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RE: Peristyl - Claudia Sabina - 08-14-2024 Ich hatte schon versucht, andere Sprachen zu lernen. Ich wusste also, dass es eine Logik dabei gab und dass ein Wort abgewandelt wurde je nach dem wer zu wem sprach. " Chi ist respektvoll und ti ist für Freunde?", fasste ich zusammen: "Nefertem, schreibe das auf. Und Sut heißt vermutlich Wie. Aber was haben denn dach und wyt miteinander zu tun? Das ist doch ein Verb, oder" Meine Zunge verknotete sich. Mein Gehirn nicht minder. Chi war übrigens auch ein griechischer Buchstabe: "Gut, jetzt Latein für dich: Wir sind stolz darauf, tatkräftig zu sein, und daher fragen wir nicht, wie es jemandem geht, sondern lieber was er macht: Quid agis? Den Respekt drückst du durch die Anrede aus. Es ist besser, einen Titel zu viel zu sagen als einen zu wenig. Soll Nefertem dir das aufschreiben?" Ich wurde durch meine weiß und getigerte Katze abgelenkt. Sie spazierte durch das Peristyl, musterte uns aus ihren schrägen Smaragdaugen. Sie war ein Geschenk von Furia Stella. " Sut dach chi Doris?", versuchte ich es und klopfte mir gegen die Stirn: "Aber nicht doch, Doris ist doch keine Fremde. Wie war es noch einmal für Freunde? Sut dach te?" RE: Peristyl - Furiana Nivis - 08-16-2024 Sabina versuchte sich in den Vokabeln. Aus ihrem Mund klangen sie anfangs sehr seltsam, denn es fehlte ihr noch an der richtigen Sprachmelodie und dem Rhythmus, in dem die Worte gesprochen wurden. Doch sie hatte schnell die Bedeutungen der einzelnen Worte begriffen. Nefertem musste alles aufnotieren, damit sie am Ende nichts vergaß. "Dach oder wyt sind verschiedene Formen von Verb sein." versuchte ich zu erklären. Ich hatte nie so genau darüber nachgedacht, vielleicht weil es nicht meine Muttersprache war. Als nächstes folgte die Lektion in Latein für mich. In meinen Ohren klangen die Worte immer noch sehr hart und kalt. Dieser Sprache fehlte es an Gefühl. Es lag keinerlei Poesie darin. Wahrscheinlich tat ich mir deshalb so schwer, es richtig zu lernen. "Quid agis, Claudia Sabina?" versuchte ich dann. Alles was sie mir dazu noch sagte, musste ich mir gut merken. Doch als sie mich dann fragte, ob Nefertem auch mir alles aufschreiben sollte, errötete ich etwas. "Ich kann nicht lesen." gab ich leicht beschämt zu. "Wir schreiben nicht und deshalb ich kann auch nicht lesen," versuchte ich zu erklären. Kaum hatte ich meine letzten Worte ausgesprochen, wurde meine Aufmerksamkeit auf jenes weiß-getigerte Tier gelenkt, das Sabina Doris nannte. Doris musste der Name dieser Kat-se sein. Seitdem ich hier war, hatte ich inzwischen schon einige davon gesehen. Doch ich war ihnen gegenüber noch immer sehr vorsichtig und misstrauisch. Man konnte ja nie wissen, was in diesen Kat-sen so vorging. "Doris ist Kat-se?", fragte ich vorsichtig. Wieso durfte sie hier frei herumlaufen? "Beißt sie?" So ganz geheuer waren mir diese Tiere ja immer noch nicht. RE: Peristyl - Claudia Sabina - 08-19-2024 Nivis lernte rascher Latein als ich Britonisch. Ich nickte: " Sehr richtig. Es sei denn, ich wäre ein Mann. Stell Dir vor, ich wäre ein Claudius. Dann würdest du "Claudi" sagen müssen, wenn du mich ansprichst. Kann ich Sut wyt ti Niamh? sagen?", ich lächelte die Keltin an, die so geduldig erklärte. Nivis gefiel mir. Ich nahm an, dass Serena nett zu ihr war. Bei Serenas drögem Saturninus war ich mir nicht so sicher. Nivis war ein sehr schönes Mädchen, und Saturninus war fremden Frauen nicht abgeneigt. Damit wollte ich aber nicht sagen, dass er gegen Gesetze verstieß. Verheiratete und jungfräuliche Römerinnen waren tabu: "Ihr Kelten schreibt nicht? Ihr behaltet alles im Kopf?" Da staunte ich wieder. "Wir Römer machen uns Notizen oder wir benutzen sogar den Kopf von jemandem anderen" ich kicherte, weil das schräg klang. Doch es war auf gewisse Weise wahr: "Wichtige Männer haben oft einen Nomenclator dabei. Das ist ein Sklave, der alle Namen und wichtigen Daten von Freunden, Klienten und Bekannten im Kopf hat und sie seinem Herren bei Gelegenheit zuflüstern muss. Kein Mensch kann sich hunderte von Namen merken" Ich streckte die Hand nach Doris aus. Die Katze rieb ihren Kopf an meinen Fingern: "Wilde Katzen beißen. Aber Hauskatzen tun es normalerweise nicht. Doris ist eine Hauskatze. Fühle einmal, wie weich ihr Fell ist. Wenn sie dich mag, schnurrt sie" RE: Peristyl - Furiana Nivis - 08-25-2024 Ich war Sabina sehr dankbar dafür, dass sie mich auf solche Feinheiten ihrer Sprache aufmerksam machte. Dadurch würde ich mein Latein stetig verbessern können. "Iawn!" , antwortete ich ihr dann und lächelte. "Ja, du kannst 'Sut wyt ti, Niamh?' sagen und wenn ich dich fragen und dir gehen gut, du sagen 'Iawn!'. Das bedeuten ‘Gut‘," erklärte ich weiter. Sabina war ganz beeindruckt davon, dass wir unser Wissen nicht schriftlich festhielten. Unser Wissen, unsere Geschichte und unsere Mythen waren zu heilig, um sie in geschriebene Worte zu bannen. "Unser Geschichten werden von Generation zu Generation weitererzählen. Die Hüter von Wissen sind die Druiden," erklärte ich. Aber kaum hatte ich die Druiden erwähnt, verstummte ich, denn ich wusste ja, dass die Römer nicht gut auf unsere Druiden zu sprechen waren. Sie hatten ja fast alle umgebracht. Glücklicherweise gab es noch immer welche, die aber im Verborgenen leben mussten. Doch davon würde ich Sabina nichts erzählen. "Aber ist doch komisch, wenn die ganze Zeit jemand an meine Seite ist, der mir sagen leise Namen?" versuchte ich dann abzulenken, um nicht weiter über Druiden erzählen zu müssen. Doch tatsächliche Ablenkung schaffte die Anwesenheit dieser Kat-se. Sabina streckte ihr ganz unbekümmert ihre Hand entgegen und Doris schmiegte sich mit ihrem Kopf daran und gab ein seltsames Geräusch von sich, das ich noch nie gehört hatte. Das musste dieses Schnurren sein, von dem Sabina gesprochen hatte. Nun streckte auch ich vorsichtig meine Hand aus, um Doris zu streicheln. "Oh, sie ganz weich!" stellte ich erstaunt fest, als ich ihr sachte über Fell strich. Nach einer Weile, als ich mir sicher war, dass sie mich nicht beißen würde, begann ich, sie hinter ihren Ohren zu kraulen. "Ich hoffe, sie mag mich." RE: Peristyl - Claudia Sabina - 08-29-2024 "Hast du gerade Druiden gesagt?", ich war geradezu entzückt. Sie waren den Schriften des göttlichen Iulius Caesars nach zum Fürchten, doch immer noch hatte ich eine Schwäche für alle Arten von Magie und Hexerei, auch wenn ich mich selbst darin nicht mehr ausprobieren wollte: " Ich dachte, dass eure Druiden alle schon tot sind. Auf jeden Fall sind sie im Imperium illegal. - Hast du schon einmal einen gesehen?" Niamh jedoch war verstummt, als hätte sie etwas Falsches gesagt. Ich konnte ihr nicht verdenken, dass sie mich fürchtete. Dabei wollte ich den Kelten eine Freundin sein. Sie konnten schließlich nichts dafür, dass sie Barbaren waren: "Du darfst es mir nicht erzählen, nicht wahr? Das respektiere ich. Früher haben wir schon alle Namen im Kopf behalten. Aber es gibt Römer, die haben Hunderte, ja Tausende von Klienten. Alle Freigelassenen eines Herren werden ja auch seine Klienten. Man kann nicht alles im Kopf behalten, sonst platzt der", ich lachte. Doris war auf jeden Fall das unverfänglichere Gesprächsthema: "Sie mag dich, schau, wie sie ihren Kopf an dir reibt. Sollte Doris eines Tages Junge haben, möchtest du gerne eines davon?", fragte ich: "Katzen sind sehr nützlich. Außer dass sie hübsch und weich sind, sind sie auch sehr gute Mäusefänger, fast besser als Schlangen" Und dann ging es wieder weiter mit dem Unterricht. Wenn ich etwas lernen wollte, war ich ausdauernd. Und ich wollte. Auch wenn die krausen Wörter kaum über meine Lippen kommen wollten. "Ich glaube, dass Einfachste ist, wenn alle Völker Latein lernen!", sagte ich schließlich. Die Zeit war verflogen. Ich hoffte, Nivis nicht zulange aufgehalten zu haben: "Wann musst du eigentlich zuhause sein, Nivis?", fragte ich sie. RE: Peristyl - Furiana Nivis - 09-08-2024 Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug, als das Gespräch auf die Druiden, weil ich diese völlig unüberlegt erwähnt hatte, kam. Ich wusste, dass ich vorsichtig sein musste. "Ja, Druiden," antwortete ich leise, meine Augen auf den Boden gerichtet. "Sie sind selten geworden, aber es gibt sie noch. In Hibernia." Als Sabina weiter sprach, fühlte ich eine Welle der Traurigkeit und des Verlustes in mir. Meine Heimat, mein Leben in der Fremde, in der alles so anders schien, als das, was ich gekannt und geliebt hatte. Alles schien so weit weg. Doch ich zwang mich zu einem Lächeln. "Ich habe einmal einen gesehen. Er lebte in der Nähe meines Dorfes und er kam immer zu unseren Festen zu uns," sagte sie vorsichtig. "Aber das ist lange her." Ich hoffte, dass ich damit Sabinas Neugier besänftigt hatte. Sabina begann dann zu erklären, weshalb es für so manchen Römer einfach unmöglich war, sich alle Namen zu merken, die von Belang für ihn waren. Sie führte die Freigelassenen eines Römers an, die automatisch dann seine Klienten wurden. Dabei fragte ich mich, was denn eigentlich Klienten waren. Aber ich traute mich nicht zu fragen, weil sie mich dann vielleicht für dumm und barbarisch hielt. "Aha, ich verstehe," sagte ich nur und nickte leicht und wirkte dabei etwas unsicher. Als das Gespräch auf Doris, die Kat-se, kam, entspannte ich mich ein wenig. Ich streichelte das weiche Fell des Tieres und lächelte. "Ja, ich würde gerne eines ihrer Jungen haben," sagte ich. "Kat-sen sind wirklich wunderbare Tiere." Die Claudia widmete sich dann wieder unserem Unterricht. Die war sehr eifrig dabei, die Worte, die ich ihr vorsagte, nachzusprechen. Sie bemühte sich sehr, die Worte richtig auszusprechen. Dennoch klang es aus ihrem Mund irgendwie seltsam. Schließlich meinte sie, dass es doch besser wäre, wenn alle Völker doch Latein lernen würden. Ich verzog mein Gesicht zu einem Lächeln. Als Sabina schließlich fragte, wann ich nach Hause müsse, hatte ich das Gefühl, dass sie meiner nun überdrüssig war. "Ich sollte bald gehen," antwortete ich. "Danke für deine Einladung. Es war sehr lehrreich." RE: Peristyl - Claudia Sabina - 09-23-2024 "Du sollst so bald wie möglich eine flauschige Katze haben, die du liebhaben kannst, liebe Nivis!", rief ich aus. Denn ich wusste, dass meine neue Freundin im Exil war, und ich stellte es mir sehr schrecklich vor, gezwungenermaßen ohne Verwandte in der Fremde zu leben. Ihren Vater hatte man sogar getötet. Eigentlich verstand ich es ganz und gar nicht, warum Rom hier nicht eingriff und ihr Gerechtigkeit verschaffte. Wir könnten es doch! Vor unseren Legionen zitterte die ganze bekannte Welt: "Bitte besuche mich bald wieder. Oder ich komme zu Dir, und wir machen ein Handarbeitskränzchen gemeinsam mit Serena. Wie sage ich dir auf Britonisch Aufwiedersehen?" Handarbeitskränzchen hieße, die anderen Frauen und Mädchen handarbeiteten, und ich machte das Kränzchen, in dem ich ihnen unterhaltsame Geschichten vorlas. Ich hatte mich noch immer nicht mit dem Weben angefreundet. Als ich am Abend Agamedes von Nivis erzählte und dass Rom doch gefälligst ihr ihr Erbe zurückholen sollte, war mein Lehrer leider nicht zu begeistern.
Er wiegte den Kopf hin- und her: "Hast du bedacht, Domina, dass in jedem Krieg immer auch Soldaten sterben? Römische Mütter werden weinen. Der Caesar Augustus wird nie einen Krieg führen, wenn nicht etwas Wichtiges auf dem Spiel steht. Und ich fürchte, dass Erbe eines jungen Mädchens ist kein Leben auch nur eines einzigen Soldaten wert" "Doch es ist ungerecht!", sagte ich: "Sind wir Römer nicht durch göttlichen Willen in der Welt, um zu herrschen und um Gerechtigkeit zu üben? Wir könnten Nivis helfen und Hibernia zu einer Provinz machen" Agamedes stützte den Kopf auf eine Hand: "Vermutlich könnten wir das sogar, Domina Sabina. Da ich sehe, dass dich dieses Thema sehr beschäftigt, möchte ich die Platonübersetzung für heute zurückstellen. Stattdessen: Stelle Dir vor, Du wärst der Kaiser von Rom. Fürstin Nivis tritt an dich heran, damit du ihr Gerechtigkeit verschaffst. Deine Aufgabe ist es, eine Erörterung über das Für und Wider zu verfassen und zu einem Entschluss zu kommen. Ich rate dir, dass du dir auch in der Bibliothek etwas über die Wirtschaftsleistung von Hibernia heraussuchst. Fange am besten mit Ptolemäus und dem neuen Tacitus an" Ich war viel zu gewöhnt daran, zu tun, was mir Agamedes sagte, als dass ich etwas entgegnet hätte. Das hatte ich nun von meinen Ambitionen: Eine langwierige Hausaufgabe. |