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Das Haus der Morran
04-20-2023, 09:20 PM,
Beitrag #31
RE: Das Haus der Morran
Dierna fing an, diesen Erwan zu beschreiben, und je mehr sie das tat, umso schwerer fiel es mir, noch ruhig stehen zu bleiben. Mein Zorn wuchs, bis er beinahe greifbar wurde. Ich hatte schon das Gefühl, jeden Moment würde er als schwarze Masse aus mir herausbrechen und wie ein Pwca als Ziege die Hütte verwüsten, als Úna auch schon zu weinen anfing. Sie fühlte es auch, diese alte, dunkle Macht, die gerade einfach nur etwas zerstören wollte. Ihre Mutter nahm sie auch gleich und stillte sie, dachte, es sei Hunger. Aber ich glaubte, dass es eher ich war, der sie gestört hatte, und ich zwang die Finsternis wieder so weit zurück, dass sie keinen schaden anrichten würde. Nicht hier drinnen, zumindest.
“Ich werde diesen Mistkerl umbringen“, grollte ich dunkel und ging in Richtung der Tür, weil der Raum mir auf einmal zu eng und zu friedlich erschien, um diesen Zorn hier aufnehmen zu können.
Die Hütte war ja nicht groß, also hatte ich die Tür auch schnell erreicht und hielt noch einmal an. “Verzeih, Dierna, wenn ich den Frieden deines Hauses gestört habe. Du und Niamh habt viel gemeinsam. Und ich verspreche, alle hier zu beschützen, damit so etwas nie wieder vorkommt.“ Ich hatte noch keine Ahnung, wie ich Erwan umbringen würde. Mir schwebte gerade vor, einfach zu ihm zu gehen und den Mistkerl herauszufordern, wie es Sitte war. Aber ich wusste auch schon selbst, dass das wohl der blödeste Plan war und ich besser Dunduvan fragen sollte, was er dachte. Aber dass Erwan diesen Winter nicht mehr erleben würde, das stand für mich fest.
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Falke
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04-25-2023, 12:05 PM,
Beitrag #32
RE: Das Haus der Morran
Úna plärrte nun unkontrolliert und weder das Stillen noch das Wiegen schien sie derzeit zu beruhigen bei dem Tumult, den Louarn verursachte. Das Erkennen in den Augen des Druidenschülers bei der Beschreibung des Galliers war mir nicht entgangen. Es war, als ob eine Sturmwolke über das Haus hinweg zog in diesem Moment. Ich erhob mich selbst und ging mit dem Kind ein wenig auf und ab, damit es sich hoffentlich wieder beruhigte und Lou hatte beschlossen, dass er frische Luft brauchte. Das war vielleicht auch besser so. 

"Du machst dir zu viele Sorgen, Louarn. Die Göttin beschützt uns bereits und es geschieht alles so, wie sie es für uns vorgesehen hat." Sobald er ein wenig den Kopf freibekommen hatte, würde er das auch verstehen - immerhin war er selbst Druidenschüler und in die Mysterien eingeweiht. Wie für ein feines Tuch waren wir alle seidene Fäden auf dem Webstuhl der Göttin. Mein Blick fiel auf Niamh, die schweigsam während Louarns Ausbruch gewesen war. Ich hatte noch nicht durchschaut, was ihre Beziehung zu Louarn war und was genau sie hierher führte, aber vielleicht würde ich das ja noch ergründen, nachdem Lou nun die Hütte verlassen hatte und Úna sich wieder beruhigte.
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01-31-2024, 05:20 PM,
Beitrag #33
RE: Das Haus der Morran
Die Nacht vor Imbolc

Ich hatte mit Gilda und Rhian zu Abend gegessen, ehe die sich um unsere kranken Besucher kümmerten, ehe ich unruhig in meine Hütte zurückkehrte. Ich kannte diese Unruhe bereits von Únas Geburt und ich begann Holz in meiner Feuerstelle nachzulegen und Tücher bereit zu legen. Ich würde sie bald brauchen. Ich küsste die bereits eifrig krabbelnde Úna noch einmal ehe ich sie zu Gilda brachte um mich dann ins Kindbett zu legen. Gilda würde nach mir sehen, wenn ich sie brauchte. Ich musste keine Angst haben. 

Ich betete leise zur Göttin, als die Nacht hereinbrach und die Wehen in wesentlich kürzeren Abständen kamen und schon bald platzte die Fruchtblase. Dieses Mal schien es wesentlich schneller als bei Úna zu gehen und nach nur wenigen Stunden hielt ich ein weiteres gesundes Töchterchen in meinen Armen. Dieses Kind kam mit einem vollen Schopf dunkler Haare zur Welt. Gilda hatte mir während der Presswehen geholfen und sichergestellt, dass die Nachgeburt abgegangen war. Ich hatte nur wenig Blut verloren und war einfach nur müde. 

Die Nacht war noch nicht einmal zu Ende und durch das kleine Fenster meiner Hütte konnte ich sehen, wie sich der Himmel von schwarz zu grau färbte, ehe der Morgen anbrach. Sanft küsste ich das kleine Bündel, das auf meiner Brust lag und mir fiel auch der richtige Name ein - Liadin - die Graue. "Willkommen, Liadin, Kind der Göttin" flüsterte ich meiner zweiten Tochter zu, die hoffentlich auch der Göttin dienen würde, wie ich es tat. Erschöpft driftete ich in einen Schlummer nach der Anstrengung.
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03-27-2024, 02:29 PM,
Beitrag #34
RE: Das Haus der Morran
>>>

Rhians erstes Wassersehen war aufregend gewesen, wenn auch ein wenig kryptisch im Ablauf. Ich stützte die Novizin auf dem Weg zurück zu meiner Hütte, wo Gilda meine Kinder gehütet hatte. Aufmunternd klopfte mir Gilda auf die Schulter und legte auch Rhian segnend eine Hand aufs Haupt, ehe sie uns mit dem dampfenden Kessel Suppe und den beiden kleinen Kindern allein ließ. 

Das Feuer im offenen Herd war eine Wohltat, da es zwar sonnig und angenehm draußen war, aber immer noch recht kühl so früh im Jahr. Ich lud Rhian auf einer Seite meines Bettes ab, in dem Úna herumkrabbelte und mit einem Strohpüppchen spielte und ich hob das Baby auf und stillte die Kleine, die schon ein wenig gemaunzt hatte, als wir bei der Tür hereingekommen waren. 

"Nimm dir ruhig schon etwas zu essen, Rhian. Das hilft deinem Körper die Nachwirkungen des Kräutertranks los zu werden. Später zeige ich dir, welche Kräuter in den Trank gehören" erklärte ich, während meine Zweitgeborene sich ebenfalls ihre Mahlzeit holte. Erst wenn das erledigt war, konnte ich Úna etwas geben und selbst essen. Manchmal könnte ich acht Arme gebrauchen, dachte ich seufzend.
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03-27-2024, 10:25 PM,
Beitrag #35
RE: Das Haus der Morran
>>> Trippelnde Schritte vollführte Rhian, als sie neben Dierna den Weg zurück ging. Nun, wohl eher schlurfte. Denn zu richtigen Schritten war Rhian in diesem Moment einfach nicht in der Lage. Dazu war die Novizin viel zu erschöpft. Und dies obwohl ihr so viele Gedanken durch den Kopf kreisten. Je mehr sie dann jedoch über ihre Gedanken nachgrübelte, desto stärker spürte Rhian den drückenden Kopfschmerz und seufzte leise auf. Schließlich wurde Diernas Hütte erreicht, worüber Rhian äußerst froh war. Noch nie war ihr der Weg zur Quelle derart lange vorgekommen, wie in diesem Augenblick.

Im Inneren der Hütte konnte Rhian Gilda entdecken, sowie die beiden Kinder Diernas. Bei Únas Anblick spürte Rhian wie sich ein Lächeln auf ihre Lippen stahl und sie das größere Mädchen am liebsten in ihre Arme geschlossen hätte. Diese Regung widersagte sie sich jedoch, da das Mädchen nicht ihre eigene Tochter war. Ihre eigene Tochter hätte Rhian grundlos liebkosen können. Bei dem Gedanken an ein eigenes Kind, spürte Rhian wie ihr Herz vor Aufregung in ihrer Brust zu flattern begann und ein glückliches leuchten ihre Seelenspiegel zum erstrahlen brachte.

Dankbar, wenn auch erschöpft, lächelte Rhian zu Dierna empor, als sie die weiche Strohmatratze spüren konnte, auf welche sie sanft von Dierna gesetzt wurde.

“Ich habe so viele Fragen Herrin.“

Sprudelte es dann auf einmal über Rhians Lippen, als sie sich erhoben hatte, um sich eine Schüssel Suppe zu holen. Diese wärmte von innen, wie das Mädchen glücklich feststellte und so löffelte Rhian die Suppe in aller Hast, als hätte sie Angst, dass sie morgen nichts mehr bekommen würde.
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