03-20-2024, 01:29 PM,
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Dierna
Junge Priesterin
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RE: Brigids Quelle
Ich hatte unwillkürlich den Atem angehalten, als Rhian anfing die Bilder zu beschreiben, die sie sah. Nicht Orte oder Ereignisse, aber Personen sah die junge Novizin bei ihrem ersten Wassersehen. Sehr interessant. Meistens waren die Wasser nicht so klar und nicht jedem gelang es direkt beim ersten Mal auch überhaupt Bilder zu sehen, was dafür sprach, dass das Mädchen ein starkes Talent hatte. Ich war alles in allem sehr zufrieden, auch wenn Rhian elend aussah. Das arme Ding.
Der Raubvogelschrei hatte nicht nur mich erschreckt, sondern auch Rhian vollends aus der Vision geworfen. Ob sich irgendwann offenbaren würde, wer diese Personen waren, die die Novizin gesehen hatte? Leider sandte die Göttin nicht immer auch gleich die Antworten auf Fragen mit, dachte ich seufzend. "Folge meiner Stimme, Rhian von Mona. Die Nebel sind niemals dicht genug, damit du deinen Weg verlierst. Die Göttin leuchtet dir den Weg, wie die Sterne und der Vollmond am Nachthimmel. Kehre nun zurück zu mir und in das Hier und Jetzt."
Ich hielt das Mädchen fest, damit es aus seiner Trance aufwachte und nicht umfiel. Auch wenn sie sich vielleicht nicht an die Worte erinnern konnte, so würde ich diese in meinem Gedächtnis für sie aufbewahren. Das sanfte Glühen war mir nicht entgangen, der sich wie der Glanz der Priesterin um Rhian gelegt hatte. Sie musste wirklich von der Göttin gesegnet sein, wenn es ihr so leicht fiel diese Gaben unbewusst einzusetzen.
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03-23-2024, 11:37 AM,
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Dierna
Junge Priesterin
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RE: Brigids Quelle
Ich hielt Rhian fest, die immer noch halb in der Trance gefangen von einem rothaarigen Mann mit Spangen sprach und dass die Göttin bei ihr war. Der Zustand des Mädchens war nicht ungewöhnlich und ich hatte dies schon in der Vergangenheit gesehen und auch selbst erlebt. Die Orientierungslosigkeit würde in einigen Minuten vorbeigehen.
Ich lächelte nur bei Rhians Worten, die noch ein wenig brauchen würde, um vollends wieder im Hier und Jetzt anzukommen. "Schau zu den herrlich weißen Wolken am Himmel und atme tief durch. Konzentriere dich auf deine Atmung und das Gefühl der festen Erde unter dir." Tiefe Atemzüge halfen die Wirkung des Kräutertranks abzuschütteln. "Und wenn du wieder tief in der Erde verwurzelt bist, versuche aufzustehen, Rhian."
Ich erhob mich selbst, blieb aber direkt hinter Rhian stehen, falls sie doch noch schwindelig war und nicht sicher auf den Beinen war. "Sobald wir in meiner Hütte im Warmen sind, werden wir deine Vision besprechen. Alles wird gut." Die Worte sollten beruhigend und leitend sein und so übte ich mich in Geduld, bis Rhian bereit war das Wasser zu verlassen.
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03-23-2024, 02:13 PM,
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Rhian
» N o v i z i n der Göttin
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RE: Brigids Quelle
Den Griff der Priesterin spürte Rhian zwar, jedoch hatte sie den Eindruck als wäre sie lediglich körperlich anwesend. Ihr Geist jedoch schwebte über ihrem Körper. Der Eindruck eben jener Vision war besonders heftig gewesen. Zumindest für die junge Rhian, deren Geist große Mühe hatte in das Hier und Jetzt zurück zu kehren. Der Göttin sei gedankt weilte Dierna an ihrer Seite, so dass sich Rhian an ihrer Stimme orientieren konnte, um den Weg zurück zu finden. Wie Perlen einer Kette wirkte Diernas Stimme, an der sich Rhian entlang hangelte, um nicht in ihrer Vision gefangen zu bleiben.
Wie angewiesen hob Rhian im nächsten Augenblick ihren Kopf und richtete ihren Blick auf die vorüber ziehenden Wolken. Die Wolken waren real. Diese Gebilde gehörten in das Hier und Jetzt, so wie Rhian in die Gegenwart gehörte.
“Ich spüre die feste Erde unter mir. Wie die Wurzeln tief in das Erdreich reichen.“
Murmelte die Novizin mit leiser Stimme, wobei sie ihren Kopf langsam von einer Seite auf die andere neigte und ihr Blick weiterhin den vorüberziehenden Wolken nachfolgte. Ihre Finger ließ Rhian unstet über die Grashalme gleiten. Beinahe so als wollte sie sich an diesen Grashalmen festhalten, um nicht sofort wieder in diese Anderswelt gezogen zu werden. Ein paar mal geschah dieses Phänomen, bis sich Rhian wieder so weit gesammelt hatte, dass sie einen vorsichtigen Versuch wagte um aufzustehen. Nachdem Rhians erster Versuch mit einer Landung auf dem Erdboden endete, atmete das Mädchen tief durch und stemmte sich erneut in die Höhe. Schließlich gelang es ihr einen halbwegs sicheren Stand zu finden, auch wenn ihre Knie deutlich zitterten und sie sichtlich blass geworden war.
“Meine.. meine Vision, war so.. so lebendig. Ist das ..immer so?“
Wollte Rhian von Dierna wissen, bevor sie sich nach dem Becher bückte und diesen aus dem Gras aufhob. Versonnen streichelte das Mädchen über die Gravuren am oberen Becherrand und lächelte leicht dabei.
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03-24-2024, 08:43 AM,
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Dierna
Junge Priesterin
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RE: Brigids Quelle
Ich erinnerte mich an meine erste Vision und wie danach die Welt wie neu gewirkt hatte und so schien es auch Rhian zu ergehen. Es war eine fast kindliche Neugier, die durch den Kräutertrank geweckt wurde. Beim ersten Versuch aufzustehen fiel Rhian hin, auch wenn meine Anwesenheit das Schlimmste verhinderte, aber der zweite Versuch gelang. Ich war trotzdem so stolz auf sie, dass sie die Prozedur ohne Klagen durchgezogen hatte und meine Anweisungen hoffentlich hilfreich waren. Überhaupt klagte Rhian niemals.
Nachdem Rhian dann auf den Beinen war - schwankend, aber besser als gar nicht - hakte ich sie bei mir unter, aber ich ließ ihr den Becher zum Festhalten. "Ich konnte mich nicht an meine erste Vision erinnern, aber die an die ich mich erinnern kann sind alle so real und lebendig" erklärte ich. Der Glanz der Göttin war etwas, dem man nur schwer widerstehen konnte. "Dein Körper braucht jetzt Nahrung, sonst frisst er sich selbst auf." Die Kräuter hatten Nebenwirkungen, wenn man nicht aufpasste und die galt es nicht zu unterschätzen.
Ich wartete noch ein wenig mit Rhian, die sich noch nicht ganz losreißen konnte von der Quelle und den Sinneseindrücken. Zu lange konnten wir aber nicht verweilen, da nicht nur Rhian Nahrung brauchte sondern auch mein Kind. Langsam führte ich Rhian daher zurück zu meiner Hütte, darauf bedacht, dass die junge Frau nicht stolperte oder fiel. Bestimmt waren ihre Beine immer noch wie Gummi.
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