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Tablinum - der öffentliche Empfangsraum - Druckversion

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RE: Tablinum - der öffentliche Empfangsraum - Frowin - 12-01-2022

Frowin mochte Seasnán. Der Mann war riesig, aber herzlich und sie konnten sich unaufhörlich über die Rennen unterhalten, die es geben würde. Allerdings war der ältere Gallier ein wahrer Knochenbrecher und Frowin fühlte sich nach jeder Begrüßung wie zerquetscht.
Nun jedoch ließ der Ianitor ihn allein mit ihrer beider Herrn und der verlor auch direkt keine Zeit, ihn über das Training auszufragen.
"Es läuft vielversprechend, DOminus", grinste der Jüngling. "Die Knechte helfen mir, wann immer sie Zeit haben und ich glaube, sie mögen es ein wenig, mich zu quälen. Doch die Tiere kommen gut mit mir aus und akzeptieren mich. Bei Minos hat es etwas gedauert. Er ist stolz. Mit ihm muss man verhandeln, nicht seinen Willen aufzwingen. Hin und wieder hole ich mir ein paar blaue Flecken, aber sonst wäre es auch kein Training, schätze ich."

Oh, Frowin beäugte die Leckereien sehnsüchtig und wollte schon zugreifen, als sein Herr auch schon hinter ihn trat und ihm die Hände auf die Schultern legte, wobei seine Daumen über den Saum der Tunika hinausstrichen und über Frowins Nacken fuhren, der davon eine Gänsehaut bekam. Der junge Sklave schaute weiter auf den Schreibtisch und ließ sich davon nicht beirren.
"Ich habe schon gehört, dass du ein Rennen veranstaltest", sagte er. "Ich hoffe, ich bin schon gut genug, um dort zu bestehen."


RE: Tablinum - der öffentliche Empfangsraum - Tiberius Furius Saturninus - 12-02-2022

Saturninus lachte leise: "Ich dachte, ich könnte dich überraschen. Aber vermutlich pfeifen es die Spatzen von den Dächern. Ja, es wird Zeit, dich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Keine Nervosität, ich erwarte gar nicht, dass du dein erstes Rennen gewinnst. Aber gut schlagen solltest du dich, wagemutig sein und dein Talent zeigen", er sah interessiert zu, wie sich bei Frowin die kupferfarbenen Nackenhärchen aufstellten, als er ihn berührte. Der junge Sklave schaute angestrengt auf den Kuchen:

"Nimm dir ein Stück. Aber nur eines. Du solltest nicht zunehmen",
im Gegensatz zu Gladiatoren waren Wagenlenker rank und schlank. Saturninus verstand gar nicht, was die Frauen (und auch manche Männer) an diesen robusten Gladiatoren fanden. Ihm waren  zwar definierte, doch eher biegsame Körper lieber:
"Du hast ganz recht mit Minos. Und er ist gescheit. Im Vertrauen gesagt , ich würde nicht so weit gehen wie Kaiser Caligula, der sein Pferd zum Konsul machen wollte, doch den einen oder anderen Notarius in meinem Büro könnte er mir schon ersetzen", Saturninus lachte über seinen eigenen Witz:
"Du bekommst eine neue blaue Tunika. Und einen Helm aus Leder, was schade ist, denn dann sieht man dein Haar nicht leuchten. Doch es dient deiner Sicherheit", spielerisch zupfte Saturninus daran:
"Schau, das ist die Liste mit deinen bisherigen Kontrahenten. Ich kenne beide Männer nicht"

Er zeigte ihm die Namen und las sie ihm vor, da Frowin vermutlich nicht oder nicht gut lesen konnte:

II. Aulus Plautius Montanus
Lenker: Agamanthes

III. Eisu ap Comux
Lenker: ipse, er selbst
IV. Bonni
Lenker: ipsa

Dann sagte er: "Und nun, was hast du heute noch vor, Frowin? Du weißt ja, dass ich dir in vielem deine Freiheit lasse. Möchtest du in die Stadt gehen? Zurück auf den Gutshof? Oder mir ein wenig Gesellschaft leisten?", er schaute ihn aus dunklen Augen an. Sein Begehren war deutlich. Aber er meinte, was er sagte. Er wollte nicht, dass Frowin lediglich eine Dienstpflicht erfüllte. Wenn, dann sollte er gerne bei ihm sein.



RE: Tablinum - der öffentliche Empfangsraum - Frowin - 12-04-2022

Frowin lachte über den Witz mit dem Pferd. Manchmal dachte er selbst, dass Minos einiges mehr im Kopf hatte als er. Noch mehr freute sich der Sklave allerdings über den Kuchen. Allein für derlei kleine Leckereien hatte sich diese neue Karriere schon gelohnt. Während er sich den kleinen Happen schmecken ließ, hörte er zu, wie sein Dominus ihm von den Konkurrenzfahrern vorlas. Der erste Name sagte ihm was. Plautius war ein Käufer seines alten Dominus, er hatte ihn mal im Beisein seines Vaters von Ferne gesehen. Und Eisu ap Comux war in der Gegend als ziemlicher Angeber verschrien. Er hatte einmal ein Pferd von ihnen kaufen wollen und die Qualität für nicht ausreichend befunden. Selbiges teilte er seinem Herrn mit, als ihn Saturninus auch schon fragte, was er noch vorhabe.
Nun war es ein wenig schade, jetzt schon zurück zu reiten, nachdem er gerade angekommen war. Er hätte sich gerne inmal die Stadt angesehen, sagte jedoch:
"Oh, wenn ich irgendwie helfen kann, tue ich das gern. Auch wenn ich nicht weiß, wie ich dir behilflich sein kann bei deiner Arbeit, Dominus", sagte er arglos. Seinen alten Dominus hatte er bei nichts anderem als seiner Arbeit erlebt. Der rote Schönling zuckte verlegen mit den Schultern und zeigte eines seiner unwiderstehlichen Lächeln.


RE: Tablinum - der öffentliche Empfangsraum - Tiberius Furius Saturninus - 12-05-2022

Saturninus fand Frowins Lächeln ganz hinreißend, zumal sich der Junge seiner eigenen Wirkung nicht bewusst war:
"Gut, diese Informationen zu haben. Wenn Plautius bei deinem früheren Herren eingekauft hat, besitzt er auf alle Fälle Pferdeverstand. Im Vertrauen, würde ich aber sogar vorziehen, dass er gewinnt und nicht dieser Comux. Es würde einfach einen besseren Eindruck auf die Bevölkerung machen, wenn ein Römer den Sieg davon trägt und kein Barbar"
Er hatte vorhin schon Scaevus losgeschickt, etwas zu besorgen. Nun sagte er:
"Man muss nicht immer arbeiten, Frowin, man kann sich auch mal des Lebens freuen. Sag einmal, ich wollte dich das schon lange fragen: Hast du hier im Haus oder auf dem Land eigentlich bereits eine kleine Freundin? Eine von unseren  Sklavinnen? Batrachis ist sehr nett, und für ihre Froschaugen kann sie nichts. Oder Sarapion? Oder eine der Mädchen auf dem Land, obwohl die wirklich sehr bäuerlich sind? "


RE: Tablinum - der öffentliche Empfangsraum - Frowin - 12-05-2022

"Aber ich bin ja gar kein Römer", sagte Frowin arglos, der von Politik nun wirklich keine Ahnung hatte. Davon abgesehen gönnte er Comux den Sieg auch nicht unbedingt, denn er war ein sehr unsympathischer Mensch. Frowin hatte nicht vor, ihm den Sieg zu schenken.
Verlegen musste er lachen. So gütig sein voriger Herr auch gewesen war, nie hatte er ihm vorgeschlagen, sich "einfach mal des Lebens zu freuen". Nicht, dass er etwas dagegen hatte.
"Eine Freundin? Also eine Geliebte? Nein, Herr, das war mir noch nicht vergönnt, trainiere ich doch den ganzen Tag, wenn ich nicht hier bin, um Bericht zu erstatten.
Aber... es gibt ganz hübsche Mädchen auf deinem Hof, Dominus... Ich bin ja selbst nur ein Bauer." Frowin wollte nicht tun, als sei er was Besseres, bloß weil er offenbar in der Gunst seines Herrn momentan hoch stand. Er war nie etwas Besonderes gewesen und sah sich auch jetzt nicht als solches, nur weil er Sport ausübte.


RE: Tablinum - der öffentliche Empfangsraum - Tiberius Furius Saturninus - 12-06-2022

"Du fährst für mich, also fährst du auch für Rom", antwortete Saturninus:
Mit halbem Ohr hörte er, dass Scaevus in Begleitung zurück kam, und er schmunzelte. Sein Leibsklave hatte nämlich drei junge Frauen mitgebracht und die Order, sie im Atrium zu bewachen. Sie waren meretrices, Gunstgewerblerinnen, und Saturninus hatte sie als Überraschung für Frowin eingeplant. Der Junge war so fleißig und musste auch mal entspannen. Außerdem waren sich alle Ärzte darüber einig, dass man seine natürlichen Triebe auch nicht unterdrücken sollte. Das war schlecht für die Gesundheit. Die Gesunderhaltung seines Wagenlenkers lag Saturninus am Herzen:
"Komm einmal mit mir, ich habe eine Überraschung für dich", sagte er und ging vorneweg ins Atrium:
Er vertraute auf Scaevus, das Richtige ausgesucht zu haben.


RE: Tablinum - der öffentliche Empfangsraum- Römische Romantik - Tiberius Furius Saturninus - 12-08-2022

Saturninus dachte an Lucretia Serena. Er hatte den Claudiern geschrieben, aber noch keine Antwort. Vermutlich wog der Consular ab, ob die Verbindung wünschenswert wäre. Der Ruhm der Furier lag schon lange zurück, der der Claudier funkelte noch und war für viele verlockend.

Küsschen geben und Liebesworte flüstern konnte man auch mit einem Lustmädchen; hier jedoch war Ernsthaftigkeit gefragt, Saturninus tat das Romantischste, was er sich in Hinblick auf eine Verlobung vorstellen konnte - er setzte sich hin und diktierte Scaevus einen langen Entwurf eines Ehevertrages, der sehr zu Serenas Gunsten ausfallen sollte: 


Ehevertrag

Erster Teil: Über Allgemeines

I. Dieser Vertrag ist die Schriftfassung  des mündlich geschlossenen, gültigen Ehevertrags zwischen Tiberius Furius Saturninus, im weiteren Vertrag auch
Ehemann oder Bräutigam genannt
und Lucretia Serena, im weiteren Vertrag auch als Ehefrau oder Braut bezeichnet.

II. Beide Parteien erklärten vor Eheschließung
- dass keine Ehehindernisse vorliegen und sie das Recht haben, eine vollgültige Ehe zu schließen.
- dass sie die Ehe aus eigenem Willen schließen.


Im Falle des Bräutigams liegt die Zustimmungsgewalt bei ihm selbst (sui iuris). Die Zustimmung zur Eheschließung der Braut gibt ihr Vormund Manius Claudius Menecrates.

III. Eine Verlobung  findet am ............. statt.

IV. Die Ehe wird in manum in Form einer coemptio geschlossen.

V.  Der Wohnsitz  wird vom Ehemann bestimmt. Zum Zeitpunkt der Eheschließung ist dies die Villa Furia in Iscalis in der Provinz Britannia.


Zweiter Teil: Über Mitgift und Verlobungsgeschenk

I. Der Ehemann erhält als Mitgift ...................

Bei Beendigung der Ehe durch Tod des Ehemannes ist die Ehefrau wie eine Erbtochter zu behandeln und erbt ihre Mitgift.

II. Das Verlobungsgeschenk an die Braut besteht aus dem Goldschmuck aus dem Vermögen des Ehemannes, und einer Summe von hunderttausend Sesterzen.

Der Bräutigam legt fest, dass die Ehefrau im Falle einer Scheidung das Verlobungsgeschenk behält.


Dritter Teil: Über die gemeinsamen Kinder

I Bei Unfruchtbarkeit der Ehefrau hat der Ehemann das Recht zur Scheidung.

II. Im Falle einer Scheidung verbleiben Kinder unter sieben Jahren
in der Obhut ihrer Mutter, der ehemaligen Ehefrau, und Kinder
ab dem siebten Jahr in der Obhut des Vaters, des ehemaligen Ehemanns.

Vierter Teil: Über das Eigentum

I. Die Ehefrau begibt sich mit ihrem beweglichen
und unbeweglichen Vermögen in die Gewalt ihres Ehemanns.


Unterschriften der Eheleute:............

Die fünf Zeugen dieser Verbindung und der Libripens der Waagenhalter, sind....


Scaevus kritzelte mehrere Wachstafeln voll, die er später ins Reine schreiben sollte. Saturninus war beim Diktieren auf und ab gegangen:
"Hast du alles?"
Der Jüngling nickte. Ein wenig schmollte er. Vermutlich wegen Saturninus Vorliebe für Frowin.


RE: Tablinum - Der Besuch des Centurio Octavius - Tiberius Furius Saturninus - 12-23-2022

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Einer der jüngeren Sklaven führte Centurio Octavius zum Hausherren und meldete ihn mit Namen an.


RE: Tablinum - der öffentliche Empfangsraum - Tiberius Furius Saturninus - 12-23-2022

Saturninus schaute auf, als Scaevus ihm den Namen des Besuchers nannte. Ob der Centurio wegen der Eingabe des Bürgers Salvius kam, der die mangelnde Bewachung an den Stadttoren gerügt hatte? *
Er winkte den Diener Scaevus weg, der etwas zu essen besorgen sollte. Wein und Wasser hatte er selbst auf dem Schreibtisch.
Da der Mann vor ihm zur kämpfenden Truppe gehörte, empfing ihn Saturninus achtungsvoll. 

Wer wenn nicht die Legionen und ihre erfahrenen Centurionen , waren bitte das Rückgrat des Reiches? 
Bestimmt nicht gewisse unerfahrene Militärtribunen, die sich einen breiten Purpurstreifen anhefteten und den richtigen Militärs gehörig auf den Sack gingen?

"Salve Centurio Octavius, bitte nimm Platz. Was kann ich für dich tun?"


* Sim off: Das wird hier erzählt



RE: Tablinum - der öffentliche Empfangsraum - Marcus Octavius Fronto - 12-26-2022

Octavius erwiderte den Gruß des Furius. „Salve Furius Saturninus, ich danke dir, dass du Zeit gefunden hast mich so schnell zu empfangen. Wenn es nicht eilen würde, hätte ich mich natürlich vorher angemeldet.“ Dankend nickend nahm er den angebotenen Platz ein. „Es tut mir Leid doch dies muss bei einer anderen Centurie gelandet sein. Ich versuche sobald ich Zeit habe mich darum zu kümmern“, versprach er. Nach einem kurzem Räuspern begann er: „Wie ich vermuten kann, weiß du von dem Patrouillienmarsch meiner Centurie. Kennst du auch den Auftrag? Er wurde nicht bekanntgegeben, doch vielleicht ist das ein oder andere, außer Gerüchten, nach unserer Rückkehr durchgesickert?“ Der Centurie war kein Diplomat, trotzdem versuchte er immer wieder vieles mit einem freundlichem Umgangston zu klären. Hier wollte er er sich zuerst einmal vorsichtig herantasten.