Forum

Normale Version: Lughnasadh
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Seiten: 1 2 3 4 5 6 7
(09-27-2023, 02:43 PM)Liciniana Aglaia schrieb: [ -> ]Owain freute sich wirklich wie ein Kind. Gut, ich konnte es ihm nicht verdenken. Ich wusste, wie man sich fühlte, wenn man das eigene Leben nicht bestimmen konnte und andere Personen an den Fäden zogen und bestimmten, und so wirkliche Freiheit davon hatte ich jetzt auch nicht, auch wenn ich als Hetäre sehr viel freier war als die meisten anderen. Aber diese Art von Freude, die hatte ich wohl noch nie so gefühlt, und ich trank das Gefühl, das Owain hier gerade ausstrahlte und freute mich für ihn mit.

Und er wollte mit mir wirklich zu diesem komischen Stein und erklärte, dass das ein Hochzeitsritual sei. “Man steckt also einfach nur die Hand da durch das Loch, und das ist dann die Hochzeit?“ fragte ich nochmal nach und sah gerade zu, wie ein junger, dunkelblonder Mann und eine flachshaarige Schönheit genau das taten und dabei wie dämlich grinsten, während rund herum einmal obligatorisch gejubelt wurde. Ich schaute wahrscheinlich etwas kritisch zu und dann zu Owain, der mich so Hoffnungsvoll wie ein Hundewelpe anschaute und mir seine Liebe erklärte.
Ich musterte ihn einen langen Moment, aber er schaute wirklich so, als ob er diese Worte ehrlich meinte. Obwohl er wusste, was ich war. Und wie ich war.  “Das bedeutet dir wirklich viel, oder?“ fragte ich ihn, wobei meine Stimme sanft und weich wurde. Ja, es war ihm anzusehen, dass ihm das viel bedeutete.
Wir beide würden nie ein großes Hochzeitsfest haben. Wen sollten wir auch einladen? Meine Kunden? Sicher nicht. Ich wollte ja nicht einmal meine eigene Mutter dabei haben, die sowieso nur alles an sich reißen und es zu irgend einer perversen Orgie machen würde. Eine richtige, echte Hochzeit würden wir beide also nie so wirklich haben. Mehr eine einfache Eintragung bei der Stadt.
Ich schaute noch einmal zu dem Stein und dann zu ihm.
“Lass uns heiraten, Owain“, stimmte ich zu und lächelte ein wenig schief. “Aber wenn da in dem Stein irgendwas haust, was mich beißt, schrei ich!“, warnte ich ihn lachend. Bei Kelten wusste man schließlich nie.

Sie schaute schon etwas kritisch drein, als sie das Paar beobachtete, das gerade an der Reihe war. Gleich darauf fragte sie auch noch einmal nach, on sie auch richtig verstanden hatte. Aber ich konnte ihr nur zustimmend zunicken. "Ja, das ist alles. Natürlich kann man dabei noch ein paar feierliche Worte sprechen. Aber ja, wer sich traut, ins Loch zu greifen, der ist dann verheiratet!" antwortete ich ihr grinsend. Ich wusste ja, dass ihr alles, was irgendwie einen Hauch von keltischer Mystik mit sich brachte, suspekt war. Dann schaute sie mich eine Weile ziemlich durchdringlich an, als müsse sie alles noch einmal prüfen - inklusive des Bräutigams. Es würde ein riesengroßer Schritt für sie bedeuten, auch wenn diese Art von Eheschließung in ihrer Welt keinerlei Bedeutung hatte und nicht rechtsgültig war. Dennoch würde es mir zeigen, dass sie sich zu mir bekannte und dass sie ein Teil von mir sein wollte. So wie ich ein Teil von ihr war, auch wenn sie mich gerade eben erst freigelassen hatte. Dann fragte sie schließlich , ob mir das hier wirklich viel bedeutete. Ich nickte. "Ja, das ist es!" entgegnete ich ihr voller Überzeugung, denn dieses Ritual war ein Teil meiner selbst und meiner Kultur. Das konnte ich nicht einfach verleugnen.

Noch einmal schaute sie zu dem Stein und dann zu mir, wie ein kleines Kind, dass sich überlegte, ob es zum ersten Mal in seinem Leben ins tiefe Wasser springen sollte. Dann willigte sie sie ein und lächelte etwas schief. Ich konnte mein Glück kaum fassen. "Ha! Du willst es wirklich? Ja komm, lass uns heiraten! Sofort!" rief ich voller Freude. Sie warnte mich natürlich vor, dass sie schreien würde, wenn da etwas bissiges im Stein wäre. "Ach nein, der Geist, der in diesem Stein wohnt, beißt keine hübschen Römerinnen!" versicherte ich ihr und nahm sie bei der Hand. 

Es deuerte eine Weile, bis wir endlich an der Reihe waren und unsere Hände in den Stein hinein stecken konnten. "Ich, Owain, Sohn des Tarran, vom Volk der Silurer gelobe dir, Liciniana Aglaia auf ewig ein guter Ehemann zu sein! Ich werde dich lieben und vor allem Bösen beschützen und dir für immer treu sein. Das schwöre ich hiermit feierlich," rief ich laut, als ich ihre Hand ergriff.
(09-28-2023, 01:33 PM)Louarn schrieb: [ -> ]Ich zog Niamh ein wenig mit mir mit, aber ich war geladen. Es war ja nicht so, als ob ich nicht verstehen würde, wenn jemand Cathbad nicht ausstehen konnte. Da war ich ganz vorne jederzeit mit dabei. Der Kerl war ein ekelhafter Bastard, der Sohn eines dreibeinigen Wildschweins mit einer schwarzen Ziege, mindestens! Aber deshalb ließ ich mich nicht anlügen und aufstacheln. Ich hasste es, wenn ich einfach nur als Instrument für die Rache anderer Leute gebraucht werden sollte, und ich kannte das ganz genau. Normalerweise war es eben dieser Cathbad, der das tat. Daher erkannte ich die Zeichen durchaus. Und ich hasste es.

Keine Ahnung, wie lange und wohin ich Niamh gezogen hatte, ich merkte es eine Weile gar nicht. Mein Kopf war zu voll, zu wütend, zu… zu laut. Als ich es merkte, ließ ich ihre Hand los und hoffte, dass ich nicht zu grob war. “Entschuldige“, murmelte ich und sah mich um. Ich war einmal quer durch das Dorf bis zum gegenüberliegenden Dorfrand gestiefelt. Von hier aus konnte man schräg auf das Spielfeld sehen und zur anderen Seite zu dem Hügel, wo sie gleich den Käse runterrollen lassen würden. Sonst ein riesiger Spaß, aber im Moment war ich wirklich nicht in der Stimmung.
“Tut mir leid, dass du das mitgekriegt hast. Ich… Keine Ahnung, was die Alte sich dabei gedacht hat. Wahrscheinlich hat sie noch eine Rechnung mit Cathbad offen. Wäre nicht unwahrscheinlich, und ich könnte es wirklich verstehen. Aber ich hasse es, wenn jemand versucht, mich zu manipulieren.“ Ich schnaubte und schüttelte den Kopf.
“Tut mir wirklich leid, Niamh. Eigentlich wollten wir sie ja fragen nach einem Haus für dich, aber ganz ehrlich, ich rede keine drei Worte mehr mit dieser Gwrach.“ Ja, es war nicht nett von mir, sie jetzt auch so zu nennen, aber ich verstand jetzt die Leute, die das taten, sehr gut. Die Frau war eine bösartige, alte Hexe. “Was meinst du, mit wem könnte ich noch sprechen? Ich helfe auch beim Bauen, aber allein kann ich das nicht. Ich bin kein Zimmermann.“


Louarn zog sie in seiner Wut mit sich, so dass Niamh  achtgeben musste, nicht zu stolpern. Alles war viel zu schnell gegangen, um nachvollziehen zu können, was genau ihn so erzürnt hatte. Die Alte hatte zuletzt etwas über die Todesumstände seiner Mutter erzählt, was nicht dem entsprochen hatte, wie er es erzählt bekommen hatte. Dann Ceridwens Geständnis, dass sie nicht mehr auf Mona gewesen war, als seine Mutter gestorben war, ließ ihn vermuten, dass sie gelogen haben musste. Aber warum? Allerdings hatte er der Alten dann auch keine Gelegenheit mehr gegeben, sich zu erklären. Welche Version der Geschichte nun der Wahrheit entsprach, musste er für sich selbst beantworten. Das hatte er getan, als er der Alten den Rücken zugekehrt hatte und mit Niamh davon gestürmt war.

Er war mit ihr bis zum anderen Ende des Dorfes gelaufen und war dann endlich stehen geblieben. Er ließ ihre Hand los, weil ihm jetzt erst bewusst geworden war, dass er sie mit sich gezogen hatte und dabei nicht besonders sanft gewesen war. Er entschuldigte sich bei ihr. Auch dafür dass sie alles mit anhören musste, was Ceridwen gesagt hatte. Aber auch dafür, dass sie die Alte nun nicht mehr wegen einer eigenen Hütte für Niamh fragen konnten. Er schwor sich, mit der Gwrach kein Wort mehr zu wechseln. Doch Niamh würde das zweifellos tun müssen, denn sie wohnte noch immer bei ihr und vielleicht konnte sie noch einmal mit ihr sprechen, auch wenn sie die Sache mit Louarns Mutter absolut nichts anging.
"Ist schon gut! Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich weiß nicht, was mit ihr los war." 

In der Zwischenzeit hatte Niamh die meisten der Bewohner des Dorfes kennengelernt oder wusste zumindest, wo man die ortsansässigen Handwerker fand, wenn man sie brauchte. Natürlich gab es in Cheddar auch einen Zimmermann.
"Es gibt einen Zimmermann im Dorf. Er wohnt in der Nähe des Schmieds. Eoghan! Den könnten wir fragen!",meinte sie.
Ich hatte wirklich ein schlechtes Gewissen, dass ich sie so hinter mir hergezogen hatte. Auch wenn Niamh meinte, ich bräuchte mich nicht zu entschuldigen. Irgendwie hatte ich in ihrer Gegenwart ständig das Gefühl, dass ich mich entschuldigen sollte. Verdammt aber auch. Ich atmete tief durch und hörte weiter zu.
“Eoghan, in der Nähe des Schmiedes. Gut. Ich rede mit ihm. Du weißt nicht zufällig, wo er grade steckt?“ So ein fröhliches Fest war da eigentlich eine gute Gelegenheit, und ich wollte heute wenigstens eine Sache wirklich richtig machen und hinbekommen, und sei es nur, Niamh ein eigenes Heim zu organisieren, wo ich sie – nicht ganz uneigennützig – besuchen kommen konnte.
Niamh zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht. Komm, lass uns nach ihm suchen! Er ist bestimmt irgendwo auf dem Fest," entgegnete sie ihm und nahm ihn bei der Hand. Zusammen liefen sie wieder ein Stück zurück, zur Dorfmitte hin. Dort, wo sich viele der Dorfbewohner aufhielten und fröhlich miteinander feierten. Niamh blickte in die lachenden Gesichter der Menschen. Ihnen allen tat dieses Fest so gut. Es heilte Wunden, die ihnen zugefügt worden waren und gab wieder neue Zuversicht, dass das Dorf doch ein sicherer Platz war, an dem sie leben konnten.
 
Sie liefen auf eine Menschentraube zu, die sich etwas abseits der Marktstände gebildet hatte. Um einen Tisch mit zwei gegenüber stehenden Bänken standen etliche Männer, Frauen und Kinder herum und johlten, jubelten und feuerten die beiden Männer an, die dort saßen und sich im Armdrücken maßen. Die beiden muskelbepackten Kontrahenten waren in etwa gleichstark, was es umso spannender machte. Letztendlich würde ihre Ausdauer den Sieger hervorbringen.
Niamh versuchte sich etwas weiter nach vorne zu schieben, dann erkannte sie, dass einer der beiden Männer Eoghan war. 
"Das ist er! Der Mann auf der linken Bank, Das ist Eoghan." Für einen kleinen Moment schien der Zimmermann abgelenkt zu sein. Vielleicht weil er gerade seinen Namen gehört hatte. Diese Unachtsamkeit nutze sein Gegner schamlos aus und rang ihn schließlich nieder. Das umstehende Publikum jubelte und grölte. Da heute Lughnasadh war, akzeptierte der Unterlegene seine Niederlage und lachte seinen Ärger darüber weg. Er nahm seinen Becher, stürzte das Bier, das sich noch darin befand, in sich hinein und erhob sich dann von der Bank und sah sich um. Er war hoch wie ein Baum und stark wie ein Bär. 
"Hey meine Hübsche, deine süße Stimme hat mir den Sieg gekostet! Du bist mir was schuldig!" rief er ihr lachend zu. Dann schien er erst Louarn  zu bemerken und erkannte auch, dass sich die beiden an ihren Händen hielten. "Oh," machte er dann, "Nichts für ungut, Mann!"
(09-28-2023, 05:40 PM)Owain schrieb: [ -> ]Noch einmal schaute sie zu dem Stein und dann zu mir, wie ein kleines Kind, dass sich überlegte, ob es zum ersten Mal in seinem Leben ins tiefe Wasser springen sollte. Dann willigte sie sie ein und lächelte etwas schief. Ich konnte mein Glück kaum fassen. "Ha! Du willst es wirklich? Ja komm, lass uns heiraten! Sofort!" rief ich voller Freude. Sie warnte mich natürlich vor, dass sie schreien würde, wenn da etwas bissiges im Stein wäre. "Ach nein, der Geist, der in diesem Stein wohnt, beißt keine hübschen Römerinnen!" versicherte ich ihr und nahm sie bei der Hand. 

Es deuerte eine Weile, bis wir endlich an der Reihe waren und unsere Hände in den Stein hinein stecken konnten. "Ich, Owain, Sohn des Tarran, vom Volk der Silurer gelobe dir, Liciniana Aglaia auf ewig ein guter Ehemann zu sein! Ich werde dich lieben und vor allem Bösen beschützen und dir für immer treu sein. Das schwöre ich hiermit feierlich," rief ich laut, als ich ihre Hand ergriff.

Er zog mich mit sich zu diesem seltsamen Stein und scherzte noch über den Geist, der darin wohnen sollte. Ich warf ihm einen Blick zu, der mehr als deutlich machte, dass ich das grade nicht wirklich lustig fand. Nach allem, was ich von keltischen Bräuchen bislang mitbekommen hatte in meinem Leben, passierten dabei oder danach häufig schreckliche Dinge. Wie Schwangerschaften. Oder römische Überfälle…

Ich ging mit ihm also zu dem Stein und wäre wirklich dankbar gewesen, er hätte mir gesagt, dass man dabei eine rede halten musste. Irgendwie war mir diese Kleinigkeit entgangen, als ich den anderen Paaren zugeschaut hatte. Innerlich unsicher, aber äußerlich mutig streckte ich meine Hand durch dieses Loch und tastete nach seiner Hand. Wenn jetzt das, was ich da fühlte, die Hand eines Geistes wäre, wäre ich wirklich sauer! Aber die Finger hatten dieselben Schwielen wie Owain, dieselben langen Glieder und dieselben Risse in den Nägeln, also müsste das schon ein echt guter Geist sein,d er das alles kopieren konnte.
“Und Ich, Liciniana Aglaia, gelobe dir, Owain...“ Ich hatte keine Ahnung. Ich lächelte kurz verlegen. Was konnte ich ihm denn versprechen? Sicher keine Treue, nicht bei meinem Beruf. Beschützen war jetzt auch nicht unbedingt meine Stärke, und gehorsam würde ich ganz sicher nie sein. “Dass ich dich liebe“, sagte ich also stattdessen mit schiefem Grinsen, denn das konnte ich so hier und jetzt sagen. Auch wenn andere es hörten. Aber das konnte ich ihm versprechen. Hier und jetzt liebte ich diesen verrückten, blonden Kerl, auch wenn ich ihm die Hälfte der Zeit gerne einen Schuh an den Kopf werfen wollte, weil er ein Idiot war. Aber er war mein Idiot.

Wie bei allen anderen brandete kurzer Jubel auf, auch wenn ich mir sicher war, dass die Umgebung bei den keltischen Pärchen weit lauter gejubelt hatte. Dann ließ ich seine Hand los und trat beiseite, damit das nächste Paar herantreten konnte. Irgendwie ein seltsames Gefühl, dass ich jetzt verheiratet sein sollte. Nicht unbedingt schlecht, nicht einmal unbedingt anders als vor einem Moment. Aber ich hätte noch vor einem Jahr nicht gedacht, dass ich es je sein würde, und brauchte einen Moment, mich daran zu gewöhnen.
(09-30-2023, 07:42 AM)Niamh schrieb: [ -> ]Sie liefen auf eine Menschentraube zu, die sich etwas abseits der Marktstände gebildet hatte. Um einen Tisch mit zwei gegenüber stehenden Bänken standen etliche Männer, Frauen und Kinder herum und johlten, jubelten und feuerten die beiden Männer an, die dort saßen und sich im Armdrücken maßen. Die beiden muskelbepackten Kontrahenten waren in etwa gleichstark, was es umso spannender machte. Letztendlich würde ihre Ausdauer den Sieger hervorbringen.
Niamh versuchte sich etwas weiter nach vorne zu schieben, dann erkannte sie, dass einer der beiden Männer Eoghan war. 
"Das ist er! Der Mann auf der linken Bank, Das ist Eoghan." Für einen kleinen Moment schien der Zimmermann abgelenkt zu sein. Vielleicht weil er gerade seinen Namen gehört hatte. Diese Unachtsamkeit nutze sein Gegner schamlos aus und rang ihn schließlich nieder. Das umstehende Publikum jubelte und grölte. Da heute Lughnasadh war, akzeptierte der Unterlegene seine Niederlage und lachte seinen Ärger darüber weg. Er nahm seinen Becher, stürzte das Bier, das sich noch darin befand, in sich hinein und erhob sich dann von der Bank und sah sich um. Er war hoch wie ein Baum und stark wie ein Bär. 
"Hey meine Hübsche, deine süße Stimme hat mir den Sieg gekostet! Du bist mir was schuldig!" rief er ihr lachend zu. Dann schien er erst Louarn  zu bemerken und erkannte auch, dass sich die beiden an ihren Händen hielten. "Oh," machte er dann, "Nichts für ungut, Mann!"


Wie es schien, war Eoghan gerade beim Armdrücken, und Niamh lenkte ihn soweit ab, dass sein Gegenspieler ihn bezwang. Er wechselte ein paar Worte mit Niamh, wohl um zu flirten, entschuldigte sich dann aber gleich, als er mich sah. War das so offensichtlich, dass sie zu mir gehörte? Verdammt, das war nicht gut. Aber darüber würde ich mir später Gedanken machen. Erst einmal winkte ich ab. Ich war nicht die Art von Kerl, die eifersüchtig ausflippte, nur weil jemand eine Frau hübsch fand. Ich fand Niamh ja auch hübsch.
“Haia, Eoghan. Niamh erzählte mir, du bist hier im Dorf der Zimmermann“, grüßte ich ihn. “Mein Name ist Louarn, und ich bräuchte einen Mann mit deinen Fähigkeiten. Niamh soll ein eigenes Zuhause erhalten, hier im Dorf, und das möglichst bald.Ich kann dabei auch helfen, aber ich bin kein Zimmermann. Ich will nicht, dass das Haus beim ersten Sturm über ihr zusammenstürzt.“
[Bild: Eoghan-kl.jpg] | Eoghan


"Niamh! Aha..." So hieß also die Schöne, dachte sich Eoghan. Vom Namen her war sie nicht von hier. Aber er wusste, dass sie bei der alten Gwrach wohnte. Zum Glück war der rote Riese nicht nachtragend, denn er stellte ihn nicht zur Rede, warum er mit seiner Freundin geflirtet hatte. Stattdessen wartete er mit einem Auftrag auf!
"Louarn! Nett, dich kennenzulernen. Ja, richtig ich bin Zimmermann. Und du möchtest für die junge Frau hier ein eigenes Zuhause? Kein Problem! Von mir aus können wir die nächsten Tage schon anfangen. Sobald ich genug Baumaterial beisammen habe. Wisst ihr denn schon, wo die Hütte denn stehen soll?", fragte Eoghan.
Wenn es so schnell ging, war es mir nur recht. Je eher Niamh ihr eigenes Haus hätte und aus der Hütte der Gwrach ausziehen konnte, umso besser. Dann musste ich mir über all das, was sie gesagt hatte, keine Gedanken mehr machen und es bestand auch nicht die Gefahr, ihr nochmal gegenüber zu stehen. Zumindest nicht so, als dass ich mit ihr hätte reden müssen.
“Es ist euer Dorf, wir bauen dort, wo ihr uns einen Platz gebt. Nicht zu nah am Fluss wäre schön, damit die Feuchtigkeit nicht von unten ins Haus zieht. Wenn ich einen Wunsch äußern darf, dann hier drüben in Richtung des Waldes.“ Zu hoffen, mitten im Dorf einen Platz zu bekommen, was zusätzliche Sicherheit vor Räubern – vor allen Dingen römischen – bot, wäre wohl zu viel verlangt. Nein, wir würden uns schon danach richten müssen, welchen Platz das Dorf Niamh zugestand. Aber es waren aufrechte und ehrliche Leute. Echte Kelten. Sie würden eine junge Frau nicht einfach sich selbst überlassen. Ich hoffte, dass Niamh schon gut genug in der Dorfgemeinschaft aufgenommen war, dass die Leute hier sie als eine der ihren aufgenommen hatten und ihr damit dieselbe Fürsorge zuteil werden ließen, wie jedem anderen Dorfmitglied. Sie hätte zwar sicher nicht den höchsten Rang innerhalb der Gemeinschaft, aber sie wäre eben Teil der Gemeinschaft.
[Bild: Eoghan-kl.jpg] | Eoghan

Das hörte Eoghan ja gerne! Das waren Leute, die nicht mit irgendwelchen    abgefahrenen Sonderwünschen um die Ecke kamen und mit dem zufrieden waren, was man ihnen zuwies. Natürlich wollte niemand gerne in der Nähe des Flusses wohnen. Alleine schon wegen der Hochwassergefahr im Frühjahr und der Feuchtigkeit im der kalten Jahreszeit. Wäre das ganze Jahr über Sommer, müsste man sich um den Fluss keine Sorgen machen. 
"Lasst uns doch einfach mal durchs Dorf gehen. Dann können wir gemeinsam nach einem geeignetem Platz für euer Haus suchen. Alo, wenn ihr nichts weiteres vor habt. Ich bin hier fertig!" Eoghan sah noch einmal zu seinem Gegner, der ihn gerade besiegt hatte und der nun von jungen Mädchen umringt wurde. Dann schaute er grinsend zu Niamh und Louarn und erhob sich.

"War gar nicht so verkehrt, dass du mich abgelenkt hast, Mädchen! Sonst hätte ich jetzt all dieses junge Gemüse an der Backe," meinte er, nachdem er schon ein paar erste Schritte gegangen war.
Irgendwas fühlte sich falsch an, als er euer Haus sagte. Es war Niamhs Haus. Sie und ich, das war zerbrechlich und gefährlich und wahrscheinlich nicht von Dauer, auch wenn ich ihr glaubte, wenn sie mir sagte, dass sie mich jetzt liebte. Und ein Teil von mir wollte dieses Gefühl für immer behalten und sie beschützen und der Mann sein, den sie verdiente. Aber der andere Teil in mir hörte diese fiese kleine Stimme, die sagte, wie gefährlich das war und welchem Risiko ich sie aussetzte und dass es das beste wäre, wenn sie sich in jemand anderen verlieben würde. Ich hasste diese kleine Stimme.

“Nein, wir haben sonst nichts vor. Aber es wird Niamhs Haus.“ Wahrscheinlich interessierte das Eoghan gar nicht, aber ich musste es dennoch einmal sagen, auch für mich, und wohl auch für Niamh. Vielleicht würde ich eins Tages bereit sein, das Risiko einzugehen, mit ihr Kinder zu zeugen. Aber jetzt gerade war es definitiv zu früh dafür. “Aber ich helfe beim Bauen mit, so viel ich kann. Zumindest an drei Tagen die Woche. Vielleicht auch vier.“ Kam drauf an, wie bald Flavianus Pü die Praxis wieder öffnen würde. “Aber ich hab Silber und kann bezahlen.“ Ich wollte nichts geschenkt haben. Niamh sollte ihr Leben hier nicht mit Schulden beginnen, wenn sie schon mehr oder weniger meinetwegen auszog.

Mein Blick fiel zurück zu dem Gewinner und den Mädchen, als Eoghan meinte, dass er beinahe dieses junge Gemüse an der Backe gehabt hätte. “Und dann hätte deine Frau dich mit dem Kochlöffel verhauen?“ fragte ich, was er daran so schlimm fand. Wenn man niemanden hatte, an dem das eigene Herz hing, dann war so ein bisschen junges Gemüse, das einen anhimmelte, doch auch ganz nett.
Seiten: 1 2 3 4 5 6 7