![]() |
Zweisamkeit am Fluss - Druckversion +- Forum (https://adlerchronik.de) +-- Forum: Die Chroniken (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Provinz Britannia (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=8) +---- Forum: Iscalis (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=9) +---- Thema: Zweisamkeit am Fluss (/showthread.php?tid=978) |
Zweisamkeit am Fluss - Narcissus - 07-30-2025 Ein Picknick vorzubereiten, war nicht so leicht und schnell, wie man meinen konnte. Narcissus hatte sich die Hilfe eines jungen Burschen aus der Stadt eingekauft, der ihm die Sachen besorgt hatte, die er brauchte. Am Wegesrand an einem Baum hing nun ein rotes Band, das seinem Gast zeigen würde, wo er hin musste. Ein schmaler Pfad war zwischen die Büsche getreten und führte auf eine winzige Lichtung gleich am Fluss, der träge über ein flaches Kiesbett plätscherte. Zwischen den Bäumen konnte man noch ein paar Gebäude der Stadt erkennen, doch um sie herum war nichts als Grün und sie würden ungestört sein. Es war ein perfekter Ort, den Narcissus schon eine Weile kannte. Das Pferd stand ungestört zwischen den Bäumen, weit genug weg, um sie nicht zu behelligen. Eine große Decke lag auf dem Boden und zwei Körbe beherbergten allerhand Leckereien und Wein und noch eine Decke, falls es kühl werden würde. Sein Chiton und der Überwurf hingen auf einem Ast und seine Sandalen standen darunter. Er trug nur ein Lendentuch und würde mehr auch nicht brauchen, wenngleich er sich einen Spaß gemacht hatte und sich einen kleinen Kranz aus Zweiglein mit Beeren auf den Kopf gesetzt hatte. Er wusste, dieser kleine Ort würde seinem Furius gefallen - wenn auch nicht so sehr wie er selbst. Vielleicht hatte ja die kleine Eifersucht wegen seiner Äußerungen über Caecilius Taurus den Patrizier ja sogar etwas angeheizt, obwohl Narcissus sich erhoffte, wenigstens die Gelegenheit zu bekommen, ihn zuvor mit ein paar Trauben füttern zu können. Nah bei ihm zu liegen, in seinen Armen... Ja, Saturninus' Fehler waren dem blonden Hetären nur zu bewusst und es machte ihm Spaß, sie auszunutzen und ihn vielleicht ein wenig dafür zu strafen. Doch er schätzte Saturninus nichtsdestotrotz, verbrachte gern seine Zeit mit ihm und liebte dessen Bewunderung. Der Himmel wurde langsam dunkler, der Streifen hinter den Bäumen oranger. Der Abend kam und hoffentlich auch bald sein Saturninus. RE: Zweisamkeit am Fluss - Tiberius Furius Saturninus - 08-02-2025 Der Schwarzhaarige war stehen geblieben und sah über den Iscafluss. Zwischendurch schlug er eine Stechfliege tot, die sich an seinem Blut laben wollte. Der Mann trug eine einfache Tunika und einen blauen kurzen Umhang, als sei er ein Mann aus dem Volk, aber die dunklen, herrischen Augen, das verwöhnte Kinn passten nicht zu einem gewöhnlichen Bürger. Saturninus jedoch dachte, dass seine Verkleidung perfekt wäre. Die Abenddämmerung roch nach Sommer, und die blausamtene Dunkelheit, die von den Bergen fiel, verschluckte das nahe Städtchen. Saturninus fand das rote Band an einem Baum, zog es ab und wickelte es um seinen Arm wie einen Zauber. Er war also richtig gegangen. Ein schmaler Pfad führte zwischen Büschen auf eine winzige Lichtung gleich am Fluss, der hier sehr niedrig war. Und dort war er, Nymphus, wie ein junger Flussgott, halbnackt, dessen helle Haut glänzte, das Haar bekränzt mit Beeren und Laub. Saturninus verharrte, und dann dachte er, dass dieses schöne Bild allein für ihn bestimmt war, ihm gehörte. Er schritt auf Narcissus zu, verlangend hob er seine Hand und strich ihm zärtlich über die Wange, als berühre er etwas unendlich Kostbares: "Narcissus!", stieß er hervor: "Du verstehst es, mich immer wieder aufs Angenehmste zu überraschen!", und dann lachte er: "Ich könnte aber auch ein Schäfer oder Fischer sein, der zufällig hier vorbei kommt und einem jungen Gott begegnet. Er weiß gar nicht, was er machen soll. Nur sehnsüchtig ist er, den schönen Jüngling in seine Arme zu schließen. Und gleichzeitig scheu und schüchtern, denn er weiß ja nicht, ob der Flussgott ihn nicht bestraft, wenn er zu frech ist. Er würde sagen: Sei gegrüßt o Goldgelockter, verrate mir doch: Bist du ein Mensch oder einer der Unsterblichen?" |