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RE: Halle - Louarn - 09-14-2024

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Vielleicht tropfte ich noch immer ein wenig, als ich barfuß und mit nassen Haaren wieder in die Hallo zurück kam, meine Stiefel  in der einen Hand und einem leicht mürrischen Blick, weil mich die ganze Situation hier stresste. Ich hatte nur einen trockenen Platz für die Nacht gewollt und etwas Schutz vor dem Sturm, mehr nicht. Stattdessen musste ich mich mit liebestollen Dienerinnen und einem verräterischen Hausherrn rumschlagen. Ich überlegte ernsthaft, doch gleich in den Stall zu gehen und beim ersten Anzeichen von nachlassendem Gewitter das Weite zu suchen. Denn ehrlich, das hier passte mir absolut gar nicht. Ich hasste Lügen und Betrügereien. Ich hasste es, dass ich lügen musste, wer und was ich war, und wofür uns Cathbad einsetzte, jeden einzelnen Tag meines Lebens. Da wollte ich das nicht noch um mich herum ertragen müssen. Am wenigsten von Kelten, für die ich das alles, was ich tat, überhaupt tat. Aber wenn dann solche Dinge wie gerade eben passierten, dann fragte ich mich manchmal, ob wirklich alle Leute in diesem Land es wert waren, gerettet zu werden. Manchmal würde ich am liebsten einfach nur für die guten und gerechten Menschen kämpfen. Römer, Kelten, alles egal. Sie sollten nur aufrichtig, großzügig und freundlich sein. Und all die schlechten, selbstsüchtigen und gierigen, die nur ihren eigenen Vorteil wollten und sich für nichts außer den eigenen Bauchnabel interessierten, die sollten einfach verschwinden.

Ja, meine Laune war ähnlich den Gewitterwolken draußen. Immer wieder warf ich auch einen leicht angespannten Blick zu Nessi, weil ich ernsthaft befürchtete, dass sie mich noch anspringen würde. Ich hatte selten eine dermaßen aufdringliche Frau erlebt, und ich hatte schon viel erlebt.
Ich war also weniger herzlich, als ich es normalerweise gewesen wäre, als ich dem Hausherrn wieder gegenübertrat und mich soweit zusammenriss, dass ich nicht als undankbar gelten würde. “Ich danke dir für die Gastfreundschaft deines Hauses“ sagte ich also noch einmal, vermutlich etwas sehr viel förmlicher als gewöhnlich, und wartete, welchen Platz mir dieser Eisu ap Cormux zuweisen würde. Und nicht sicher, ob ich irgendetwas hier essen würde an diesem Hof der Lügen.


RE: Halle - Eisu Ap Comux - 09-15-2024

Eisu Ap Comux erhob sich zum Willkommen: "Da du nur für kurze Zeit unser Gast bist,  Louarn Wanderer, gewähre mir die Freude, dass du zu meiner rechten Seite Platz nimmst". er machte eine Handbewegung zu Frowin, der auf der anderen Seite saß:
" Werter Frowin, dies hier ist Louarn, ein Gast, den der Sturm in unser Haus getragen hat", Eisu grinste über seinen eigenen Witz:
"Darf ich dir Frowin, stolzer Wagenlenker für die Blauen, vorstellen. Ihm zuliebe wäre es schön, wenn wir beim Unterhalten bei der lateinischen Sprache blieben.
Nicht wundern, werter Louarn, dass du in meiner Halle römische Aurigae triffst. Du bist hier nämlich bei einem Haufen begeisterter Rennwagenfahrer gelandet. Wir sind Bauern, doch in unseren Herzen dreht sich alles um den Sport. Auch ich fahre zuweilen Rennen , aber ich habe nicht Frowins Ausbildung und Können. 
Falls es stimmt, Louarn aus dem Norden,  was mir mein Wachmann Caillan erzählte, dass du nämlich etwas von der Kunst der Filid verstehst  - Filid sind unsere Barden - dann genössen wir heute eine große Ehre, dass Du hier bist. Noch unübertrefflicher wäre es, wenn du uns etwas zum Besten geben kannst. - Werter Frowin, ich würde dir den Inhalt zusammen fassen, damit du diese wahre Kunst der Kelten auch wirklich genießen kannst. In Britannien zu sein, ohne je einen Barden gehört zu haben, das ist wie als ein Fisch in einem See ohne Wasser zu schwimmen"

Eisu lächelte freundlich und arglos. Meowe hatte ihm ja gesagt, dass Louarn nicht als Feind gekommen war. Also sah auch er keinen Grund für Feindseligkeit.

Meowe war aber eindeutig sensibler als ihr Herr. Sie spürte den Stimmungsumschwung Louarns sofort, und sie, die die ganze Zeit hinter Eisus Stuhl gestanden hatte, kam nun zu dem Kelten:
"Was hat dir Nessi gesagt?", fragte sie stirnrunzelnd und funkelte ihre Freundin mit Meeresaugen an:
"Glaube ihr nicht alles! Sie ist sehr erfindungsreich, wenn sie einen Mann zwischen ihre Schenkel bekommen möchte!"
Das war eine grobe Sprache, und Nessi ballte daraufhin die Fäuste. Sie schaute so finster drein, als wolle sie sich auf die andere Frau stürzen. Meowe zwinkerte Louarn zu: "Und das wo Mädchen doch viel netter sind", sagte sie.
Man hatte aber doch den Eindruck, dass jederzeit Streit ausbrechen konnte, und so rief Eisu Caillean, damit er die beiden Streithennen mit nach draußen nahm.
Eisu ap Comux zuckte die Schultern: "Ich muss mich für das Betragen der beiden Frauen entschuldigen, werter Frowin, werter Louarn. Vermutlich haben der Sturm und so gutaussehende Gäste ihre Köpfe durcheinander gewirbelt. Sie werden sich aber schon wieder vertragen! "

Er schien jedoch gleichmütig, als sei er derartige Ausbrüche der beiden gewöhnt.

[Bild: M-dchen-mit-Blumenkranz1.jpg]
Nisca, die Frowin gerne mochte, hatte die Gelegenheit genutzt, nun mit einem neuen Weinkrug zu ihm zu huschen. Sie beugte sich zu ihm hinunter, so dass ihr üppiges Haar ihn in der Nase kitzelte:
" gwraghes", versuchte sie flüsternd eine Erklärung: "Frauen von dem älteren Volk. Hexen. Aber ich bin nicht wie sie, Frowin. Ich bin eine Keltin ", dabei hauchte sie einen raschen Kuss auf die Wange des Galliers. Auf Louarn war sie neugierig, aber auf höfliche Weise:
"Mag Gast auch Wein?", fragte sie.


RE: Halle - Frowin - 09-16-2024

Frowin nickte eifrig, als Eisu vom Rennsport sprach. Es war etwas, wovon sie beide schwärmten und nicht genug kriegen konnten. Und natürlich unterhielten sie sich gern darüber, immerhin war es der tollste Sport der Welt.
Den Gast jedoch kannte er nicht und wusste nicht, ob sein Herz auch für die Geschwindigkeit schlug. Geschmeichelt winkte er ab.
"Du hast viel mehr Erfahrung als ich", sprach er zu Eisu. Das bisschen Training, das er sich ausgedacht hatte. "In hundert Jahren reiche ich noch nicht an dein Können heran."
Neugierig hörte er zu, wie Eisu von der Bardenkunst sprach. Er kannte das in dieser Form gar nicht und fand es interessant. Dies waren schließlich auch seine Wurzeln. Ein Jammer, dass er die Sprache kaum sprach.
"Salve, Louarn", sagte er jedenfalls und nickte, denn er freute sich auch darauf, etwas zu hören. Diese Runde hier gefiel ihm überaus gut, auch wenn sich die Kätzchen ein wenig in die Wolle zu kriegen schienen. Nun, alle außer Nisca, die so viel mehr Klasse hatte. Sagte sie jedenfalls.
"Dir kann doch keine das Wasser reichen", flüsterte er schmeichelnd. "Die sind nur noch sauer, weil du mich ihnen weggeschnappt hast."
Im Grunde hatte er nichts gegen die Gesellschaft der anderen Mädchen, doch Nisca sorgte schon dafür, dass er nichts vermisste. Er nahm einen Schluck Wein und versuchte sich auf das Männergespräch zu konzentrieren, was nicht einfach war.


RE: Halle - Louarn - 09-17-2024

Ich bemühte mich, einen sicheren Abstand zu Nessi zu halten, aber sie kam mir nach und ignorierte meine finsteren Seitenblicke entweder absichtlich – was ich annahm – oder aus Dummheit. Meine Laune wurde auch nicht wirklich besser, als der Hausherr zu einer Rede ansetzte und mir einen anderen Gast vorstellte, ein junger Mann mit rotem Haar und einem germanischen Namen, der aber wohl kein Wort keltisch sprach, weshalb wir in der Sprache der Römer sprechen sollten.
Dann kam auch noch die zweite Dienerin und versuchte, sich an mich ranzumachen, und ungefähr da riss mir der Geduldsfaden endgültig. Da ich größer als die beiden war, musste ich mich etwas vorbeugen, um auf Augenhöhe mit den beiden zu sein, und ich war wirklich selten mal harsch zu Frauen, wenn die mich nicht grade angriffen, aber jetzt reichte es mir. “Ich werde mit keiner von euch beiden jemals das Bett oder sonst etwas teilen. Nicht in diesem Leben oder den einhundert nächsten. Niemals! fauchte ich sie an und war mir recht sicher, dass es nicht so leise war, als dass der Hausherr das nicht mitbekommen hätte, aber in diesem Moment war es mir egal, da ich die Schnauze von den beiden wirklich gestrichen voll hatte.

Mit einem Gesichtsausdruck schlimmer als die Gewitterwolken draußen richtete ich mich wieder auf und stapfte zu dem mir zugewiesenen Platz. Normalerweise war ich freundlicher und ich wollte auch gar nicht so sein wie gerade, aber diese Weiber hätten wohl jeden Mann über die grenze gebracht mit ihrem absolut idiotischen Gezänk und ihrer bösartigen Magie und allem weiteren. “Deine Dienerinnen haben kein Benehmen“, sagte ich zum Hausherrn, sehr wohl als Beschwerde gemeint, ehe ich mich neben ihn setzte und erst einmal tief durchatmete. Mir egal, ob er mich deshalb rauswerfen würde, der Sturm draußen konnte nicht ernsthaft schlimmer sein als das hier.

Erst, als ich jetzt saß und durchatmete, kam bei mir so richtig an, was er sonst noch gesagt hatte. Und ich witterte auch gleich die Falle. Auch wenn mich Nessi bis zur Weißglut genervt hatte, nahm ich ihre Warnung durchaus sehr ernst und hob also beschwichtigend die Hände. “Da liegt ein Missverständnis vor. Wie ich deiner Wache schon versucht habe, zu sagen: Ich bin kein Filid. Vielleicht gibt es noch welche bei den nördlichen Stämmen, den Selgoviern oder Veniconen, aber definitiv gibt es keine mehr südlich des Avon. Und römische Lieder kenne ich erst recht keine.“
Eigentlich sang ich ja viel und gerne, und nach allem, was andere mir sagten, auch gut. Aber ich würde einem Mann, der Kelten an Römer auslieferte, keinen Grund geben, zu denken, ich wäre ein Druide. Erst recht nicht, da ich ja wirklich einer war. Zumindest so ein bisschen.
“Aber wir können gerne über Pferde reden. Immerhin haben wir Kelten die Pferderennen erfunden.“ Zumindest die Rennwagen und Schlachtwägen hatte es hier schon eine sehr lange Zeit vor den Römern gegeben. Und bei allen Stämmen, in denen ich war, wurden Pferde hoch geschätzt. Man erzählte sich, dass die Gallier vom Festland in ihrem Krieg gegen die Römer ihre Pferde eher freigelassen und vertrieben hätten, als sie zu essen, wenn eine Stadt belagert wurde.


RE: Halle - Eisu Ap Comux - 09-18-2024

 "Nein, haben die Mädchen wirklich nicht gezeigt!", gab Eisu Ap Comux zu, als Louarn sagte, dass seine Dienerinnen kein Benehmen hatten. Sein heiterer Gesichtsausdruck machte einem bekümmerten Platz:
" Sonst sind sie aber nicht so. Sie zanken sich, nimm es mir nicht übel, als wären sie zwei Hündinnen und du ein Knochen. Ein Rätsel. Ich habe sie für weiser gehalten"

Nisca hielt immer noch den Weinkrug. Ein wenig duckte sie sich, denn sie war auch eine Dienerin, und schlechtes Betragen ihrer Kolleginnen kratzte auch an ihrer Ehre:

"Sie wollten Fuchsmann bleiben hier ", flüsterte sie Frowin in ihrem einfachen Latein ins Ohr: " Sie ... sehen viel. Ich aber will nur dich", und sie strahlte, als Frowin ihr sagte, dass keine der anderen ihr das Wasser reichen konnte. Louarn dagegen schaute sie nur an, wenn er zufällig nicht in ihre Richtung guckte.

 "Wenn du Meowe und Nessi bestraft sehen möchtest, so lasse ich sie schlagen, oder ich stecke sie das nächste Mal in die Bratengrube", ergänzte Eisu Ap Comux.

Die Bratengrube kam zum Einsatz, wenn ein ganzes Schwein oder ein ganzer Ochse am Spieß gebraten wurden. Derjenige, der den Bratspieß drehen musste, stieg in die Grube hinein, die fast so tief war wie er selbst groß war und bekam stundenlang Hitze. Rauch und Gestank ab. Auch der Spieß, der auf zwei Gabeln lag,  war schwer zu drehen. Es war eine sehr unangenehme Arbeit, und normalerweise wurden Frauen dazu nicht eingeteilt.

"Wenn es aber nach mir geht, so entscheide ich mich dazu, sie beide gleich von meinem Hof fortzuschicken. Sie sollen dir nie wieder unter die Augen treten, Louarn Wanderer. Caillean bringt Nessi und Meowe, sobald der Sturm abflaut, nach Norden, mögen sie zetern und spotten"

Eisu Ap Comux nickte Frowin zu:
"Schade, dass Louarn aus dem Norden doch kein Fili ist. Aber das macht nicht viel, denn wir haben heute Abend einen eigenen Sänger hier,
Cuno, Sohn des Cunomoltos, auch wenn er nicht die jahrelange Ausbildung eines Barden genossen hat"


Ein etwas älterer Mann mit einer Harfe erhob sich auf das Stichwort. Die Erleichterung, dass Louarn kein Fili war, war ihm anzusehen. Konkurrenz konnte er nicht brauchen und wollte er auch ungern. Er hatte eine gemütliche Stelle auf dem Comux Hof.

Er verbeugte sich leicht, und Eisu Ap Comux übersetzte seine Worte:

"Für unsere verehrten römischen Gäste werden wir es halten wie bei den Theaterstücken der Griechen, deren Handlung zuvor auch übersetzt wird, da nur wenige Zuschauer dieser Sprache mächtig sind"

Eisu Ap Comux widersprach dem nicht, obgleich er, da er eine römische Oberschichtserziehung genossen hatte, selbst gut Griechisch sprach, sondern übertrug Kunos Worte:

" Mein Lied stammt aus Hibernia, und es erzählt Folgendes: Cearbhaill, ein Barde, liebt Evlyn, die Tochter des Königs Kavanagh. Und sie liebt den jungen Mann auch. Doch ihr Vater will sie einem anderen König geben. Da flieht die Braut an ihrem Hochzeitstag mit dem Geliebten...", * Cuno zwinkerte und fügte hinzu:

"Die Römer wären schockiert, nicht wahr" Da lachten besonders die anwesenden Frauen. 

Eisu Ap Comux verkniff es sich, den letzten Satz auch zu übersetzen. Kuno stimmte jetzt mit Stöhnen und so, dass ihm seine Mühe anzusehen war, seine Harfe. Die Anwesenden schauten andächtig zu. Und er begann. Seine Stimme war leidlich, sein Spiel war es weniger:

" Siubhalfinn fein- a g-comhnuidh leat...
Evlyn a run...."
Dahinziehen möchte ich, 
nur mit dir zu wohnen,
Evlyn, du heimlich Geliebte,
hinab nach dem Land Avalun
Eine Kuh wollte ich mit dir treiben
als Brautgabe,
zwei Kühe wollte ich mit dir treiben,
ein langes Leben lang wollte ich mit 
dir wandern,
das Eheband mit dem anderen zerreißen
und es dir selbst nie brechen.,
Evlin mein Lieb.
Kommst du nun oder bleibst du?
Kommst du nun oder bleibst du?"
(Nun antwortete die Braut dreimal)
"Ich komme und ich bleibe nicht und entfliehe mit meinem Schatz" **
Dann jubelten der Barde im Lied und Sänger Kuno gleichzeitig, und schließlich endete der Künstler und nahm einen großern Schluck Bier aus einem Becher, der ihm hingehalten wurde, während er den Applaus empfing.

Eisu Ap Comux lehnte sich zurück und schaute beide Gäste an:
"Hat der Vortrag euch gefallen?  Ich für meinen Teil habe mich gar nicht mehr erinnert, wie schlecht Cuno spielt. Wenn ihr auch etwas zum Besten geben wolltet, scheut euch nicht. Das Publikum ist dankbar, wie ihr seht. 
Er lachte über seinen Witz:

Freund Frowin hier hat ein eigenes Training entwickelt, um die Wagen noch besser durch die  Verlagerung Gewicht zu lenken.  Römische Rennwagen sind ja leichter und feiner als unsere Streitwagen, da sollte es auch in der Hauptsache nicht darum gehen, den Feind zu zermatschen - hoffe ich doch. Vielleicht kann Frowin etwas darüber erzählen. Technik ist heutzutage so wichtig wie die Pferde, obwohl die Intelligenz eines guten Leitgaules doch das Allerwichtigste bleibt.  "
sagte der Kelte:
"Wessen Pferde hast du denn auf deiner Reise aus dem Norden gesehen, Louarn?" Seine eigenen konnte er nicht meinen, das waren gute Arbeitstiere, doch keinesfalls von Geblüt. Und vielleicht konnte man so ein wenig herausbekommen, auf welchen Wegen dieser geheimnisvolle Louarn hergekommen war.

Auf dem Tisch standen nun außer den zuvor beschriebenen Speisen auch große dampfende Stücke von Fleisch:
Eisu Ap Comux zog sein eigenes Messer: " Hier die leckeren Schweinshaxen, darf ich euch jedem eine auflegen", sagte er und bohrte es in das rote Fleisch, dass der Saft nur so spritzte. 


Sim off: * die eigentliche Geschichte spielt im 13. Jahrhundert **Eibhlin a Rún * S. 509,  Übertragung aus: Erinn- Keltische Sagen aus Irland, Herausg. Martin Löpelmann, Düsseldorf 1977




RE: Halle - Louarn - 09-19-2024

Kurz regte sich sowas wie schlechtes Gewissen bei mir, aber nur einen ganz kurzen Augenblick, als Eisu fragte, ob ich wolle, dass die beiden bestraft würden und ihnen Schläge androhte. Wenn sie nicht auf einem Schlachtfeld standen und genauso Krieger wie alle anderen waren, hatte ich eigentlich eher den drang, frauen zu beschützen als sie zu schlagen. Es war falsch, jemanden zu schlagen, der schwächer war. Aber die beiden hier, da war ich mir inzwischen sicher, hatten versucht, mich zu bezaubern mit irgendeinem komischen Ritual und ich hatte wohl einfach nur Glück gehabt, dass das nicht funktioniert hatte. Was die zwei aber nicht davon abhielt, es immer weiter versuchen zu wollen, wie es schien. Und Formori-Hexen musste man nun wirklich nicht mit Mitleid begegnen.

“Es sind deine Dienerinnen“, sagte ich also nur möglichst gleichgültig, als er auch schon das Urteil fällte und sie von seinem Land verbannte. Ich ließ mir meine Überraschung darüber nicht anmerken, denn man sollte meinen, dass ein Fürst die Menschen, die ihm dienten, mit Schutz und Respekt bedachte und sie nicht bei der erstbesten Gelegenheit rauswarf. Und auch da hatte ich keine Zweifel daran, dass die beiden mir all diese Fragen gestellt hatten, um sie ihrem Herrn weiterzutratschen. Also entweder war hier etwas im Gange, was ich nicht verstand, oder aber die Dobunni waren noch verachtenswerter, als ich angenommen hatte, oder aber das alles hier war nur ein Schauspiel für mich und die beiden würden, sobald ich weg war, natürlich sofort wieder aufgenommen werden, um ihre Geheimnisse weiter zu teilen.
Ich blieb also aufmerksam, lehnte den Wein ab, ignorierte meinen knurrenden Magen und gab mich lockerer, als ich war. Eisu rief nun auch seinen eigenen Barden zum Spiel auf, der sich Zeit ließ eine Harfe zu stimmen, und dann spielte. Das Instrument war wundervoll, aus hellem Holz gefertigt und sanft geschwungen. Ich hatte immer so ein Instrument gewollt, als ich ein Kind war, aber Cathbad hatte es verboten. Caradoc hatte immer wieder dafür gesorgt, dass ich eine in die Finger bekam, so dass ich leidlich ein paar Griffe kannte und das grundsätzliche Spiel, aber mir fehlte jede Übung, die dafür nötig wäre, eine Harfe wirklich zu spielen.
Cuno fehlte das aber wohl auch. Er vergriff sich ein, zwei Mal, und seine Stimme…. Huh, wie eine Ziege, die auf ein Blech pinkelt. Oder so ähnlich. Ich wusste bislang nicht, dass man Lieder auch schlachten und sich dennoch Barde nennen konnte. Aber bei den Dobunni ging das wohl.

Eisu fragte nach unserer Meinung und bezeichnete selbst das Spiel seines Dieners als schlecht. Wieder ein Punkt, der mir auffiel. Warum beschäftigte ein Mann schlechte Diener und warum erniedrigte er sie vor seinen Gästen? Ich versuchte, nicht darüber nachzudenken, als ich mich räusperte. “Der Vortrag war etwas anders, als ich ihn kenne“, meinte ich also diplomatisch und unterdrückte jeglichen Impuls, selbst zu singen, um die Musik des Abends von den Toten auferstehen zu lassen.
“Als Kind hatte ich einmal das Glück, Vortigern von den Gangani spielen zu hören. Seine Harfe war aus Eibenholz und mit Gold eingefasst.“ Vortigern war der Filid des Königs der Ganganer, einer der letzten so weit im Süden. Die Silurer, Ordovicer und Ganganer hatten den Römern noch lange nach Boudicca erbitterten Widerstand geleistet und die druiden noch lange in ihren Ländern behalten, ehe sie in den Untergrund hatten gegen müssen. Und Vortigern war berühmt und gefürchtet für seinen Wortwitz, seine scharfe Zunge und für seine Kunst, die Harfe aus Eibenholz zu spielen, geschnitzt aus dem Baum des Übergangs zwischen den Welten, Wegpunkt zwischen Leben und Tod. Ein mächtiges Instrument, das ihm laut eigener Aussage von den Fae jenseits des Schleiers geschenkt worden war. Ein einziges Mal hatte ich sie berühren dürfen, ehe Cathbad dazwischen gegangen und mich weggezerrt hatte.

Ich riss mich von der Erinnerung los und überlegte, wie ich die andere Frage beantworten sollte. “Um ehrlich zu sein habe ich mir nicht so viel Zeit gelassen, bei verschiedenen Fürsten aufzuschlagen und mir ihre Pferde zu besehen. Aber vor drei Jahren bin ich schon einmal in den Norden gereist und hab die schönsten Pferde bei den Damnoniern gesehen. Grau und weiß, wie Nebel auf den Feldern und die Gischt des Meeres, mit kräftigen Beinen und klugen Augen.“ Das war bei meiner Reise für Cathbad vor einigen Jahren gewesen, als er mich in den Norden geschickt hatte, um Verbündete zu suchen, die man hier im Süden vergeblich suchen konnte, weil ich jeden Dialekt und jede Sprache der Kelten konnte und mich so überall einfügen konnte. Wenigstens für diese EINE Aufgabe war ich brauchbar gewesen. Und erfolglos.