Willkommen im Forum, Bitte Anmelden oder Registrieren

Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Stella & Sonnwin: Von Iscalis zu den Heiligen Quellen
01-12-2023, 07:48 PM,
Beitrag #1
Stella & Sonnwin: Von Iscalis zu den Heiligen Quellen
[Bild: louis-emile-dardoize-la-nuit-verte-02-c4a42f.jpg]

>>>

Es war dunkel, und ich sah kaum etwas, aber für Bernjan war die Dunkelheit kein Problem; er sah wie eine Katze. Er jagte den schmalen Pfad entlang, bis wir zum Waldrand kamen und dort stieg ich ab und nahm ihm am Zügel. Höher und höher ging es. Stella saß auf Bernjans Rücken. Manchmal legte ich meine Hand auf die ihre: " Ist alles in Ordnung, Fridla?" Wir versuchten, so viel Entfernung wie möglich zwischen uns und die Stadt zu bringen, und den Schutz der Nacht zu nutzen. Ab und zu blinkte ein Stern zwischen den Ästen.
Erst als das Sternbild erschien, dass wir Chatten den Pflug und die Römer Orion nannten, wusste ich, dass es bald Morgen sein würde.
Ich hielt Bernjan an: "Stella, wir können rasten, wenn Du magst. Ich mache Feuer"
Das Feuer würde auch Tiere fernhalten. Ich wollte Stella nicht beunruhigen, doch zuweilen hatte Bernjan etwas in der Dunkelheit gespürt. Das Ur gab es nicht, aber Wölfe, Wildschweine und Bären.

Sim off: Reserviert  Bildnachweis: https://picryl.com/de/media/louis-emile-...-02-c4a42f

[Bild: 3_15_08_22_9_36_30.png]
Zitieren
 
01-13-2023, 04:45 PM,
Beitrag #2
RE: Stella & Sonnwin: Von Iscalis zu den Heiligen Quellen
Es passierte alles so schnell und als Sonnwin mich aufgefangen hat, setzte er mich vor ihm auf das Pferd, umarmte mich mit seiner Hand und berührte mein Haar... "Mein Friudel ...", ich streichelte sanft seine Hand. Dann beugte er sich über mich und küsste mich zärtlich. Ich erwiderte seinen Kuss und habe das Gefühl, dass mein Herz gleich rausspringt. So lange habe ich mich danach gesehnt ... Es war alles, wie im Traum... In einem sehr schönen Traum.

Dann passierten wir die Stadtwachen und ich bedeckte mein Gesicht, so wie Sonnwin es mir gesagt hat, er nannte sich und sagte, dass er seine Schwester abgeholt hat und nun ritten wir nach Westen in die Freiheit.

Es war immer noch dunkel, aber das Pferd, wusste anscheinend den Weg, ich aber wusste nicht, wohin unsere Reise ging, vertraute nur meinem Retter und habe mich vollkommen auf ihn verlassen. Er war Der Mann und hat bestimmt ein Ziel im Visier. Der Weg ging höher und höher, Sonnwin stieg ab und legte seine Hand auf meine, "Ja, lieber Friudel, es geht mir gut, und je mehr wir uns von Iscalis entfernen, desto besser", und ich nickte zufrieden.

Als Sonnwin dann vorgeschlagen hat, eine Rast zu machen, lächelte ich ihn liebevoll an: "Dagegen ist nichts einzuwenden, vorausgesetzt du nimmst mich vom Pferd runter und am Feuer erzählst du mir dann, wohin wir reiten und was du mit uns vor hast, liebster Friudel..."

Dass Bernjan unruhig wurde, merkte ich nicht.
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor): Tib. Furius Saturninus
Zitieren
 
01-21-2023, 09:30 AM,
Beitrag #3
RE: Stella & Sonnwin: Von Iscalis zu den Heiligen Quellen
Ich hob meine Stella mit beiden Händen vom Pferd und breitete meinen Mantel auf dem Boden aus, damit sie sich hinsetzen konnte. Auf einer kleinen Lichtung entzündete ich ein Feuer. Es gab nur wenig Wärme und Licht, aber ich wollte keinesfalls, dass man uns bemerkte. Ich hatte keine Angst vor den Kelten, aber Stella sah ...so römisch aus.
Im Vorratssack hatte ich Mosam in Blättern eingewickelt, was nichts anderes als Nahrung bedeutete und
ich nahm eines der grünen Päckchen  und reichte es Stella: „Versuch einmal, Fridila“, sagte ich:
„Das ist gewöhnlicher Schmalz, der mit getrockneten und gesalzenen Fleischstücken und Beeren und auch Nüssen aufgekocht, abgekühlt und wenn er fest ist, in Riegel geschnitten wird. Wenn man Mosam  in Blättern aufbewahrt, bleibt er sehr lange haltbar, und man braucht nicht viel davon, um bei Kräften zu bleiben. Löst man ihn in heißem Wasser auf, erhält man eine Art Suppe. Wir chattischen Jäger haben uns die Zubereitung v on unseren keltischen Nachbarn  abgeschaut und nennen sie Mosam, das heißt einfach nur Nahrung“
Mosam bedeutete aber auch Rettung,  denn er konnte durchaus Leben retten. Doch nach ein paar Tagen wurde sein Geschmack langweilig, und daher hoffte ich, dass wir auch anderes Essen auftreiben würden. Und durch das viele Fett war Mosam durchaus gewöhnungsbedürftig.
Wieder ein Geräusch und Bernjan schnaubte. Ich aber lachte heraus, als ich erkannte, wer sich da näherte: „Keine Sorge, Fridila, das ist weder ein Wildschwein noch ein Wolf“, fllüsterte ich Stella in ihr Ohr. Ich hatte mich neben sie gesetzt und meinen Arm um sie gelegt:
„Das ist nur der gute alte Durs“
Mein Knecht hatte uns eingeholt und er strahlte über das ganze Gesicht.
„Durs, du trampelst durch den Wald wie eine ganze Legion“, sagte ich, und ich war auch froh, ihn zu sehen.
Der starke Chatte zögerte, näher zu kommen. Stella jagte ihm Scheu ein. Er war nur ein Unfreier. Er kauerte sich außerhalb des Lichtscheins des Feuers nieder.
Dann sah er den Mosam und schüttelte missbilligend den Kopf. Auch Durs hatte nämlich Vorräte dabei. Aber im Gegensatz zu uns – ich hatte in Iscalis kein Aufsehen erregen wollen  und deshalb keinen großen Sack mitgenommen – war er im Besitz von Brot, Kuchen, Käse, Öl und gefüllten Würsten. Ja sogar einige Winteräpfel und Oliven hatte er mitgebracht.
„Das kommt bestimmt von Clara“ , sagte ich, und einen Moment lang vermisste ich meine gute Schwester so sehr.
Ich gab Stella von den Vorräten aus Durs Sack.
Nachdem wir gegessen hatten, versuchte ich, ihre Fragen zu beantworten:
„ Wir werden ein Jahr und einen Tag Iscalis fernbleiben müssen, sofern es uns nicht gelingt, deinen Vormund zuvor zu versöhnen, meine Fridila“, sprach ich, und mir kam so recht die Verrücktheit unseres Unternehmens in den Sinn:
Hier in den Bergen können wir nicht bleiben, wenn der Winter kommt. Wenn man die Hochebene überquert, liegt zwei Tagesreisen von hier ein Wald und es gibt Quellen und frisches Wasser.“, ich drückte Stella an mich:
Ich hörte, dass dort zaubermächtige keltische Priesterinnen leben. Ich weiß nicht, wie sie Fremden begegnen. Aber wir kommen nicht als römische Eroberer. Wir kommen als Liebende, die eine Zuflucht suchen. Ich hoffe sehr, dass sie uns dort unser Lager aufschlagen oder vielleicht sogar eine Hütte bauen lassen. Sind sie uns feindlich gesinnt, so müssen wir weiter“
Auch ich hatte von der Insel Mona gehört. Und auch von der Razzia beim letzten Samhainfest. Die Priesterinnen hatten also allen Grund, den Römern zu misstrauen wenn nicht gar sie zu hassen.
[Bild: 3_15_08_22_9_36_30.png]
Zitieren
 
01-23-2023, 03:00 PM,
Beitrag #4
RE: Stella & Sonnwin: Von Iscalis zu den Heiligen Quellen
Ich war immer noch etwas von den Ereignissen dieser Nacht benommen. Die Flucht war zum Glück gelungen, aber die Angst verfolgt zu werden und mich von meinem Retter wieder fortzubringen, ließ nur langsam nach. Und in diesem Zustand brauchte ich Sonnwins Zuneigung und Nähe mehr denn je. Und als er mich vom Pferd hob und seinen Mantel auf dem Boden ausbreitete, setzte ich mich darauf hin und beobachtete, wie er die Feuer machte. Dann holte Sonnwin etwas aus seinem Vorratssack und gab mir ein grünes Päckchen, das er Mosam nannte und erzählte mir ausführlich über dieses universale Produkt, ich aber zögerte noch es zu probieren... "Danke, Friudel, ich habe aber keinen Hunger, nur Durst ... Hast du auch Wasser dabei?"

Da vernahm ich ein Geräusch und auch das Pferd Bernjan schnaubte leicht. Ich schmiegte mich an meinen Retter fest, der inzwischen neben mir saß und seinen Arm um mich legte, dann lachte er und flüsterte mir ins Ohr, ich sollte keine Angst haben, es ist nur Durs, sein Knecht. Und da sah ich ihn auch, der aus der Dunkelheit plötzlich erschien und über das ganze Gesicht strahlte. Der gute Mann brachte aber ein richtiges Essen mit, vor allem die Käsebrote, mein Lieblingsessen, "Danke, Durs ...", sagte ich und lächelte ihn fröhlich an. Sonnwin vermutete, dass das alles von seiner Schwester kam und war für einen Moment in Gedanken versunken. Ich streichelte seine Hand und küsste ihn sanft auf die Wange.

Als wir gegessen hatten, erzählte mir nun Sonnwin, was uns in der nächsten Zukunft erwartet. Ich hörte ihm zu und wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte, es war einfach unfassbar, dass wir uns für ein Jahr und einen Tag in der Wildnis verstecken müssen, "Zu versöhnen? Dieser Mann hat kein Herz und ist undankbar, du musst nun dein Land und deine Schwester zurücklassen, nur weil mein Cousin sich stur stellt und nicht willens ist, einzusehen, dass wir miteinander glücklich sind und er nicht imstande ist, uns jemals zu trennen...", ich schüttelte den Kopf und schwieg einen Moment, dann schaute ich Sonnwin liebevoll an,

"Liebster Friudel, du weißt, ich gehe mit dir, wohin auch immer, auch zu keltischen Priesterinnen, und hoffe, sie werden uns helfen ...", Ich nickte bestätigend, um mir selbst Mut zu machen; dann dachte ich kurz nach, "Wenn wir den Ort finden, wo wir bleiben könnten, können wir Gerwina eine Nachricht und etwas Geld zukommen lassen, damit sie den Winter gut übersteht...", dabei zeigte ich Sonnwin meinen Lederbeutel,

"Wie du siehst, habe ich nichts mitgenommen, nur diesen Beutel voll mit Münzen gestopft und wir werden versuchen, einen Boten zu finden", dann sah ich ihn fragend an: "Was sagst du dazu,  mein Friudel?"
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor): Tib. Furius Saturninus
Zitieren
 
01-25-2023, 02:00 PM,
Beitrag #5
RE: Stella & Sonnwin: Von Iscalis zu den Heiligen Quellen
Durs erhob sich plötzlich und ging ein Lied pfeifend ein Stückchen weiter. Ich dachte, dass ihn was Menschliches plagte und achtete nicht auf ihn. An einem der Bäume blieb der große Kerl jedoch stehen und machte mir ein Zeichen. 
 Ich runzelte die Stirn. Was wollte Durs? Dann verstand ich: Der Baum, dessen Krone sich gegen den immer sich bläulicher verfärbendenen Nachthimmel abzeichnete, war doch tatsächlich ein Lindenbaum. Die ersten verschlafenen Vögel rührten sich und begannen ihr morgendliches Konzert.

"Eine Linde. Frija hat uns zu ihrem eigenen Baum geführt. ", sagte ich. Da hatte ich den Furius vergessen:
"Komm , lass uns dorthin gehen. Ich zeige dir, wie ein junger Chatte einem Mädchen gesteht, dass er sie liebt"
Ich stand auf, streckte meine Hände aus, um Stella aufzuhelfen und ging mit ihr zu der Linde hin. Sie war knorrig, aber ihre Borke seltsam glatt, und sie hatte noch nicht alle Blätter abgeworfen. Ich umfasste den Stamm und streckte die Hände aus: "Nimm meine Hände. So ist der Brauch"
Ich zog Stella heran, bis nur noch der Stamm zwischen uns war und verharrte einen Moment so, dann streckte ich den Kopf zur Seite und gab meiner Fridila einen Kuss auf den Mund. Danach ließ ich ihre Hände wieder los - nicht, ohne die Innenseite ihrer zarten Hand zuvor auch noch zu küssen, lehnte meinen Rücken gegen den Baum und umarmte Stella so, so dass unsere beiden Gestalten wie zu einer verschmolzen:
"Ach liebe Fridila, so ein familienstolzer Patrizier wie Furius Saturninus, der hat sich nun mal etwas anderes erhofft für seine Verwandte", gab ich zu bedenken: "Das ist bei unseren Sippen oft  nicht anders. Ich mag ihn nicht verurteilen, auch wenn er uns und auch Clara viel Ungemach verursacht.  Das Du Geld mitgenommen hast, war klug, und über einen Gruß wird sich Clara freuen. Aber vorläufig sparen wir dein Vermögen lieber. Denn wenn....", 
mir kam ein düsterer Gedanke, aber ich teilte ihn mit Stella, da ich Freud und Leid mit ihr teilen wollte:
"...wir weiter und weiter fliehen müssen, werden wir deine Münzen brauchen. Auf der anderen Seite der britannischen See gibt es eine Insel, die heißt Hibernia. Dort herrschen wir Römer nicht. Die Überfahrt müssten wir aber bezahlen. Doch ich hoffe nach wie vor noch, dass dein Cousin sich mit mir aussöhnt. Besonders wenn wir ihn vor vollendete Tatsachen stellen....", ich merkte nun, wie ich nervös wurde bei dem Gedanken: "...mit einem kleinen Neffen oder einer kleinen Nichte vielleicht" Nun war das Thema angesprochen, und ich hob Stellas Kinn zu mir hoch, und küsste sie sanft auf die Wange, dann streiften meine Lippen über ihre zarte Haut, bis sie die ihren fanden: "Meine schöne Fridila, ich ersehne dich so sehr", flüsterte ich und hätte sie am liebsten an mich gerissen und immer weiter geküsst. 
Durs aber, der trotz seines grobschlächtigen Äußeren erstaunlich feinfühlig sein konnte,  war nun wirklich verschwunden.
[Bild: 3_15_08_22_9_36_30.png]
Zitieren
 
01-26-2023, 05:46 PM,
Beitrag #6
RE: Stella & Sonnwin: Von Iscalis zu den Heiligen Quellen
Die Nacht neigte sich zu Ende, nach dem Essen saßen wir drei gemütlich um das Feuer und ich war fast eingeschlafen, als Sonnwin sich plötzlich erhob und sagte, "Eine Linde. Frija hat uns zu ihrem eigenen Baum geführt.". Dann hat er mir geholfen aufzustehen und führte mich zu einem bemerkenswerten Baum. Ja, es war die Linde... Erst jetzt wurde mir klar, warum Friudel so aufgeregt war. Ich lebte ja lange in Mogontiacum und wusste, dass die Germanen die Linde als der Göttin „Frija“ geweihten Baum verehrten, der Göttin der Liebe. Sonnwin umfasste den Stamm und streckte die Hände aus, ich nahm seine Hände in meine und so umarmten wir die Linde, die so herrlich duftete. Augenblicklich erfasste mich ein unglaubliches Gefühl der Verbundenheit mit diesem Baum und mit meinem Friudel. Ich lächelte glücklich in mich hinein und bekam gleich einen Kuss auf den Mund von meinem Sonnwin, den ich auch mit Freude erwiderte. Als er aber meine Hände küsste, bekam ich leichte, aber angenehme Gänsehaut. Mein Retter lehnte sich inzwischen gegen den Baum und umarmte mich innig. Dann ging es wieder um den lieben Cousin, Sonnwin versuchte sein Benehmen zu begründen, aber in diesem Moment voller Magie wollte ich nicht darüber reden und schüttelte nur den Kopf.

"Das Geld haben wir genug, darüber werde ich dir später erzählen, wir müssen bloß aufpassen, am besten wäre es, wenn du den Beutel trägst, es ist für mich auch etwas zu schwer..., und mache dir keine Sorgen, lieber Sonnwin, vielleicht werden uns Pristerinnen zeigen, wo wir uns niederlassen könnten ... " , ich zuckte die Schultern und fügte hinzu, "Hibernia... nie gehört!"

Dann sprach Sonnwin wieder über meinen Cousin und hoffte sich mit ihn zu versöhnen, wenn wir ihm einen Neffen, oder eine Nichte präsentieren. Ich spürte, wie er dabei nervös wurde und auch ich fühlte, wie mein Gesicht und mein Hals warm wurden und ich senkte meinen Blick,

"... Aber, meinst du nicht, mein Herz, dass bevor wir Kinder in die Welt setzen, müssen wir uns trauen und segnen lassen, damit unsere Kinder Gabinier heißen, sonst werden sie illegitim". Sagte ich leise zwischen zwei Atemzügen, denn inzwischen hat mich mein Friudel geküsst und verwöhnte mich mit seinen Lippen, dann legte ich zärtlich meine Arme um seinen Hals, dabei fiel meine Stola zu Boden, und auf einmal war es mir alles egal. Seine Nähe, seine Wärme und seinen Duft berauschten mich, unsere Lippen trafen sich in einem süßen Kuss und ich sah ihn mit einem verführerischen Lächeln an, "Dann zeig es mir, wie ein junger Chatte einem Mädchen gesteht, dass er sie liebt", flüsterte ich und ließ mich von meinem wunderschönen Germanen liebkosen.

"Friudel..."
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor): Tib. Furius Saturninus
Zitieren
 
01-30-2023, 03:13 PM,
Beitrag #7
RE: Stella & Sonnwin: Von Iscalis zu den Heiligen Quellen
"Ich werde jedes unserer Kinder anerkennen und lieben, ganz gleich was sie sind", versprach ich. Und dann, ja dann zeigte ich Stella, was es bedeutete, wenn ein Chatte sein Mädchen liebte. Ich zeigte es meiner schönen Römerin hundert, ja tausend Mal, wenn man die Küsse mitzählte, und die lieben Worte und all die Liebkosungen. 
Das Feuer brannte herunter. Der Jäger Orion am Himmel verblasste, und eine dunstige Sonne schob sich über den Horizont. Wir schliefen eine Weilchen - ich hielt Stella im Arm- , und wir erwachten erst, als die Sonne dann auch schon hoch am Himmel stand. Der Morgendunst hatte sich verzogen; die Luft war hell und klar.
 Der gute Durs war noch nicht zurück gekehrt, doch ich war mir sicher, dass er in Rufweite geblieben war.
Ich nahm den Trinkbeutel und holte Wasser aus einem nahgelegenen Rinnsal; dann ging ich in die Hocke und betrachtete meine schlafende Stella:
"Guten Morgen", sagte ich leise. Dann dachte ich an das, was mir Stella gestern gesagt hatte. Ich wusste natürlich, dass sie wohlhabend war. Aber wie wohlhabend wusste ich nicht. Es war mir  auch gleich, aber es machte mir Sorgen. Eine reiche Römerin würde Begehrlichkeiten wecken, wenn jemand auch nur ahnte, wer und was sie war. 
Ich umwickelte den Geldsack mit meiner Decke, damit seine Existenz nicht durch das Klimpern verraten wurde, und befestigte ihn an Bernjans Sattel. Da schob sich das Gesicht Durs durch die Blätter, und er grinste und nickte.
Der lieben Gerwina war es gedankt, dass der Vorratssack noch gefüllt war, denn ich hatte einen Bärenhunger. Zumindest die nächsten Tage waren wir nicht auf Mosam angewiesen.

"Wir brechen in der Abenddämmerung auf", sagte ich. So taten wir es. Bernjan sah wie ein Luchs im Dunkeln, doch ich musste ihn führen, denn wir hielten uns fernab der befestigten Straßen. Manchmal mussten wir einen großen Umweg gehen, manchmal gelang es uns, mit unserer Axt einen Weg zu bahnen. Stella saß auf Bernjans Rücken, aber auch sie musste absteigen, wenn es durch das Dickicht ging, damit ihr keine Äste und Zweige ins Gesicht schlugen. So waren wir zwei Nächte unterwegs, und tagsüber ruhten wir.
Erst ab der dritten Nacht, als wir schon weit von Iscalis entfernt waren, wagten wir uns auf einen begangenen Pfad. Ab da ging es schneller vorwärts. Wir mussten in der Nähe der Heiligen Quellen sein.
[Bild: 3_15_08_22_9_36_30.png]
Zitieren
 
01-31-2023, 11:26 PM,
Beitrag #8
RE: Stella & Sonnwin: Von Iscalis zu den Heiligen Quellen
Mit großer Genugtuung hörte ich, wie Sonnwin sagte, er würde unsere Kinder anerkennen und lieben und ich schaute zu ihm hoch, "Ich weiß, mein Friudel", und ich legte meinen Kopf an seine Brust. Es ging so viel Wärme von ihm aus, ich fühlte den Schlag seines Herzes und spürte, wie mein Herz mit seinem synchron schlug. Ich spielte mit seinem Haar, das ich so liebte, küsste sanft seine Augen und seinen Mund. Meine Hände wanderten zärtlich über seinen Rücken, während mein Germane mir zeigte, wie ein Chatte sein Mädchen liebte, und ich genoss seine Küsse und Liebkosungen. "Meine Sonne...". Und die Welt da draußen wurde für eine Weile vergessen...

Inzwischen aber wurde der Himmel heller und das Feuer brannte herunter. Ich bin dann in seinen Armen eingeschlafen und wurde erst wach, als ich Sonnwins Stimme vernahm, ich machte die Augen auf und lächelte ihn lieb an, "Guten Morgen...".

Es war ein wunderschöner Tag, sonnig und lichtdurchflutet, aber auch kalt. Ich zog meine Stola an und sah den Trinkbeutel. "Hast du das Wasser schon mitgebracht?... Das ich schön, ich muss mich etwas frisch machen", was ich auch demnächst tat. Und bevor Sonnwin den Geldbeutel an Bernjans Sattel befestigte, nahm ich daraus meinen Kamm.

Nach dem kleinen Frühstück von dem Vorratssack, der Gerwina für uns gemacht hat, sagte ich anerkennend, "Deine liebe Schwester hat aber an alles gedacht", und bat danach Sonnwin um einen Gefallen: "Friudel, kannst du mir bitte meine Haare richtig kämmen, damit die nicht verknoten... Denn alleine kann ich es nicht." Ich seufzte und dachte an Sylvana, die mein langes Haar ordentlich pflegte.

In der Abenddämmerung ging dann unsere Reise weiter. Da wir auf der Flucht waren, waren wir nur nachts unterwegs und dürften uns nicht auf befestigten Straßen fortbewegen. Auch müssten wir Umwege machen. Und mein Retter war unser Führer, der uns durch Wildnis geschickt manövrierte. Ich saß auf Bernjans Rücken, musste aber dann ab und zu absteigen, wenn es durch Dickicht und Gestrüpp ging.

Dann, in der dritten Nacht unserer mühsamen, aber auch schicksalhaften Reise, haben wir uns schon so weit von Iscalis entfernt, dass wir uns endlich einen Weg nehmen konnten, der uns zur Heiligen Quelle führte.
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor): Tib. Furius Saturninus
Zitieren
 
02-02-2023, 10:31 PM,
Beitrag #9
RE: Stella & Sonnwin: Von Iscalis zu den Heiligen Quellen
Ich lachte leise und zärtlich in mich hinein und nahm meinen eigenen Kamm, um Stellas dunkle Flechten zu kämmen. Ich fing bei den Spitzen an und kämmte langsam Strähne für Strähne nach oben  durch; wie schwarze Seide lagen sie in meiner Hand und ich küsste jede einzelne und sagte: "Ein wenig mehr und du würdest Funken sprühen wie eine schwarze Katze", dann war meine Fridila wieder hergerichtet.  Wie gerne hätte ich mich von ihr kämmen lassen, aber wir mussten aufbrechen. Ich fürchtete Verfolgung. Doch ich hoffte, dass wir zur Ruhe kommen konnten und einen Ort finden würden, an dem wir einfach nur glücklich sein konnten. >>>
[Bild: 3_15_08_22_9_36_30.png]
Zitieren
 


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste