorstellen, dass er es schätzt, wenn seine Vasallen in der Fremde ihm solch wichtige Informationen vorenthalten." Und Varro war keiner, der vor Verantwortung davon lief, wenngleich er sich weigerte, sein Scheitern anzuerkennen. Dies hier, Iscalis, sollte sein Aufstieg sein, seine Flucht vom Vater und seine Chance, sein eigenes Fundament zu bauen. Und er würde sich das sicher nicht durch eine verflixte Krankheit wegnehmen lassen! Abgesehen davon hatte schließlich der Medicus die Verantwortung für die Kranken und deren Heilung auf sich genommen. Wenn er scheiterte, war die Schuldfrage wohl kaum auf ihn, Varro, zu beziehen... RE: Tablinum - der öffentliche Empfangsraum - Tiberius Furius Saturninus - 03-07-2023 Saturninus warf Varro einen überraschten Blick zu; für einen Keltenversteher hätte er den Minenpächter nicht gehalten. Aber der weiteren Argumentation konnte er sich nicht verschließen: "Es ist in der Tat nicht absehbar, ob sich so eine lokale Rebellion nicht ausweitet", räumte er ein: "Dann wären wir es gewesen, die Öl ins Feuer gegossen hätten. In der Tat vielleicht nicht klug. Doch den Kaiser informieren? Glaubst du, dass er noch nicht informiert ist? Ich bin mir beispielsweise recht sicher, dass dieser Flavianus Medicus alles, was Vespasianus interessieren könnte, brühwarm zum Palatin meldet. Und er ist vielleicht nicht der Einzige, der Spitzeldienste leistet. Aber wenn Du es möchtest, schreibe dem erlauchten Caesar Augustus einen Brief. Vielleicht lässt er dich deinen Nachfolger noch einarbeiten".... und mich auch, dachte Saturninus bitter. Es konnte sein, dass der Kaiser die ganze lokale Führung ablösen ließ - und vielleicht auch den einen oder anderen wegen Korruption oder Unfähigkeit verurteilte, um ein Exempel zu statuieren. Besonders gerne Patrizier; die Verurteilung eines Adligen gab dem gewöhnlichen Volk das herrliche Gefühl, dass das Recht vor niemandem halt machte. Dies steigerte wiederum die Beliebtheit des Kaisers etc.: "Nun, ich und auch manch andere Landwirte haben früher schon im Winter ihre Landarbeiter an das Bergwerk vermietet. Dann waren die Sklaven beschäftigt, und ein wenig Geld sprang auch noch dabei heraus. Wenn jetzt allerdings alle krank werden oder sogar sterben, könnte das die römischen Bauern überaus erzürnen. Auch ein ungelernter Sklave hat seinen Preis. Dennoch wäre ich bereit dazu, dir meine Landarbeiter, damit du siehst, dass ich dir helfen möchte, zu überlassen. Ich habe allerdings nur fünfundzwanzig vollarbeitsfähige Männer in meiner Villa Rustica. Der Rest sind Alte, Frauen und Kinder", er machte eine Pause und schaute den Ritter prüfend an: "Oder hast du einen anderen Vorschlag, Eques Balventius Varro?" Die Frage, warum der Minenpächter überhaupt zu ihm gekommen war, war für ihn immer noch offen. RE: Tablinum - der öffentliche Empfangsraum - Decimus Balventius Varro - 03-18-2023 Das waren natürlich alles Möglichkeiten, die ihn nicht unbedingt vor Freude springen ließen, doch Varro war immer ein Mann von Prinzipien gewesen. Es hatte nichts mit Verantwortung zu tun, wenn man Dinge verschwieg oder beschönigte. Er wollte, dass der Kaiser ihn wegen seiner zahlreichen Vorteile schätzte. Und dazu gehörte nun eben auch Ehrlichkeit, was auch solche Dinge betraf. "Nun, ich denke einfach nicht, dass wir den Kelten unsere Moral und unsere Gesetze bringen, nur um sie gegen sie zu verwenden. Wir sind das bessere Volk und sollten uns entsprechend verhalten, wie ich finde", sagte Varro nur ausweichend. Er wählte keine klareren Worte, da er Saturninus nicht beleidigen wollte. Trotz allem schätzte er ihn, sonst hätte er ihn nicht aufgesucht. "Nun, es läge mir fern, deine Sklaven zu ruinieren, doch kurzfristig könnten sie Erleichterung verschaffen. Langfristig, fürchte ich, bleibt uns nichts anderes übrig. Ich habe der Idee eine lange Zeit der Überlegung gegeben. Ich denke, es wird Zeit, eine neue Mine zu eröffnen." RE: Tablinum - der öffentliche Empfangsraum - Tiberius Furius Saturninus - 03-20-2023 Saturninus schenkte Varro einen langen müden Blick. Hinter den Furiern lag achthundertjähige römische Geschichte, und wenn er eines wusste, war es das, dass man kein Imperium zusammen bekam und zusammenhielt, wenn man nur auf Moral und Recht baute. Man tat, was getan werden musste - und brachte hinterher den Göttern ein großes Opfer, um sie wieder zu versöhnen. Fragte Varro denn wirklich immer nach, warum der eine oder der andere in seinem Bergwerk gelandet war? Konnte man sich als moralisch geben, wenn an seinem eigenen Reichtum noch das Blut der Versklavten klebte? Vielleicht war Balventius Varro nur ein Heuchler, wie es so viele gab? Oder er glaubte an das, was er sagte? Dann war er ein Träumer. Saturninus war auch einmal ein Träumer gewesen, aber der Tod seiner Eltern hatten ihn aus jedem Traum, den er je über die Güte der Götter gehabt hatte, aufgeweckt. * Beinahe hätte er den nächsten Satz, den der Ritter sagte, überhört. Doch das war interessant: "Eine neue Mine sagst du, werter Balventius Varro? Wurden weitere Silber- und Bleivorkommen entdeckt? Wo denn?" *Sim off: Das wird hier berichtet RE: Tablinum - der öffentliche Empfangsraum - Decimus Balventius Varro - 03-30-2023 Varro war schon klar, dass der bisher gute Eindruck nun etwas litt. Er war kein Politiker und als Eigentümer einer Mine sollte man von ihm weniger idealistischen Schwachsinn erwarten. Doch er glaubte wirklich, dass eine Intrige zur Akquirierung weiterer todgeweihter Sklaven über kurz oder lang nur Unheil bringen würde. Er fand Saturninus unglaublich kurzsichtig, behielt seine Gedanken jedoch für sich. "Ich habe ein paar aufmerksame Ohren beauftragt und wurde nicht enttäuscht. Scheinbar hat die lokale Bevölkerung noch Kenntnis von weiteren Vorkommen und ich habe mir die Freiheit genommen, einige Proben entnehmen zu lassen. Die Ergebnisse wirkten... vielversprechend. Ich denke, einige Anstrengungen könnten sich lohnen, zumal die Hauptmine mehr und mehr unliebsame Blicke auf sich zu ziehen scheint." Balventius mochte eine gnädige Ader haben, aber er war sich nicht zu schade, unter den Kelten zu spionieren. Bei all den Rebellenaktivitäten war die Mine sicher eines der Hauptziele für diese Subjekte. "Ich sage nicht, dass unsere Probleme über Nacht gelöst werden, doch eine neue Mine, in der die Krankheit nicht grassiert könnte die Lage entspannen, anstatt unsere Sklaven zu fressen wie ein hungriges Biest." RE: Tablinum - der öffentliche Empfangsraum - Tiberius Furius Saturninus - 04-01-2023 "Auch ich lege keinen Wert auf Tote, was immer man glauben mag", sagte Saturninus: "Eine neue, reine Silbermine wäre ein wirklicher Glückstreffer für Iscalis. Für den Winter wie gesagt werden dir die umliegenden Bauern ihre Sklaven gerne vermieten, besonders gerne, wenn sie sie im Frühling heil wiederbekommen. Und wenn sich herumspricht, dass es keine Bleikrankheit gibt, wirst du auch freie Arbeiter bekommen. Kelten haben durchaus Erfahrung im Bergbau, und ganz gleich, wie sie zu uns stehen, römische Sesterze nehmen sie alle gern", er überlegte: "Du solltest für die Probebohrungen eventuell Miltärschutz anfordern. Der zuständige Mann wäre Tribun Iulius Cato. Ich weiß nicht, jedoch sind die Kelten seit geraumer Zeit verdächtig ruhig. Und seit dem Tod des einen Weißbarts sind auch keine Druiden mehr aufgetaucht. Vielleicht haben sie nun eingesehen, dass sie zu Rom gehören. Vielleicht hecken sie aber auch etwas aus, und es ist nur die Ruhe vor dem Sturm. Was glaubst Du? Du kennst sie besser als ich" Wenn Balventius die Kelten ausspionieren ließ und sogar von einem Silbervorkommen erfahren hatte, war er vielleicht wirklich auf dem neusten Stand. RE: Tablinum - der öffentliche Empfangsraum - Furia Serena - 07-17-2023 >>> In meiner Überschwänglichkeit hatte ich einen der Briefe meines Mannes geöffnet, da ich auf eine Einladung gehofft hatte, aber es stellte sich nur als ein Brief einer anderen Frau heraus, der sehr eindeutige Worte enthielt. Anprangern konnte ich das Verhalten ohnehin nicht, also legte ich den Brief mit dem Rest der Post auf den Schreibtisch, während ich auf ihn wartete. Ich setzte mich auf einen der Stühle und fasste mich, während Phoebe mir mit einer großen Lederhülle voller Schriftstücken gefolgt war. Diese waren der eigentliche Gtund, warum ich mit meinem Mann sprechen wollte. |