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Normale Version: Das Triclinium - der Speisesaal
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"Du bist mein Gast, natürlich mache ich mir die Mühe gerne", antwortete Saturninus herzlich: " "Ich kannte deinen Bruder aber auch nur von gesellschaftlichen Anlässen, also nicht näher. Der Mord an ihm tat mir Leid; niemand verdient ein solches Ende, schon gar nicht ein Patrizier vom edlen Blut der Nautia", er schüttelte bedauernd den Kopf und dachte, wirklich bedauernswert, aber vermutlich war der Bruder von Nautius Philus  genauso betrunken wie der Mörder gewesen:

"Man sagt uns in der Provinz ja oft nach, dass wir nicht so ganz auf dem Laufenden sind", jetzt hob er den Becher: 
"Das trifft jedoch entschieden nicht auf die hiesige Damenmode zu, obwohl ich nicht viel davon verstehe. Ich bin mir aber sicher, verehrte Aglaia und verehrte Kiki, dass solch raffinierten Kleider, wie ihr sie tragt, sich selbst  in Rom nicht verstecken müssten. Was meinst du dazu , Nautius Philus? Du kommst doch gerade aus der Hauptstadt", er nickte beiden Frauen zu und gab dem jungen Mann Gelegenheit, den anwesenden Damen Komplimente zu machen:
"Du wirst bald merken, dass wir in Iscalis einfach zu wenige Römer sind, um die Standesunterschiede so genau wie in Rom zu wahren.  - Deine Sprachkenntnisse wären mir in der Tat sehr nützlich. Ich habe überlegt, ob man Verordnungen nicht vom Lateinischen ins Keltische übertragen könnte. Also nicht aufschreiben - die Barbaren können ja nicht lesen - aber ausrufen lassen. Und man sollte überhaupt Begriffe benutzen, die sie kennen oder kennen lernen. Letztens hat mir eine meiner Köchinnen erzählt ...", Saturninus genoss die Irritation, die aufkam, weil er mit seinen Köchinnen plauderte, aber Seang und Sabi waren angestellte freie Iscalerinnen, die ihm gerne erzählten, was man auf den Plätzen so redete, und er fand ihre direkte Art amüsant - :
"Dass ein riesiger Kelte mit so einem ebenso riesigen Schwert am Tor aufgehalten wurde. Als man ihm sagte, dass er keine Stichwaffen, also auch keine Schwerter,  mit in die Stadt bringen dürfte, sagte er: "Ist keine Stichwaffe. Ist Schwert von  Vater".  Ich nehme also an, der gute Mann hatte sein Erbstück mitgebracht und wollte es vorführen. Den Göttern sei Dank war er friedlich. 
Wenn es die Dringlichkeit deiner Geschäfte erlauben, könnte ich dir sofort ein Verwaltungspraktikum im Range eines Scriba Provincialis anbieten, auch wenn dieser Rang natürlich unter deinen Möglichkeiten liegt. Es wäre auch nur als ein Anfang gedacht", Saturninus  lächelte freundlich:
" Lass dir mein Angebot, solange du möchtest, durch den Kopf gehen, es läuft nicht weg" 

Zumindest hatte er Nautius Philus das  erste Angebot gemacht, bevor sich das Militär ( beziehungsweise Tribun Iulius Cato) den sprachkundigen jungen Römer unter den Nagel riss.


Über den Spargelwitz grinste er, ja, das Gemüse hatte durchaus da seinen Ruf: "Das wird sich ergeben", flüsterte er: "Und dein Kleid  gefällt mir außerordentlich", wenn er wollte, hätte er mit seiner Hand Aglaias Bein und noch höher streicheln können, doch das wäre natürlich vulgär gewesen: Dies hier war eine Cena und keine Orgie. Doch die Möglichkeit, die dieses Gewand bot - das fand Saturninus höchst erotisch, und seine Blicke ließen das Aiglaia auch spüren.
Kiki kümmerte sich derweil um den Gast und aß ihm aus der Hand, was nicht nur figurativ zu verstehen war. Dazu beteuerte sie, dass ihre Kunst an der Flöte legendär war, und das Ganze mit einer solch unschuldigen Stimme, dass Saturninus auch wieder lachen musste. Kiki war wirklich sehr hübsch, und vielleicht doch nicht so unbedarft, wie ihr erster Eindruck auf ihn gewesen war.
Hätte Philus von des Furiers Gedanken gewusst, so hätte er ihm vermutlich nicht gezürnt. Was seinen Bruder betraf, hatte ihn längst eine Resignation erreicht und er machte sich keine Vorstellungen davon, von ihm je geliebt oder auch nur geschätzt worden zu sein. Umgekehrt traf dasselbe zu. Übrig blieb nur ein Gefühl der Leere und davon, all diesen Reichtum nicht verdient zu haben.

Vom Privaten gelangten sie hingegen schnell ins Geschäftliche, ein Territorium, auf dem sich Philus nicht auskannte. Glücklicherweise jedoch war ihm Saturninus augenscheinlich gewogen und so musste er nicht allzu sehr auf der Hut sein.
"Du bietest mir ein Praktikum an?", fragte er verwundert und erfreut. Natürlich war er wohlhabend genug, sich um Geld oder eine Karriere keine Sorgen machen zu müssen. Andererseits erwartete man von ihnen schließlich, die Geschicke des Reichs mit zu lenken und dabei brauchte er noch jede Menge Hilfe. Er hatte hier keine Freunde, keine Beziehungen und keine Aufgabe. Wenngleich ihn die Sichtung der Geschäfte seines Bruders drängte, dies war schon eine gute Gelegenheit, sich mit der Stadt vertraut zu machen.
"Da sage ich sicher nicht nein. Und wenn ich ein Talent mitbringe, das du im Umgang mit den Barbaren brauchen kannst, freue ich mich umso mehr!"
Ja, er erkannte die Kelten als Teil seiner Vorfahren an, doch letztlich teilte er nur sehr wenige Vorlieben mit diesem unzivilisierten Volk. Er fand es faszinierend und war ihm wohlwollend gegenüber eingestellt. Doch gab es an ihrer Lebensqualität viel zu verbessern. Und deshalb waren sie ja hier.
Zu den Kleidern hingegen hatte er nicht viel zu sagen:
"Ich glaube, den Mädels in Rom könnten sie hier noch einiges beibringen", grinste er und beobachtete Kiki ganz genau bei ihrem anzüglichen Verhalten. Was sie bezweckte, dessen war er sich wohl klar. Nur seine Reaktion hierauf konnte er noch nicht so ganz erbringen, wobei ihm schon klar war, dass Scheu ihn hier vermutlich zum Gespött machte.
"Wir sollten auch von der Wachtel kosten", sagte er zu der dunklen Schönheit, die seine Liege teilte. Dass die beiden hier nicht gediegen auf Stühlen saßen, hatte ihn anfangs ein wenig irritiert, doch erwartete er solch ein Verhalten ohnehin nicht. So war es doch irgendwie angenehmer. Vor allem, da der Ausblick so herrlich war. Er sah das Geschäkere zwischen seinem Gastgeber und der Hetäre und fragte sich, ob er sich ähnlich geben sollte. In Bezug auf die Wachtel jedoch lächelte er nur und lhnte sich auf der Kline zurück, bevor er zu Kiki sagte:
"Du bist dran."
Wenn sie ihm schon aus der Hand aß, wollte er es auch einmal probieren. Von seiner bequemen Haltung aus sah er ihr zu.
"Mich freut es auch, wenn Du sozusagen in die Dienste der Provinzverwaltung trittst. Zumindest gewinnst du Erfahrung, und wenn ich an den Statthalter berichte, kann er eine  Ernennung bewirken, die deinem Namen dann eher angemessen ist", antwortete Saturninus. Patrizier, die Blutreinheit mit Erfahrung verwechselten, gab es leider zu Genüge. Die gingen jedem auf den Sack. Nautiius Philus schien ein Jüngling zu sein, der trotz seines Standes von der Pike auf lernen wollte:
 "Komm also, wann immer du Zeit hast, in mein Büro und ich weise Dich ein", er wandte sich zu Aglaia und drückte ihr einen Kuss auf die weiße Schulter:
"Verzeiht meine Schönen, wenn wir euch mit Geschäftlichem langweilen. Ich schwöre hoch und heilig, dass das während dieser Cena nicht mehr vorkommen wird", er legte die Hand aufs Herz:
"Aglaia, Teuerste, du darfst mich bestrafen, wenn ich wortbrüchig werde. Was muss ich Dir als Pfand geben?", er lachte und seine Augen funkelten; gerade hatte er ein Pfänderspiel eingeleitet, und er hoffte sehr, dass sich auch Kiki eine "Strafe", natürlich nichts Ehrenrühriges, nur amüsant sollte es sein, für Philus ausdenken mochte. Aber es hatte auch seinen Reiz, sich zum Vergnügen von einer schönen Hetäre beherrschen zu lassen:
"Schau einmal, wie Kiki dem werten Nautius aus der Hand isst? Möchtest du auch einen Wachtelflügel? Oder hat es dir der Spargel angetan? Er wächst zur Zeit ziemlich gut"

Mittlerweile steckte einer der Küchenhilfen den Kopf in den Raum, um zu sehen, ob man den zweiten Gang servieren konnte, und Saturninus machte ihm ein Handzeichen, noch fünf Minuten zu warten; die Vorlage mit dem weißen Stangengemüse war einfach zu schön.
Die beiden Männer unterhielten sich über die Stadtverwaltung, was mich nun nicht wirklich betraf und wozu ich wohlweislich erst einmal schwieg. Mädchen wie ich waren als hübsches, auch kluges und inspirierendes Beiwerk gedacht, aber nicht als störendes, und ich glaubte nicht, dass nun eine feinsinnige Bemerkung gebraucht wurde, um das Gespräch aufzulockern oder dergleichen. Folglich hielt ich mich bedeckt, und Saturninus entschuldigte sich auch gleich dafür. “Oh, ich fand es nicht langweilig, im Gegenteil. Die Stadtverwaltung hier ist schließlich ein ehrbarer Posten und wichtig für alle Bewohner dieser Stadt. Ohne sie versänken wir alle im Chaos.“ Ich wand mich in die Richtung des Gastes und lächelte ihn bewundernd an. “Die Stadt hat Glück, jemanden wie dich zu bekommen, Nautius“, verteilte ich ein kleines Kompliment und wandte mich dann wieder meinem Mäzen zu, der mir ein Pfand anbot.
“Oh, eine Strafe?“ sagte ich mit diesem bestimmten Tonfall, der durchaus Raum zur Interpretation ließ, zusammen mit einem gekonnten, kleinen Blick über seinen Körper und einem leichten Kauen auf meiner Unterlippe. Ja, ich wollte wissen, auf welche Art von strafe er aus war, jetzt nicht unbedingt vor einem Gast, aber generell. Wenn er das mochte, konnte ich ihm durchaus einige Wünsche erfüllen. Solange ich nicht in der empfangenden Rolle einer solchen Konstellation war, hatte ich da wenig bedenken.
Jetzt aber brauchte ich erst einmal etwas harmloses. “Nun, nachdem du unsere musischen Künste schon angepriesen hast, verlange ich also deine als Pfand. Solltet ihr wieder über geschäftliches reden, verlange ich ein Lied. Vorzugsweise ein schmutziges“, meinte ich lachend und lehnte mich näher zu Saturninus, als er mich auf das Spiel zwischen Kiki und Nautius ansprach.
“Oh, wenn du mir deinen Spargel so anpreist, muss ich ihn natürlich kosten“, meinte ich und wie zufällig lehnte ich mich beim Strecken nach dem Stangengemüse rein zufällig so, dass mein Bein sich etwas näher an seinen Körper schmiegte und dabei reichlich viel Haut freigab – und ich vielleicht die Gelegenheit bekam, zu prüfen, wie gut der Spargel wuchs.
Ich hatte mir also einen Spargel ergaunert und führte ihn sinnlich zum Mund, um mit einem gezielten Biss einen Happen zu nehmen. Er war gut angemacht und nicht zu sauer, was darauf hindeutete, dass er wohl nicht lange eingelegt worden war, ehe er hier auf dem Tisch landete. Und ich war sehr froh darum und lies mich zu einem sinnlichen, kleinen “Hmmm hinreißen.
“Und, soll ich dich auch füttern, oder möchtest du es dem Nautius gleich tun und mich füttern?“ fragte ich, meine volle Aufmerksamkeit ihm schenkend. Er sollte das Gefühl haben, der großzügigste und beste Mann in ganz Iscalis zu sein.

[Bild: kikinxiu6.png]

Kiki unterdessen nahm das Kompliment fast schon schüchtern entgegen. “Ach, in Rom haben sie so viele gute Schneider...“ beschwichtigte sie bescheiden.
Nautius Philus ließ sich auf den Rücken fallen und sah zu ihr auf, und sie blinzelte einen Moment versucht, sich auf ihn einfach zu setzen. Aber das wäre wohl doch etwas zu aggressiv gewesen, so streckte sie sich nur absichtlich so nach den Wachteln, dass Philus einen ziemlich direkten Einblick in die weibliche Anatomie bekam, ehe sie mit feinen Fingern Fleisch von einem Wachtelbein zupfte. Als sie mit dem Stück zufrieden war, beugte sie sich wieder leicht über Philus und hielt ihm verführerisch das Fleisch hin. Das erste Mal, dass er es nehmen wollte, zog sie grinsend zurück und erst beim zweiten Mal fütterte sie ihn, wie er zuvor sie, und betrachtete ihn, als wäre er der größte Leckerbissen im Raum.
Saturninus lief ein angenehmes Kribbeln über den Nacken, als Aglaia ihn so ansah und über eine Strafe nachdachte. 
"Ein schmutziges Lied wie ein ordinärer Schauspieler darbieten?", stellte er schmunzelnd klar. Das war so was von verboten für einen Römer von Stand - und damit reizvoll.  Kaiser Nero hatte ernsthaft versucht, ein Künstler zu sein, und das hatte ihm nach Saturninus Meinung den Hals gebrochen. Aber dies hier war ein Spiel; nicht dass er jemals daran dachte, die Zügel wirklich aus der Hand zu geben:
 "Gut, dass wir unter uns sind" Sein Blick galt dem jungen Philus, der immerhin mit einer höchst formellen Toga hier aufgekreuzt war. Würden solch kleine Spielchen ihn schockieren? Egal, er musste lernen, wie es in der Gesellschaft herging, entweder mitmachen oder mit wissendem Lächeln zusehen. Empörung wäre ziemlich altmodisch gewesen.

Aber auch Saturninus hatte seine Grenzen. Beim Spargel stutzte er einen Moment. Ihn sich von Aglaia in den Mund schieben zu lassen, wies ihm ja doch gefühlsmäßig irgendwie...eine passive Rolle zu. Soweit ging er nicht ( Seines Wissens nach auch sonst kein Patrizier, den er kannte*):
"Ich füttere Dich, meine Liebe", sagte er, nahm den knackigen Spargel und streichelte langsam Aglaias Lippen damit, während er sie in den Nacken küsste. Wie immer roch sie nach teuren Parfüm, das war überwältigend:
Saturninus spielte ein  sanftes Eindringen mit dem Spargel und ließ Aglaia Zeit, abzubeißen. Auch er selbst aß vom Spargel und den Wachteln. 
"Vorsicht, nicht über Geschäfte reden!", sagte er zu Philus: "Sonst wirst du von Kiki bestraft!", er grinste.

Der zweite Gang wurde aufgetragen:  Eintöpfe mit Lamm, Zicklein  mit Hirse gereicht werden, deren Soße man mit  duftenden frischem Brot aus aufstippen konnte; alles andere war mundgerecht zerteilt. Außerdem gab es von einheimischen Wein und Quellwasser aus dem eigenen Brunnen. Die Köchinnen hatten sich Mühe gegeben, quasi die Vorteile dieser regenreichen Provinz auf den Tisch zu bringen, eher unprätentiös, aber von einer Frische, die man in der Hauptstadt vergeblich suchen würde.


Sim off: * Da irrt er sich  Big Grin

Schmunzelnd ließ sich Philus das Stückchen Fleisch in den Mund legen und betrachtete derweil die Schönheit an seiner Seite, die ihn ansah als sei er das wohl begehrenswerteste Stück Mann auf der Welt. Auch wenn sie ihn verlegen machte, ertappte er sich bei dem Wunsch, allein mit ihr zu sein. Ob sie zustimmen würde, ihn nach der Feier nach Hause zu begleiten? Aber noch musste er sich wirklich was zusammenreißen. Sie waren hier schließlich zu Gast…
„Mir entfleucht kein Wort über alles, was hier nicht hergehört“, versprach er. An Kiki gewandt, fügte er hinzu: „Vor allem, weil ich nicht singen kann.“
Und es kam schon der nächste Gang. Man konnte fast meinen, der Furier wolle vor ihm angeben, dabei gab es da doch wirklich nichts zu beeindrucken. Er war nur ein Junge, der sein Leben lang unter der Fuchtel seiner Großeltern gestanden hatte.
„Weißt du, Kiki, ich denke ja, es kommt auf die Person an, die das Kleid ausfüllt. Ich bin sicher, du könntest sogar in einer Leinentunika strahlen. Ein exquisites Kleid wie dieses kann vorhandene Schönheit nur unterstreichen.“
Verdammt, dachte er, das war gut!
“Schlimmer noch, wie ein Komödiant“, bestätigte ich Saturninus grinsend bei seiner Nachfrage zum Wetteinsatz. Ein Schauspieler einer ordentlichen, griechischen Tragödie war ja schon infam genug, aber diejenigen, die Possen rissen, um das Publikum zum lachen zu bringen, denen schaute und hörte man natürlich insgeheim sehr gerne zu, aber sehr viel verrufener ging es wohl für einen Patrizier nicht. Und genau das machte den Einsatz ja auch so reizvoll, denn hier unter uns konnte er das schadlos dennoch tun, obwohl es doch schon ziemlich verboten für ihn war.

Aber er ließ sich nicht füttern, sondern blieb lieber der aktive Part. Ich biss extra sündig von dem dargebotenen Spargel ab und sah ihm dabei tief in die Augen, genau wissend, welche Assoziationen ich dabei unweigerlich bei ihm wecken würde. Aber ja, damit zu spielen war eben auch Teil der Abendunterhaltung. Kurzum, ich bot ihm alles, was eigentlich verboten war, kompakt verpackt in einer sündhaft schönen Schachtel, mit Schleifchen oben drauf. Er musste sie nur öffnen, obwohl das – wie wir alle seit Pandora wussten – ebenfalls verboten war. Nichts war verführerischer als die Versuchung.
“Gebt es zu, ihr wollt doch insgeheim bestraft werden“, neckte ich Saturninus weiter und strich ihm einmal über den starken Arm mit meinen Fingern, als der nächste Gang aufgetragen wurde.
Nun zückte ich mein Essbesteck und meine Serviette, welche ich natürlich als manierliche Dame mitgebracht hatte. Das Besteck eines anderen zu benutzen galt schließlich als sehr unfein und eine Römerin aß lieber mit den Fingern, als den Löffel eines anderen in den Mund zu nehmen. Ich nahm zwar noch ganz andere Dinge als Löffel in den Mund, aber man wollte ja den Anstand wahren.
“Ist etwas davon scharf? Ich habe eine Schwäche für Pfeffer und Honig, muss ich gestehen“, ließ ich meinen Gastgeber wissen, so dass er die Speisen auch gebührend vorstellen und erläutern konnte, wenn er wollte. Immerhin hatte er sich Mühe gegeben, zu beeindrucken, also tat ich mein möglichstes dafür, auch beeindruckt zu sein.

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Kiki unterdessen war etwas weniger subtil. Sie biss sich verführerisch auf die Unterlippe, während sie so auf Nautius Philus hinunterschaute, und kicherte freudig, als er meinte, sie würde auch in einer Leinentunika strahlen. “Nun, heute habe ich keine darunter, sonst hätte ich gesagt, dass wir es ja mal testen könnten“, meinte sie unschuldig provozierend und griff nach einem weiteren Stückchen Fleisch mit den Fingern, um es an Philus zu verfüttern. Diesmal aber ließ sie ihn mit den Lippen ihre Finger berühren und schaute ihn dabei auf diese Weise an, als wäre sie bereit für mehr.
“Wollen wir nach dem Essen ein kleines Spiel spielen?“ fragte sie dann aus dem Nichts und hatte offenbar schon eine Idee.
"Dir würde es wirklich Spaß machen,  mich auf einer Bühne zu sehen?", fragte Saturninus die schöne Hetäre mit gespielter Empörung und musste wieder lachen: "Höre dir einmal dieses Frauenzimmer an, werter Nautius Philus. Sie genießt es, wie wir Patrizier ihr aus der Hand fressen", ein wenig ernster wurde er: 
"Warum bist du eigentlich nicht in Rom geblieben, Aglaia?", fragte er sie leise: "Du hättest dort doch alle Möglichkeiten, an einen Gönner zu kommen, der wirklich Macht besitzt. Mehr als hier in unserem kleinen beschaulichen Provinzstädtchen", er ließ sich gerne von ihrer Hand über seinen Arm streicheln:

"Ich hoffe allerdings, dass dieses Städtchen nicht immer  so unbedeutend bleibt wie jetzt. Es hat Potential. Ich habe vor, mich bei den nächsten Wahlen in den Stadtrat wählen zu lassen. Wie wäre es mit dir, Nautius Philus? Du hättest Möglichkeiten, dich erst einmal politisch auszuprobieren, bevor es heimwärts in die geliebte römische Schlangengrube geht...", ganz uneigennützig war der Vorschlag nicht. Einen politischen Freund an der Seite zu haben war von Vorteil:

"Oh, das war jetzt Politik. Ich hoffe, das zählt nicht als geschäftlich. Sonst muss ich euch doch noch quälen mit schlechtem Gesang und noch schlechteren Witzen.  - Das Zicklein ist scharf gewürzt, liebste Aglaia. Obwohl, wenn ich dich so Spargel essen sehe, heizt mir das schon genug ein"

Kiki, die Philus gerade den Stand ihrer Unterwäsche verriet, schlug ein Spiel vor, wobei sie allerdings ihren jungen Nautius fest im Blick behielt:
"Ein Spiel zu zweit oder dürfen Aglaia und ich auch mitspielen?", fragte Saturninus interessiert. Noch war die Abendgesellschaft für Herausforderungen nüchtern genug.
“Nicht auf der Bühne. Hier, auf dem Tisch“ widersprach ich lachend seiner Neckerei und streichelte noch einmal seinen Arm entlang, diesmal aber auch zu seiner Brust und an dieser unauffällig ein wenig hinab. Es war immer gut, einen Mann sich begehrt fühlen zu lassen, und dazu genügten schon so kleine Gesten.
Saturninus lehnte sich dann auch zu mir und flüsterte in mein Ohr, warum ich hier in Iscalis sei und nicht in Rom. “Das ist ein Gespräch für einen etwas privateren Rahmen, liebster Saturninus, und nicht für eine feierliche Gesellschaft. Und außerdem hätte ich dann nicht dich“, meinte ich und ließ mich zu einem sehr kleinen, kurzen, aber liebevollen Kuss hinreißen, den ich auf seine Lippen hauchte. Das war der Vorteil daran, eine infame Frau zu sein: Niemand erwartete von uns, dass wir uns an die regeln hielten, und im Gegenteil erwartete man durchaus die ein oder andere öffentliche Zuneigungsbekundung, die der feinen, römischen Matrona streng untersagt war. Außerdem neckten wir uns ohnehin doch recht eindeutig vor dem Gast, so dass ich nicht annahm, dass Nautius Philus – endlich hatte jemand seinen Namen gesagt! - davon geschockt wäre. Zumal Kiki gerade sehr daran arbeitete, selbst geküsst zu werden.

“Nun, ich muss überlegen, ob Politik noch den regeln entspricht. Was meinst du, Kiki?“
Die Nubierin schaute auf und grinste unschuldig. “Na, ich weiß nicht. Ich finde, zumindest ein schlechter Witz sollte dafür drin sein.“
Ich lachte, dachte aber nicht daran, den Einsatz einzufordern, und griff stattdessen lieber nach dem angepriesenen Zicklein, das wirklich angenehm scharf war. “Dein Spargel war vorzüglich, Saturninus, aber das Zicklein ist – im Moment – ganz nach meinen Vorlieben. Aber wer weiß schon, welche Gelüste mich noch so überkommen“, neckte ich ihn ein wenig, und das eindeutig zweideutig. Ich ging nicht davon aus, heute Abend nach Hause zu gehen, ohne noch ein wenig… Spargel probiert zu haben.

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Kiki hatte unterdessen ein Spiel vorgeschlagen und lächelte bezaubernd, als sie gefragt wurde, was ihr vorschwebte. “Oh, ich dachte an ein Spiel für uns alle“, meinte sie eifrig und legte sich auf ihren Bauch, winkelte die Beine an und wackelte mit diesen locker in der Luft, was ihr ein sehr verspieltes Aussehen gab – und ihre Unterschenkel durch das Hochrutschen des Kleides geschickt entblößte.
“Wir bräuchten dazu nur zwei Würfel, einen Würfelbecher und ein Holzbrettchen“, erklärte sie weiter und fing dann auch gleich an, die Spielregeln zu erläutern. “Jeder von uns würfelt dann verdeckt, so dass die anderen es nicht sehen können. Dann muss man sagen, welche Augen die Würfel zeigen. Immer erst der höhere, dann der niedrigere Wurf. Ein Pasch zählt mehr als zwei verschiedene Zahlen. Ziel ist es, immer den vorangegangen zu überbieten. Deshalb gibt man das Brettchen und den Becher verdeckt weiter.“
Jetzt grinste sie von einem Ohr zum anderen. “Wer es nicht schafft, seinen Vorgänger zu überbieten, kann natürlich flunkern, oder muss etwas ausziehen, was er am Körper trägt.“
“Oder etwas trinken oder eine andere Aufgabe erfüllen“ warf ich lachend ein, da ich den Männern zumindest die Chance geben wollte, eine etwas gesittertere Variante zu wählen.
Kiki machte einen leichten Schmollmund. “Ach, Aglaia, mein Vorschlag ist viel interessanter“, meinte sie gespielt verschnupft und fuhr dann fort. “Man kann natürlich auch schwindeln und behaupten, man hätte mehr gewürfelt, als man gewürfelt hat. Derjenige, der den Becher entgegen nimmt, kann daher entscheiden, ob er nachsehen will, oder ob er es glaubt. Wenn er nachsieht, und man hat nicht gelogen, muss er dafür zur Strafe etwas ausziehen – oder trinken“, fügte sie theatralisch hinzu. “Aber wenn man beim Schwindeln erwischt wurde, trifft die Strafe einen selbst.“
Philus lachte.
"So gern ich wieder ins Warme würde, ich fürchte, das ist nicht so einfach. Das Erbe meines Bruders hier komplett abzubrechen und alle Vermögenswerte zu überführen, wäre viel teurer und anstrengender, als alles hier weiterzuführen. Ich werde eine Weile hier bleiben." Hoffentlich ging das nicht als geschäftliches durch.
Kichernd ließ er sich Kikis Spielereien gefallen, ehe sie mit einer Idee daherkam, die schnell einen höchst amüsanten Verlauf oder eine Peinlichkeit darstellen konnte.
"Oh je, ob ich für sowas schon betrunken genug bin", kicherte er und richtete sich leicht auf. Natürlich würde er mitmachen.
"Aber lacht bloß nicht!", sagte er, als er aufstand.
Ein paar Würfel waren dank der Vorbereitungen ihres Gastgebers schnell organisiert und alles etwas näher zusammengerückt.
"Wer will denn zuerst?", fragte er und blickte unschuldig in die Runde.
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