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Normale Version: Lughnasadh
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Sie hatte sie also gekannt! Ich versuchte, die vielen widerstreitenden Gefühle, die mein Körper so produzierte, einzuordnen. Normalerweise waren wir Männer ja eher mit anderen Gefühlen beschäftigt. Hunger zum Beispiel. Aber das hier, das brachte Dinge durcheinander. Das war etwas kompliziertes, für das ich keinen Namen hatte. Oder wie nannte man das, wenn man gleichzeitig neugierig, aufgeregt, ängstlich und verwirrt war?
Sie fragte, ob ich mehr erfahren wollte, und irgendwie brachte ich ein Nicken zustande. “Ja“, hörte ich mich sagen, ohne mich erinnern zu können, es willentlich gesagt haben zu wollen. Ich fühlte mich angespannt und wusste nicht, wie ich es finden sollte, nun etwas von meiner Mutter zu erfahren.
Verträumt war sie? Oh, und streitlustig. Geprügelt hatte sie sich. Kurz zuckten meine Mundwinkel zu einem Lächeln. Ich wünschte, ich könnte sie mir so vorstellen, aber ich hatte kein Bild von ihr.
“Ich sehe ihr ähnlich?“ echote ich und versuchte, all das einzuordnen. Auch Caradoc hatte gemeint, ich sähe ihr ähnlich, aber auch, dass er sie nur flüchtig gekannt hatte, erst kurz vor ihrem Tod.
Auf ihre frage schüttelte ich den Kopf. “Nein. Also ja, Caradoc hat mir einmal erzählt, dass sie gerne sang. Er meinte, ich hätte das von ihr. Aber… ich erinnere mich nicht an sie, oder ihre Stimme. Ich weiß nicht, ob sie in meiner Gegenwart je gesungen hat, oder wie sie geklungen hat. Oder wie sie aussah. Ich… ich weiß nichts mehr von ihr. Cathbad meinte, das sei gut und von den Göttern so gewollt, damit ich meine Aufgabe gut ausführen kann. Aber...“ Verdammt, vielleicht sollte ich all das gar nicht sagen, und noch nicht einmal denken. Aber sie war Priesterin. Und sie kannte meine Mutter.
Ich schluckte den dicken Klos in meinem Hals herunter und schaute nach oben, ins Nirgendwo, weil ich versuchte, Fragen zu formulieren, die in meinem Herzen waren, seit ich darüber hatte nachdenken können, dass ich eine Mutter gehabt hatte, die zu stellen mir aber eine fürchterliche Angst einjagten.
“Du kanntest sie also gut? Wie… also, denkst du, sie… sie wäre damit einverstanden, was ich… was meine Brüder und ich, was wir tun?“
Die eigentliche Frage wäre wohl eher: Wäre sie stolz auf mich? Hat sie mich geliebt? Würde sie mich jetzt lieben? Aber Ceridwen kannte mich nicht, woher sollte sie daher mich beurteilen können? Und woher sollte sie wissen, ob meine Mutter mich jemals liebevoll angesehen hatte, oder nur ihren Peiniger in mir sah? Auf diese Fragen würde ich wohl keine Antwort bekommen, sie würden weiter in meinem Innersten bleiben und von Zeit zu Zeit an mir nagen.
Ich nickte ihm gutmütig zu als er meine Frage bejaht hatte. Für einen kleinen Moment saß ich einfach da und versuchte wieder den Geist der Vergangenheit zurückzuholen. Vor meinem inneren Auge erschienen wieder die Bilder aus friedlicheren Tagen. Die jungen Schülerinnen, denen ich mein Wissen über Kräuter vermittelt hatte, die Stunden, in den wir gemeinsam über die Insel gestreift waren und alles gesammelt hatten, was für uns von Belang sein konnte und auch  das Alltagsleben, welches so reich gefüllt war mit Gesprächen und Anekdoten, dass es mir ein Lächeln auf meine Lippen zauberte. Aber dann erschienen auch jene Bilder, die voller Schmerz und Trauer waren. So viele waren gestorben, an jenem Tag, an dem die Römer die heilige Insel betreten hatten. So viel Leid hatten sie über uns gebracht.

"Du hast das Haar deiner Mutter und auch die Nase ist ganz unverkennbar!" bestätigte ich ihm nickend. In ihm sah ich Gwyneth vor mir, als sei es erst gestern gewesen, dass wir gemeinsam den Wald durchstreift hatten. Der Junge wusste gar nichts über seine Mutter und wahrscheinlich erinnerte er sich auch nicht mehr an sie. Dafür hatte Cathbad gesorgt. Als er dann auch dessen Namen erwähnte, war das für mich wie ein rotes Tuch. Er hatte schließlich dafür gesorgt, dass die Mütter der Falken, wie er die Jungen nannte, die aus der Gewalt heraus entstanden waren, sich selbst den Tod gegeben hatten. 
"Cathbad!", sagte ich und in meiner Stimme lag nur Verachtung.
"Von je her deutet Cathbad den Willen der Götter so, wie es ihm am besten in den Kram passt. Es ist seine Schuld, dass deine Mutter schon früher starb, als alle anderen! Ja, sie waren alle dem Tod geweiht. Aber bei ihr hat er nachgeholfen!" Ich fühlte wieder solch einen Groll in mir und erwähnte dabei Dinge, die wohl im Verborgenen besser aufgehoben gewesen wären. Aber nun hatte ich sie ausgesprochen und ich fand, Louarn hatte ein Anrecht darauf, zu wissen, was mit seiner Mutter geschehen war.

Wie jedes Kind suchte auch er nach der Bestätigung, ob er mit seinem Tun seine Mutter stolz machte. "Sie wäre ganz sicher stolz auf dich, wenn sie dich heute so sehen könnte. Du siehst nicht nur aus, wie ein starker junger Krieger, Ich nehme an, du bist es auch! Gwyneth war auch eher praktisch veranlagt. Sie war zwar nicht meine beste Schülerin, aber auch nicht meine schlechteste. Dennoch habe ich sie sehr gemocht. Es ist ein Jammer, dass ihr nicht noch mehr Jahre beschert gewesen waren!" Ich schüttelte den Kopf und meine Augen wurden feucht.
Ich hatte immer noch damit zu kämpfen, dass ich meiner Mutter wirklich ähnlich sah. Und trotzdem konnte ich sie mir nicht vorstellen, und wenn ich es versuchte, war es nur eine dunkle Gestalt gegen das Licht in ihrem Rücken. Ich versuchte es, aber es gelang nicht.
Und dann spie Ceridwen Cathbads Namen aus und ließ eine Schimpftirade über den Druiden heraus, dass ich wirklich hoffte, dass der Wind ihre Worte nicht weiter trug. So sehr ich ihn verabscheute, so wusste ich trotzdem um seine Macht, und ich… Moment, WAS?! Ich blinzelte einmal und schaute zu Ceridwen und versuchte, das, was ich zu hören glaubte, mit dem in Einklang zu bringen, was sein musste. Ich starrte noch und hörte fast nicht, was sie danach noch erzählte, weil das Blut in meinen Ohren so sehr rauschte, dass es alles andere übertönte. Aber das konnte nicht stimmen. Cathbad würde… er würde es tun, wenn es ihm nützlich schien, das wusste ich, ganz tief in mir, und trotzdem wollte ich es leugnen, weil das bedeuten würde, dass ich jahrelang dem Mörder meiner eigenen Mutter geholfen hätte. Seine Befehle befolgt. Üble Befehle. Und das war gerade zu groß, als dass cih es verstehen wollte.
“Du musst dich irren. Meine Mutter war krank. Sie starb an einer Krankheit“, sagte ich und versuchte verzweifelt, mich zu erinnern. Der Tag ihres Todes. Ich wusste, dass ich dort gewesen war, aber ich erinnerte mich nicht mehr daran. Das erste, woran ich mich erinnerte, war Cathbad, der mich mit sich nahm, und das Gefühl von Kälte und Schmerz.. Aber davor war einfach gar nichts. Alles davor war, was mir die Leute erzählt hatten, was gewesen war. Oder war da eine Erinnerung von mir? Meine Augen huschten hin und her, während ich verzweifelt versuchte, durch den Nebel in meinem Kopf zu dringen, aber da war nichts. “Warum sollte Cathbad sie töten? Ich war immer nur eine riesige Enttäuschung für ihn. Er hat es gehasst, mich auszubilden und war froh, als dann meine Brüder da waren. Du musst dich irren.“ Es musste so sein. Das konnte gar nicht anders sein.
Das musste ein harter Schlag für den Jungen sein! Zu erfahren, dass die eigene Mutter umgebracht worden war! Ich konnte das nur zu gut verstehen, denn auch ich hatte einiges erlebt.  Der Angriff der Römer auf Mona, war auch nicht spurlos an mir vorbei gegangen. Der Junge brauchte etwas Zeit, um zu verarbeiten, was ich ihm gesagt hatte. Schließlich meinte er, ich habe mich geirrt, denn seine Mutter sei krank gewesen.

"Das hat dir Cathbad erzählt! Ganz sicher hat er das. Er hat deinen Geist vernebelt, damit du all deine Erinnerungen an sie verloren hast! Deine Mutter war ganz gewiss nicht krank!" Er tat mir fast schon leid, wie er gerade mit dieser neuen Information klar kommen musste. Jahrelang hatte man ihn mit Lügen gefüttert, um den Hass in ihn zu entfachen. Damit er Rache üben konnte und akzeptieren konnte, dass dies der einzige Grund war, weshalb er noch am Leben war.
"Deine Mutter hat dich geliebt, Louarn! Sie wollte dich behalten und dich zu deinem Großvater Gaharet, dem Fürst der Silurer schicken. Er war damals schon alt und da er keinen männlichen Erben hatte, wärest du sein Nachfolger geworden. Doch das passte nicht zu Cathbads Plänen. Deshalb musste deine Mutter sterben." Ich seufzte. Es war so schrecklich gewesen. Als ob das Morden und Vergewaltigen der Römer nicht schon genug gewesen wäre! "Es tut mir so leid, dass ich ihr nicht helfen konnte, denn als sie starb, war ich nicht mehr in Mona."
Mir war heiß, kalt und übel gleichzeitig. Das konnte nicht stimmen. Cathbad hätte so etwas sicherlich gemacht und wenig Skrupel dabei gehabt, aber alle anderen? Caradoc hätte es mir bestimmt gesagt, oder wäre gegen Cathbad vorgegangen. Die anderen Lehrer, die ich im Laufe der Zeit gehabt hatte. Idris, der einarmige Kämpfer, der mich öfter in den Staub geschickt hatte als alle anderen zusammen! Irgend jemand hätte etwas gesagt und mich nicht einfach blind Cathbad folgen lassen, wenn das stimmen würde.
Mein Blick verfinsterte sich. “Du warst nicht mehr in Mona. Woher also willst du das dann wissen?“ fragte ich, während der Zorn kurz unter der Oberfläche brodelte. Auch wenn sie Niamh aufgenommen hatte und ich deshalb wohl dankbar sein sollte, und auch, wenn wir sie ja eigentlich noch um Hilfe bitten hatten wollen, für Niamh eine eigene Bleibe zu finden, war mir das zu viel. Keine Ahnung, welchen Groll sie gegen Cathbad hegte, aber ich beschloss, dass sie einfach lügen musste, weil es anders nicht sein durfte.

Ich stand also auf und nickte noch einmal. “Danke für deine Zeit“, sagte ich reichlich steif und hielt Niamh meine Hand hin, um ihr anzudeuten, dass ich gehen wollte – vorzugsweise mit ihr.
Louarns finsterer Blick verriet mir sofort, dass meine Worte ihm nicht gefielen. Ein Leben lang hatte man ihm etwas anderes erzählt, hatte man ihn mit Lügen eingelullt, damit er keine weiteren Fragen stellte. Auch jetzt noch war sein Geist vernebelt. Eine derartige Behauptung musste ungeheuerlich für ihn sein! Sofort begann er dagegen zu schießen, um sich selber davon zu überzeugen, dass ich einfach nicht die Wahrheit gesagt haben konnte.

"Aber…" Ich wollte ihm noch erwidern, dass ich nur wenige Tage vor ihrem Tod Mona verlassen hatte und dass Gwyneth da noch bei bester Gesundheit gewesen war. Außerdem hatte sie mir selbst von ihren Plänen erzählt, was mit ihrem Sohn geschehen sollte. Aber so weit kam ich nicht mehr. Louarn erhob sich und bedankte sich steif. Er schien sich richtig zusammenreißen zu müssen, damit seine Wut nicht Oberhand über ihn gewann. Gleichzeitig hielt er Niamh noch seine Hand hin, um ihr aufzuhelfen. So konnte ich nur noch hilflos zusehen, wie er mit Niamh vor mir davon lief. Jedes weitere Wort hätte seine Wut nur noch größer werden lassen. Ich würde noch einmal später mit ihm reden müssen!
(09-09-2023, 07:50 PM)Liciniana Aglaia schrieb: [ -> ]Saturninus nahm meine Idee sehr gut und geradezu freudig auf. Er wollte sogar die Freilassungsgebühr bezahlen. Ich lächelte ihm aufrichtig erfreut zu. Wären nich Owain und seine frau bei uns, ich hätte ihn auch geküsst, selbst wenn er mich nicht mehr auf diese Art begehrte. Ich denke, einen Kuss hätte er sich dennoch gefallen lassen. Und verdient hätte er ihn.
“Das ist wirklich nett von dir. Sein Kaufpreis waren sechshundert Sesterzen, also fällt die Gebühr nicht zu hoch aus“ erinnerte ich ihn an den Kauf damals, da sich die Gebühr für die Freilassung ja nach dem Wert des Sklaven richtete.


Owain konnte gar nicht so recht fassen, was gerade geschah und fragte noch einmal nach, ob er dann jetzt gleich frei sei. “Naja, wir müssen noch die Steuer bezahlen und sollten es eintragen lassen. Aber ja, im Grunde, ab jetzt“, bestätigte ich ihm. Und dann war er nicht mehr zu halten. Er zog mich regelrecht mit sich weg von Saturninus und seiner Frau fort, so dass ich nur noch kurz ein “Es hat mich wirklich sehr gefreut!“ zum Abschied sagen konnte.
Owain zog mich um zwei Häuserecken, und dann brach sich seine Freude Bahn. Er küsste mich nicht, er fraß mich halb auf. Ich musste lachen, weil mir schwindelig war, als er mich endlich wieder soweit losließ, dass ich ihm antworten konnte. “Ja, ich habe das getan“, meinte ich nur kurz, ehe ich wieder einen Kuss bekam.


Mit dem danach hatte ich jetzt nicht gerechnet. “Zu dem Stein? Was macht man da?“ Ich hatte doch keine Ahnung von keltischen Hochzeiten. Wenn er jetzt aber von mir wollte, dass ich mir in die Hand schnitt oder sowas, war ich raus.


Sie lachte so unbeschwert, wie schon lange nicht mehr! Dafür war ich immer noch den Tränen nahe. Denn ich wusste noch, wie ausweglos ich meine Lage damals empfunden hatte, als sie mich auf diesen Podest auf dem Sklavenmarkt gezerrt hatten. "Du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich du mich damit machst!" Dann folgte noch ein Kuss. Am liebsten hätte ich sie nie wieder losgelassen. Doch das musste ich jetzt, denn sonst konnte ich sie ja nicht zum Stein führen!

 Aglaia war gleich wieder etwas verunsichert, da das für sie alles so fremd war. Aber sie ,usste keine angst haben! "Komm mit, ich zeig dir den Stein!" Ich nahm sie bei der Hand und führte sie zur Dorfmitte, wo sich inzwischen schon viele junge Paare getroffen hatten. "Schau, das ist der heilige Stein. Er hat in der Mitte ein Loch. Dort fast man hinen und ergreift die Hand seines Partners und geben sich dann ein Versprechen. Alle, die sich heute hier treffen, wollen sich hier das Versprechen geben, für ein Jahr und einen Tag als Mann und Frau zu leben. Es ist wie eine Verlobung oder eine Ehe auf  Probe, der dann ein richtiges Hochzeitsfest folgt." Daran war nicht gefährliches. Aber sie sollte sich alles in Ruhe einmal anschauen. Und selbst, wenn sie heute nicht wollte, hätte ich sie zu nichts gedrängt.  Doch dann nach einer Weile stllte ich mich vor ihr auf und lächelte sie an.

"Du bist das Beste, was mir passieren konnte! Ich liebe dich  und werde dich bis zu meinem letzten Atemzug lieben! Bist du bereit, meine Frau zu werden? Ich frage dich, denn ich bin bereit dazu."
Owain freute sich wirklich wie ein Kind. Gut, ich konnte es ihm nicht verdenken. Ich wusste, wie man sich fühlte, wenn man das eigene Leben nicht bestimmen konnte und andere Personen an den Fäden zogen und bestimmten, und so wirkliche Freiheit davon hatte ich jetzt auch nicht, auch wenn ich als Hetäre sehr viel freier war als die meisten anderen. Aber diese Art von Freude, die hatte ich wohl noch nie so gefühlt, und ich trank das Gefühl, das Owain hier gerade ausstrahlte und freute mich für ihn mit.

Und er wollte mit mir wirklich zu diesem komischen Stein und erklärte, dass das ein Hochzeitsritual sei. “Man steckt also einfach nur die Hand da durch das Loch, und das ist dann die Hochzeit?“ fragte ich nochmal nach und sah gerade zu, wie ein junger, dunkelblonder Mann und eine flachshaarige Schönheit genau das taten und dabei wie dämlich grinsten, während rund herum einmal obligatorisch gejubelt wurde. Ich schaute wahrscheinlich etwas kritisch zu und dann zu Owain, der mich so Hoffnungsvoll wie ein Hundewelpe anschaute und mir seine Liebe erklärte.
Ich musterte ihn einen langen Moment, aber er schaute wirklich so, als ob er diese Worte ehrlich meinte. Obwohl er wusste, was ich war. Und wie ich war.  “Das bedeutet dir wirklich viel, oder?“ fragte ich ihn, wobei meine Stimme sanft und weich wurde. Ja, es war ihm anzusehen, dass ihm das viel bedeutete.
Wir beide würden nie ein großes Hochzeitsfest haben. Wen sollten wir auch einladen? Meine Kunden? Sicher nicht. Ich wollte ja nicht einmal meine eigene Mutter dabei haben, die sowieso nur alles an sich reißen und es zu irgend einer perversen Orgie machen würde. Eine richtige, echte Hochzeit würden wir beide also nie so wirklich haben. Mehr eine einfache Eintragung bei der Stadt.
Ich schaute noch einmal zu dem Stein und dann zu ihm.
“Lass uns heiraten, Owain“, stimmte ich zu und lächelte ein wenig schief. “Aber wenn da in dem Stein irgendwas haust, was mich beißt, schrei ich!“, warnte ich ihn lachend. Bei Kelten wusste man schließlich nie.
(09-14-2023, 10:03 PM)Louarn schrieb: [ -> ]Mir war heiß, kalt und übel gleichzeitig. Das konnte nicht stimmen. Cathbad hätte so etwas sicherlich gemacht und wenig Skrupel dabei gehabt, aber alle anderen? Caradoc hätte es mir bestimmt gesagt, oder wäre gegen Cathbad vorgegangen. Die anderen Lehrer, die ich im Laufe der Zeit gehabt hatte. Idris, der einarmige Kämpfer, der mich öfter in den Staub geschickt hatte als alle anderen zusammen! Irgend jemand hätte etwas gesagt und mich nicht einfach blind Cathbad folgen lassen, wenn das stimmen würde.
Mein Blick verfinsterte sich. “Du warst nicht mehr in Mona. Woher also willst du das dann wissen?“ fragte ich, während der Zorn kurz unter der Oberfläche brodelte. Auch wenn sie Niamh aufgenommen hatte und ich deshalb wohl dankbar sein sollte, und auch, wenn wir sie ja eigentlich noch um Hilfe bitten hatten wollen, für Niamh eine eigene Bleibe zu finden, war mir das zu viel. Keine Ahnung, welchen Groll sie gegen Cathbad hegte, aber ich beschloss, dass sie einfach lügen musste, weil es anders nicht sein durfte.

Ich stand also auf und nickte noch einmal. “Danke für deine Zeit“, sagte ich reichlich steif und hielt Niamh meine Hand hin, um ihr anzudeuten, dass ich gehen wollte – vorzugsweise mit ihr.

(09-17-2023, 04:29 PM)Ceridwen schrieb: [ -> ]Louarns finsterer Blick verriet mir sofort, dass meine Worte ihm nicht gefielen. Ein Leben lang hatte man ihm etwas anderes erzählt, hatte man ihn mit Lügen eingelullt, damit er keine weiteren Fragen stellte. Auch jetzt noch war sein Geist vernebelt. Eine derartige Behauptung musste ungeheuerlich für ihn sein! Sofort begann er dagegen zu schießen, um sich selber davon zu überzeugen, dass ich einfach nicht die Wahrheit gesagt haben konnte.

"Aber…" Ich wollte ihm noch erwidern, dass ich nur wenige Tage vor ihrem Tod Mona verlassen hatte und dass Gwyneth da noch bei bester Gesundheit gewesen war. Außerdem hatte sie mir selbst von ihren Plänen erzählt, was mit ihrem Sohn geschehen sollte. Aber so weit kam ich nicht mehr. Louarn erhob sich und bedankte sich steif. Er schien sich richtig zusammenreißen zu müssen, damit seine Wut nicht Oberhand über ihn gewann. Gleichzeitig hielt er Niamh noch seine Hand hin, um ihr aufzuhelfen. So konnte ich nur noch hilflos zusehen, wie er mit Niamh vor mir davon lief. Jedes weitere Wort hätte seine Wut nur noch größer werden lassen. Ich würde noch einmal später mit ihm reden müssen!

Niamh hatte sich die ganze Zeit im Hintergrund gehalten, aber das Gespräch der beiden hatte sie aufmerksam verfolgt. Ceridwen hatte tatsächlich Louarns Mutter gekannt. Offenbar schien er ihr sogar sehr ähnlich zu sehen, denn sie hatte ihn gleich mit ihr in Verbindung bringen können. 

Wie immer, wenn Ceridwen von ihrer Zeit auf Mona sprach, konnte man auch diesmal spüren, wie tief sie einst mit diesem Ort verwoben gewesen war. Die Zeit, bevor das Unheil über sie hereingebrochen war, ließ ihre alten Augen wieder aufleuchten, als wäre sie plötzlich wieder eine junge Frau. So war es auch diesmal gewesen. Niamh konnte sich Louarns Mutter richtig vor ihrem inneren Auge vorstellen und es freute sie so sehr, dass die alte Ceridwen entgegen Lourans Befürchtungen so viel berichten konnte. Dinge, von denen er keine Ahnung hatte, weil sie vor seiner Geburt passiert waren und Dinge, an die er sich selbst nicht mehr erinnern konnte. Doch die Alte schien auf all seine Fragen eine Antwort zu haben.

Aber irgendwann schien plötzlich die Stimmung zu kippen. Als Cridwen von der Zeit nach dem römischen Überfall erzählte, verschwand auch dieses Leuchten aus ihren Augen. Sie bedauerte Gwyneths frühen Tod und gab einem gewissen Cathbad die Schuld daran. Aber das widersprach wohl dem, was Louarn wusste. Ihm hatte man wohl erzählt, seine Mutter sei krank gewesen. Ceridwen schien es aber besser zu wissen, denn sie behauptete, seine Mutter hatte ihn zu ihrem Vater geben wollen, damit er dort dessen Nachfolge antreten konnte. Deshalb habe Cathbad sie getötet. Ceridwen selbst war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr auf Mona gewesen, was Louarn zweifeln ließ. Er wurde sogar richtig wütend. Doch er hatte sich unter Kontrolle. Niamh aber konnte sich vorstellen, was gerade in ihm vorgehen mochte. Gerne hätte sie etwas gesagt, doch sie wusste, dass dies nicht ihre Sache war und so schwieg sie.

Als Louarn sich erhob und ihr seine Hand anbot, mit ihm zu kommen, ergriff sie sie und stand mit einem entschuldigenden Blick auf und folgte ihm.
Ich zog Niamh ein wenig mit mir mit, aber ich war geladen. Es war ja nicht so, als ob ich nicht verstehen würde, wenn jemand Cathbad nicht ausstehen konnte. Da war ich ganz vorne jederzeit mit dabei. Der Kerl war ein ekelhafter Bastard, der Sohn eines dreibeinigen Wildschweins mit einer schwarzen Ziege, mindestens! Aber deshalb ließ ich mich nicht anlügen und aufstacheln. Ich hasste es, wenn ich einfach nur als Instrument für die Rache anderer Leute gebraucht werden sollte, und ich kannte das ganz genau. Normalerweise war es eben dieser Cathbad, der das tat. Daher erkannte ich die Zeichen durchaus. Und ich hasste es.

Keine Ahnung, wie lange und wohin ich Niamh gezogen hatte, ich merkte es eine Weile gar nicht. Mein Kopf war zu voll, zu wütend, zu… zu laut. Als ich es merkte, ließ ich ihre Hand los und hoffte, dass ich nicht zu grob war. “Entschuldige“, murmelte ich und sah mich um. Ich war einmal quer durch das Dorf bis zum gegenüberliegenden Dorfrand gestiefelt. Von hier aus konnte man schräg auf das Spielfeld sehen und zur anderen Seite zu dem Hügel, wo sie gleich den Käse runterrollen lassen würden. Sonst ein riesiger Spaß, aber im Moment war ich wirklich nicht in der Stimmung.
“Tut mir leid, dass du das mitgekriegt hast. Ich… Keine Ahnung, was die Alte sich dabei gedacht hat. Wahrscheinlich hat sie noch eine Rechnung mit Cathbad offen. Wäre nicht unwahrscheinlich, und ich könnte es wirklich verstehen. Aber ich hasse es, wenn jemand versucht, mich zu manipulieren.“ Ich schnaubte und schüttelte den Kopf.
“Tut mir wirklich leid, Niamh. Eigentlich wollten wir sie ja fragen nach einem Haus für dich, aber ganz ehrlich, ich rede keine drei Worte mehr mit dieser Gwrach.“ Ja, es war nicht nett von mir, sie jetzt auch so zu nennen, aber ich verstand jetzt die Leute, die das taten, sehr gut. Die Frau war eine bösartige, alte Hexe. “Was meinst du, mit wem könnte ich noch sprechen? Ich helfe auch beim Bauen, aber allein kann ich das nicht. Ich bin kein Zimmermann.“
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