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Peristyl - der Säulenhof - Druckversion

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RE: Peristyl - der Säulenhof - Catia - 03-11-2025

Gut, der Hund hatte noch keinen Namen. Doch dafür warf Cassia mit so vielen Menschennamen um sich, dass es Catia schier schwindelig wurde. Glaubte die Furiersklavin denn, dass sie all diese Leute kennen musste? Sie schaute etwas fragend drein, fragte jedoch nicht nach, denn im Grunde ging es sie nichts an. Außerdem hatte ihr Cassia ja auch noch keine Frage gestellt. 
Es schien darum zu gehen, wie Cassia in die Sklaverei gekommen war. Sie war ihren Eltern abgekauft worden. Nun war es so, dass Kinder bei den Römern  dem Vater gehörten und der sie auch verkaufen konnte. Catia empfand das aber als ziemlich herzlos, und obwohl Cassia in so einem prächtigen, säulengeschmückten Römerhaus wohnen durfte, tat sie ihr Leid.

Dann aber kündigte Cassia an, dass sie mit Lederbällen jonglieren würde, und sie setzte es in die Tat um. Es war kunstvoll, und auch fröhlich, denn Cassia strahlte über ihr ganzes Gesicht. Die Kinder und Catia applaudierten nach jeder Runde kräftig. 

Doch Furia Saturnina, der kleine Kobold, erhob sich, schmeichelte jetzt weiter um ihr Kindermädchen herum und flüsterte:
"Bitte, bitte, zeig es doch Tib mit Fackeln! Der Vater ist nicht da und die Mutter schläft! Wir werden dich nicht verpetzen!"
Catia blieb fast das Herz stehen, als sie die kleine schwarzlockige Patrizierin so sprechen hörte.


RE: Peristyl - der Säulenhof - Cassia - 03-11-2025

Bei Catias fragendem Blick neigte sich Cassias Kopf nicht minder fragend auf die Seite. Was wollte ihr die Rothaarige mit ihrem fragenden Blick mitteilen? Hatte die furische Sklavin etwa zu schnell gesprochen? War Catia schwindelig von den Namen, mit denen Cassia regelrecht um sich geworfen hatte? Dabei hatte sie doch eigentlich nur immer wieder Nicanders Namen erwähnt. Im nächsten Augenblick wurden Cassias Gedanken dann schon hinfort gewischt. Die Lederbälle flogen in die Luft. Umkreisten Cassias Lockenkopf und wurden von den flinken Händen der Sklavin geschickt aufgefangen. Mehrere male ließ Cassia die Bälle um ihren Kopf und durch die Luft wirbeln. Und kicherte dabei sogar leise. Man merkte dass die junge Sklavin hier in diesem Moment in ihrem eigentlichen Element war. Immer schneller ließ Cassia die Lederbälle durch die Luft wirbeln, ohne dabei einen von ihnen zu Boden fallen zu lassen. Geschickt war sie schon die furische Sklavin. Der Applaus der Kinder, sowie Catias ermutigten Cassia die Bälle nur noch höher in die Luft zu schleudern. Doch auch hier fing sie die von Leder ummantelten Bälle geschickt auf und verharrte im nächsten Moment inmitten ihrer Bewegung. Kleine Schweißperlen zeichneten sich auf ihrer Stirn ab. Unter einem erneuten Applaus verneigte sich Cassia vor ihrem Publikum und strahlte von den Kindern zu Catia und wieder retour.

Kaum hatte sich Cassia eine ihrer gelockten Strähnen aus der Stirn und hinter das Ohr gestrichen, war es Furia Saturnina die wie eine kleine Katze näher geschlichen kam. Um dann mit ganz leiser Stimme eine ungeheure Forderung auszusprechen. Ihr Bruder und sie wollten, dass Cassia mit Fackeln jonglierte. Sehnsüchtig der Glanz in den Augen der jungen Sklavin, als sie an ihre Feuerjonglage zurück dachte. Jene Feuerjonglage, die sie sicher in ihrer Truhe in den Sklavenunterkünften verwahrt hatte. Nicander hatte es immer sehr gefallen, wenn sie mit ihrem Feuer jonglierte und dabei aussah, als würde sie selbst in Flammen stehen. “Kleine Domina, das ist mir verboten. Dein Vater hat es mir verboten. Und ich möchte keinen Ärger. Sonst kann es passieren, dass mich der Dominus verkauft.“ Wisperte Cassia mit leiser Stimme und kniete sich im nächsten Moment vor ihre junge Domina, um Furia Saturnina bei Bedarf an sich ziehen zu können, um sie in ihre Arme zu schließen.

“Nicander hat meine Feuershow immer geliebt.“ Erinnerte sich Cassia mit einem sehnsüchtigen Klang in ihrer Stimme an die Zeit zurück, als sie mit Nicander noch als Straßengaukler aufgetreten war. Doch dies gehörte einer anderen Zeit an. Ihrer Vergangenheit. Und niemals würde es wieder so werden, bevor sie ihren Fuß auf dieses Stück Land gesetzt hatte.


RE: Peristyl - der Säulenhof - Catia - 03-13-2025

Catia fiel ein Stein vom Herzen, dass Cassia dem Drängen ihrer kleinen, jedoch resoluten Herrin nicht nachgegeben hatte. Das hätte Ärger gegeben! 

Dennoch schien die Furiersklavin zu bedauern, dass sie nicht mit Feuer jonglieren konnte. Sie sagte: "Nicander hat meine Feuershow immer geliebt"
Das klang in Catias Ohren, als sei das jemand Wichtiges in Cassias Leben gewesen, der vielleicht aber gestorben oder wegverkauft worden war. Sie fühlte Anteilnahme:
"Das tut mir Leid", sagte sie: "War Nicander dein Bruder oder dein Freund?"

Das Cassia die Angewohnheit hatte, ihr fremde Namen in den Raum zu werfen, ohne eine Erklärung abzugeben, das hatte Catia schon gemerkt. Aber es ärgerte sie nicht; jeder war eben wie er war.
Da die Vorstellung zu Ende und das Hündchen wieder aufgewacht war, gingen Aidan und Saturnina erneut mit ihm spielen. Ihr fröhliches Gelächter drang ab und zu zu ihnen hin. 

Ein wenig schaute Catia nun nach Carus, dem kleinen Jungen, der auf dem Arm einer jungen Frau, die dadurch, dass ihr Oberkörper unbekleidet war, ihre großen Milchbrüste zeigte, saß. Er war bestimmt schon so alt wie die Zwillinge, doch er regte sich kaum, obwohl er gesund und wohlgebildet an allen Gliedern schien. Dabei wirkte er jedoch durchaus zufrieden mit sich und der Welt. Seine Amme, sprach aber auch kein Wort; gleichmütig schleppte sie wo sie stand oder saß,  den kleinen wohlgenährten Kerl mit sich herum.

"Krabbelt oder geht der Junge gar niemals? Und redet er auch noch nicht?", fragte Catia leise Cassia: "Ich hüte Zwillinge, die ungefähr im gleichen Alter sein werden. Sie staksen schon herum und nichts im Haus ist vor ihrer Neugier sicher. Sprechen tun sie allerdings auch noch nicht viel. Nur untereinander - in einer Geheimsprache, die ich nicht verstehe"


RE: Peristyl - der Säulenhof - Cassia - 03-13-2025

Bei Cassias Absage schnitt Furia Saturnina tatsächlich ein niedliches Schmollgesicht, so dass Cassia tadelnd eine ihrer Augenbrauen empor zog. Oh nein. Ihre kleine Domina brauchte ihr gar nicht so kommen. Das würde nur Ärger geben. Und Cassia wollte wirklich nicht wegverkauft werden, nur weil sie dem drängen und betteln ihrer kleinen Domina nachgegeben hatte. “Nicander war mein Dom… Nicander ist so etwas wie mein großer Bruder.“ Korrigierte sich Cassia in aller letzter Sekunde. Denn natürlich konnte sie Catia nicht erklären, dass Nicander eigentlich ihr Dominus war und sie sich gemeinsam in Scheinsklaverei begeben hatten. Nur das sie dabei bei unterschiedlichen Herrschaften gelandet waren. “Nicander dient nun Domina Norbana Orestilla. Und ich glaube er mag sie.“ Kicherte Cassia bei jenen letzten Worten. Wobei sie versuchte den leisen Stachel der Eifersucht aus ihrer Stimme zu verbannen. Nein, sie war nicht eifersüchtig. Zumindest nicht auf bestimmte Personen. Eventuell auf die Situation. Denn wenn Nicander diesen Einfall mit der Scheinsklaverei nicht gehabt hätte, dann wären sie gar nicht erst getrennt worden. Sondern könnten noch immer gemeinsam über die Plätze und Märkte ziehen. Nicander würde seine Gedichte rezitieren und Cassia würde mit ihrer Feuershow aufwarten. Nie wieder würde dies geschehen. Eine Tatsache die Cassia zu akzeptieren hatte. Außerdem hatte sich da Norbana Orestilla in Nicanders Herz geschlichen. Dies war zumindest die Vermutung der Feuerkünstlerin.

Dass sie erneut mit Namen um sich warf, die Catia unmöglich wissen konnte, schien Cassia nicht zu bemerken. Denn sie konnte nun nichts mehr genaueres sagen. Sonst würde sie erklären müssen, dass Nicander eigentlich ihr Herr war und er sie von ihren Eltern abgekauft hatte. Fröhliches Gebell war es dann, dass an Cassias Gehör drang und sie ihren Blick sogleich in Richtung ihres Hundchens lenkte. Jener tabbste mit wild umher flatternden Ohren auf die beiden Kinder zu und begann Furia Saturnina und Tiberius Furius Victor zu umkreisen. Dabei stubbste das Hundchen immer wieder gegen die Kinderhände.

Als Catia dann den schlafenden Carus entdeckte, wandte sich auch Cassias Blick in Richtung des Erbsohnes. Bevor sie sachte mit ihren Schultern zuckte. “Der kleine Dominus ist ein sehr stilles Kind. Wenn er nicht atmen würde, dann könnte man den Eindruck gewinnen das er gestorben ist.“ Erklärte Cassia mit ihrer ruhigen Stimme und musterte den schlafenden Carus mit einer steilen Falte zwischen ihren Augenbrauen. “Aber Phaedra umsorgt ihn so liebevoll. Da kann er gar nicht wegsterben.“ Noch immer ruhte Cassias Blick auf dem schlafenden Carus. “Hm? Mit Carus ist aber alles in Ordnung. Er ist einfach ein sehr schlafendes Baby.“ Nun musste Cassia doch kichern und hielt sich im nächsten Moment die Hand vor die Lippen. Nicht dass sie durch dieses Geräusch den schlafenden Carus aufweckte. “Oh. Eine Geheimsprache? Was für eine Geheimsprache? Das klingt lustig.“


RE: Peristyl - der Säulenhof - Catia - 03-14-2025

Catia hörte zu und verstand immer noch nur die Hälfte.  Dieser Nicander war demnach Cassias Bruder(?), war in einem anderen Haushalt und mochte seine Herrin? Umgekehrt hatte sie schon davon gehört; wenn der Römer eine Sklavin gern hatte, und sie womöglich zusammen ein Kind bekamen, ließ er sie vielleicht frei, und sie war dann seine Liberta. So war es im Falle ihrer Dienstherrin Furiana Deirdre gewesen. Aber warum kicherte Cassia dann, als sei das komisch?
Und wie seltsam gefühllos sie über den kleinen Jungen sprach. Catia fasste schnell an ihr Glücksband im Haar: "Bitte sag doch so etwas nicht mit gestorben, das bringt Unglück", sagte sie.
Sie war nicht ganz davon überzeugt, dass mit dem Kleinen alles in Ordnung war. Eine ihrer Nichten war nämlich genauso: Stark an allen Gliedern, doch unbegreiflich langsam im Denken. So war sie geworden, nachdem sie knapp einen schlimmen Anfall von Sumpffieber überlebt hatte. Doch wenn Cassia ihr sagte, das mit dem Furierspross alles in Ordnung war, mischte sie sich lieber nicht  ein. 
Über die Zwillinge gab Catia nun soweit Auskunft:
"Zwillinge sind eben sehr verbunden miteinander, und sie quasseln den lieben langen Tag miteinander, ohne dass Außenstehende etwas verstehen. Geheimsprache, da habe ich etwas übertrieben, bestimmt ist es keine wirkliche Sprache"
Auch an dieser Stelle hatte Cassia wieder gelacht, als sei das sehr lustig. Catia begann, sich unbehaglich zu fühlen. Cassia war zwar nett, doch entschieden schräg.


RE: Peristyl - der Säulenhof - Cassia - 03-14-2025

Und Cassia plapperte und plapperte und plapperte. Bis sie auf einmal verstummte. So als wären ihr auf einmal die Worte ausgegangen. Oder hatte Cassia erst jetzt bemerkt, dass sie Catia mit ihren Worten wohl sehr langweilte. “Entschuldige. Ich plappere und plappere. Und du weißt gar nicht von wem oder was ich rede. Tut mir Leid.“ Murmelte die junge Sklavin mit leiser Stimme und blickte aus großen Augen zu Catia empor. Schon drehte sich das Gespräch um den kleinen Carus, der in Cassias Augen tatsächlich etwas merkwürdig war. Und genau dies sprach die vorwitzige Sklavin im nächsten Moment auch schon aus. Ihr Dominus würde sie wohl züchtigen, wenn der Furier ihre Worte vernehmen würde. Doch ihr Dominus war nicht zugegen und auch ihre Domina hielt sich nicht mehr im Peristyl auf. Nur noch die Kinderfrauen, Cassia und Catia, sowie die Kinder.

“Oh. Ähm. Nein, so meinte ich das gar nicht. Aber der kleine Dominus ist so anders als Domina Furia Saturnina. Er schreit nicht. Er weint nicht. Er schläft viel. Das ist doch nicht normal. Oder?“ Nach diesen Worten zuckte Cassia mit ihren Schultern und blickte dabei zu der älteren Frau empor. Deren Griff an ihr Band in ihrem Haar blieb dem wachsamen Auge Cassias natürlich nicht verborgen. Und so neigte sich ihr Kopf kaum merklich auf die Seite. “Hast du Angst vor dem bösen Blick?“ Plapperte Cassia dann auch schon wieder drauflos. Wobei ihr Blick neugierig zu dem Band in Catias Haar wanderte. Das musste doch eine Bedeutung für die junge Frau haben. Und so wie sie gerade eben danach getastet hatte... “Ich wollte ganz bestimmt nichts schlechtes über den kleinen Dominus sagen. Aber es ist schon sehr merkwürdig. Aber vielleicht hat er sich auch nur seiner Kinderfrau angepasst. Phaedra ist nämlich auch ein bisschen merkwürdig. Sie ist auch so still, fast so wie der kleine Dominus.“ Plapperte Cassia munter weiter und blickte dabei zwischen dem stillen Carus und Catia hin- und her. Auch wenn ihr Hauptaugenmerk der jungen Frau galt. “Die kleine Domina ist ein richtiger Wirbelwind. Sie würde am liebsten immer mit meinem Hündchen spielen und durch den Hortus toben. Aber sie muss weben und spinnen. Alles doofe Dinge, die eine junge Römerin erlernen muss.“ Jene letzten Worte sprach Cassia mit einem ganz und gar nicht netten Tonfall. Sie wollte nicht, dass sich die kleine Furia Saturnina in eine junge Dame verwandelte. Denn dies bedeutete im Umkehrschluss, dass sie dann nicht mehr mit ihr herumtoben konnte.

“Hm. Magst du eigentlich auch mal Kinder haben Catia? Bestimmt, oder? Du sprichst so liebevoll von den Zwillingen. Und die Zwillinge haben dich bestimmt auch sehr gerne.“ Erkundigte sich nun Cassia mit einem fragenden Klang in ihrer Stimme. Wobei sie aus dem Augenwinkel immer wieder gen Furia Saturnina und Tiberius Furius Victor schielte.


RE: Peristyl - der Säulenhof - Catia - 03-16-2025

Catia lachte: "Oh, ich dachte, dass bei jedem Volk die Mädchen Spinnen und Weben lernen. Wer sollte denn sonst die Kleider anfertigen? Heutzutage gibt es auch Schneider und Geschäfte, aber doch nur in der Stadt, nicht auf dem Dorf. Hast du denn nichts von Weben und Spinnen gelernt?", vielleicht gab es ja Völker, die keine Stoffe brauchten. Sie hüllten sich in Felle? Aber Cassia sah nicht so aus, als würde sie einem solch wilden Volk entstammen.
Forschend schaute Catia dann zu der Amme Phaedra, von der Cassia gesagt hatte, dass sie auch so still und ruhig war. Vermutlich hatte sie recht, und der jüngste Furius war einfach nur ein bequemer kleiner Kerl, der gerne rumgetragen wurde.
"Deine kleine Herrin hat dich bestimmt auch lieb, das merkt man. Doch ein kleines, schlaues Schmeichelkätzchen ist sie! Mit Feuer im Haus jonglieren, puh, mir blieb bei diesem Vorschlag das Herz stehen!", lachte Catia: 
" Ich mag Kinder gerne. Die Zwillinge habe ich lieb. Ich habe immer kleine Kinder gehütet, erst meine Neffen und Nichten zuhause, und jetzt die drei Jungen meiner Dienstherrin Furiana Deirdre. Ob ich selbst welche möchte? Ich bin nicht verheiratet, aber vielleicht empfange ich an Beltane ja einmal ein Kind. Du kennst doch, da du hier in Britannien lebst, das Beltanefest?"


RE: Peristyl - der Säulenhof - Cassia - 03-16-2025

Bei Catias Worten bildete sich eine steile Falte zwischen den Augenbrauen der furischen Sklavin. “Also ich musste nicht spinnen und weben. Ich durfte mit den anderen Kindern spielen und herumtoben.“ Erklärte Cassia mit großen Augen und blickte verwirrt zu der Keltin empor. Hm. Schon sehr seltsam. Wieso mussten denn alle Mädchen spinnen und weben lernen? “Meine Mama hat die Kleider immer hübsch gemacht, wenn ich mal wieder zu wild war und ein Loch im Kleid hatte oder einen Riss in meinem Oberteil.“ Noch immer wirkte Cassias Stimme erklärend, wobei sie ihren Blick keine Sekunde vom Gesicht der Älteren abwandte. Offensichtlich verstand Catia nicht, dass Cassia bisher noch nie an einem Webstuhl gesessen hatte oder ein Loch flicken musste. Diese Aufgaben hatte alle ihre Mutter übernommen, bevor es Nicander war, der sie von ihren Eltern weggeholt hatte. Um ihr ein besseres Leben zu ermöglichen, wie er sich selbst ausgedrückt hatte. Und jetzt? Jetzt waren sie getrennt. Dienten in verschiedenen Haushalten und wer wusste schon, ob sie sich jemals wieder sehen würden.

Auch Cassias Blick wanderte abermals in Richtung des schlafenden Carus, der wohlgeborgen in den Armen seiner Amme ruhte. Phaedra wirkte auch immer so in sich ruhend, so wie Carus. Vielleicht übertrug sich ihre innere Ruhe auf den jungen Dominus oder vielleicht war es sogar umgekehrt und die Ruhe des jungen Dominus übertrug sich auf seine Kinderfrau? “Ich finde es total doof, dass es mir der Dominus verboten hat. Ich kann mit Feuer jonglieren und weiß auch dass ich immer aufpassen muss. Das hat mir Nicander auch immer wieder eingeschärft. Ich durfte es noch nicht einmal versuchen.“ Jene letzten Worte sprach Cassia an ihre Zehen gewandt, denn ihren Kopf hatte sie gesenkt, so dass ihre Stimme sehr leise wurde. “Hm. Vielleicht kannst du meinen Dominus überreden, mir zu erlauben mit Feuer zu jonglieren? Wenn du ihn fragst, dass du meine Feuerjonglage bewundern möchtest?“ Bittend nun der Glanz in Cassias Augen, als sie gar flehend zu der älteren Frau empor blickte.

“Du bist also in einer großen Familie aufgewachsen?“ Leuchtend die Augen der furischen Sklavin bei diesen Worten. “Ich habe mir immer Geschwister gewünscht. Deswegen sehe ich in Nicander auch mehr meinen großen Bruder als meinen …Herrn.“ Plapperte Cassia wieder drauflos und spitzte aufmerksam ihre Ohren. “Nein, ich kenne dieses Fest nicht. Aber die Saturnalien kenne ich. Da hat mir Domina Furia Serena Münzen geschenkt und Bran hat mir ein hübsches Armband gekauft. Und ich habe das Hundchen bei einer Tombola gewonnen.“ Beinahe ohne Luft zu holen sprudelte Cassia jene Worte hervor.


RE: Peristyl - der Säulenhof - Catia - 03-25-2025

Catia schaute etwas kritisch drein, was ihr dank ihrer kohleschwarzen Augen gut gelang. Sie konnte nicht glauben, dass man Cassia hatte so unnütz aufwachsen lassen wie Unkraut. Hatte sie ihrer Mutter denn gar nichts geholfen? Gut, wenn man ein ganz kleines Kind war, tat man nichts, aber so ab sieben Jahren sollte man doch mithelfen. Sie kritisierte jedoch Cassia nicht, sondern sagte nur:
"Aber deine Mutter hat Weben und Flicken lernen müssen als Mädchen, sonst hätte sie deine Kleider doch nicht ausbessern können", und über das Thema Feuerjonglage meinte sie begütend, denn sie hätte solch ein Schauspiel schon gerne einmal gesehen:
"Vielleicht kannst du mir deine Kunst einmal am Fluss unten zeigen, da würde ich mich freuen. Dort gibt es jede Menge Wasser und es besteht keine Gefahr, dass irgendwelche Häuser abbrennen. Ich bin auf meinem Weg hierher nämlich an mindestens zwei Brandruinen* vorbei gekommen, und ich weiß, dass die Römer Brandstifter bitter bestrafen**", nein, Catia wollte keinesfalls mit so etwas in Verbindung gebracht werden. Da war sie weniger sprunghaft als ihr Gegenüber Cassia, die nun wieder von den Vergnügungen der Saturnalien sprach und was sie da alles bekommen hatte.

Langsam und fast unmerklich setzte aber die Dämmerung ein. Und Catia sprang auf: "Ich soll zusammen mit Aidan vor der Tür auf Furianus Gadrianus warten. Hoffentlich ist er noch nicht da! Aidan!" rief sie gleich darauf, doch plötzlich waren die Kinder nicht mehr zu sehen. Herausgelaufen konnten sie auch nicht sein, deshalb gab es an Tür und Hintereingang je einen Ianitor. Doch die Villa war sehr groß, und sie bot viele Versteckmöglichkeiten. Gerade war es eines von Aidans Lieblingsspielen, sich zu verstecken.

"Aidan!", rief Catia nocheinmal und wandte sich an Cassia: "Hilfst du mir bitte, ihn zu suchen?"


*Sim off: Das ehemalige Haus des Erwan und die ehemalige Taberna "Weiße Pferd" 
** Lebendig verbrennen




RE: Peristyl - der Säulenhof - Cassia - 03-25-2025

Bei Catias als kritisch zu bezeichnendem Blick zuckte Cassia leicht zusammen. Auch wenn sich im nächsten Moment abermals ein Lächeln auf ihren Lippen abzeichnete. Hah! Durch diesen skeptischen Blick würde sie sich garantiert nicht ihre gute Laune verderben lassen. Nein, nein. Auch wenn sie nun nicht mehr so stark herumzappelte, stattdessen ihre Füße fest gegen den Boden stemmte und Catias Worten mit gespitzten Ohren lauschte. Hmpf! Wieso klang die Rothaarige denn nun auf einmal wie ihre Mutter? Wie alle Erwachsenen? Bäh! “Meine Mama hat das auch gerne gemacht. Sie hat mich nie gefragt ob ich das auch einmal lernen möchte.“ Erklärte Cassia mit ihrer weichen Stimme und musterte Catia mit einer steilen Falte zwischen ihren Augenbrauen. Oh. Wenn die Ältere ihr nun versuchte Vorhaltungen zu machen, konnte sie den jungen Dominus schnappen und gleich wieder gehen. Dabei hatte Cassia gedacht, dass sie sich mit Catia etwas unterhalten konnte. Schließlich kam nicht oft Besuch in die furische Villa und wenn Besuch kam, dann hielt man Cassia davon fern. Wie gemein eigentlich. Dabei war die junge Syrerin von Haus aus ein durchaus neugieriges Geschöpf.

Oooh! Catia wollte tatsächlich ihre Feuerjonglage mit eigenen Augen erleben? Oh wirklich? Begeistert hobbste Cassia bei diesen Worten von einem Bein auf das andere und klatschte dabei in ihre zierlichen Hände. Während man ein helles funkeln in ihren Augen erkennen konnte. “Oh das freut mich. Wirklich Catia. Ich würde dir sehr gerne meine Feuerjonglage zeigen. Wenn mein Dominus es erlaubt.“ Mist. Dazu brauchte sie die Erlaubnis ihres Herrn und so wie Cassia ihren Dominus einschätzte, würde ihr dieser niemals erlauben Catia ihre Feuershow zu präsentieren. Doof. Doof. Doof.

Als Catia die Brandruinen erwähnte, schluckte die furische Sklavin nervös und beleckte sich ihre Unterlippe. “Daran war aber nicht ich schuld. Ich kann mit Feuer umgehen. Wirklich. Nicander hat mir das alles beigebracht.“ Sprudelte es erneut mit glänzenden Augen über die Lippen der kleinen Feuerkünstlerin. “Ich bin keine Brandstifterin. Und die Brandstifter der beiden Häuser wurden bestimmt schon längst verurteilt. Wusstest du das Brandstifter bei lebendigem Leib verbrannt werden, wenn man sie erwischt? Dieser Tod ist ein schrecklicher Tod. Ganz, ganz schrecklich.“ Murmelte Cassia, presste ihre Finger gegen ihre Lippen und schüttelte immer wieder ihren Kopf. Bis sie Catias Unruhe bemerkte und nun auch selbst ihren Kopf anhob, um nach ihrer kleinen Domina Ausschau zu halten. “Oh. Du musst wirklich schon gehen? Wie schade.“ Dabei blickte Cassia ganz traurig. Bevor sie dann auch schon aufsprang und nach Furia Saturnina und dem kleinen Dominus rief. “Fuuuuuuriiiiiiiaaaaaa Saturniiiiiiiinaaaaaaaa!“ Schallte es über das Gras. Hoffentlich waren die beiden Kinder artig gewesen und hatten sich wirklich nur irgendwo versteckt. Schon lief Cassia los. Lugte hinter jeden Busch. Hinter jede Säule und schielte sogar gen der Badeteiche. Doch diesen durfte sich Furia Saturnina nicht nähern. Dies hatte ihr Vater verboten.